Zur Lage der Nation: eine Republik ohne Republikaner?

Von Jürgen Fritz, 14. Jan 2018, Titelbild: Karikatur von Th. Th. Heine aus dem Simplicissimus vom 21.3.1927, S. 667

„Sie tragen die Buchstaben der Firma – wer aber trägt den Geist?“, fragte Th. Th. Heine in seiner Karikatur von 1927, mit der er auf das geringe republikanische Bewusstsein großer Teile der Bevölkerung hinwies. Gibt es hier Parallelen zu heute? Streben wir auf Weimarer Verhältnisse zu? Droht der Untergang unserer republikanischen, rechtsstaatlichen, menschenrechtsbasierten Demokratie, ja überhaupt der europäischen Kultur oder gar der Zivilisation? Vieles deutet darauf hin. Wie konnte es dazu kommen?

Ein extremer Linksdrift und die Verbrüderung von einheimischen Linksextremen mit ausländischen Utrarechten

Was wir derzeit in Deutschland, Europa und Nordamerika erleben, stellt sich mir wie folgt dar, wobei ich hier vereinfachend mit den Begriffen links und rechts operiere, die eigentlich nicht mehr zeitgemäß, ungenau, oft sogar eher verschleiernd als erhellend sind und daher eigentlich nicht mehr verwendet werden sollten. Im Sinne eines einfachen Modells will ich sie aber gleichwohl verwenden, um die Grundproblematik in einem ersten Anlauf zu erfassen.

Die westlichen Gesellschaften haben sich die letzten Jahrzehnte extrem nach links bewegt (Linksruck), die politische Mitte wurde immer schwächer. SPD und Grüne haben ihren Bezug zur politischen Mitte fast völlig verloren und steuern unser Land direkt in einen neuen Totalitarismus.

CDU/CSU und auch die FDP folgen dem Linksdrift seit Jahrzehnten, nicht erst unter Merkel, unter ihr in den letzten Jahren aber ganz extrem. Zugleich verbrüdern sich diese neuen nicht selten psychopathologisch gestörten Linksextremisten und Menschenrechtsfeinde mit Ultrarechten, die von außen in unser Land strömen (kultur- und weltanschauungsfremde, antiaufklärerische Massenimmigration) und völlig andere Wertvorstellungen und Prägungen in sich tragen.

Westliche Links- und fremde Rechtsextremisten (Erdogan-Anhänger, Araberclans etc.) haben hier offensichtlich wenig Berührungsängste bislang, was vor allem für die deutschen (und schwedischen) Linksextremisten gilt.

Entschiedener Widerstand kommt nur von rechten bis rechtsextremen Kräften – Wo bleibt die politische Mitte?

Die einzigen, die sich diesem neuen Totalitarismus massiv entgegenstellen, der auf die Zerstörung der Nationalstaaten, auf ein neues Großreich – zuerst EU, dann Eurabia – hinarbeitet und Demokratie, vor allem aber Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte abbauen will, sind zumeist andere rechte, eher rechtsextreme Kräfte, so in Polen, aber auch Trump, Putin und andere, insbesondere auch christliche Fundamentalisten.

Hier bringen sich quasi die einen reaktionären Kräfte gegen die anderen in Stellung und die westlichen Linksextremisten stellen sich voll und ganz auf die Seite der ausländischen Ultrarechten, die meist noch viel schlimmer sind als die einheimischen, wahrscheinlich mit dem Ziel, jedes Nationalbewusstsein zu zerstören und die einheimischen Rechtsextremisten platt zu machen.

Was fehlt und wer völlig versagt hat bislang, ist die politische Mitte, sind die echten Liberalen – nicht die Luschenliberalen der wirtschaftsfixierten FDP, denen es fast nur um niedrige Steuersätze für ihre eigene Klientel geht und die genau wie die CDU keinerlei Hemmungen hat, mit dem ultrarechten ausländischen Großkapital Geschäfte zu machen. Was fehlt sind die nicht pseudo, sondern echte Menschenrechtsanhänger, die zwischen all diesen extremistischen Kräften quasi völlig verschwinden oder zerrieben, meist gar nicht mal wahrgenommen werden.

Das Ganze erinnert bei allen Unterschieden irgendwie doch fatal an Weimar in den späten 1920er Jahren. Ich habe mich im Abi und Studium jahrelang mit dem Untergang der Weimarer Republik beschäftigt. Einer der Hauptgründe war meines Erachtens die fehlende republikanische Gesinnung beim Großteil der Volkes, die einfach nicht annähernd tief genug verankert war, siehe die wunderbare Karikatur von Th. Th. Heine aus dem Jahr 1927 (!).

Das kann so nicht gut gehen – die politische Mitte muss aktiv werden!

Menschen fallen nicht als Republikaner, Demokraten, Rechtsstaatsanhänger und Menschenrechtsfreunde vom Himmel. Sie müssen in einem sehr langen und mühsamen Bildungsprozess erst dazu befähigt werden.

Dies ist auch heute längst nicht bei allen Deutschen (Europäern, Nordamerikanern) der Fall und jetzt lassen wir seit Jahren und Jahrzehnten immer mehr solche in unser Land – Millionen über Millionen! -, bei denen das noch viel weniger in ihnen verankert ist, wenn sie oftmals nicht sogar ganz anderes als eine freiheitliche Bürgerrepublik und Menschenrechte für alle anstreben.

Das kann unmöglich gut gehen und es ist die politische Mitte gefragt, sich gegen all diese Demokratie-, vor allem aber Menschenrechtsfeinde zu stellen und die Geltung unseres Grundgesetzes a) wieder voll und ganz herzustellen und es b) im Sinne von Aufklärung, Humanismus und europäischer kultureller Moderne weiterzuentwickeln.

Filmische Umsetzung meines Textes

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8 Antworten auf „Zur Lage der Nation: eine Republik ohne Republikaner?

  1. Benjamin Goldstein

    Links, rechts, oben unten. Ich bin jetzt mal schnippisch und sage, dass die Deutschen versagen. Es ist auch fast schon egal. Polen wird Europa retten, vielleicht auch der Brexit. Die Amerikaner könnten kulturell sich wieder neuerfinden und Deutschland wird treudoof irgendwann wieder „mitspielen“. Ich habe in die originäre intellektuelle Kraft dieser Kultur kein Vertrauen mehr. Vorbei.

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  2. Markus Vorzellner

    „Es ist die politische Mitte gefragt“. Ja, das wäre schon richtig. Aber wie Sie richtig schreiben, ist diese „immer schwächer“ geworden. Einer an und für sich positiven Kraft wie der AfD sind leider die Personen der Mitte abhanden gekommen und die äußerst fragwürdigen Figuren geblieben, was mehr als nur bedenklich ist. Die FPÖ in Österreich hat ihre Glaubwürdigkeit durch das Mittragen des bevorstehenden Sozialabbaus massiv eingebüßt; und die linken Hetzer, die sich mit den Mitgliedern einer gefährlichen frühmittelalterlichen Blut-und-Boden-affinen Stammes-Ideologie ohne Bedenken solidarisieren, gefährden diese so notwendige Mitte generell auf das Äußerste. Das ist nichts Neues: Der Autor des Buches „Der Verlust der Mitte“, Hans Sedlmayr, wurde über Jahre hinweg wegen seiner durchaus belastenden Vergangenheit in Bausch und Bogen als Nazi abgestempelt, obwohl sein Buch von 1948 doch genau auf die angesprochenen Probleme den Finger legt! Es zeigt sich wieder einmal: Die wahren Faschisten sind die, welche die politische Mitte mit allen Mitteln bekämpfen, die rechten, aber ganz besonders die linken Totalitaristen.

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  3. truckeropa66

    Verweiße hier der Einfachheit auf meinen Kommentar zu folgendem Artikel: „Skandal: Familiennachzug wurde vom EU-Parlament längst beschlossen“
    Dieser könne Sinngemäß auch hier stehen, aber was nutzt das wiederholen !

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  4. R.J.

    Sehr geehrter Herr Fritz, vielen Dank für diese Erläuterungen. M.E. liegt in der Tat das Hauptproblem darin, dass die große Masse immer schon bloße passiver, dabei aber erodierender Nutznießer der Freiheitsrechte und zivilisatorischen Errungenschaften war, für die andere gekämpft haben. Unter geschützten Umständen wie in den Jahrzehnten nach dem WK2 ging das gut. Jetzt nicht mehr, und ich habe da wenig Hoffnung.

    Die Masse wird sich dem Islam anpassen, und die sog. Intelligenz wird zu einem nicht geringen Teil konvertieren, denn das hat Image- und Macht-Vorteile, ich erwarte die ersten (Typus Augstein) schon in den nächsten Jahren, auch unter sog. Feministinnen. Auf diese Weise macht sich bemerkbar, dass eine über lange Zeit inkubierte maligne Kombination von Hedonismus und Hypermoralismus (Humanitarismus) heute dominant geworden ist.

    Das war voraussehbar, lesen Sie nur z.B. Gehlens „Moral und Hypermoral“ aus dem Jahre 1969. Was wir erleben, ist die progressive Paralyse der Kultur, der Zivilisation, der Bildung, des Rechtsstaats, der Ökonomie usf. als Spätfolge der grün-roten geistig-moralischen Lustseuche. „Progressiv“ kann eben vieles sein. Selber denken zu können und wollen ist heute eine hinreichende Bedingung dafür, „rechts“ (=liberal) zu sein, nicht selber denken zu können oder wollen, eine notwendige Bedingung dafür, „links“ (totalitär) zu sein.

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  5. Heidi Preiss

    Ich meine, die politischen Begriffe „rechts“ – „links“ gibt es gar nicht mehr, es gibt doch nur noch Ideologien. Heiko Schrang hat die Begriffe rechts, links, anhand von alten Wörterbüchern mal sehr gut auseinanderklamüsert, und zwar:

    rechts = rechtschaffend, Rechtsprechung, der rechte Weg, rechtes Handeln, aufrechtes Gehen.

    links = täuschen, betrügen, hintergehen, übervorteilen, hinterlistig, falsch.

    Na, da kann man sich ja nur beglückwünschen, rechts zugeordnet zu werden.

    „Wollen wir uns durch den Geist befähigen lassen, neue Zustände zu schaffen und wieder zur Kultur zurückkehren, oder wollen wir weiterhin den Geist aus den bestehenden Zuständen empfangen und an ihm zugrunde gehen? Das ist die Schicksalsfrage, vor die wir gestellt sind.“ (Albert Schweitzer)

    Sicherlich ist eine politische Mitte nötig, die finden wir derzeit nur in der AfD. Ist es aber nicht schon zu spät? Bandenkriege, Schutzgeldmafia, Vergewaltigungen, Raubüberfälle, Drogenhandel etc. entsprechen so wenig wie Sozialmißbrauch oder Einschleppung von Krankheiten durch Illegale jener Bereicherung, die uns Politiker und ihre pseudowissenschaftliche Zuarbeiter versprechen. Im Gegenteil, es führt ins totale Chaos. Die Schriftstellerin Malika Sorel, selbst Migrantenkind, sagt: „..in Wirklichkeit sind die Inländer die wahren Opfer. In einem Ausmaß, wo „Einwanderung“ erfolgt, ist eine Integration nirgendwo mehr möglich.“
    Früher sagte man, wer kommt, ohne vom Hausherrn eingeladen zu sein, für den ist das Haus bald zu eng und ein solcher erwartet, dass der Eigentümer es ihm überläßt. Aber das scheinen irrlichtige Politiker, Integrationsfetischisten und linksliberale Bobos, denen mehr als hundert verschiedene Nationalitäten unter einem Dach nicht genug sind, nicht kapiert zu haben bzw. wollen es nicht kapieren.

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