Vom Barbaren zum Menschen und wieder zurück

(Jürgen Fritz, 17.10.2018) „Fatalerweise liefert der Terminus ‚Barbar‘ das Paßwort, das den Zugang zu den Archiven des 20. Jahrhunderts öffnet. Es bezeichnet den Leistungsverächter, den Vandalen, den Statusleugner, den Verweigerer der Anerkennung für jede Art von Ranking-Regel und Hierarchie. Wer das 20. Jahrhundert verstehen will, muß stets den barbarischen Faktor im Auge behalten. Daß die barbarische Position im Europa des 20. Jahrhunderts selbst unter den Vertretern der Hochkultur zeitweise als wegweisend galt, bis hin zu einem Messianismus der Unbildung, illustriert das Ausmaß der Zivilisationskrise, die dieser Kontinent in den vergangenen einhundertfünfzig Jahren durchlaufen hat – die Kulturrevolution nach unten inbegriffen, die in unseren Breiten das 20. Jahrhundert durchzieht und ihren Schatten auf das 21. Jahrhundert vorauswirft.“ – Peter Sloterdijk

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Anpassung nach unten um der Gleichheit willen

(Jürgen Fritz, 08.10.2018) Zweimal waren die Europäer allen anderen weit überlegen, entwickelten sich in der Evolution – nun nicht auf der körperlichen, sondern der geistigen Ebene – weit über alle anderen hinaus: erstens in der griechisch-römischen Antike, zweitens seit Beginn der Neuzeit, also nach Überwindung des christlich dominierten Mittelalters. Beide Male war der tiefere Grund dieser enormen europäischen Überlegenheit die Überwindung oder zumindest die Einhegung und Domestizierung des religiösen sowie die Entwicklung des philosophisch-wissenschaftlichen Denkens. Dies hat natürlich nie die gesamte Bevölkerung erreicht, aber doch die Mehrheit der Gebildeten, der Humanisten, und weite Teile der Mittelschicht. Doch dann geschah etwas Seltsames.

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ARD benennt sich um in: FLUNKER-TV

(Jürgen Fritz, 11.08.2018) Der Leidensdruck war seit langem schon gewaltig. Immer wieder wurden insbesondere ARD und ZDF als „Lügenpresse“ tituliert respektive also solche rubriziert. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch schmierten dann Unbekannte in riesigen Lettern folgendes Wort an die Fassade des ARD-Hauptstadtstudios: „FLUNKER-TV“. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Der Sender reagierte prompt und entschloss sich zu einem sehr ungewöhnlichen Schritt.

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Die Herrschaft der Niederen muss überwunden werden, wenn nicht jede Höhe abgetragen werden soll

(Jürgen Fritz, 18.07.2018) Nicht die Höhe: der Abhang sei das Furchtbare!, so Friedrich Nietzsche (1844 – 1900), der Denker des Abgründigen und der Höhe zugleich. Höhe könne jedoch nicht geschenkt, sondern wolle erklommen werden, notierte der deutsche Schriftsteller Paul Richard Luck (1880 – 1940). Was aber, wenn der Mensch nicht mehr klettern will, sondern fordert, dass ihm alles nach unten gebracht werde, auch die Höhe? Was, wenn der Niedere mehr und mehr die Herrschaft übernimmt und die seinen in höchste Ämter wählt?

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Unter den lebenden deutschen Geisteswissenschaftlern der einzige, den man mit Fug und Recht Philosoph nennen darf

(Michael Klonovsky, 15.07.2018) Er zählt zu den bedeutendsten, aber auch umstrittensten Denkern der Gegenwart. Unbestritten schreibt er das beste Deutsch seiner Gilde: Peter Sloterdijk. Michael Klonovsky besuchte den philosophischen Schriftsteller, wie er sich selbst nennt, vor knapp sechs Jahren auf Korsika und verfasste anschließend eine wunderbare Schilderung der Begegnung.

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Du musst dein Leben ändern – Archaischer Torso Apollos

(Jürgen Fritz) „Du musst dein Lebern ändern“ ist der ethische Ur-Appell, der ethische Ur-Imperativ. Dieser Imperativ verheißt ein besseres Leben, eine bessere Welt, verlangt dem Einzelnen jedoch enormes ab: stete Arbeit an sich selbst. Das Geschöpf soll Schöpfer seiner selbst werden. Dazu bedarf es diesen Appells. Doch von wo aus kann dieser Appell kommen? Sicherlich nur von einem Oben, nicht von einem Unten und nicht von einem Neben. Welchem Oben? Hier wird zumeist recht wenig Phantasie an den Tag gelegt. Kein solch Phantasieloser war Rainer Maria Rilke, der zugleich ein Gespür und ein Ohr hatte für diesen Ur-Appell, der immer schon zu uns spricht. Wir müssen nur genau hinhören und hinschauen.

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Wie die Immigranten Deutschland langfristig belasten werden

(Jürgen Fritz) Wer könnte in Abrede stellen, daß die Alarmisten, wie üblich, nahezu völlig recht haben? Die Bewohner der wohlhabenden Nationen schlafwandeln zumeist im unpolitischen Pazifismus. Sie verbringen ihre Tage in einer vergoldeten Unzufriedenheit. Unterdessen vertiefen sich an den Rändern der Glückszonen ihre Belästiger, ja ihre virtuellen Henker in Lehrbücher der Sprengstoffchemie, entliehen aus den öffentlichen Bibliotheken des Gastlandes. – Peter Sloterdijk

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