Herrschaft und Knechtschaft

Von Jürgen Fritz

Das Selbstbewusstsein des Herren gründet nicht allein im Für-sich-sein, sondern vor allem in der Herrschaft über andere; das des Knechtes im Für-den-Herren-sein, dem er sich unterwirft und ihm dient. Damit aber ist nicht nur der Knecht von seinem Herren abhängig, sondern dieser auch von jenem. Verweigert der Knecht ihm die Anerkennung als Herr, hört er auf, ein solcher zu sein.

Der Versuch der Segregation, um eine Ansteckung der Arglosen zu unterbinden

„Wir definieren den ‚Herren‘ als jemanden, der keine Rücksicht darauf nehmen muß, daß er beobachtet wird; also im Unterschied zum Knecht als jemanden, der die Perspektive der Beobachtung zweiter Ordnung vermeiden kann.“ – Niklas Luhmann

Bislang war es so, dass die meisten Knechte von ihren Herren dazu gebracht wurden, deren Agieren gar nicht zu beobachten. Ihr Blick blieb vollkommen an der Oberfläche hängen (nettes, sympathisches Auftreten, der Anschein von Kompetenz, das Gefühl, die machen das schon etc.). Die Herren konnten quasi wie hinter einem Schleier agieren. Und die wenigen Knechte, die das Handeln ihrer Herren tatsächlich beobachteten, waren so wenige und so bedeutungslos, zudem untereinander völlig verzettelt, dass sie von ihren Herren nicht großartig beobachtet werden mussten. Dafür war ihr Einfluss viel zu gering.

Dies hat sich die letzten Jahre erst ganz langsam geändert. Und nun werden die Herren alles daran setzen, die beobachtenden Knechte zu segregieren, damit sie die anderen, die arglosen nicht anstecken.

Offene, ehrliche Diskurse als langfristiges Ziel

Was die Herren als Letztes wollen, ist, die Beobachtung zweiter Ordnung nicht mehr vermeiden zu können, also die Beobachtungen ihrer Knechte in großem Umfang ständig beobachten zu müssen. Denn das wäre der Anfang vom Ende der Herr-Knecht-Beziehung, das Ende ihrer Diskurshegemonie und sie müssten immer mehr in einen symmetrischen, in einen gleichrangigen Dialog eintreten, in welchem sie nicht mehr nach reiner Willkür die Bedingungen formulieren und über die Sanktionen entscheiden könnten. Dann nämlich müssten sie sich einem echten, offenen Diskurs stellen. Und das wollen sie auf keinen Fall und werden es mit allen Mitteln (!) zu verhindern suchen.

Aufgabe dieses Blogs ist es, zusammen mit vielen anderen dafür zu sorgen, dass die Beobachtung zweiten Grades nicht mehr vermieden werden kann, dass die Diskurshegemonie der Herren gebrochen wird, dass sie wissen, dass sie beobachtet werden und dass diese Beobachtungen nicht wirkungslos, nicht vernachlässigbar sind, so dass sie sie beobachten müssen. Das Ziel ist also, die absolutistische Herrschaft der wenigen über die vielen zu brechen und zumindest Ansätze von offenen, ehrlichen Diskursen herbeizuführen.

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Titelbild: Pixabay, CC0 Creative Commons

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38 Antworten auf „Herrschaft und Knechtschaft

  1. Sabrina

    Ein erstrebenswertes Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt. Und sich dabei immer bewußt sein: je erfolgreicher wir werden, desto mehr trachtet die „Herrschaft“ danach, uns mit allen perfiden Mitteln zu spalten!

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  2. truckeropa66

    Nicht nur klug 300sel, sondern auch Wahr. Bislang wurden Kritiker gezielt Klein gehalten, spreche da aus prsönlicher sehr negativer Erfahrung auf der Seite Knecht!
    Ein kluger Herr, lässt seinem Knecht nämlich soviel Freiheit, das er sich in seinem Umfeld als kleiner Herr fühlt!
    Aber die Gier nach Macht und vor allem Geld, gepaart mit anstudierter Dummheit, die als Inteligenz, leider mit niedrigen iq-werten, verkauft wird, ist hierfür die Grundlage.

    ICH FRAGE MICH IMMER WIEDER, WARUM MIR DAS KINDERBUCH: „FARM DER TIERE“ DABEI IN DEN SINN KOMMT!

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    1. 300sel

      Stimmt. Das Format echter „Herren“ haben die, die wir heute dafür halten, jedenfalls nicht. Sie sind eher selbst nur hochgediente und entsprechend hoch dekorierte Knechte.

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    2. traumfaenger

      Zum Glück gibt es auch solche „Herren“, die sich die Meinung Ihrer Knecht anhören… ich kenne auch welche…. sind aber vielleicht nicht unbedingt viele. 🤔

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      1. truckeropa66

        Habe einmal ein Zitat gelesen, bin mir zur Zeit nicht Sicher welcher unserer Alt-großindustriellen dies nachgesagt wird.

        „SOLANG ES MEINEN MITARBEITERN GUT GEHT, GEHT ES mir auch gut“

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    3. ceterum_censeo

      Völlig richtig, truckeropa.

      Für mein Empfinden, wie ich auch schon geschrieben habe, fühlt sich der derzeitige Zustand hierzulande an wie das Konglomerat aus Orwells ‚1984‘ und ‚Animal Farm‘; A. Huxley’s ‚Brave New World‘ – ‚thrown in for good Measure‘!

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      1. 300sel

        Und irgendwo im Hintergrund sitzt einer wie Ian Flemings Bösewicht Ernst Stavro Blofeld – der zieht die Fäden … (manche Erdlinge nennen ihn „Gott“) 😉

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      2. 300sel

        Noch so einer dieser seltsamen Wunderknaben von der Forbes-Liste, die aus der oberen Mittelschicht (wie besagter György Schwartz oder Facebook-Gründer Mark Elliot Zuckerberg) oder mitunter sogar aus dem Nichts kommend (wie beispielsweise der sibirische Waisenknabe Roman Arkadjewitsch Abramowitsch und eine ganze Reihe weiterer russischer Oligarchen) in nur wenigen Jahren Multimilliardär geworden sind. Ohne fremdes Startkapital in entsprechender Größenordnung oder ähnliche Hilfe von außen ist das meiner festen Überzeugung und eigenen unternehmerischen Erfahrung nach schlicht und ergreifend unmöglich.

        Spätestens, wenn gewöhnliche Risikokapitalgeber ihre Einlagen mit Gewinnanteilen wieder ausbezahlt haben möchten, würden sich diese ganzen Oligarchen und Selfmade-Milliardäre entzaubern.

        Aber so? György Schwartz (George Soros) spielt mit den (wirklich eigenen???) Milliarden nicht nur Monopoly, sondern steuert sogar ganze Völkerwanderungen, ohne dass ihm die betroffenen Zielländer wirksam widersprechen. Cui bono?

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  3. Tanzender Berg

    Ich sehe die Funktion von geschätzten Blogs wie dem Ihren darin, daß immer mehr Knechte sich vom Blick auf die geschönte Oberfläche lösen und das wahre Treiben der Herren hinter dem Schleier beobachten und schließlich durchschauen. Dadurch befreien sie sich aus der Knechtsrolle, die mit geistiger Unmündigkeit einhergeht. Einen echten, offenen Diskurs kann es dann (bis zu einem gewissen Grad) unter den ehemaligen Knechten geben, an den Herren vorbei. Daß die gegenwärtigen Herren sich auf einen echten, offenen Diskurs einlassen, halte ich für unwahrscheinlich. Da könnten sie ja gleich zurücktreten und Asyl in Chile beantragen.

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  4. Bloggich

    „Das Ziel ist also, die absolutistische Herrschaft der wenigen über die vielen zu brechen und zumindest Ansätze von offenen, ehrlichen Diskursen herbeizuführen.“

    Sehr gut Herr Fritz,
    Und genauso werden Ihre Blogs und die der anderen verstanden. Es wird fleißig gebloggt auf verschiedenen Seiten, die Bloglinks verteilt, darauf hingewiesen, weil mittlerweile viele Menschen Fragen haben und keine Antwort finden.
    Ich kenne übrigens wirklich niemanden der die Gewaltimmigration und die bevorstehende Multiethnische Kultur gut findet und sich und seine Kinder freiwillig dafür opfert.

    Machen Sie bitte weiter so!

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  5. Enka Latineg

    Bereits Machiavelli hat diesen Sachverhalt klar erkannt . Zu seiner Zeit gab es halt noch keine Blogs und der überwiegende Teil der Bevölkerung bestand aus Analphabeten.

    Leider wird unser aller Geschreibsel nichts nützen, da die Machthaber ihre Machthabe mittels immer mehr perfektionierter Bürokratie optimiert und stählerne Fäden an die Marionetten geschmiedet haben. So sind z.B. Petitionen nichts weiter als ein Bitte, Bitte Gewinsel.
    Die Knechte werden mit Fußball gefüttert, dürfen auf Volksfesten möglichst viel überteuertes Bier kaufen und sich auf das in sogenannten Talkshows verabreichte betreute Denken freuen. Ergebnisoffene „Diskussion“ wird es seitens der Machthaber nicht geben.
    Ein Teil der Knechte bekommt Uniformen und wird mit Zusage lebenslanger materieller Absicherung ruhig gestellt mit der legalisierten Befugnis , die anderen Knechte ruhig zu stellen.

    Der Vorschlag Asyl in Chile zu beantragen ist nachdenkenswert. Nicht für die gegenwärtigen Herren, sondern für die freiheitssuchenden Knechte.

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  7. Ingrid Janzen

    Es sind der Herren schon zu viele geworden. Sie halten uns Knechten nicht nur kleine, sie sind dabei uns zu dezimieren.
    Es sind kreutzgefährliche Gesellen diese unsere Herren.
    Sie machen zur Zeit nicht mal mehr vor einem Kriegsinferno halt.

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  8. R.B. Stufen Pascal

    Dem Zeitgeist folgend beschreibt Niklas Luhmann die Gesellschaft ausschließlich aus der Perspektive der Kommunikation. Beobachter oder Beobachteter zu sein, bedeutet aber nicht automatisch machtvoll bzw. machtlos zu sein. Alle Künstler, Autore, Agitoren und auch dieser Block und ich, der dies schreibe – wir erhalten Macht, indem wir beachtet bzw. beobachtet werden. Ideen haben mehr Macht als Informationen. Ideen entspringen einem Reich, das dem materiellen vorgeordnet ist. Informationen bilden nur die materielle Welt ab.
    In der materiellen Welt geht es nach wir vor um Ressourcenzugriff. Kommunikation ist dabei wie schon immer nur Mittel zum Zweck.

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  9. Realistischer

    A propos: Helfer brauchen Hilfsbedürftige, und Hilfsbedürftige brauchen Helfer. In der Armutsmigration ist das ein wesentlches Bündnis. Helfer brauchen aber für die grossen Leistungen auch Geldgeber, diese wiederum brauchen eine Motivation. Da kann man ansetzen!

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  12. Karl der Preuße

    Da gebe ich ihnen meine Zustimmung.
    Aber die Metapher können sie realistischer: Sklaven, Sklaventreiber und Beherrscher nennen.
    Nur, wer sind die „Beherrscher“?
    Bei UNS, im besetzten Deutschland, sind es die Besatzer (Sieger aus dem 2. WK); ist mir klar.
    Aber in, z.B. EU, geht es den „Siegern“ nicht (viel) anders als den Deutschen.

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    1. R.B. Stufen Pascal

      Interessant, aber die Einschätzung, Arbeitskraft-Globalisierung als feudalistisch einzustufen, teile ich nicht. Im Lehensverhältnis gab es eine zweiseitige Beziehung und der Bauer empfing Sicherheit als Gegenleistung.

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