Vom gut für mich über die Moral zur Ethik und Metaethik: die vier Ebenen des ethischen Bewusstseins

Von Jürgen Fritz, 05. Jan 2021, Titelbild: Holtzter by Pixabay, CC0 Creative Commons

Das Giftige nicht zu essen, stattdessen das Wohlschmeckende, das einem gut tut und Energie verleiht, ist bereits eine Bewertung: Dieses ist gut für mich, jenes nicht. Ohne Bewertung, keine Ausrichtung des Lebens. Doch das ist erst der Anfang des Bewertenerlernens. Mit der Weitung des geistigen Horizontes entwickeln sich neue Dimensionen von gut, aber auch Kräfte, die just diese Horizontweitungen bis aufs Blut bekämpfen und zu unterdrücken suchen.

Vom gut für mich über die Moral zur Ethik

Ohne Bewertung, keine Ausrichtung des Lebens. Wir können also gar nicht anders als Dinge zu bewerten, wenn wir leben wollen, denn jeder Entscheidung, jedem Auswählen liegt eine Bewertung zu Grunde. Das Bewerten ist selbst gleichsam ein Lebensprinzip, das Wort gut ein Grundbegriff, den wir daher irgendwie immer auch schon verstehen, wenngleich die Bedeutung des Wortes sich mit zunehmender Entwicklung des je eigenen subjektives Geistes verändert, sich weiterentwickelt, umfassender wird respektive sich weitet.

Das moralisch gut geht über das tut mir gut hinaus. Jetzt kommt der Andere in die Abwägung mit hinein, dann die Anderen, dann irgendwann die Allgemeinheit. Das erfordert mehr Horizont. Tiere und kleine Kinder in den ersten Lebensjahren haben diesen Horizont (noch) nicht. Sie kennen maximal: tut mir gut.

Die historisch bedingten Wert-, inklusive der Moralvorstellungen einer Gesellschaft oder aller Gesellschaften zu reflektieren, zu hinterfragen, zu prüfen, erfordert wiederum mehr Horizont. Das historisch Bedingte wird jetzt quasi von außen respektive von oben betrachtet. Während im ersten Schritt eine Loslösung, eine Abstrahierung von der Fixierung auf das Ich stattfindet, kommt es jetzt im zweiten Schritt zu einer Loslösung von der Fixierung auf die erlernte Moral der eigenen Gesellschaft, in die man ohne sein Zutun hineingeworfen wurde und in der man aufwuchs. Auf die Transzendierung des Ichs folgt eine Transzendierung des spezifischen Wir.

Damit sind wir im Bereich der (philosophischen) Ethik = Nachdenken über Moral. Eine typische Frage der Ethik lautet: Wozu moralisch sein? Oder: Welche Moral ist die bessere, A oder B? Oder: Warum soll man versuchen, gegebene Versprechen zu halten? Jetzt werden also moralische Regeln, die zunächst einfach als richtig hingedonnert wurden, hinterfragt und es werden ganze Moralen, also Normen- und Werturteilssysteme, miteinander verglichen und bewertet.

Selbstreflektierende und sich gegen Kritik immunisierende Systeme

Während also die Moral einer Gesellschaft den kleinen Kindern einfach erstmal reingestopft wird – anders geht es am Anfang nicht -, lernen Jugendliche und Erwachsene in geistig offenen Gesellschaften ab einer gewissen geistigen Stufe, das, was man ihnen vorher reinstopfte, zu reflektieren, kritisch zu prüfen. Manche lernen das natürlich nie und es gibt Gesellschaften und Moralen, die just diese Reflexion ihrer selbst sanktionieren.

In solch geistig abgeschlossenen Gesellschaften soll der Horizont gerade nicht geweitet, soll eng bleiben, weil die eigene Moral geschützt, weil sie nicht weiterentwickelt, weil sie festgezurrt und gegen Kritik immunisiert werden soll. Die Mitglieder solcher geistig abgeschlossener Gesellschaften bleiben mithin fast alle auf der Stufe der Moral stehen. Der Übergang zur Ethik findet in solchen sich gegen Kritik immunisierenden, ethische Reflexionen sanktionierenden Gesellschaften nur bei ganz wenigen ethisch besonders Begabten und Mutigen statt, die damit gleichsam immer Gefahr laufen, von den Herrschenden und ihren eigenen Mitmenschen empfindlich bestraft oder ausgestoßen zu werden, wenn sie das allen Eingetrichterte auf seine Richtigkeit und Schlüssigkeit, vielleicht sogar seine Wahrheit hin befragen.

Mit kritischer Reflexion, das sei immer wieder betont, ist nicht einfach das Zurückweisen von moralischen Regeln gemeint, weil sie einem persönlich etwas abverlangen, was man nicht geben möchte. Es ist nicht der Rückfall auf das gut für mich, also den praktischen und praktizierten Egoismus gemeint, sondern wirklich das ernsthafte Bemühen, überlieferte Wert- und Moralvorstellungen insofern kritisch zu überprüfen, ob sie nicht durch andere moralische Regeln ersetzt werden müssen, die besser sind, die plausibler, schlüssiger sind, die besser gerechtfertigt werden können.

Von der Ethik zur Metaethik

Die eigene Moral zu reflektieren und damit Raum zu schaffen für Entwicklung, entspricht einer typisch europäischen Denkweise, die ein gewisses geistiges Level voraussetzt. Das beginnt übrigens bereits mit Sokrates (469-399 v. Chr.), meines Erachtens der eigentliche geistige Vater Europas.

Eine andere ethische Frage wäre zum Beispiel: Welche Bedeutungen hat das Wort gut? Mit der Frage sind wir bereits im Bereich der Metaethik = das Nachdenken über Ethik (das Nachdenken über das Nachdenken über Moral). Dies erfordert noch mehr Horizont. Jetzt beobachtet man quasi wie wir über Ethik nachdenken. Auch hier findet man schon Anklänge bei Sokrates, der das Wort gut hinsichtlich seiner Bedeutung bereits thematisierte, und bei Platon (427-347 v. Chr.), der dies in seinen berühmten Dialogen aufgriff.

Eine andere metaethische Frage wäre: Gibt es moralische Wahrheiten oder kann es so etwas nicht geben, weil Wahrheit bedeutet: die Vorstellung von X repräsentiert das real existierende X richtig, ein real existierendes X gibt es aber im Bereich der Moral gar nicht, es gibt nur Vorstellungen von moralisch gut, aber kein reales moralisch gut selbst (die seit einigen Jahrzehnten dominierende Vorstellung bei Laien). Daraus ergeben sich dann unterschiedliche ethische Positionen.

Ethische Positionen aus epistemologischer (erkenntnistheoretischer) Perspektive

1. Ethischer Objektivismus: Dieser geht davon aus, dass es moralische Wahrheiten gibt und wir als moralisch begabte Wesen diese auch erkennen können. Dies glauben die meisten modernen Moralphilosophen. Hier gibt es dann zwei Untergruppen:

a) Ethischer Realismus: Ethische Realisten gehen davon aus, dass es moralische Wahrheiten unabhängig von uns tatsächlich gibt und dass diese von uns kraft unserer moralischen Begabung, sei es durch einen speziellen moralischen Sinn oder durch die Ratio entdeckt werden können, dass diese moralischen Wahrheiten also schon vor uns da sind und wir sie finden können, nicht erfinden (dies ist meine ethische Position).

b) Die Anhänger des ethischen Konstruktivismus (z.B. Jürgen Habermas) sehen es ein wenig anders. Sie meinen, moralische Wahrheiten seien zwar nicht schon vor uns da, aber wir könnten sie nach objektiven Kriterien konstruieren, nach objektiven Methoden erschaffen, also erst in die Welt bringen. Ohne uns gäbe es diese moralische Wahrheiten nicht, so die Auffassung der ethischen Konstruktivisten, seit unserer Existenz aber schon. Wir sind in dieser Sicht die Schöpfer oder Erschaffer moralischer Wahrheiten, nicht die Entdecker, weil diese Wahrheiten ja erst durch uns erzeugt werden, das aber nach objektiv nachvollziehbaren und schlüssigen Regeln und Verfahren.

2. Der ethische Skeptizismus: Ethische Skeptiker bestreiten, dass es moralische Wahrheiten überhaupt gibt, oder aber sie behaupten, es könnte zwar sein, dass es solche tatsächlich gibt, wir könnten diese aber niemals erkennen, überhaupt nicht, keine einzige. Moralische Wahrheiten wären gleichsam hinter einem Schleier für uns verborgen und zwar vollkommen und für immer. Dieser Schleier wäre überhaupt nicht durchlässig oder durchsichtig. Oder aber, siehe den ersten Satz, sie behaupten, hinter dem Schleier wäre gar nichts. Auch hier gibt es zwei Untergruppen:

a) Ethischer Relativismus: Hier geht man davon aus, dass moralische Werturteile lediglich kollektive Gepflogenheiten ausdrücken, mehr nicht. Und in dem einen Kollektiv, in der einen Gesellschaft haben sich halt diese moralischen Wertvorstellungen gebildet, in anderen Gesellschaften auf Grund der anderen Tradition andere moralische Wertvorstellungen. Die eine seien nicht richtiger oder besser als die anderen, schon gar nicht wahrer, weil es ja dieser Position zufolge gar keine moralische Wahrheiten gibt. Alle wäre vollkommen relativ. Und zwar relativ zum eigenen Maßstab, der sich wiederum aus der eigenen Entwicklung, der eigenen Kulturgeschichte ergibt, die man nicht von einem höheren Standpunkt aus beurteilen könnte. Dies hätte natürlich zur Folge, dass, wenn die Nazis sich durchgesetzt hätten und eine arische Herrenmenschenkultur entwickelt hätten, es keinerlei Möglichkeit gegeben hätte, diese von außen irgendwie kritisch zu beleuchten und zu bewerten, da es ja keinerlei objektiven Maßstab gäbe.

b) Ethischer Subjektivismus: Subjektivisten gehen noch einen Schritt weiter und behaupten, alle moralischen Werturteile seien letztlich nichts anderes als der Ausdruck höchst individueller Einstellungen, denn die Werturteile selbst innerhalb einer Gesellschaft würden ja differieren und auch da gäbe es keinerlei objektiven Maßstab, um zu beurteilen, ob die eine moralische Wertvorstellung objektiv besser oder schlechter sei als die andere.

Anhänger des ethischen Skeptizismus, die meist nicht wirklich zu Ende denken, was sie da behaupten, sind mithin der Auffassung, einem Baby aus Wut über die Mutter den Kopf abzuschneiden oder Millionen von Menschen in Vernichtungslager zu transportieren, um sie dort einer systematischen, fabrikmäßigen Massenermordung zuzuführen, oder die gesamte Erde in die Luft zu jagen und damit alles irdische Leben auf einen Schlag auszulöschen, wenn man eine entsprechende Waffe besäße, das alles sei nicht objektiv schlecht oder böse. Nein, in Wahrheit würden da nur einige so empfinden, andere würden das aber als gut und richtig empfinden und diese moralische Empfindung sei genauso berechtigt, weil es ja keinen objektiven Maßstab gäbe.

Gleiches gelte für Versprechen abgeben, in der Absicht, sie nicht zu halten, für jemanden im Stich lassen, der einem zuvor geholfen hat, für das Unterdrücken von Kritik aus Angst um die eigene Macht, für Foltern um den Willen eines Menschen zu brechen und ihn dadurch gefügig zu machen, ihn mithin zu verdinglichen, ihn zum reinen Objekt degradieren. Dies gelte letztlich auch für die Versklavung von Mitmenschen, also ihre absolute und institutionelle Verdinglichung oder für das Vergewaltigen von Babys, um die eigene Lust zu steigern usw. usf. All das sei nicht objektiv falsch, sondern immer nur relativ oder rein subjektiv gut oder schlecht, so die Auffassung der Anhänger des ethischen Skeptizismus. Doch gehen wir nun auf die nächste und letzte Ebene des ethischen Bewusstseins.

Metaethik

In der (rein deskriptiven) Metaethik blickt mal von oben auf die verschiedenen ethischen Positionen, die wiederum auf verschiedene Moralen blicken, und ordnet die Positionen. Auf dieser Ebene nimmt man also selbst keine Bewertungen mehr vor, sondern bringt einfach eine logische und sachliche Ordnung in das Ganze, während auf der Ebene des gut für mich, der Moral und der (normativen) Ethik durchaus gewertet wird, einmal ohne, einmal mit fundierter Begründung und das auf unterschiedlichen Ebenen.

Das gut für mich ist nur am eigenen Vorteil interessiert, anderes kennt es nicht beziehungsweise alles, was es sonst kennt, wird diesem absolut untergeordnet und nur als Mittel zu diesem gut für mich angesehen. Moral bezieht andere in die Erwägungen mit ein und bewertet Handlungen, schreibt einige vor, verbietet andere (Du sollst nicht morden, lügen, stehlen, keine Versprechen abgeben, in der Absicht sie nicht zu halten etc.), während Ethik Moralen, also Handlungsbewertungen bewertet, zum Beispiel: Die Handlungsanweisung „Beschneide alle kleinen Mädchen“ ist ethisch nicht haltbar, weil … – und dann folgt eine rationale Begründung, eine logische Argumentation.

Fassen wir das Ganze, also die verschiedenen ethischen Positionen, die in der Metaethik unter anderem nach epistemologischer (erkenntnistheoretischer) Perspektive unterschieden und geordnet werden, in einem Bild zusammen:

Ethische Positionen

(c) JFB

Solche Betrachtungen und sachlogische Einteilungen ethischer Positionen gehören in den Bereich der Metaethik, die quasi eine vierte Ebene darstellt, eine Metareflexion über die ethische Reflexion über alles, was mit Moral zu tun hat. Weiter ist der menschliche Geist noch nicht. Eine Metametaethik gibt es meines Wissens noch nicht.  Aber ich vermute, das hat weniger mit dem menschlichen Gehirn und seinem je subjektiven Geist zu tun als vielmehr mit der Sache selbst. Wahrscheinlich würde kein Vernunftwesen, auch nicht mit einem anderen Gehirn respektive einem anderen subjektiven Geist, noch eine weitere Ebene benötigen. Diese vier dürften ausreichen, um alle Fragen abzudecken und einordnen zu können.

Die vier Ebenen des ethischen Bewusstseins: gut für mich – Moral – Ethik – Metaethik

1. Gut für mich: Die Unterscheidung und Bewertung, was tut mir persönlich gut und was nicht. Dies ist, wenn alles andere ausgeblendet wird, die Stufe des Egoismus. Aber nur dann und sofern hier keinerlei Du und Wir vorkommt respektive diese ausschließlich als Objekte zur Erfüllung des gut für mich angesehen werden. Diese Bewertung ist gut für mich oder ist schlecht für mich ist zugleich notwendig, um überhaupt überleben zu können, auch um so etwas wie Zufriedenheit und Glück zu erfahren. Ein Wesen, welches diese Kategorie des gut für mich nicht kennen würde, wäre kaum überlebensfähig, weil es ja seine Umwelt überhaupt nicht bewerten könnte, mithin auch keine Gefahren meiden und zum Beispiel auch keine Nahrung aufnehmen würde. Und Moralität bedeutet nicht – das ist ein häufiges Missverständnis – Selbstlosigkeit, bedeutet nicht Altruismus, bedeutet nicht vom Ich zu abstrahieren, sondern bedeutet, alle, also auch sich, als gleichberechtigt anzusehen, also andere und zwar möglichst viele und möglichst umfassend in seine Erwägungen fair mit einzubeziehen, so natürlich auch sich selbst. Damit sind wir schon bei …

2. Moral: das Transzendieren des eigenen Ich und das Miteinbeziehen zunächst des Du, dann des Wir, wobei dieses Wir immer weitere Kreise ziehen, mithin immer mehr Lebewesen und Entitäten mit einbeziehen kann. Der Begriff „gut“ bekommt hier also eine Erweiterung, wird nicht mehr nur auf das „für mich“, also das Ich bezogen (Egoismus). Damit wird der Bewertungsmaßstab verändert, indem dieser erweitert wird. Hierbei gibt es mehrere Stufen der Erweiterung: gut für mich – gut für mich und meine Familie – gut für unseren Clan – gut für unseren Stamm – gut für unser Land – gut für unsere Religionsgruppe – gut für unsere Kultur – gut für die zivilisierte Welt – gut für die Menschheit – gut für alle höhere, empfindungsfähigen Lebewesen … – gut in einem absoluten Sinne, ohne ein „für“. In der Logikanalyse: aus dem zweistelligen Prädikator „a ist gut für b“, wird hier nicht nur das b verändert, indem es weiter gefasst wird, sondern es fällt ganz weg. Aus „a ist gut für b“ wird ein einstelliger Prädikator „a ist gut“. So wird aus dem gut im relativen Sinne, nämlich in Bezug auf b, ein gut im absoluten Sinne: a ist in sich gut. Dies könnte zum Beispiel für das Werturteil gelten: „Seine Versprechen einzuhalten, sofern dies möglich ist, ist gut“ oder für das Werturteil: „Einem anderen dankbar sein, der einem das Leben gerettet hat, ist gut“ oder für das Werturteil: „Einem anderen empfindungsfähigen Wesen zu helfen, das in Lebensgefahr ist oder das sehr große Schmerzen hat, ist gut, sofern das möglich und mit vertretbarem Aufwand geleistet werden kann.“

3. Ethik: das Transzendieren der eigenen, zunächst antrainierten und anerzogenen Moral, mithin der Vorstellung von gut, indem diese vorgegebene Moral, die Vorstellung von gut, kritisch reflektiert und auf ihre Wahrheit oder Gültigkeit oder Schlüssigkeit und Plausibilität hin überprüft und bewertet wird. Hier drückt sich die Würde des Menschen aus, der sich selbst aus seiner Objekthaftigkeit, dem von anderen gemachten Ich, befreien, mithin vom Objektmenschen zum Subjektmenschen werden kann, indem er diese Erziehungs- und Beeinflussungs-Prozesse kritisch reflektiert, nicht um dann auf die Stufe des gut für mich (Nietzsche, Max Stirner, Versuch der Rehabilitierung des Egoismus) zurückzufallen, sondern um sich selbst eine Moral zu geben und zwar eine ethisch reflektierte und geprüfte solche, aus Sicht des ethischen Realisten im Idealfall eine solche, die sich an der moralischen Wahrheit orientiert, was natürlich eine hohe Wahrheitsliebe voraussetzt, die über das egoistische Motiv – gut für mich – gestellt wird, welches immer in uns agiert.

4. Metaethik: das Reflektieren dessen, was man überhaupt tut, wenn man ethisch über Moral reflektiert, welche Begriffe man dabei benutzt, was diese bedeuten, welch unterschiedliche Bedeutungen insbesondere das Wort „gut“ annehmen kann und welche ethische Positionen es gibt, wie diese sich logisch zueinander verhalten usw. Auf dieser Stufe wird also anders als auf den drei Stufen zuvor nicht mehr selbst bewertet, sondern nur analysiert, wie man überhaupt bewerten kann, wie dabei vorgegangen wird. Es werden also Dinge im Zusammenhang mit Bewertungen rein logisch und analytisch herausgearbeitet, ohne dass diese als gut oder schlecht rubriziert werden. Sowohl die Ebene drei, die normative Ethik, wie auch die Ebene vier, die Metaethik, gehören zur Moralphilosophie, zur philosophischen Ethik als wissenschaftliche Disziplin.

Philosophische Ethik (Moralphilosophie)

Sowohl das Reflektieren von Moral (Ethik) wie auch das Reflektieren, Untersuchen und Systematisieren von Ethik (Metaethik) gehören also, wie gesagt, zur Moralphilosophie, zur philosophischen Ethik als wissenschaftliche Disziplin, die in all unseren Schulen, von der Grundschule oder sogar der Vorschule bis zur Oberstufe, besser noch auch in den Hochschulen Pflichtfach und neben Deutsch und Mathematik durchgängiges Hauptfach sein sollte. Denn hier geht es genau um das, auf dem unser gesamtes Grundgesetz als zentralem Wert und als Dreh- und Angelpunkt aufbaut: um die Würde des Menschen, seine Fähigkeit zur Subjekthaftigkeit, die nicht nur ein zu Schützendes, sondern auch ein zu Entwickelndes ist.

Literaturempfehlungen

Abitur-Wissen Philosophische Ethik von Gebauer, Kres, Moisel, Stark Verlag 2017, EUR 14,95 ==> sehr gut für den ersten Einstieg geeignet

Dietmar Hübner, Einführung in die philosophische Ethik, Vandenhoeck & Ruprecht, 2. Aufl. 2018, EUR 20,99 ==> die beste Einführung auf Hochschulniveau, die ich kenne; Hübner ist ein brillant scharfsinniger Analytiker und Didaktiker, der auch exzellente Vorlesungen hält, die auf YouTube verfolgt werden können.

William K. Frankena: Ethik – Eine analytische Einführung, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 6. Aufl. 2016, EUR 22,99 ==> ein absoluter Klassiker der analytischen Philosophie zum Thema Ethik

Annemarie Pieper: Einführung in die Ethik, 7. Aufl. 2017, UTB, EUR 19,99 ==> umfangreiche, klassische Einführung

Michael Quante: Einführung in die Allgemeine Ethik, 4. Aufl. 2017, WBG, EUR 22,00 ==> sehr gute, aber anspruchsvolle Einführung mit einem Schwerpunkt auf der Metaethik

Dieter Birnbacher: Analytische Einführung in die Ethik, De Gruyter, 3. Aufl. 2013, EUR 24,95 ==> sehr umfangreiche und sehr gute, anspruchsvolle analytische Einführung

          

Einführung in die Ethik      Einführung in die Allgemeine Ethik      Analytische Einführung in die Ethik als Buch (kartoniert)

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