Der Sündenbock als Projektionsfläche für das eigene Böse – die tiefere Ursache der deutschen Selbstverachtung

Von Jürgen Fritz, 12. Aug 2017, Titelbild: Youtube-Screenshot aus Er ist wieder da

Der Schlüsseltext aus Rolf Peter Sieferles heftig diskutiertem, boykottiertem und dennoch zum Bestseller gewordenen Buch „Finis Germania“. Tiefsinnig und auf sehr hohem Abstraktionsniveau. Nicht für jedermann geeignet.

Vorbemerkung

Der folgende Text beschreibt nicht mein eigenes Denken und auch nicht das von Rolf Peter Sieferle, dem Autor von Finis Germania. Beschrieben wird vielmehr, wie ein Großteil der Deutschen und auch der Europäer „denkt“ respektive dies eben gerade nicht tut, was hinter dieser Weltsicht steckt und wo sie herkommt. Es handelt sich also nicht um eine Deskription der Welt selbst, mithin das eigene Weltbild des Autors, als vielmehr die Deskription des Weltbildes eines großen, ja des noch immer bestimmenden Teils der Deutschen (und Westeuropäer). Ich selbst teile Sieferles Deskription der Weltsicht der Vielen nahezu vollständig, halte sie für sehr tiefsinnig und zugleich für grandios. Daher soll sie hier wiedergegeben werden.

Eines der letzten großen Tabus

„Es gibt noch Mythen und es gibt noch Tabus.“ Mit diesen Worten beginnt Rolf Peter Sieferle einen der wichtigsten, ja vielleicht den Schlüsseltext seines posthum erschienenen Büchleins Finis Germaniawelcher mit Der ewige Nazi überschrieben ist. Nacktheit und Sexualpraktiken, so Sieferle, gehörten nicht mehr zu den Tabus, ebenso wenig die Blasphemie. Sofern Letztere sich auf den Juden- oder Christengott bezieht oder sogar „nur“ auf die Götter der Hindus, der alten Griechen und Römer etc., möchte ich ergänzen. Bezieht sich die „Blasphemie“ auf den der Araber respektive der Mohammedaner (Muslime), auf Allah, sieht die Sache deutlich anders aus. Warum dem so ist, wäre Stoff für eine eigene Abhandlung. Die jüdischen und christlichen Götter jedoch (es sind verschiedene!), auf welche Sieferle sich hier primär bezieht, dürfen in der Tat beliebig gelästert werden, ohne dass dies großartige Konsequenzen hätte. Gleichwohl gebe es bei uns mindestens ein Tabu, welches unverrückbar stehe: der Antisemitismus.

Kritik an den Amis (sehr beliebt), den Russen, den Reichen (ebenfalls sehr beliebt), der Industrie, den Gewerkschaften, den Intellektuellen, den Männern, den Politikern, den Deutschen sei stets wohlfeil und in beliebiger Schärfe formulierbar. Kritik an den Juden jedoch müsse auf die sorgfältigste Weise in die Versicherung eingepackt werden, es handle sich dabei keinesfalls um Antisemitismus, so Sieferle. Und ich ergänze wieder: Kritik am Islam und seinen Anhängern ist noch viel weniger möglich, ist inzwischen ein noch viel größeres Tabu. Doch bleiben wir bei Sieferles Gedankengang. Der Grund für das Antisemitismus-Tabu liege auf der Hand. Unsere durch und durch rationalisierte Welt habe einen letzten Mythos, der nicht angetastet werden dürfe: den Nationalsozialismus, genauer Auschwitz. Doch was ist ein Mythos?

Mythos und Schuld

Ein Mythos, macht Sieferle klar, ist eine „Wahrheit“, die jenseits der Diskussion steht. Der Mythos brauche sich nicht zu rechtfertigen. Im Gegenteil: Er dürfe gar nicht nach einer Rechtfertigung befragt werden. Bereits die Spur des Zweifels, die schon in einer Relativierung läge, stellte einen Verstoß gegen das dar, was den Mythos schützt und sich vor ihn stellt, das Tabu. Auschwitz müsse unvergleichlich bleiben. Denn sobald man sich auf Aufklärung und den historischen Vergleich überhaupt auch nur einlasse, sei die Unvergleichlichkeit schnell dahin. Daher dürfe man gar nicht erst beginnen zu vergleichen. Daher das Tabu. Auschwitz müsse, so der Konsens derer, die alles bestimmen und dominieren, der Inbegriff einer singulären und untilgbaren Schuld sein und bleiben. Was aber bedeutet Schuld, fragt Sieferle?

Schuld bedeute zunächst einmal Verursachung. Man könne nur an etwas schuld sein, was man auch selbst verursacht habe. Aber Schuld sei mehr als nur eine Verursachung. Es müsse noch etwas hinzukommen, um von Schuld sprechen zu können. Eine Verunreinigung, eine Befleckung des Rechts, die normalerweise durch reinigende Rituale beseitigt, zumindest aber gemildert werden könne. Der Verbrecher habe die Rechtsgemeinschaft beschmutzt. Die Säuberung geschieht durch seine Bestrafung, so Sieferle.

Ist die Schuld sehr groß, helfe nur noch die restlose Austilgung des Beschmutzers. Dieser werde den Elementen zurückgegeben: dem Feuer, das ihn verbrenne, dem Wasser, das ihn ertränke, der Luft, in der man ihn erhängt, und der Erde, welche ihn schließlich bedeckt. Es bereite den Menschen Unbehagen, in derselben Welt zu leben wie der Verbrecher, der Verschmutzer. Daher müsse er verschwinden, damit die Menschheit vom Anblick seiner Verworfenheit befreit werde. Seine schiere Existenz sei für die anderen unerträglich.

Der Sinn der Kollektivschuld

Aber es gebe nicht nur die individuelle Schuld des Verbrechers, sondern auch noch etwas anderes, wie Sieferle verdeutlicht: die Kollektivschuld seiner Sippe, seines Stammes, seiner Nation. Bei der Kollektivschuld gebe es aber keine eindeutige Zurechnung von Tat und Täter. Deswegen könne die Schuld auch nicht per Eliminierung des Verbrechers getilgt werden. Das soll sie aber auch gar nicht. Denn der Sinn der Kollektivschuld sei ein ganz anderer. Sie soll nicht aus der Welt geschafft werden, im Gegenteil: die Welt brauche die Kollektivschuld. Inwiefern?

Bei der Kollektivschuld handele es sich um eine solche von metaphysischen Ausmaßen, die alles übersteige. Um diese Figur zu verstehen, müssen wir auf einen anderen, einen archaischen Mythos zurückgreifen, auf den Sieferle umsichtig rekurriert: den Mythos von der Erbsünde. Adam und Eva, „die ersten Menschen“, haben sich an Gott versündigt, weil sie sein Gebot brachen, auf keinen Fall vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu kosten. Damit aber verdarben sie das gesamte aus ihnen entspringende Menschengeschlecht für alle Zeit. So das mythische Denken.

Nebenbemerkung von mir: Dieser Mythos von der Erbsünde, der auf Paulus zurückgeht und den es in dieser Form weder im Judentum noch im Islam gibt, kann in seiner Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. In ihm kommt etwas Essenzielles der menschlichen Natur zum Ausdruck, die natürliche Anlage zum Bösen, die in jedem Menschen, in jedem Kind von Anfang an drin steckt und die zur conditio humana gehört. Der natürlichen Anlage zum Bösen steht zugleich aber etwas anderes gegenüber: der Sinn für das Gute, das Gefühl und die Anlage zur Moral und sogar noch mehr als das: die Empfänglichkeit und Offenheit zur Moralität, zur Ethik, der Reflexion und Legitimation von Moral. Diese zwei Pole in unserem Innern, der Hang zur Verkommenheit und das Gefühl und die Sehnsucht nach dem Guten, machen uns zu innerlich zutiefst zerrissenen Geschöpfen. Genau dies macht unser Wesen mit aus und bildet zugleich die Folie, vor der alle Ausführungen Sieferles ihre Tiefendimension finden. Doch zurück zu diesem.

Schuld, Buße, Gnade und Liebe gehören ursprünglich zusammen

Der Schuld, die Adam und Eva auf sich luden, werde, wie Sieferle herausarbeitet, durch etwas anderes aufgefangen: von der Gnade Gottes. Der Mensch stürze, aber er stürze nicht in den bodenlosen Abgrund der völligen Verkommenheit. Er werde gehalten. Dabei sei die Größe der Schuld des Menschen notwendig, um die Größe der Gnade Gottes herauszustellen, der hierzu des sündigen Menschen bedürfe. Schuld, Buße, Gnade und Liebe seien daher von Anfang an untrennbar verbunden.

Mit „Auschwitz“ hätten die Deutschen nach der gängigen Vorstellung eine Kollektivschuld auf sich geladen. Auch hier werde zur permanenten Buße aufgerufen. Dem Deutschen werde es nicht gestattet, nicht Buße tun zu wollen, für das, was seine Vorfahren taten. Er werde zur Buße verpflichtet. Doch in dieser säkularisierten Form der Erbsünde fehle etwas, was der christliche Mythos untrennbar mit Schuld und Buße verband, macht Sieferle deutlich: die Gnade. Und die Liebe. Der christliche Gott hörte in all seinem Zorn, in all seiner Enttäuschung, in all seiner Wut dennoch nicht auf, seine Kinder zu lieben und ließ ihnen trotz harter Strafe, der Vertreibung aus dem Paradies, Gnade zuteil werden. Der Deutsche aber, der mit der Kollektivschuld belastet sei, könne Buße tun, wie er will, ihm werde solches niemals zuteil.

Die Rolle des Teuflischen wird neu besetzt

Daher ähnelt der Deutsche nach Sieferle nicht dem Menschen, dessen Schuld durch die Liebe Gottes zumindest kompensiert werde, sondern einer anderen Gestalt: dem Teufel. Dem gestürzten Engel, dessen Schuld niemals vergeben werden könne, der für alle Zeiten von Gott getrennt sei.

Natürlich komme auch dem Teufel in der christlichen Lehre und im mythischen Denken eine essenzielle Rolle zu, die dann im modernen, säkularen Denken neu besetzt werden müsse. Der Satan bildet nach Sieferle die Negativfolie, welcher Gott wiederum bedürfe, um sich in seiner Güte positiv abheben zu können. Der Teufel sei die personifizierte Negativität, derer Gott gleich doppelt benötige, a) um sich von ihr abheben zu können, b) um sich von den quälenden Fragen nach der Rechtfertigung der Übel in der Welt zu entlasten.

Denn Schuld habe immer zuerst mit Verursachung zu tun, wie wir oben gesehen haben. Der Verursacher von allem aber sei der Schöpfer der Welt, so dass sich hier die Schuldfrage für alles Böse unweigerlich stelle und Gott hier der erste Adressat sei. Durch die Konstruktion des Teufels aber, könne die Schuld auf ihn umgelenkt werden. „Nicht ich bin schuld, sondern der da!“. Gott und die Welt bräuchten also den Satan. Was aber tun in einer Welt, die nicht mehr an diesen gefallenen Engel glaube?

Der Deutsche wird zum neuen Juden (Sündenbock)

Jetzt komme der Deutsche ins Spiel, mit dem diese Rolle grandios neu besetzt werden könne (JF: nicht nur in all den Hollywoodfilmen nach dem Zweiten Weltkrieg). Der Deutsche, oder zumindest der Nazi, sei nun der säkularisierte Teufel der aufgeklärten Gegenwart, die sich von den alten Mythen gelöst habe und doch nicht von ihnen loskomme. Die mündig und autonom gewordene Welt brauche den Nazi als die Negativfolie, vor der sie selbst sich überhaupt erst rechtfertigen könne. Das eigene Gut-sein werde definiert über das Bekämpfen des bösen Nazis. Der Deutsche werde, so Sieferle, zum neuen Juden. Warum zum Juden?

In der großen christlichen Erzählung gebe es nach dem Sündenfall Adam und Evas ein zweites ganz großes Menschheitsverbrechen: die Kreuzigung Christi. Dieses Verbrechen wurde zwar sogleich wieder aufgehoben durch die Auferstehung am dritten Tage und damit kam die Erlösung. Doch hatte diese Erlösung eine Voraussetzung: den Glauben. Den Glauben, dass Jeus der Sohn Gottes und unser alle Erlöser sei.

Die Juden begingen also nach christlicher Vorstellung gleich ein doppeltes Verbrechen. Erstens seien sie es gewesen, die Jesus durch die Römer hinrichten ließen, was einer unverzeihbaren Ungeheuerlichkeit gleichkam, wenngleich diese heilsgeschichtlich wiederum notwendig war – Judas und die Juden seien gebraucht worden, um die Erlösung über den Kreuzestod Jesu überhaupt zu ermöglichen. Zweitens weigerten sie sich dann aber auch noch, Jesu als Sohn Gottes sowie als den Erlöser anzuerkennen. Was für ein Ärgernis für die Christen, diese aus ihrer Sicht verbrecherische Verstocktheit der Juden! (siehe dazu meine Abhandlung: Von den Göttern zum dem einen und einzigen Gott: Die erste Wurzel des Judenhasses).

Ausgerechnet das von Gott auserwählte Volk, unter welchem der Gottessohn erschienen war, weigerte sich, das als solches zu glauben und zu bezeugen. Dies ist eine der tiefen Wurzeln des Judenhasses in der christlichen Welt. Somit waren die Juden – und ich ergänze, die zudem vor den Christen den einen und einzigen Gott hatten und von diesem als das auserwählte Volk besonders geliebt wurden, was einer Zurücksetzung aller anderen gleichkam – auserkoren, zur Verkörperung des Übels in der Welt abgestempelt zu werden. Einer der Gründe, warum Hitler und die Nazis später so leichtes Spiel hatten mit ihrem Antisemitismus, der auf sehr fruchtbaren Boden fiel.

Die Welt braucht Juden (Sündenböcke, personifizierte Teufel)

Zugleich wären die Juden, so Sieferle weiter, in ihrer bis heute andauernden hartnäckigen Weigerung, die ihnen geoffenbarte „Wahrheit“ des Christentums anzunehmen, eine Art Menetekel, an welchem die Sündhaftigkeit des Menschen sichtbar werde, der immer aufs Neue unfähig ist, von seiner Gottesferne abzulassen. (Ergänzung von mir: Ähnliches gilt in sogar noch verschärfter Form für die islamische Lehre, da die Juden den Stifter/Erfinder dieser ob seiner Unbildung bezüglich ihrer heiligen Schriften sogar verlachten. Was für eine Kränkung, die förmlich nach Rache schreit!).

Deshalb bestand nach Sieferle von christlicher Seite auch wenig Interesse daran, das Judentum insgesamt zu vernichten, denn dann wäre ja die Negativfolie, deren man benötigt, verschwunden. Die Juden seien ideal geeignet gewesen, um daran die Sündhaftigkeit des Menschen aufzuzeigen und zugleich die eigene Sündhaftigkeit zu veräußerlichen, auf die Juden zu übertragen und damit im Außen greifbar zu machen. Die Welt brauche offensichtlich Juden (Sündenböcke) oder seit Auschwitz Deutsche. Weshalb und wozu? Damit die „Guten“ sich von ihnen abheben, sich über die Abgrenzung zu ihnen definieren könnten und sich so ihrer moralischen Qualität selbst zu versichern.

Die tiefste Ursache der deutschen Selbstverachtung

Doch unterscheiden sich nach Sieferle die neuen Juden, die Deutschen, von den alten in einem wichtigen Punkt. Die Juden hätten die Deutung und Bewertung, die andere ihnen angedeihen lassen wollten, für sich selbst nicht angenommen. Die Schuld der Juden an der Kreuzigung des Messias sei von ihnen nie anerkannt worden und natürlich auch nicht die „Leugnung“, dass es sich um den Messias handelte. Anders dagegen die Deutschen. Diese seien die ersten, die ihre unauflösliche Schuld zugeben, wenngleich dies meist so geschehe, dass derjenige, welcher von der Schuld oder der „Verantwortung“ der Deutschen spreche, sich damit gleichsam von dieser reinige und diese den Verstockten zugeschoben werde, die diese nicht permanent wiederholen. Hier finden wir die tiefste Ursache der deutschen Selbstverachtung.

Die Schuld Adams und Evas wurde, wie Sieferle klar macht, heilsgeschichtlich vom Opfertod Christi aufgehoben. Dadurch konnte dem Menschen Gottes Gnade zuteil werden. Die Deutschen, die ihre gnadenlose Schuld selbst anerkennen, könnten aber, so die Vorstellung der Masse, nicht erlöst werden. Sie, so der herrschende Narrativ, könne man nicht lieben. Nicht einmal Gott. Dazu seien die Verfehlungen der Deutschen gemäß dem Auschwitzmythos zu schlimm gewesen. Denn nach diesem Mythos würden die Verbrechen der Nazis als einzigartig und unvergleichlich definiert, deren Unvergleichlichkeit vor jedem Vergleich als solche postuliert würde.

Außerdem haben die Deutschen in den Augen der vielen noch ein zweites unverzeihliches Verbrechen begangen. In der Auswahl ihrer Opfer haben sie der Welt den alten Sündenbock genommen. Seit Auschwitz taugen die Juden nicht mehr, um als die Verbrecher schlechthin abgestempelt zu werden. In dem neuen, alles beherrschenden Narrativ respektive Paradigma gebühre ihnen seither die Opferrolle schlechthin, welche viele Juden für sich selbst gar nicht annehmen wollen, was man ihnen dann auch wieder verübelt.

Wer werden die neuen Juden (Sündenböcke) sein, wenn die Deutschen verschwunden sind?

Deshalb müssten, so die Tiefenstruktur des herrschenden Narrativs, den Sieferle schonungslos und unerschrocken aufdeckt, die Deutschen von der Bildfläche der realen Geschichte vollkommen verschwinden, um so zu einem neuen Mythos werden zu können. Denn nur durch ihr Eliminieren könne in diesem primitiven Denken der hegemonialen Klasse die Schuld der Deutschen gesühnt und die Welt von ihnen befreit werden. Die Erde werde von diesem Schandfleck erst dann gereinigt sein, so die Vorstellung der Herrschenden, wenn die Deutschen zu abstrakten „Menschen“ geworden, wenn sie in einem Größeren (EU, Weltbürger, Menschheit) auf- und untergingen und somit alles Deutsche verschwände.

Doch stellte sich dann ein neues Problem, welches die, die ganz im mythischen Denken gefangen, nicht gewahr werden, wie Sieferle mit klarem Blick konstatiert. Wer sollen dann, wenn die Deutschen verschwunden sind, die neuen Juden sein für die, die geistig so arm, dass sie der Sündenböcke, der Projektionsfläche für das Böse bedürfen, um sich so selbst überhaupt erst zu definieren? (Heiko Maas: „Ich bin wegen Auschwitz in die Politik gegangen.“)

Nachbemerkungen von Jürgen Fritz

Mit ‚Auschwitz-Mythos‘ ist nicht gemeint, dass die millionenfache, unfassbar grausame Ermordung vor allem von Juden durch die Nazis in Frage gestellt wird. Gemeint ist vielmehr das Paradigma, dass dieses zutiefst verstörende Verbrechen als in der gesamten Menschheitsgeschichte absolut singulär und unvergleichlich postuliert wird und dieses Postulat nicht einmal hinterfragt werden darf. Vielleicht war dieses Verbrechen ja tatsächlich einmalig. Thomas Schmid liefert starke Argumente hierfür. Aber er postuliert die Singularität des Holocaust nicht und ruft nicht zur Sanktionierung der Hinterfragung dieser Singularität auf, sondern er argumentiert, das heißt, er prüft kritisch, ohne dass das Ergebnis schon vor der Prüfung feststünde.

AfD-ler scheinen sich in den Augen vieler immer mehr zur neuen Projektionsfläche für das Teuflische zu entwickeln, dessen diese Seelen so sehr bedürfen, um das Böse in sich nach außen übertragen zu können und sich selbst damit einem Reinigungsprozess zu unterziehen, zu dem sie anders vielleicht tatsächlich nicht fähig sind.

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30 Antworten auf „Der Sündenbock als Projektionsfläche für das eigene Böse – die tiefere Ursache der deutschen Selbstverachtung

    1. Monte Veritas

      können sie mir bitte verraten, wofür die heutigen deutschen verantwortung tragen müssen?

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      1. Hans Kolpak

        Sozialistisches Denken klammert Verantwortung aus. Diese Lügen breiteten sich seit 1918 aus. Der Nationalsozialismus ist davon genauso betroffen wie der Internationalsozialismus und der patriotische Sozialismus der AfD.

        Freiberufler, Unternehmer und Künstler werden verteufelt und ausgebeutet, während Parteien per Gesetz und Manager per Vertrag frei von Haftung sind. Ob man diese Gebilde Irrenhäuser oder Narrenschiffe nennt, bleibt sich gleich.

        Wenn jeder erwachsene Mensch seiner Verantwortung nachkommt, gibt es auch keine Konflikte, wem wieviel Geld gestohlen und wem wieviel Geld geschenkt werden soll. Ein Beispiel liefert die Ballade vom Bauern, der den Jockel ausschickt.

        Die hier zitierten und verlinkten Quellen belegen, warum ein Gebilde wie die BRD sich selbst zerstört. Deutschland hingegen wird bestehen bleiben, weil die Deutschen leben WOLLEN!

        und so weiter, und so fort ….

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  1. Pingback: Der ewige Nazi – Alternativnews

  2. Max Gasthörer

    Die ersten beiden Kommentare bestätigen also bereits die internalisierte Schuld, diese Form der Religiosität, die der Text anspricht. Spannend.
    Inhaltlich hat ja de Benoist bereits vor vielen Jahren ähnliches in seinem Totalitarismus-Buch gesagt. Dazu hat Sellner einen hörenswerten Podcast-Beitrag gemacht.

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  3. Hans Kolpak

    Der Text bietet eine ganze Reihe von Anknüpfungspunkten. Kritiker wählen lieber Angriffspunkte. Das sei ihnen gegönnt.

    Wem nützt es? Es ist zweitrangig, ob im Holocaust zehn Millionen Menschen, eine Million oder eintausend Menschen gestorben sind. Der Holocaust hat stattgefunden, auch wenn die Justiz bestätigt, dass Konzentrationslager keineswegs automatisch Vergasung bedeutet. 1933 wurden weltweit 15.315.000 Juden geschätzt und 1948 15.753.000. Entsprechend dem offiziellen dreibändigen Bericht des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, veröffentlicht 1948 in Genf, starben in deutschen Konzentrationslagern 271.304 Häftlinge. Etwa die Hälfte waren Juden. (Quelle) Juristen müssen sich keineswegs auf die Statistiken des Roten Kreuzes berufen.

    22. August 2016 | Erleben wir gerade die Auflösung des Lügenschutzgebiets Auschwitz?

    Zitat „Das Gericht urteilt über diese Aussagen unmissverständlich, dass das alles keine Holocaust-Leugnung darstellt. Dann kann es konsequenterweise überhaupt keine „Leugnung“ mehr geben, denn das Gericht verlangt keine Mindestzahl von ums Leben gekommener Juden, die man nennen müsste, um nicht zu „leugnen“. Das Oberlandesgericht hat damit der Wahrheit zu einem entscheidenden Durchbruch verholfen.“ Zitatende

    Viel aufschlussreicher ist, die Gründe für den Irrsinn und die Starrsinnigkeit von Leuten wie Horst Mahler und Konsorten aufzuzeigen. Niemand hat behauptet, es seien sechs Millionen Juden verbrannt worden. Das sind Falschmeldungen von Lügnern. Es ist daher sinnlos, diese Lügen entkräften zu wollen. Die nachgewiesenen Opferzahlen habe ich zuvor durch Links zu politisch korrekten Quellen belegt.

    Des Weiteren ist auch jeglicher Streit um die Todesart sinnlos: Vergasen, Erschießen, Verhungern, Krankmachen, Vergiften und was auch immer einem boshaften Menschen einfallen mag. Die deutsche Justiz hält daran fest, dass es nachweislich hunderttausende Tote gab, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren, auf welche Weise dies geschah. Es ist daher ebenfalls sinnlos, sich auch in diesen Aspekten festzubeißen.

    Wen interessiert es heute noch, wieviele Menschen durch unhygienische Verhältnisse dahingerafft wurden oder elendig verdursteten und verhungerten, weil die Lagerverwalter sich weigerten, die vom Internationalen Roten Kreuz beschafften Nahrungsmittelpakete zu verteilen? Es genügt ja schon, wenn Dritte die Zufahrtswege absperren, oder? Die Menschenfarm ist ein absolut dreckiges Geschäft. Doch für wen?

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    1. Jürgen Fritz

      Sie haben offensichtlich so gut wie nichts von dem Text verstanden, Hans Kolpak, und sind mit solch niederen Gedanken Welten von dem entfernt, was hier auf diesem Blog erarbeitet wird.

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  4. Sabrina

    „Die Erde wird von diesem Schandfleck erst dann gereinigt sein, wenn die Deutschen zu abstrakten „Menschen“ geworden, wenn sie in einem Größeren (EU, Weltbürger, Menschheit) auf- und untergehen und somit alles Deutsche verschwindet. Doch stellt sich dann ein neues Problem, welches die, die ganz im mythischen Denken gefangen, nicht gewahr werden. Wer sollen dann ihre neuen Juden sein?“
    ———————————————
    Vielen Dank, lieber Herr Fritz, für viele interessante Gedanken, die Sie zum Thema beleuchtet haben! Allerdings ist doch bereits jetzt absehbar, wer denn „dann ihre neuen Juden sein“ werden. Es sind dies die weißen Völker insgesamt, die ja schon jetzt zunehmend zu Feinden der Menschheit erklärt werden. Ganz beflissen-büßend geht hier Schweden von seinen Verwaltungsorganen verordnet voran, wofür man in dieser Musterdemokratie gerne auch schon mal turnusmäßig anstehende Wahlen aussetzt!

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    1. Jürgen Fritz

      Sie haben völlig Recht, liebe Sabrina. Die neuen Juden wurden längst ausgedehnt, vor allem auf den weißen Mann, den bösen Imperialisten. Aber nicht den muslimischen solchen, nein natürlich nur den europäischen.

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      1. goldsteinweb

        Herr Fritz, ich bin WIRKLICH ein Fan von Ihnen aber der Text ist dumm, nicht nur inhaltlich (worauf ich nur begrenzt eingehe), sondern strategisch. Wollen Sie JETZT, wo unsere Bürgerrechte verschwinden, wir überwacht werden, unsere Meinungsfreiheit geraubt wird, Staatstrojaner die Geräte infizieren und die Zuwanderung unsere Zukunft bedroht sich mit Holocaust-Vergleichen abschießen.

        Es ist in dem Zusammenhang egal, wie Sie es meinen, Sie machen sich kaputt. Können Sie den Text verschwinden lassen, bevor Linke darauf aufmerksam werden? Er nimmt Ihre ganze Schlagkraft, die wir alle brauchen.

        Niemand ist „die neuen Juden“ bzw Juden sind die neuen Juden. Und der israelische Jude wird auch als Imperialist beschimpft (das trifft nicht nur Europäer). Die Situation ist international sehr ähnlich und hat mit dem Holocaust nix zu tun. Die Nachfahren der Hitlergegner, deutsche und eben auch alle anderen, Engländer, Russen, Polen etc, werden auch alle als Nazis beschimpft.

        Ihr Text ist Müll. Bitte verschwinden lassen! Es kreist hier auf WordPress schon genug Antisemitismus rum. Das kann alles zum Einsturz bringen.

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  5. Sabrina

    Genau so ist es! In systemgewollt und entsprechend systemgeförderten sogenannten progressiven feministischen Kreisen wird im Zuge des „gender-mainstreaming“ die Aufweichung und eigentlich die Abschaffung der Geschlechter angestrebt.
    Die ganze inzwischen schon recht erfolgreich konstruierte Geschlechter-Feindschaft bezieht sich „selbstverständlich“ nur und ausschließlich in seiner Kampfausrichtung als gegen den weißen Mann gerichtet, der als potentieller Vergewaltiger und Kindsmißbraucher, inbesondere in herkömmlichen Kernfamilien(!) möglichst bis zur letzten (bestehenden) Familie bekämpft werden „muß“(!)
    Ich kenne aus unserem Bekanntenkreis einen Mann, der sich inzwischen weigert, in einen Fahrstuhl einzusteigen, in dem sich nur eine Frau/Frauen befindet/befinden, aus Angst vor potentiell behaupteter „Übergriffigkeit“! Wir erinnern uns ja hoffentlich auch noch alle an den Fall des Herrn Brüderle, der seinerzeit wochenlang die massenmediale Aufregung beherrschte.
    Die inzwischen alltäglich gewordenen „Beschenkungen“ durch Kulturbereicherer, „kostbarer als Gold“, werden demgegenüber selbst bei eindeutig erfolgter Vergewaltigung, z.B. wegen der „ihnen selbst widerfahrenen Traumatisierung“ noch relativierend entschuldigt.
    Diese ganze heuchlerische Unterstützung, die sehr viele Facetten und Protagonisten aufweist, ist einfach nur noch abgrundtief verkommen und widerlich!!!

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  6. Jürgen Fritz

    Auch für Sie, goldsteinweb, scheint zu gelten, dass Sie wenig bis gar nichts von diesem Text verstanden haben. Wie kommen Sie auf die Idee, das hätte auch nur im Entferntesten irgendetwas mit Antisemitismus zu tun, was ich schreibe, wenn ich darüber schreibe, wie der Hegemon tickt. Ich beschreibe und decke mit Sieferle zusammen auf, wie gedacht wird. Nicht mehr und nicht weniger.

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    1. Hans Kolpak

      goldsteinweg, um den Wahnsinn eines staatsanwaltlichen Beschlusses oder Ermittlungsverfahrens ermessen zu können, muss man ihn oder es wohl an sich selbst erleben. Es ist wirklich unglaublich, aber wahr!

      Napoleon I. (Napoleon Bonaparte) (1769-1821), Kaiser der Franzosen über die Deutschen:

      …“Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nie zu säen.

      Ich brauchte nur meine Netze auszuspannen, dann liefen sie wie ein scheues Wild hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt, und sie meinten ihre Pflicht zu tun. Törichter ist kein anderes Volk auf Erden.

      Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.“ …

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      1. goldsteinweb

        Ich bin für die Abschaffung jeglicher staatlicher Verfolgung von Meinungsäußerungen. Das beinhaltet §130 StGB. Damit stehe ich in guter jüdischer Tradition.

        Das heißt nicht, dass man alles unwidersprochen hinnimmt.

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    2. goldsteinweb

      Herr Fritz, ehrlich gesagt, muss man auch wenig bis gar nichts von dem Text verstanden zu haben, um zu sehen, dass Sie sich abschießen.

      Ich verstehe, dass Sie Jude hier nur als Menetekel für Verfolgte benutzen, aber warum schreiben Sie dann nicht einfach, dass Sie sich als Deutscher verfolgt fühlen. Gibt es Progrome gegen Deutsche? Warum benutzen Sie nicht einfach das Bild der Christenverfolgung? Schreiben Sie doch einfach, dass die nahöstliche Christenverfolgung auf Deutschland ausgeweitet wird.

      Sie zitieren Sieferle zustimmend. Ich habe angesichts der Medienberichterstattung gedacht, dass das Buch unproblematisch ist, weil die dummen Gutmenschen nicht in der Lage sind mal zu zitieren, was das Problem ist. Und ich glaub auch, dass die es gar nicht sehen, sondern nur Konservative abschießen wollen. Denen sind Juden sowas von egal.

      Welche Kritik an Deutschen wäre denn in der Schärfe so nicht auf Juden übertragbar? Gibt es da mal ein Beispiel? Liefen nicht Sitcoms und Filme, die Juden nach belieben durch den Kakao zogen im deutschen Fernsehen (Woody Alan Filme, die Nanny, Will and Grace …)?

      Mir ist auch irgendwie klar, dass ich hier einem schauderhaften Stück Psychotherapie beiwohne. Der Grund, weshalb die Nazis und der Holocaust das ultimativ Böse sind und der Maoismus nicht, ist einfach, dass man sich halt an einem Punkt, am Kriegsende des zweiten Weltkrieges, einig war. Die Verlierer räumten ein, dass Hitler Mist war und die Russen, Amis, Chinesen und alle anderen hatten auch keinen Bund mehr mir den Nazis.

      Wir reden ja auch hier von Selbsthass. Im Ausland werden die Deutschen nicht gehasst (sondern dafür kritisiert, Merkel wiederzuwählen). Gerade das ist aber das Kernstück von Sieferles Lüge. Er behauptet, dass die Deutschen international so verachtet würden wie Juden, die (qua proxy Israel) von der UN mehr Menschenrechtsverbrechen angedichtet bekommen als ganz Afrika. Sie zitieren es zustimmend.

      Dass die Eliten das Volk hassen, sehen wir woanders auch. Die Dämonisierung der US-Amerikaner durch ihre eigenen Eliten ist genauso ekelhaft und hat die gleiche Schärfe. Die Ursache ist vermutlich Langeweile. Katrin G-E mit ihrem „Menschen schenken“ und „ich freue mich darauf“ macht ja deutlich, dass sie so ein bisschen neue Musik und lecker Essen, ein wenig Urlaub, herholen will. Ein zweiter Punkt ist intellektuelle Faulheit. Alle Anschuldigungen gegen die eigene Gruppe zu akzeptieren beweist halt für manche „Moral“ und erfordert keine Recherche, was denn nun stimmt.

      Ist Ihnen auch schon mal gekommen, dass das ganze Anti-Nationalismus geschwurbel darum geht, die politische und wirtschaftliche Macht in den Händen noch weniger, auf EU-Ebene zu bündeln? Man muss ja das Deutsche zugunsten konkreter Vorteile der Eliten „überwinden“.

      Sie können nicht einfach unkritisch die Intensität der Judenverfolgung, zumal der historischen, mit was auch immer Sie heute befremdet „gleichsetzen“. Sie sind nicht die neuen Juden.

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      1. Jürgen Fritz

        Nein, es geht nicht um Verfolgung, goldsteinweb. Es geht um seelische Tiefenstrukturen. Das ist etwas anderes. Bis 1945 waren die Juden die Projektionsfläche für das Böse. Heute sind es nicht weltweit, sondern in Deutschland die Deutschen. Das ließe sich ausweiten auf die Europäer und die Nordamerikaner. Das Phänomen der Selbstverachtung haben wir auch hier: der böse weiße Mann = der Imperialist, der andere ausbeutet und unterdrückt.

        Das Grundschema ist immer das gleiche, dass das Böse auf eine Gruppe projiziert wird. Der Unterschied ist, dass die Gruppe nun die eigene ist, was zwangsläufig zur Selbstzerstörung führen muss, so dass nicht geheilt werden kann. Und dieses Grundmuster, das Böse auf eine Gruppe zu projizieren, entspringt einem primitiven Denken. Dieses primitive Denken wird hier thematisiert.

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  7. goldsteinweb

    Sehr geehrter Herr Fritz,

    Lange Rede kurzer Sinn. Ich will, dass Sie uns erhalten bleiben und keinen Ärger kriegen.

    Sie winden sich ein bisschen und haben Ihren Text oben auch (glaub ich) angepasst. Jetzt steht er nicht für Ihre Meinung und auch nicht für die von Sieferle, soll aber trotzdem was sagen. Wie auch immer.

    Sie widersprechen sich übrigens, wenn Sie oben von der Welt sprechen, die Juden und dann Deutsche als Sündenbock brauche und jetzt das auf Deutschland beschränken. Die Juden waren auch nicht bis 1945 Sündenböcke, sondern sind es bis heute.

    https://derhonigmannsagt.wordpress.com/2017/08/07/juden-erklaeren-warum-sie-millionen-von-muslimen-in-den-westen-bringen/

    Hoffen wir einfach, dass der Text keine Wellen schlägt und Sie ihn in einem unaufmerksamen Augenblick verschwinden lassen können, damit er Ihnen nicht auf die Füße fällt. Beachten Sie, dass Sie sich bei dem Thema nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, solange der Text noch irgendwo ge-cache-t ist.

    Ich bin doch auf Ihrer Seite!
    https://goldsteinweb.wordpress.com/2017/08/05/facebook-deletes-account-of-philosopher-and-blogger-jurgen-fritz/

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  8. goldsteinweb

    Sie können den Text auch so umformulieren, dass er klar die Meinung Sieferles als die seine widergibt und dann meine Kommentare dazu löschen. Sie müssen sich ja den Sieferle nicht zu eigen machen, nur um seine Meinung darzulegen.

    Da hätte ich nichts dagegen (und ich reagiere normalerweise gereizt auf Löschungen).

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    1. Jürgen Fritz

      Liebe goldsteinweb, Sie sind permanent oder immer wieder auf einer anderen Ebene. Sieferle und ich schreiben auf einer Metaebene. Wenn Sie die Ebenen nicht strikt auseinander halten, können Sie den Sinn des ganzen Textes, was dieser überhaupt darstellt, nicht erfassen. Ich gebe zu, das ist in diesem Fall schwer. Sieferle bewegt sich auf extrem hohen Abstraktionslevels. Dem werden weit über 99 Prozent nicht annähernd folgen können. Ich kann Ihnen aber versichern, wenn man es schafft, sich darauf einzulassen und mit Sieferle aufzusteigen in diese Höhen, es lohnt sich. Man erkennt dann plötzlich Dinge, die man vorher so klar nicht gesehen hat.

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      1. goldsteinweb

        Na, so hoch ist das nun auch nicht gerade. Ich muss auch ehrlich sagen, dass es nicht mal originell ist. Ich hab mir das Buch aber nicht gekauft und kann nur Ihre Betrachtung diskutieren. Allerdings habe ich den Artikel der New York Times gelesen und da kamen auch wieder so Zitate vor, die meinen Eindruck verfestigt haben.

        Wissen Sie was mir auffällt? Das keiner etwas originelles distillieren kann (also aus dem Buch). Die Punkte die ich in ihrem Text lese oder auch aus der New York Times sind mir nicht neu und ich verpasse auch mit Sicherheit keine „Ebene“ oder gar eine „Metaebene“.

        Wie so oft, ist hier eigentlich auch nicht der Intellekt, sondern die Emotion das Hindernis beim Verstehen. Ich denke, dass viele Deutsche den Text (also das Buch) schwierig finden liegt daran, dass man Gedankenmuster zwar austauscht, sich aber nicht damit emotional auseinandersetzen kann.

        Der „Mythos Holocaust“ (laut Definition von Sieferle) ist in der Tat noch ein Problem. Auf Deutsch: das Tabu. Ich glaube, Dr. Berger hat heute einen Text veröffentlicht, der die Nazikeule thematisiert. Ja, die einzige Auseinandersetzung mit der NS-Zeit findet über diese billige Instrumentalisierung statt und wie Michael Wolfensohn neulich richtig sagte, entsteht der Eindruck, dass die Leute nicht einmal wissen, wer die Nazis eigentlich waren.

        Die Schuld an diesem Nichtwissen und an der Tabuisierung wird bei den Juden gesucht. Herr Sieferle war da keine Ausnahme. In Folge seiner Veröffentlichung hörte ich öfter mal dieses, „wenn du wissen willst, wer über die herrscht, dann finde heraus, wen du nicht kritisieren darfst.“ Solange Deutschland zensiert, werden diese Verschwörungstheorien schwelen.

        Seine Analyse, dass alle einen Sündenbock bräuchten und der nun vom Judentum auf die Deutschen übergegangen sei, ist fehlerhaft. Den Amerikanern wird alles was mit Schwarzen und Indianern zu tun hat hingeknallt, den Briten und Franzosen der Kolonialismus. Und immer basiert die Keule nicht auf der eigentlichen Geschichte. Sie ist einfach sehr bequem und man beugt die Wahrheit entsprechend.

        Das Problem ist der Sozialismus, also die Bewegung.

        Der Sozialismus hat eine kulturelle Gemeinsamkeit aller Völker augenutzt: man ist sich in der Frage der Naziverdammung einig. Dieser moralische Konsens ist der einzige, den es noch gibt. Hitler hat Jesus ersetzt. Statt zu fragen, was Jesus getan hat, fragen die Menschen, was Hitler getan hat. Gleichzeitig werden sie bestraft, wenn sie „falsch“ darüber reden.

        Das verleiht eine ungeheure Macht, wenn man die einzig verbliebene moralische Instanz exklusiv für sich beansprucht. Der politische Gegner darf verachtet werden, während man sich gleichzeitig dem Vergleich erfolgreich entzieht. Es ist diese Macht, die die Nazikeule so wertvoll macht und solange wir nicht über eine Etablierung einer anderen Moral (z.B. die Werte der amerikanischen Gründerväter) einen für alle zugänglichen Bezugspunkt wiederherstellen, wird der Sozialismus siegen.

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      2. goldsteinweb

        Herr Fritz, ich versuche mal Ihnen ein wenig recht zu geben. Aber erst noch einmal die Unterschiede.

        Ich fürchte, dass ich hier ein bisschen verbohrt rüberkomme, weil ich mein Erklärungsmuster habe und das als Alternative so reindrücke.

        Zunächst noch zu ihren Ebenen. Wenn Sie darauf pochen, das alles ins äußerste Abstrakte zu ziehen, werden die Aussagen zur Banalität. Dann bleibt, dass Deutsche unterschiedslos von den Eliten bekämpft werden. Das ganze geht nach Sieferle so weit, dass es einen eliminatorischen Wunsch gäbe. Ich erkläre diesen Kulturvernichtungswillen mit dem Wunsch, die Menschen von einer totalitären Ideologie abhängig zu machen, die alle anderen Bindungen vernichten will (das ist typisch: Taliban, Nazis, Mao…). Herr Sieferle versucht es als Trauma, dass aus dem Holocaust erwuchs, zu erklären.

        Das Problem ist, dass Sieferle einfach die Widersprüche ignoriert. Deutsche werden nicht als das absolut Böse gesehen. Man beschränkt das ja ganz speziell auf Deutschen, die nicht kuschen.

        Wichtig ist in der linken Mythologie, dass die Nazis angeborene, nicht änderbare Eigenschaften für die Auswahl ihrer Opfer herangezogen haben. Damit sagen sie, dass ideologische Opfer, also Morde an Leuten, die nicht kuschen, in Ordnung sind. Das spricht für einen ideologischen Machtkampf und gegen ein Trauma.

        Und ich wiederhole noch einmal, dass das gleiche Muster international von Sieferle einfach ignoriert wird. Den Vernichtungswillen gegenüber Juden, insbesondere gegenüber Israel, gibt es weiterhin. Sie werden in der deutschsprachigen Wikipedia noch nicht einmal die jüdische Identität von Prominenten lesen können. So links sind wir bereits.

        Was nicht in ihrem Text vorkommt, aber in der New York Times stand, ist, dass Sieferle die jüdische Erinnerungskultur als Ursache für die antideutsche kulturfeindlichkeit brandmarkt. Ich zitiere Sieferle durch die Times-Übersetzung:
        “Today, the Jews, to whom God himself had promised eternity, build memorials throughout the world to their murdered coreligionists. Not only are the victims ascribed a moral superiority, the wrongdoers and their symbols are ascribed an eternal depravity.”

        Aber ich wollte Ihnen ja rechtgeben. Die Sozialisten, insbesondere die Nationalsozialisten, haben „das Kapital“ gerne als etwas jüdisches gesehen. Karl Marx, selbst ethnisch Jude, meinte, dass Juden das System aufgebaut hätten, es aber nun „Juden“ produzieren würde, die dann nicht mehr ethnisch oder religiös jüdisch sein müssen.

        Die Nazis haben die „unterdrückerische Klasse“ einfach direkt an der Ethnie festgezurrt und kein Federlesen betrieben. Diese unterdrückerische Klasse ist nun in anderen Varianten des Sozialismus-HIV, insbesondere dem Poststrukturalismus/Postmodernismus zu allen möglichen Leuten geworden, die ideologisch unzuverlässig sind und beschuldigt werden, andere (Schwule, Frauen, Muslime) zu unterdrücken. In sofern nehmen Deutsche, die die Kulturvernichtung kritisch sehen, den Platz von Juden in der sozialistischen Ersatzreligion ein.

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