Unsere Kulturschaffenden: Gegen rechts demonstrieren, bei linkem und islamischem Antisemitismus applaudieren

Von Jürgen Fritz, Mo. 26. Feb 2024, Titelbild: rbb-Screenshot

Nach dem Antisemitismus-Skandal bei der documenta 2022 nun der nächste Skandal bei der Berlinale 2024. Wieder und wieder wird auf offener Bühne gegen Israel gehetzt, agitiert und übelste Demagogie betrieben, ohne dass auch nur ein einziger dem widersprechen würde. Stattdessen jedes Mal Applaus aus dem Publikum.

Die Berlinale

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin, kurz Berlinale, zählen neben Cannes und Venedig zu den weltweit wichtigsten Filmfestivals und als eines der bedeutendsten Ereignisse der Filmbranche. Träger der Festspiele sind seit 2002 die Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH mit der Bundesrepublik Deutschland als alleinigem Gesellschafter. Sie erhalten eine institutionelle Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Claudia Roth (Die Grünen, seit 2021 in diesem Amt), der ein Etat von über 2 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung steht (2023 waren es 2,39 Milliarden Euro). Das Amt wurde 1998 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) neu geschaffen.

Der Antisemitismusskandal bei der documenta 2022

Auf der Berlinale 2024 kam es nun wie schon bei der documenta fifteen 2022 zu einem Antisemitismus-Skandal. „Die Auseinandersetzung mit Antisemitismusvorwürfen und Antisemitismus auf der documenta fifteen war über weite Strecken von Ignoranz, Verharmlosung und Abwehr geprägt“, heißt es in dem Abschlussbericht von sieben Wissenschaftlern, die den documenta-Skandal untersuchten. Durch diesen unangemessenen Umgang sei die Situation weiter verschärft worden. „Jüdinnen und Juden mussten erleben, dass sich die documenta trotz aller frühzeitigen Hinweise nur schleppend und in Reaktion auf die öffentliche Skandalisierung mit dem Thema Antisemitismus zu beschäftigen begann – und selbst dann nur mit erheblichem Widerstand“, heißt es in dem Abschlussbericht weiter. Nun also ähnliches auf der Berlinale.

Antisemitische Aktionen durchzogen die gesamte Berlinale 2024

Bereits bei der Eröffnungsgala hatten einige Filmschaffende ein Ende der Kämpfe in Gaza zwischen Israel und der Hamas gefordert. Bei der Preisverleihung am Samstag trugen dann mehrere Personen auf der Bühne Zettel mit der Aufschrift „Ceasefire Now“ (Waffenstillstand sofort). Damit meinten sie ein sofortiges Ende der militärischen Aktionen von israelischer Seite aus gegen die Hamas-Terroristen. Bei der Preisverleihung wurde unter anderem der Dokumentarfilm „No Other Land“ ausgezeichnet, dotiert mit 40.000 Euro vom RBB. Bei der Übergabe des Preises war zu sehen, dass sich ein Jury-Mitglied einen Zettel auf den Rücken geklebt hatte mit der Forderung nach einem „sofortigen Waffenstillstand“.

Basel Adra, der palästinensische Regisseur des Films, benutzte seine Laudatio, um zu behaupten: „Es ist für mich sehr schwer zu feiern, wenn Zehntausende meines Volkes in Gaza gerade durch Israel abgeschlachtet und massakriert werden.“ Sodann formulierte er den Appell an Deutschland, keine weiteren Waffen an Israel zu liefern, sprich Israel in seinem Verteidigungskampf im Stich zu lassen. Was es für Israel bedeuten würde, wenn es sich nicht mehr gegen die Angriffe der arabischen Terroristen zur Wehr setzen könnte, dürfte klar sein: seine Auslöschung. Dafür erhielt Basel Adra Applaus vom Publikum. Sein Co-Regisseur, der israelische Journalist Yuval Abraham, setzte die Propaganda gegen Israel fort und sprach von „Besatzung“ und „Apartheid“ im Westjordanland. Wieder Applaus aus dem Publikum.

Bei einer späteren Preisverleihung wurde der Dokumentarfilm „Direct Action“ ausgezeichnet. Dessen Regisseur Ben Russell, der wie eine seiner Begleiterinnen auf der Bühne während der Preisverleihung ein sogenanntes Palästinensertuch trug, fabulierte in seiner Dankesrede: „Natürlich stehen wir hier auch für das Leben. Waffenstillstand jetzt! Natürlich sind wir gegen den Genozid. Wir stehen in Solidarität mit all unseren Kameraden.“ Mit „Genozid“ meinte Russell nicht etwa die Angriffe der Hamas gegen Israel, die eine Zerstörungsabsicht in sich tragen und daher tatsächlich einen Genozid darstellen, siehe hier, sondern Russell meinte damit Israels Verteidigung gegen die Hamas. Auch hierfür gab es wieder Applaus aus dem Publikum, so auch von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Claudia Roth (Die Grünen) und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin Kai Wegner (CDU).

Claudia Roth und Kai Wegner klatschen

3sat-NiUS-Screenshot

Am Sonntag kam dann auch noch ein israelfeindlicher Beitrag auf der Instagram-Seite der Panorama-Sektion der Berlinale. Dieser wurde schnell wieder gelöscht, kursierte aber als Screenshot auf X. Auf einem Bild war der Spruch „Free Palestine – From the River to the Sea“ („Befreie Palästina – vom Fluss bis zum Meer“) zu sehen, womit die Auslöschung Israels gemeint ist. Das Filmfestival distanzierte sich auch hiervon und gab an, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein. „Dass jemand einen Berlinale Social-Media-Kanal für antisemitische Hetze missbraucht, ist unerträglich“, hieß es auf Nachfrage der dpa. Die Posts seien sofort gelöscht worden, zudem werde untersucht, wie es zu dem Vorfall habe kommen können. „Und wir haben Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Wir verurteilen diesen kriminellen Akt aufs Schärfste.“

Stellungnahme der Berlinale-Organisatoren

Die Berlinale hat sich von den Äußerungen einzelner Filmschaffender zum Krieg in Nahost bei der Preisverleihung am Samstagabend distanziert. „Die Äußerungen von Preisträger*innen sind unabhängige individuelle Meinungen. Sie geben in keiner Form die Haltung des Festivals wieder“, teilte eine Berlinale-Sprecherin der dpa auf Nachfrage mit. „Solange sie sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegen, müssen wir sie akzeptieren“, hieß es weiter. Die Berlinale habe Verständnis dafür, dass die Äußerungen einiger Preisträgerinnen und Preisträger „als zu einseitig empfunden wurden“ – wies aber auch darauf hin, dass Meinungsäußerungen bei Kulturveranstaltungen nicht grundsätzlich verhindert werden könnten und sollten.

Lediglich die Co-Chefin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, hatte zumindest ein wenig andere Töne angeschlagen und die terroristischen Hamas-Islamofaschisten zumindest mal erwähnt, allerdings auch nur, um gleich im nächsten Halbsatz Forderungen gegen Israel zu richten: „Wir fordern Hamas auf, die Geiseln umgehend freizulassen und wir fordern Israel dazu auf, alles erdenklich Mögliche zu tun, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen und dafür zu sorgen, dass dauerhaft Frieden in der Region wiederkehren kann.“

Reaktionen auf den Skandal

Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin: „Das, was gestern auf der Berlinale vorgefallen ist, war eine untragbare Relativierung. In Berlin hat Antisemitismus keinen Platz, und das gilt auch für die Kunstszene. Ich erwarte von der neuen Leitung der Berlinale, sicherzustellen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen.“

Malca Goldstein-Wolf: „Ach, Herr Wegner, in Berlin gibt es unerträglich viel Platz für Antisemitismus. Vor allem viel Platz für salonfähigen Judenhass des linken Spektrums. Die Berlinale war für uns eine weitere Zäsur. Das ist nicht entschuldbar und es kann auch nicht rückgängig gemacht werden. Wird es wenigstens personelle Konsequenzen geben oder werden die Verantwortlichen ebenso auf ihrem Sessel kleben wie Claudia Roth? Leere Worte ohne Taten helfen uns nicht. – By the way: Ich bekomme zuhauf Nachrichten von jüdischen Freunden, die Deutschland verlassen wollen. Es ist so deprimierend.“

Die Kulturjournalistin Maria Ossowski äußerte sich wie folgt:

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Christian Tretbar kommentiert das Ganze im Tagesspiegel wie folgt: „Die Berlinale rühmt sich damit, ein politisches Filmfestival zu sein. Nur ist dies nicht ernsthaft politisch. Es ist peinlich, beschämend, verstörend und propagandistisch. Die Kultur muss sich ernsthaft fragen, wie sie ihre Rolle sieht – als Teil einer aktivistischen Bewegung oder als seriöser Ort des Dialogs.“

Der Botschafter Israels in Deutschland Ron Prosor schrieb auf X: Einmal mehr zeigt die deutsche Kulturszene ihre Einseitigkeit, indem sie den roten Teppich ausschließlich für Künstler ausrollt, die sich für Israels Delegitimierung einsetzen. Auf der Berlinale 2024 wurden antisemitische und israelfeindliche Äußerungen mit tosendem Applaus bedacht. Es scheint, dass die Lektion aus der Documenta nicht begriffen wurde. Unter dem Deckmantel der Rede- und Kunstfreiheit wird antisemitische und antiisraelische Rhetorik zelebriert. Es braucht keinen Doktortitel, um zu verstehen, dass es sich hier um einen skandalösen antisemitischen Diskurs handelt. Ihr Schweigen, sogenannte ‚Kultur-Elite‘, ist ohrenbetäubend! Es ist an der Zeit, Ihre Stimme zu erheben und dieser grotesken Scharade eine Absage zu erteilen. Handeln Sie jetzt, oder seien Sie für immer Teil dieses beschämenden Erbes.“

Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, Landesvorsitzende der FDP Hessen: Absolut beschämend: Täter-Opfer-Umkehr auf offener Bühne, die statt Widerspruch auch noch Applaus erntet. Und es ist noch nicht einmal der einzige derartige Vorfall bei der Berlinale. Das muss Konsequenzen haben.“

Prof. Dr. Jan Claas Behrends, Historiker: „Warum muss sich Claudia Roth eigentlich nie für die Skandale in ihrem Ressort verantworten? #Antisemitismus“

Thorsten Alsleben, Berlinreporter: „Die Berlinale hat einen handfesten Antisemitismus-Skandal. X und Medien sind voll davon. Und von den Spitzen der Grünen, die sonst immer Brandmauer schreien, dazu: NICHTS! NICHTS zum Israelhass des linken Kulturpöbels. NICHTS, dass man die Israelhasser massiv mit Steuergelder unterstützt. NICHTS von Ricarda Lang, Omid Nouripour, Katharina Dröge (grüne Fraktionsvorsitzende im BT), Britta Hasselmann (BT-Fraktionsvorsitzende).“

Katja Adler, FDP-Bundestagsabgeordnete: Gegen Rechtsextremismus wird demonstriert, bei Antisemitismus wird applaudiert. Ist das die neue Realität in Deutschland? Weder Naivität noch Blindheit rechtfertigen solche Entwicklungen. Wo bleibt #NieWiederIstJetzt , wo sind die Konsequenzen?“

Jan Fleischhauer, Focus: „Jetzt sieht man noch mal klarer, warum der Kulturbetrieb nahezu geschlossen gegen die Berliner Antisemitismusklausel Sturm lief. Man will ja nicht nur gegen Israel hetzen, die Pro-Palästina-Show soll, bittschön, auch noch öffentlich subventioniert werden.“

Johannes Boie: „Claudia Roth hätte nach ihrem High Five mit dem iranischen Botschafter kein Amt mehr bekomme dürfen, nach der Documenta zurücktreten müssen. Jetzt sollte der Kanzler sie entlassen. (Der, der neben Abbas stand, als dieser den Holocaust relativierte.) Hätte, müsste, sollte.“

Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person und Oval Office, Büro des amerikanischen Präsidenten

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