Warum gibt es in Japan, Ungarn und Tschechien so wenig Terroranschläge?

Von Laila Mirzo, Mo. 4. Dez 2017, Titelbild: Pixabay, CC0 Creative Commons

Der Krieg ist zu uns gekommen, ob wir das wollten oder nicht. Dieser Krieg kennt keine Fronten, er gilt uns allen. Doch wir haben ihn hereingelassen, macht Laila Mirzo in ihrem schon über 250.000 mal gelesenen Essay deutlich.

Der Krieg ist zu uns gekommen – er kämpft gegen uns alle

„Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.“ Mit diesem Satz versuchten meine Eltern mir zu erklären, dass es immer eine Wahl gibt – selbst im Krieg. Man könne sich dem willkürlichen Morden entziehen, desertieren, sich verstecken, so tun, als ob es einen nichts anginge und dann würden „die da oben“ schon sehen, dass das Volk nicht mitspielt. Passiver Widerstand als stummer Schrei des pazifistischen Traums. Doch der Slogan hat noch einen weniger häufig genannten zweiten Teil: „…Dann kommt der Krieg zu euch!“

Der Krieg ist zu uns gekommen. Wir haben ihn nicht eingeladen, aber das ist ihm Schnuppe. Er kommt in unser Konzerte, er fährt mit uns in der U-Bahn oder kreuzt ungebeten auf dem Weihnachtsmarkt auf. Er kommt und bringt den Tod in Manchester, in Berlin, in Jerusalem.

Dieser Krieg kennt keine Fronten. Er ist da, mitten unter uns. Dieser Krieg kämpft nicht gegen Soldaten, dieser Krieg kämpft gegen uns alle. Gegen Männer, gegen Frauen und gegen Kinder, gegen jeden, der sich nicht seinem Dogma unterwirft. Er rekrutiert seine Kämpfer mit ihrer Geburt. Manche folgen ihm blind, andere kappen die Nabelschnur und ernennen den Logos zur Maxime ihres Tuns. Wann gab es eine formelle Kriegserklärung? Haben wir da etwas übersehen während wir „Nie wieder Krieg!“ geschrien haben?

Wann wurde die Kriegserklärung ausgesprochen?

Die Kriegserklärung wurde vor 1.400 Jahren ausgesprochen und richtet sich gegen alle, die sich nicht unterwerfen. Es geht um alles oder nichts! Wir können diesen Konflikt vielleicht kurzfristig ignorieren und ausblenden, einfach keine Nachrichten schauen, keine Zeitung lesen oder Gespräche über Politik und Religion vermeiden. Wir können uns in unserem Alles-ist-gut-Kokon einspinnen oder den Kopf einziehen, in der Hoffnung, dass sich der Sturm legen möge. Die Geschichte hat uns aber gelehrt, dass diese Ideologie diese Taktik ebenfalls beherrscht. Sie ist einmal laut, einmal leise, sie taktiert und berechnet. Sie macht sich die Demokratie und die Religionsfreiheit zum Instrument, um eben diese Prinzipien der Aufklärung später mit chirurgischer Präzision Stück für Stück zu entfernen.

Diese Ideologie, die Menschen in zwei Klassen teilt, in Gläubige und Ungläubige, diese Ideologie der Apartheid akzeptiert keine Vielfalt, toleriert keine friedliche Koexistenz. Sie erhebt den absoluten Anspruch auf Religion, Moral und Wissenschaft. Und reicht dazu nicht die Scharade in den Disziplinen eines Rechtsstaates, greift diese Ideologie zum Schwert. Ein LKW oder ein PKW wird zur Waffe. Schläfer eines kollektiven Bewusstseins erwachen und greifen zum Messer. Dann wird der Krieg an jede Haustüre klopfen und Gefolgschaft einfordern.

Wie tolerant und friedlich ist diese Weltanschauung?

An unzähligen Fahnenmasten von Jerusalem bis Stockholm flattert der Trauerflor, schwarz und mahnend. Doch inmitten dieses globalen Schlachtfelds gibt es sie noch, die Refugien des gesellschaftlichen Friedens. Länder, die vom Terror und von der Gewalt relativ verschont geblieben sind. Das mag zum einen daran liegen, dass sie geographisch isoliert sind, zum anderen aber liegt es definitiv an ihrer Einwanderungspolitik und der von der Gesellschaft getragenen Haltung gegenüber faschistoidem Gedankengut. Diese Länder verwehren sich gegen den massenhaften Import eines ideologisierten Weltbildes. Diese Gesellschaften verwehren und wehren sich gegen eine Religion mit politischem Hoheitsanspruch. Sie sind sich des Prinzips „cuius regio, eius religio“ bewusst. Die verantwortlichen Politiker wissen um die Fragilität des gesellschaftlichen Friedens. Das Gleichgewicht der Kräfte kann durch äußere und innere Konflikte kippen. Die unkontrollierte Migration aus vorwiegend islamischen Ländern mit juden- und frauenfeindlicher Gesinnungshaltung ist ein Lackmustest für die sogenannte „freie Welt“.

Das Selbstverständnis von der Gleichberechtigung von Mann und Frau oder das hohe Gut der Religionsfreiheit wird durch den Hegemonialanspruch des Islams in Frage gestellt. Wie tolerant der Islam gegenüber Andersgläubigen ist, demonstriert er tagtäglich in den Ländern, in denen er bereits jetzt Staatsdoktrin ist. Seine Haltung gegenüber Homosexuellen kann man bei den öffentlichen Hinrichtungen ermessen. Sein Umgang mit Apostaten, Reformern und Kritikern spricht für sich. Auch in den Ländern, in denen der Islam eine relativ junge Geschichte hat, zeichnet sich die Entwicklung der Gesellschaft nicht etwa durch Friedfertigkeit aus, ganz im Gegenteil: In ehemals buddhistischen und hinduistischen Ländern wie Indonesien, Malaysia oder den Philippinen zeigt sich exponentiell, wie die Islamisierung Hand in Hand mit dem Abbau fundamentaler Menschenreche einherschreitet. Von der weiblichen Genitalverstümmelung bis hin zur lokalen Einführung von Scharia-Gerichten manifestiert sich die Agenda des Islam.

Wie machen es Tschechien, Polen und Ungarn?

So mag es wenig verwundern, dass einige Nationen alles daransetzen, den inneren Frieden zu wahren und eine restriktive Migrationspolitik fahren. Darunter auch Polen, Tschechien und Ungarn. Der tschechische Innenminister Milan Chovanec spricht seinem Volk aus der Seele: „Die Einwanderungspolitik in Europa ist falsch. Jetzt bedroht der Islam unsere nationalen Interessen. Man muss die Zuwanderung stoppen. Wir wollen keine radikalen Muslime in Tschechien.“ Auch Polen schaut skeptisch auf die deutsche Flüchtlingspolitik. Der polnische Journalist Stanislaw Januszewski schreibt etwa, es sei schwer „diesen selbstmörderischen Trieb Deutschlands“ ruhig zu kommentieren. Angela Merkels Politik der offenen Tür sei eine Gefahr für Europa, so der Tenor aus Warschau.

In Polen leben Schätzungen zufolge 30.000 Muslime, das macht etwa 0,1 Prozent vom Bevölkerungsanteil aus. In Tschechien und der Slowakei sind es auch nicht mehr als 0,2 Prozent. Im Vergleich dazu sind es in Deutschland, Großbritannien oder Schweden zwischen 4 und 5 Prozent (inzwischen vielleicht schon mehr). In Frankreich, dem Land mit der höchsten Schlagzahl islamistischer Terrorakte, liegt der Anteil der Muslime sogar bei 8 Prozent.

Japanische Sicherheitskräfte üben für Notfälle nach Erdbeben, nicht für Terroranschläge

Aber schauen wir doch in den Fernen Osten, nach Japan. Das Land der aufgehenden Sonne scheint unter einer Glasglocke zu sein, keine Anschläge, keine sexuellen Übergriffe durch Migranten, keine Angst vor Terror und Gewalt. Das mag an der strengen Einwanderungspolitik liegen: 2014 haben rund 5.600 Menschen um Asyl angesucht, aber nur 11 wurden akzeptiert. Was nicht heißt, dass Japan sich vom Schicksal der Flüchtenden abwendet. Japan gehört zu den wichtigsten Geldgebern des UNHCR.

Der Inselstaat ist seit jeher sehr um seine ethnische Homogenität bemüht und gewährt muslimischen Einwanderern selten unbefristeten Aufenthalt oder gar die Staatsbürgerschaft. Der Großteil der in Japan lebende Muslime sind Mitarbeiter ausländischer Firmen, Gastarbeiter, aber kaum japanische Konvertiten. Die japanische Gesellschaft scheint nicht die gleiche blinde Empathie gegenüber dem Fremden zu haben, wie die Menschen in Deutschland, Frankreich, Belgien, Schweden oder Großbritannien. Auch muss sich Tokyo nicht mit Problemen einer Parallelgesellschaft, wie es sie in Malmö, Berlin-Neukölln oder in Birmingham gibt, auseinandersetzen. Die japanischen Sicherheitskräfte üben für Notfälle nach Erdbeben und Tsunamis und nicht für Anschlagsszenarien – warum wohl?

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Dieser Artikel erschien zuerst in der Jüdischen Rundschau, wurde dort bereits weit über 250.000 mal gelesen. Er erscheint hier mit freundlicher Genehmigung der JR und der Autorin.

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Zur Autorin: Laila Katharina Mirzo wurde 1978 in Damaskus geboren. 1989 aus politischen Gründen mit der Mutter zurück nach Deutschland gekommen, lebt sie seit 2002 in Österreich. Sie arbeitet als Journalistin, Referentin und Trainerin für interkulturelle Kompetenz.

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14 Antworten auf „Warum gibt es in Japan, Ungarn und Tschechien so wenig Terroranschläge?

  1. Tanzender Berg

    Sehr guter Artikel. Im übrigen:“In Polen leben Schätzungen zufolge 30.000 Muslime.“ So hat es bei uns auch angefangen. Das sind genau 30.000 zu viel. Ein Bekannter hat mir kürzlich erzählt, daß überall in Japan Kopftuchfrauen herumlaufen. Nicht viele, aber immerhin. Vor 20 Jahren habe ich noch keine einzige dort gesehen. Das ist sehr besorgniserregend und muß unbedingt gestoppt werden.

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  4. maja1112

    Ihr noch moslemfreie Länder wehret den Anfängen. Um die Sitten und Kultur eines Landes
    zu erhalten, gibt es nur eine Lösung. Alle Ausländer, die sich nicht integrieren möchten, auszuweisen. Wobei die Moslems die größten Probleme bereiten. Es gibt keine andere Möglichkeit, als diesen nicht reformierbaren Islam auf allen Ebenen zurückzudrängen, wenn wie als Volk und als Christen überleben wollen.

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  5. Charly

    Psychologie der Macht!
    Es gibt viele Formen, Macht über andere Menschen auszuüben. In jedem Fall dient sie dazu, den Willen anderer zu unterdrücken oder zu überwältigen, sie dem eigenen Willen zu unterwerfen und ihre Freiheit damit auszuschalten. Die primitivste Form der Macht wird durch die größere physische Stärke ausgeübt, wie sie im Tierreich dominiert. Der dem Tierreich scheinbar entwachsene Mensch verstärkt sie mit Hilfe seines verschlagenen Verstandes noch durch physische Waffen. Oft genügt es schon, ihren schrecklichen Einsatz anzudrohen, um die zu Beherrschenden gefügig zu machen, sie entweder zu murrenden Gefolgsleuten oder devoten Sklaven zu erniedrigen. Oder eben es kommt zum Kampf bzw. zum Krieg.

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    1. widp.info

      Nicht ganz. Die Natur hat Verteidungsmuster in Form von Stacheln und Panzer oder Tarnfarbe und schiere Größe entwickelt, aber nie die Fressordnung abgeschafft. Die primitivste Form der Macht wird durch die größere Stärke ausgeübt, aber nicht primitiv sondern hochspezialisiert. Selbst Pflanzen haben Mittel, Konkurrenz zu bekämpfen und Fressern zu schaden. Alles befindet sich, falsch ausgedrückt, im permanenten Kampf und Krieg. Eigentlich wird das als Überlebenskampf und als Erhaltung der Art bezeichnet. Also es kommt nicht zum Krieg, es ist, war und wird Krieg. Aus dem Universum dessen, was beim Menschen per Denkfähigkeit dazu kam, sei nur das Erkennen seiner Instinkte und seiner vererbten Reflexe, sein Erfassen von Geschichte und sein Finden von Taktiken und Strategien nur mal erwähnt. Beim Menschen kommt zeitlich vor dem Ausüben von Macht über andere Menschen das Gewinnen von Macht und dessen bestem Werkzeug, dem Geld/Besitz. Die Spaltung in Arme und Reiche ist ein ist-war-wird Kampf und Krieg. Bei dem neuen Buch „Die Gesellschaft der Singularitäten – Zum Strukturwandel der Moderne“ ist der gewöhnliche Mensch der Verlierer und der Besondere der Gewinner. Von Islam ist da nicht die Rede. Aber hier im Blog. Bücher dazu gibt es zahlreich. Davon neigen welche, die den Krieg auch als Krieg benennen, zur Toleranz. Islam heißt Unterwerfung, auch dazu gibt es Neigungen. Und es gibt die Nennung, dass es ums Überleben schierer westlicher Werte geht. In der Bewertung des Krieges gibt es Unterschiede.

      Will sagen:
      a) Krieg – Krieg – Krieg schreien ist redundant, nichtssagend, es herrscht Krieg. (Zu oft wird an Blut gedacht. Michael Moore klagt die Manager Detroits an, 50.000 Tote auf dem Gewissen zu haben. Das sind Leichen wie die von Millionen durch Kampfhandlungen auch).
      b) Krieg – Krieg – Krieg schreien ohne ab in die Bunker, auf zur Flucht oder an die Waffen (welche?) ist Geschrei.
      c) Der hier thematisierte und als solcher benannte Krieg sollte zuerst einmal zu Schwerpunkten in Haltungen und unblutigen Handlungen führen und das Geschreie vermeiden. Zuviele hier liefern nur solche Kommentare ab.
      d) zur Verbreitung empfohlen: Für Christen vier Folgen Youtube https://www.youtube.com/watch?v=PAJz0EDOx60&list=PL1607EC5C7DDC66E3 und hier im Blog kennengelernt und zur Verbreitung empfohlen: „SCHARIA FÜR NICHT-MUSLIME“ auf https://www.cspii.org/uploads/book/free_pdf/4/ShariaFNM-DE.pdf.
      e) Allgemeines Tragen von „Jakobinermützen“ oder so etwas.

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  6. Charly

    Volltreffer!

    „Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Angelschein bestraft werden, jedoch nicht für illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepass, dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert.“

    Milos Zeman, Präsident der Tschechischen Republik

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  7. Charly

    Der Wiener Psychosoziale Dienst (PSD) betreut pro Jahr 11.000 Patienten. Jetzt reagiert der Chefarzt des PSD, Georg Psota, ziemlich deutlich auf die Erklärungsversuche in vielen Medien (vor allem in den TV- Nachrichten) zu den zahlreichen Bluttaten in Europa: „Anschläge von Terroristen haben das Ziel, Angst und Schrecken in Europa zu verbreiten. Sie geschehen primär aus fanatisch- krimineller Energie und terroristischer Strategie. Dies ist strikt von einer möglichen psychischen Erkrankung der Täter zu trennen.

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