Von Jürgen Fritz, Fr. 13. Nov 2020, Titelbild: CNN-Screenshot
Zehn Tage sind seit der US-Präsidentschaftswahl vergangen. Bereits letzten Samstag war Joe Biden von US-Medien zum Sieger erklärt worden, doch Donald Trump behauptet immer wieder, er sei Opfer eines „Wahlbetrugs“ geworden, ohne dafür irgendwelche Beweise vorzulegen. Nun gewinnt Biden auch Arizona, holt landesweit 5,3 Millionen Stimmen mehr als Trump und hohe US-Behörden widersprechen komplett dessen Betrugsbehauptungen.
Biden holt sich auch das traditionell rote Arizona
Arizona galt lange als sichere Bastion der Republikaner. Seit 68 Jahren, seit 1952 haben dort fast immer republikanische Präsidentschaftskandidaten gewonnen, mit Ausnahme von 1996, als Bill Clinton dort den Sieg für die Demokraten erringen konnte. Ansonsten aber holten sich immer die Republikaner die elf Wahlmännerstimmen in dem Bundesstaat im Südwesten der USA. Doch nun hat Biden auch Arizona gewonnen. Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und der TV-Sender Fox News, der früher als extrem Trump-nah galt, hatten Biden bereits in der Wahlnacht zum Gewinner in Arizona erklärt, doch die Sender NBC News und CNN waren zunächst vorsichtiger, wollten abwarten, bis fast alle Stimmen ausgezählt sind, da Bidens Vorsprung nicht sehr groß war und kleiner zu werden schien.
Doch nun haben, nachdem 99 Prozent der Stimmen ausgezählt sind, auch NBC und CNN Biden in Arizona zum Sieger erklärt. Sein Vorsprung beträgt laut CNN aktuell über 11.400 Stimmen, 1.668.684 zu 1.657.250 Stimmen respektive 49,4 zu 49,1 Prozent.
Mit diesen zusätzlichen elf Wahlmännerstimmen kommt Biden nun auf 290 Stimmen für die Wahlversammlung im Dezember, Trump nur auf 217. Für einen Wahlsieg reichen aber schon 270 Wahlmännerstimmen.
Es deutet auf einen 306:232-Sieg für Biden hin, der gut 5,3 Millionen Stimmen mehr erhält als Trump
Damit sind nur noch zwei Bundesstaaten offen: North Carolina und Georgia (im Bild unten grau). In Georgia, wo ebenfalls 99 Prozent der Stimmen ausgezählt sind, führt Biden ebenfalls, wenn auch knapp mit 49,5 % zu 49,2 % bzw. mit 2.472.152 zu 2.458.002, also mit 14.150 Stimmen Vorsprung. Mit den 16 Wahlmännerstimmen aus Georgia kommt Biden dann auf 306:232 Wahlmännerstimmen, so Trump North Carolina mit 15 Wahlmännerstimmen gewinnt, wo er momentan mit 50,0 % zu 48,6 % knapp führt.
Damit hätte Biden die Präsidentschaftswahl mithin doch noch deutlich gewonnen. Betrachtet man die Stimmabgabe der Wähler, so er gibt sich auch ein nicht ganz so deutliches, aber doch klares Bild. Inzwischen hat Biden landesweit über 77,9 Millionen Stimmen der US-Bürger erhalten, gut 5,3 Millionen Stimmen mehr als Trump, der aktuell auf 72,6 Millionen Stimmen kommt.
Selbst wenn durch Neuauszählungen zwei große Bundesstaaten zu Trump kippen würden, würde es für ihn nicht reichen
Wegen des knappen Ergebnisses hat die Regierung in Georgia bereits eine Neuauszählung aller Stimmen per Hand angekündigt. Verantwortliche für die Wahl rechnen aber nicht damit, dass sich dort grundsätzlich etwas an der Tendenz ändern werde. Dass kleine Fehler passieren, ist immer möglich, aber dass man sich um 14.150 Stimmen verzählt, gilt als sehr unwahrscheinlich.
Und selbst wenn durch die Neuauszählung ein Staat doch nochmal zu Trump kippen würde, würde das auf keinen Fall zu seinem Wahlsieg reichen. Zu den 232 Wahlmännerstimmen kämen dann ja maximal 10 bis 20 dazu, so dass er immer deutlich von 270 entfernt wäre. Ja selbst wenn die zwei größten engen Staaten, Pennsylvania mit 20 WMS und Michigan oder Georgia mit 16 WMS doch noch an Trump fielen, wofür es keinerlei Indizien gibt, aber selbst wenn, dann käme er immer noch nicht auf 270 WMS, sondern nur auf 268. Trump müsste also mindestens in drei US-Bundesstaaten nachweisen können, dass dort falsche Ergebnisse verkündet wurden oder in vier kleineren.
Hohe US-Behörden weisen Trumps Behauptungen eines angeblichen „Wahlbetrugs“ komplett zurück
Gleichwohl weigert sich Trump weiterhin, Biden als Wahlsieger anzuerkennen. Seine Anwälte haben Klagen in gleich mehreren Bundesstaaten angestrengt. Belege für großangelegte Wahlfälschungen oder größere Fehler, die für das Ergebnis von Relevanz wären, konnten sie aber bisher keine vorlegen.
Mehrere US-Behörden teilten inzwischen mit, die Wahl am 3. November sei die sicherste in der amerikanischen Geschichte gewesen. Wahlzettel seien weder gelöscht noch verloren gegangen, hieß es in einer von der US-Agentur für Cybersicherheit herausgegebenen gemeinsamen Mitteilung diverser Sicherheitsbehörden.
Die staatlichen US-Behörden weisen vielmehr die von Trump weiterverbreiteten Gerüchte, Mutmaßungen und Verschwörungsmythen (Wahlbetrugsmythos) zurück, wonach die Präsidentenwahl durch den Einsatz von Computersoftware manipuliert worden sei. Dafür gebe es keine Belege, hieß es in einer Mitteilung, die unter anderem von Vertretern der Cybersicherheitsagentur des Heimatschutzministeriums sowie der Vereinigungen der Wahlleiter der Bundesstaaten herausgegeben wurde. „Wir haben vollstes Vertrauen in die Sicherheit und Richtigkeit in unsere Wahl und das sollten sie auch haben“, ließen die Behörden verlauten.
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