Söder und Kretschmann fordern in Brief an alle Ministerpräsidenten striktere Coronakrisen-Politik

Von Jürgen Fritz, Mi. 31. Mrz 2021, Titelbild: YouTube-Screenshot

Zu einem ungewöhnlichen Schritt haben sich der einzige CSU- und der einzige grüne Ministerpräsident entschlossen. Markus Söder und Winfried Kretschmann haben heute einen gemeinsamen Brief an ihre 14 Kollegen versendet, in dem sie eine konsequentere Krisenpolitik anmahnen. Corona habe „Deutschland weiterhin fest im Griff“, heißt es in dem Brief. Die dritte Welle rolle „seit einigen Wochen unerbittlich über das Land“. Die Lage sei „ernst, ernster, als viele glauben“.

Brandbrief an die 14 anderen Ministerpräsidenten

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Die Grünen) fordern eine strikte Anti-Corona-Politik mit einer konsequenten Umsetzung der Notbremse in Hotspots, auch mit nächtlichen Ausgangsbeschränkungen. An die anderen Länder-Regierungschefs appellieren sie: „Wir müssen daher unsere Verantwortung jetzt wahrnehmen und dürfen nicht länger diskutieren.“ Das Virus verzeihe keine Verzögerungen. Jeder weitere Tag des Zuwartens bedeute „Tausende von neuen Ansteckungen, die sich exponentiell durch unser Land fressen“, heißt es in dem Schreiben weiter.

„Alle Instrumente, wie wir das Virus bekämpfen können, sind vorhanden – vor allem sind sie gemeinsame Beschlusslage“, betonen die beiden Ministerpräsidenten. Getragen von „einem einheitlichen Geist“ gelte es jetzt, die „Notbremse ohne weiteres Überlegen und Zögern konsequent umzusetzen“. Hierzu gehörten „nächtliche Ausgangsbeschränkungen und adäquate Kontaktbeschränkungen bei einer Inzidenz über 100 sowie eine konsequente FFP2-Maskenpflicht und Tests“, schreiben Söder und Kretschmann.

„Wir sollten uns für die Zeit nach den Osterferien über einheitliche Regelungen für die Schule verständigen, insbesondere über eine Testpflicht an den Schulen“, blicken sie voraus. Wer keinen negativen Test habe, solle „dann auch nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können“. Das sei vor allem deshalb wichtig, weil sich derzeit die britische Mutante unter  Schülern so stark verbreite und dann wiederum in die Familien hineingetragen werde.

„Wir müssen uns jetzt der Herausforderung stellen und Corona konsequent bekämpfen, verlangen die beiden Ministerpräsidenten aus dem Süden des Landes. Ansonsten laufe man Gefahr, „dass sich durch ein ständiges Hin und Her die Lage bis in den Sommer hinein fortsetzt“. Nur, wenn es gelinge, die Inzidenzen wieder zu drücken, werde „auch das Impfen, unsere einzige echte Langzeitstrategie, die erhoffte Wirkung entfalten können“.

Söder und Kretschmann schließen ihren Appell an die 14 Kollegen mit den Worten: „Kämpfen wir weiter gemeinsam gegen das Virus und für die Gesundheit der Menschen in unserem Land!“

Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit Wochen wieder rapide an, ebenso die Intensivpatienten und der Anteil der gefährlichen britischen Mutante

Seit Mitte Februar stieg die Sieben-Tage-Inzidenz (Anzahl der registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen) von 65 auf über 130 an.

7-Tage-Inzidenz

Dabei zeigt sich, dass die gefährlichere britische Mutation B.1.1.7, die sowohl deutlich ansteckender als auch im Falle einer Ansteckung gefährlicher und tödlicher ist, längst das Kommando übernommen und die ursprüngliche Virusvariante von SARS-CoV-2 weitgehend verdrängt hat. Schon letzte Woche lag die B.1.1.7-Quote bei 80 Prozent bei den Neuinfektionen.

Mutante B.1.1.7

Und dies macht sich auch bereits in den Kliniken deutlich bemerkbar. Seit Mitte März steigen die Fälle der COVID-19-Patienten, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen, wieder drastisch an.

Corona-Fälle auf Intensivstationen

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