Von Jürgen Fritz, Do. 07 Okt 2021, Titelbild: YouTube-Screenshot
Die Redaktion der Filmempfehlungs-Community Moviepilot hat anlässlich des Kinostarts von Keine Zeit zu sterben ein Ranking aller 25 offiziellen Filme der James Bond-Reihe erstellt. Auch Filmstarts hat jeden einzelnen Streifen bewertet. Hier eine Übersicht der besten und der schwächsten Bond-Filme.
Vorbemerkung
Der von Ian Fleming erfundene Geheimagent 007 James Bond, der für den MI6 arbeitet, erblickte 1953 in dem Roman Casino Royale das Licht der Welt. Bis zu seinem Tod im Jahr 1964 schrieb Ian Fleming zwölf Romane und neun Kurzgeschichten um den britischen Geheimagenten. Bereits 1954 erschien der erste Fernsehfilm unter dem Titel Casino Royale. 1962 kam dann der Bond-Film in die Kinos. In James Bond – 007 jagt Dr. No spielte Sean Connery die Hauptrolle. Keine Zeit zu sterben, der am 30. September 2021 in den deutschen Kinos anlief, ist der 25. offizielle Film der Bond-Reihe. Alle 25 Streifen wurden von Moviepilot beurteilt.
1. Goldfinger (1964)
Sean Connerys dritter Einsatz als James Bond, Regie führte erstmals Guy Hamilton. Der erste Bond-Film, der an den Kinokassen die 100 Millionen US-Dollar-Marke überschritt und inflationsbereinigt bis heute der dritterfolgreichste Streifen (nach Skyfall und Feuerball).
Budget: 3,5 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 125 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 1.027 Mio.).
Moviepilot: „Alle Beteiligten arbeiten hier auf der Höhe ihrer Kunst, ob Connery selbst, Bösewichts-Darsteller Gert Fröbe, Bond-Girl Honor Blackman, Regisseur Guy Hamilton oder Production Designer Ken Adam. So folgt denn auch eine ikonische Szene im Drehbuch von Richard Maibaum und Paul Dehn auf die nächste, von der mit Gold überzogenen Leiche Jill Mastersons über Oddjobs Hut-Präzision bis zur Beinahe-Laser-Kastration. Man könnte stundenlang über den Einfluss von Goldfinger auf die Popkultur reden, doch darüber sollte man nicht vergessen, wie wahnsinnig unterhaltsam, stylisch und intensiv der Film noch immer daherkommt. Entscheidend für diese zeitlose Kraft ist auch Schurke Auric Goldfinger. Der hält sich nicht wie megalomanische Kollegen im Hintergrund. Schon früh etabliert der Film die Konkurrenz der beiden überheblichen Männer und kostest sie mit jeder weiteren Station aus. Goldfinger und Bond ziehen sich wie eine negative und eine positive Ladung gegenseitig an. Hier das rundliche, schwitzige Genius mit dem Faible für barocken Prunk, dort der elegante, postkoloniale Macho-Supermann. Der eine braucht den anderen zur vollen Entfaltung, genau wie die Bond-Reihe diesen Film brauchte, um zu sich selbst zu finden.“
Filmstarts kommt zum fast identischen Ergebnis: „Mit ‚James Bond 007 – Goldfinger‘ findet das erfolgreichste und langlebigste Film-Franchise der Welt endlich seine Formel. Und die geht so: Größenwahnsinniger Superreicher – Goldfinger (Gert Fröbe) – bedroht die Welt, in diesem Fall die Währungsstabilität des US-Dollars in Gestalt der Goldreserven in Fort Knox, die er radioaktiv verseuchen will. Der britische Geheimagent James Bond (Sean Connery) wird auf ihn angesetzt und bandelt erst mal mit der einen oder anderen Schönen an (Shirley Eaton), während er um die Welt jettet… Das Mädchen wird bald vom fiesen Helfershelfer des Superschurken … möglichst effektreich ermordet, hier mittels eines Ganzkörper-Goldüberzugs. Bond begibt sich in die Hände des Schurken, bald gelingt ihm aber die Flucht. Bond kehrt darauf mit Verstärkung zurück und es kommt zu einem gewaltigen Showdown, im Laufe dessen Bond die Welt retten, den Schurken töten und das zweite (oder dritte) Mädchen behalten kann. Das Ganze wird gewürzt mit tollen Bauten (oft vom legendären Ken Adam), coolen Autos (vorzugsweise von Aston Martin) und großartiger Musik (unverkennbar: John Barry). Hinzu kommen optische Gimmicks (der Blick durch den Pistolenlauf am Anfang jedes Films) und Einzeiler mit hohem Wiedererkennungswert (‚Mein Name ist Bond, James Bond‘, ‚Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt‘).
Der Inhalt von ‚Goldfinger‘ dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein, hat dieser Film doch Eingang in die Annalen der Popkultur gehalten… Das Merkwürdige: Was bei allen anderen Serien als Stereotypie gebrandmarkt werden würde, wird bei Bond erwartet. Mehr noch: Immer wenn von dem Schema abgewichen wird, ist das Publikum irritiert. Mit ‚Goldfinger‘ hat die Serie sich ihr eigenes Korsett geschaffen, und ein Korsett sieht nun mal angezogen am Besten aus…
Sean Connery war mit dem dritten Film in die von ihm ungeliebte Rolle endgültig hineingewachsen. Seine physische Präsenz trägt einen Großteil des Films. Das kann man nicht lernen. Dies hat nichts mit Schauspielkunst zu tun, sondern ist vielmehr, was einen echten Star ausmacht. Die Kamera rückt ihn mehr ins Zentrum des Geschehens als bei den Vorgängern. Connerys Bond wirkt groß, überlebensgroß. Viril, gefährlich und unwiderstehlich auf beiderlei Geschlecht. Seine Selbstsicherheit wird zudem unterstrichen durch ein zuweilen aufblitzendes Machismo, das heutzutage undenkbar wäre… ‚Goldfinger‘, das ist aber auch der grandiose Gert Fröbe…. Fröbes Schurke war so stark, dass alle anderen Nachfolger an ihm gemessen wurden. Und bei jedem neuen Film war sich die (Fach-)Welt aufs Neue einig: An Fröbe reichte keiner heran. Je besser der Schurke, desto besser der Film. Gemessen daran ist ‚Goldfinger‘ kaum zu toppen.“
Filmstarts-Bewertung: 4,5 von 5 Sternen (bzw. 9 von 10).
2. Casino Royale (2006)
Unter der Regie von Martin Campbell schlüpft Daniel Craig erstmals in die Rolle von James Bond und legt einen furiosen Einstand hin. Der erste Bond, der an den Kinokassen mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar einspielte.
Budget: 150 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 599 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 758 Mio.).
Moviepilot: „Martin Campbell rasiert zum Craig-Auftakt jeglichen Schnickschnack von der 007-Oberfläche (selbst Daniel Craigs Brust ist spiegelglatt epiliert). Er erschuf so einen der spannendsten und konzentriertesten Bondfilme. ‚Casino Royale‘ hat tatsächlich eine Handlung, der man folgen möchte. Die Bond-typische und gleichzeitig völlig untypische Poker-Szenerie verfügt über eine unfassbare Ausdauer und ist das Prunkstück des Films. Casino Royale, das ist seine große Errungenschaft, umgeht hier eine der größten Schwächen des gesamte Franchise: Die Beliebigkeit der Räume und Orte. Das Casino in Montenegro wird mit all seinen Nischen erforscht und für mitreißende Actionszenen genutzt.
Daniel Craig gibt sich dem konzentrierteren, nahbareren neuen Bond komplett hin. Er führt nicht nur einen der besten Dialoge der Reihe (im Zug mit Eva Greens Vesper Lynd), der das übliche schnippische Geflirte hinter sich lässt. Er stellt seinen Körper für Schmerzen neuer Güteklasse zur Verfügung. Genau, Schmerzen. Casino Royale zeigt, wo es mit Daniel Craig in den nächsten fünfzehn Jahren hingehen sollte.“
Auch hier kommt Filmstarts zum fast identischen Resultat: „Wer von den letzten Bond-Filmen wenig begeistert war, sie vielleicht sogar für seicht und unglaubwürdig gehalten haben mag, wird eine angenehme Überraschung erleben. Martin Campbells knallharter Agenten-Action-Thriller ‚Casino Royale‘ übertrifft die hohen Erwartungen und glänzt mit einem – wider allen Spekulationen – exzellent besetzten Daniel Craig in der Doppel-Null-Rolle. Die raue Neuorientierung des Franchise ist mit mehr als Bravour geglückt…
Nach dem überladenen Effektgewitter in ‚Stirb an einem anderen Tag‘ war den Produzenten trotz des starken Einspiels sonnenklar, dass sie etwas unternehmen mussten. Das hämische Gelächter, welches der unsichtbare Aston Martin im letzten Teil provoziert hatte, muss in ihren Ohren mehr als wehgetan haben. Was also tun? Sich auf alte Tugenden besinnen. Zurück zu den Wurzeln, zurück zu den Romanen…
Craigs Performance ist exzellent. Daniel Craig ist hart, kantig, sportlich und machmal sogar lässig-zynisch. Diesem Mann nimmt man den harten Hund ab. Es geht hier nicht – wie bei den Vorgängern – um die Frage, ob er in der Lage ist, die Action glaubwürdig rüberzubringen, sondern vielmehr darum, ob der Neue die anderen Qualitäten, die James Bond ausmachen, darstellen kann, nämlich Stil, Eleganz und Coolness. Und er kann. Craig muss den Vergleich mit seinen Vorgängern nicht scheuen. Im Gegenteil. Dieser Film wäre mit Brosnan kaum möglich gewesen… der Charakter wird gänzlich neu interpretiert… Herausgekommen ist etwas, das einen überrascht: ein wirklich spannender Film.
Kenner werden überrascht sein, wie viel aus dem Buch auf der Leinwand zu sehen ist, wenn auch in aktualisierter Form. Es wird deutlich an Härte zugelegt… so hat sich Ian Fleming die Welt von James Bond vorgestellt. Gerade die brutalste Szene stammt direkt aus seinem Buch… Punkten kann der Film darüber hinaus mit einem wunderbar-fiesen Bösewicht. Mads Mikkelsens LeChiffre ist ein richtig guter Antagonist für Bond, viel besser als die sonst mehr oder weniger austauschbaren größenwahnsinnigen Superschurken. Das Besondere an diesem Charakter ist, dass es für ihn ebenfalls um das nackte Überleben geht. Er tritt nicht gegen Bond an, weil er es will, sondern weil er es muss. Sieg oder stirb gilt für ihn genauso wie für sein Gegenüber.
Und die Actionszenen – insbesondere die erste halbe Stunde – sind derart packend gemacht, dass man alle 007-Epigonen in Film und Fernsehen der letzten Zeit sofort vergisst. Um es ganz unmissverständlich zu sagen: ‚Casino Royale‘ ist ein exzellenter, mitreißender, ja sogar richtig spannender Film mit einem hervorragend besetzten Hauptdarsteller in Hochform.“
Filmstarts-Bewertung: 4,5 von 5 Sternen (bzw. 9 von 10).
3. GoldenEye (1995)
Auch im ersten Einsatz von Pierce Brosnan, elf Jahre vor Casino Royale, führte der Neuseeländer Martin Campbell Regie. Der erste Streifen der Filmreihe, der mehr als 300 Millionen US-Dollar einspielte (das sollten alle vier Brosnan-Filme schaffen).
Budget: 60 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 353 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 592 Mio.).
Moviepilot: „Verrückte Action und comic-hafte Momente sind die Geschmacksverstärker, die die Brosnan-Ära dem 007-Franchise beimischt. Brosnan trägt sich mit einem freien Fall in die Reihe ein. Von einem Staudamm stürzt er in die Tiefe in ein führerloses Flugzeug. Wenn es um Stunts und realistische Action geht, legt ‚GoldenEye‘ die Latte für alle kommenden Bonds ein wenig höher. Das Brosnan-Debüt tanzt auf dem schmalen Grad zwischen Pomp und Parodie, den einige Vorgänger und Nachfolger verlassen.“
Filmstarts sieht GoldenEye deutlich schwächer: „Die Serie wurde runderneuert. Die gesamte Stammbesetzung wurde ausgewechselt. Nur der obligatorische Q (Desmond Llewelyn) verblieb. Aus Bonds Vorgesetzem wurde eine Dame. Die toughe Judy Dench gibt eine exzellente weibliche M ab… Brosnans Bond ist stromlinienförmiger als der von Dalton verkörperte. Dieser zeigte sich nicht nur hart und Ergebnis orientiert, sondern wies auch andere Seiten auf, wie Rachedurst und latent insubordinative Tendenzen. Diese Facetten zeigt Brosnans Bond nicht. Im Gegenteil. Gefühle sind für ihn gefährlich, sie machen verletzlich. Er gibt sich als Profi durch und durch. Allerdings ist Brosnan etwas zu gut gefönt, um den harten Hund glaubhaft rüberzubringen. Dies wird im erst im dritten Film in akzeptabler Weise gelingen. Trotzdem ist sein Bond interessant, dynamisch und durchaus aufregend…
Der Plot ist erwartungsgemäß Unsinn, aber das stört auch nicht weiter. Wir sind schließlich in einem Bond-Film. Allerdings wird zu viel Zeit benötigt, bis der die eigentliche Handlung auslösende Diebstahl des Diamanten vonstatten geht und der Film Fahrt aufnimmt… Unterm Strich ist ‚GoldenEye‘ (der Titel ist eine Anspielung auf Ian Flemmings karibische Behausung) ein akzeptabler Relaunch des erfolgreichsten Franchises der Filmgeschichte. Brosnan absolviert seinen Einstand besser als Lazenby oder Moore und war der richtige Mann, um Bond ins neue Jahrtausend zu tragen.“
Filmstarts-Bewertung: 3,5 von 5 Sternen (bzw. 7 von 10).
4. Skyfall (2012)
Daniel Craig schlüpft zum dritten Mal in die Rolle, Regie führte erstmals Sam Mendes. Der finanziell (auch inflationsbereinigt) erfolgreichste Bond-Film aller Zeiten mit einem Einspielergebnis von über 1,1 Milliarden US-Dollar.
Budget: 200 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 1.109 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 1.223 Mio.).
Moviepilot: „Skyfall ist nicht nur ein spannend anders inszenierter Bond, der neue intime Einblicke in die Psyche seines Protagonisten erlaubt, sondern auch eine unfreiwillige (?) Hommage an den soziopathischsten Weihnachtsfilm aller Zeiten. Damit ist der vierte Platz in diesem Ranking mehr als verdient.“
Ganz ähnlich Filmstarts: „… Mendes verankert seinen Film stärker in der zeitgeschichtlichen Realität und konfrontiert den einstigen Kalten Krieger James Bond mit den Konflikten des 21. Jahrhunderts. Passend dazu ist nicht nur der überwiegend in eiskaltem Blau gehaltene Look von ‚Skyfall‘ düster, auch der Erzählton lässt geradezu frösteln: Es herrscht eine Atmosphäre des gegenseitigen Misstrauens. Folgerichtig findet dann auch der spektakuläre Showdown nachts in der unwirtlichen Weite und Dunkelheit Schottlands statt, wo sich übrigens auch eine Erklärung für den Titel des 23. Bond-Abenteuers ergibt.
Der von Oscar-Preisträger Sam Mendes in Szene gesetzte neue Bond ist wieder viel näher an Daniel Craigs gefeiertem ersten Auftritt in ‚Casino Royale‘. ‚Skyfall‘ ist ein von exotischem Gadget-Firlefanz und anderen Nebensächlichkeiten befreiter, aufs Wesentliche reduzierter Agenten-Action-Thriller: Ein kühler, zeitgemäßer Bond, der mit knappen, aber ausgefeilten Dialogen, handwerklich superb inszenierter Action und betörend schöner Bildgestaltung von Kamera-Ass Roger Deakins (‚No Country For Old Men‘) glänzt.
‚Skyfall‘ ist ein ernsthafter Bond. Hier gibt es keinen Platz für die Gaga-Fantasien aus den Roger-Moore-Filmen oder für Absurditäten wie das unsichtbare Auto aus Pierce Brosnans letztem 007-Auftritt in ‚Stirb an einem anderen Tag’… Daniel Craig lotet 007s Gefühlswelt so tief aus wie selten zuvor: Bond ist immer noch ein harter Macker, dem Schusswunden, Schmerzen und akute Lebensgefahr nur als Vorwand für seinen Zynismus dienen. Er muss sich aber auch anpassen und wird von Gegenspieler Silva gezwungen, seine Loyalitäten zu hinterfragen.
Der wiederum ist ein denkwürdiger Widersacher und es braucht schon einen Schauspieler von der Klasse des Oscar-Preisträgers Javier Bardem, um das Porträt des psychopathischen Cyber-Terroristen Silva nicht ins Groteske kippen zu lassen. Der Spanier hat einige schlicht geniale Momente und spielt sein Charisma voll aus. Warum er dem Vereinten Königreich und besonders M ans Leder will, das hat ausnahmsweise mal nichts mit der Weltherrschaft zu tun… Dabei ist Silva zwar ein ‚moderner‘ Bösewicht, schließlich nutzt er alle Möglichkeiten des heutigen Terrorismus, aber in Sachen wahnwitziger Ausstrahlung steht er klassischen Bond-Schurken wie Goldfinger und Blofeld in nichts nach.
Sam Mendes hat mit diesem begeisternden und perfekt inszenierten Agenten-Action-Thriller der James-Bond-Reihe eine erneute Kurs-Korrektur verschafft. Zum 50. Geburtstag ist ihm ein kühler, absolut würdiger Jubiläums-Bond geglückt.“
Filmstarts-Bewertung: 4,5 von 5 Sternen (bzw. 9 von 10).
5. Im Geheimdienst ihrer Majestät (On Her Majesty’s Secret Service, 1969)
Der einzige Einsatz von George Lazenby und die einzige Regieübernahme durch Peter R. Hunt.
Budget: 7 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 87 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 608 Mio.).
Moviepilot: „Auch wenn seine Interpretation des Agenten nicht die geworden ist, die zuerst in Erinnerung kommt, wenn es um das Thema James Bond geht, gehört sein Film definitiv zu den besten der Reihe. … wagt sich in eine tragische Ecke, in der Connerys Coolness nie hätte vordringen können. Es ist der erste Versuch, die zur Ikone gewordene Figur aufzubrechen und in eine neue Richtung zu lenken. Zudem verblüfft die (Action-)Inszenierung von Peter R. Hunt, der zuvor für den Schnitt der Bond-Filme verantwortlich war. Er verleiht ‚Im Geheimdienst Ihrer Majestät‘ einen ungewöhnlichen Rhythmus, der den Film bis heute von den anderen Teilen der Reihe abhebt. Einerseits … ganz still, nachdenklich und nach Innen gekehrt, andererseits furios und aufregend. … stellt Bond als Menschen vor und endet mit dem wohl größten Schlag in die Magengrube der gesamten Reihe.“
So auch Filmstarts: „Ausgerechnet der mit Abstand mäßigste aller 007-Darsteller, der Australier George Lazenby, spielt in einem absoluten Highlight der Reihe die Titelrolle. Der Agenten-Actionthriller fesselt als perfekter Bond-Cocktail mit allen Zutaten, die die Fans lieben: Action, Spannung und Ironie vom Feinsten – erweitert um die Komponente Tragik.
Nach fünf Bond-Abenteuern hatte der Schotte Sean Connery die Nase voll von seiner geliebt-gehassten Figur… Als Nachfolger für ‚Im Geheimdienst Ihrer Majestät‘ wurden unter anderem Timothy Dalton und Roger Moore gehandelt. Dalton fühlte sich noch zu jung, Moore musste noch bis ‚Leben und Sterben lassen‘ (1973) warten, um zum Einsatz zu kommen. Der ehemalige Autoverkäufer und Dressman George Lazenby, mit 30 Jahren übrigens der jüngste Bond-Debütant, hinterließ bei Testvorführungen den stärksten Eindruck, wurde aber beim Publikum nie als Connery-Ersatz akzeptiert und lehnte einen Folgevertrag über mehrere 007-Filme ab, was der Schauspieler später als großen Fehler bezeichnete. Lazenby glaubte, dass ein Superspion in der nahenden Woodstock-Ära ein wandelnder Anachronismus sei. Damit hatte er zwar recht, aber dem Erfolg des erfolgreichsten Franchise der Filmgeschichte tat dies keinen Abbruch.
Lazenby hatte nur einen Film Zeit, sich Profil zu verschaffen. Zu wenig. Der Australier wandelt in den großen Fußstapfen von Sean Connery und lehnt seine Interpretation der Rolle ähnlich an: mit männlichem Macho-Charisma … und reichlich Ironie…
Aber vordergründig hat der Film andere Pfunde, mit denen er wuchern kann. Zwar zeigt Lazenby nur eine mittelprächtige Vorstellung, dafür wissen seine Nebenleute zu überzeugen. Telly Savalas strahlt als Erzbösewicht Ernst Stavro Blofeld … soviel Charisma aus, dass es eine Pracht ist. Auch die Thematik der biologischen Kriegsführung weiß zu gefallen und wird von Savalas ‚gut verkauft‘. Dazu bietet der Film mit Diana Rigg (‚Mit Schirm, Charme & Melone‘) eine der faszinierendsten Bond-Girls der Reihe auf. Sie ist eine der wenigen, die sich von dem Macho nicht auf der Nase herumtanzen lässt – was jedoch in einem Novum des Franchise endet… Bond heiratet seine geliebte Tracy – doch sie wird erschossen. Dieses eine Mal glänzt die Reihe mit etwas, was in keinem anderen Bond-Film in dieser Intensität zu spüren ist: eine herzzerreißende Tragik.
Die Actionszenen sind für damalige Verhältnisse exzellent, die Landschaftspanoramen aus dem Berner Oberland überwältigend und die von Willy Bogner inszenierten Skiverfolgungsjagden spektakulär … Es ist dieses stimmige Gesamtpaket, das ‚Im Geheimdienst Ihrer Majestät‘ zu einem der besten Bond-Filme macht – und das trotz George Lazenby, der bei weitem nicht so schlecht agiert, wie viele Fans es (damals) wahrhaben wollten, aber dem Superagenten auch am wenigsten eigenes Profil verleiht.“
Filmstarts-Bewertung: 4,5 von 5 Sternen (bzw. 9 von 10).
6. Leben und sterben lassen (Live and Let Die, 1973)
Roger Moore übernahm erstmals die Rolle von James Bond, Regie führte wie in Goldfinger und Diamantenfieber Guy Hamilton. Inflationsbereinigt der bislang fünfterfolgreichste Bond.
Budget: 12 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 162 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 929 Mio.).
Moviepilot: „In der Karibik, mit Yaphet Kotto als Schurke und Roger Moores betont humorvollem Ansatz, entstand einer der ungewöhnlichsten Bond-Filme, der unter besseren Bedingungen womöglich noch mehr aus seinem gewagten Setting gemacht hätte.“
Filmstarts: „Der erste waschechte Engländer in der Rolle des 007 war 1973 beim Publikum dank der populären TV-Serien ‚Simon Templar‘ und ‚Die Zwei‘ bereits etabliert. Neben dem glänzend aufgelegten Briten garantieren ein vor guten Einfällen nur so sprühendes Drehbuch, ein starker Score und eine überaus skurrile Schar an Bösewichten kurzweiligen 007-Spaß, der kleinere Plotschwächen und unangenehm aufstoßende Besetzungstendenzen geschickt kaschiert…
Moore ist bereits bei seinem Debüt sehr darauf bedacht, seine Vorgänger nicht zu imitieren, sondern seine eigene Interpretation auf die Leinwand zu bringen. Er ergänzt Bond um eine bis dato wenig ausgeprägte Selbstironie, die dem mit zahlreichen Stunts und Totalschäden angereicherten Drehbuch ein sympathisches Augenzwinkern aufdrückt. Anders als im späteren Klamaukgipfel Octopussy ist die Mischung aus Slapstick, Britishness und schwarzem Humor hier noch ausgewogen dosiert.“
Filmstarts-Bewertung: 4,0 von 5 Sternen (bzw. 8 von 10).
7. Keine Zeit zu sterben (No Time to Die, 2021)
Daniel Craigs fünfter und letzter Einsatz. Erstmals übernahm Cary Joji Fukunaga die Regie. Mit 250 Millionen US-Dollar der teuerste Bond, der bislang gedreht wurde.
Budget: 250 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: ?
Moviepilot: „Daniel Craigs Bond-Ära endet mit einem der emotionalsten Kapitel der gesamten Reihe. … stützt sich auf die stärksten Elemente seiner Vorgänger und liefert eine adrenalingeladene Sequenz nach der anderen ab. Das größte Highlight dieses wunderschön gefilmten Agentenabenteuers versteckt sich in den ersten Minuten: Zuerst erleben wir den tragischen Horror in Norwegen, danach die herzzerreißende Action in Matera. Was außerdem gelingt: die Integration neuer Figuren … sowie der Abschied von Craigs Weggefährten. Man will das Bond-Universum gar nicht mehr verlassen. Und dann folgt dieses Ende – es ist eine Wucht.“
Filmstarts sieht den neuen Bond deutlicher schwächer: „‚Bist du der Tod oder das Paradies?‘ singt Billie Eilish im neuen Titelsong – und deutet damit schon zu Beginn an, dass auch der finale 007-Auftritt von Daniel Craig womöglich nur in einem von zwei Extremen enden kann. Das ist auch eine durchaus spannende Frage, selbst wenn ‚Keine Zeit zu sterben‘ dem Publikum als bislang längster Film der Reihe einiges an Geduld abverlangt. Zugleich berührt die in den Mittelpunkt gerückte Liebesgeschichte aber nicht genug. So steht ‚Keine Zeit zu sterben‘ hinter den besten Filmen der Craig-Ära wie ‚Casino Royale‘ oder ‚Skyfall‘ zurück, obwohl eine anfängliche Verfolgungsjagd in Italien und eine humorvolle Prügelei in Kuba zu den besten Actionszenen der gesamten Reihe gehören.
Wie kein anderes 007-Abenteuer ist Daniel Craigs Abschied auf große Emotionen ausgelegt. Action und Weltenrettung sind in manchen Passagen fast schon Beiwerk in dieser tragischen Beziehungsgeschichte – und bei der will der Funken leider nicht immer überspringen. Schon in ‚Spectre‘ zählten die Flirtereien zwischen Léa Sedoux und Daniel Craig nicht unbedingt zu den Highlights – und diese mangelnde Chemie fehlt nun in ‚Keine Zeit zu sterben‘, wo das Liebesdrama verstärkt ins Zentrum rückt, natürlich umso mehr.
Zumal man es sich mit dem Vorhaben, alle Bond-Teile mit Daniel Craig zu verbinden, selbst unnötig schwer macht: Wenn Bond etwa das Grab seiner ersten großen Liebe Vesper Lynd (Eva Green) besucht, dann werden auch beim Publikum die Erinnerungen an ‚Casino Royale‘ wach – nur traf dort die tiefe Tragik, die auch diesmal wieder angepeilt wird, noch sehr viel zuverlässiger ins Ziel. Und wenn die Kamera lange auf einem riesigen Gemälde von M (Judi Dench) verharrt, wird der eine oder die andere sicherlich an das Gänsehaut-Finale von ‚Skyfall‘ denken müssen – und damit auch daran, dass selbst die Beziehung von Bond zu seiner ehemaligen Chefin tiefer reichte als die zu Swann…
Besonders in den Actionszenen dürfen gleich zwei neue Agentinnen glänzen. Das gilt vor allem für ‚Knives Out‘-Star Ana de Armas, die zwar nur einen Mini-Auftritt absolviert, in diesem aber sogar Craig an die Wand spielt: sexy, humorvoll und schlagfertig. Bei ihr trifft jeder trockene Spruch ins Schwarze – und es passt einfach, wenn sie und Craig sich mitten im Kampf kurz ein paar Drinks genehmigen. Im übrigen Film wirkt der Humor allerdings immer wieder auch erzwungen…
Fazit: ‚James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben‘ sieht verdammt gut aus und hat einige absolut großartige Actionszenen. Dazwischen gibt es aber auch viel Leerlauf, was vor allem daran liegt, dass die tragische Liebesgeschichte im Zentrum einfach nicht so sehr berührt, wie sie es eigentlich sollte.“
Filmstarts-Bewertung: 3,0 von 5 Sternen (bzw. 6 von 10), Userwertung: 3,7 Sterne (7,4 von 10).
8. Ein Quantum Trost (Quantum of Solace, 2008)
Zweiter Einsatz von Daniel Craig, Regie führte einmalig Marc Forster.
Budget: 230 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 586 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 695 Mio.).
Moviepilot: „… eine völlig entfesselte Version des Geheimagenten. Die schwindelerregende Inszenierung fängt sein aufgewühlte, zerrissenes Inneres perfekt ein. So rastlos und pulsierend war Bond nie wieder.“
Filmstarts sieht den Streifen ein wenig schwächer: „Unter der Regie des Deutsch-Schweizer Ausnahmeregisseurs Marc Forster (‚Monster’s Ball‘) setzt der zweite Craig-Bond direkt nach ‚Casino Royale‘ ein und führt Angefangenes brutal-konsequent weiter. ‚Ein Quantum Trost‘ ist ein zynisch-kalter Action-Thriller, der sich thematisch auf der Höhe der Zeit befindet, stilistisch auf Realismus baut und damit dem Gaga-Gigantismus der Brosnan-Ära den ausgestreckten Mittelfinger entgegenstreckt… ‚Ein Quantum Trost‘ ist ein rastloser Film, der kaum einmal innehält. Nicht zuletzt deshalb ist eine stilistische Nähe zur ‚Jason Bourne‘-Reihe zweifelsohne vorhanden – was sich auch in der Verwendung der umstrittenen wackeligen Handkamera widerspiegelt – selbst wenn sie bei Bond nicht so exzessiv eingesetzt wird.
Vor ‚Casino Royale‘ waren sowohl die Bond-Geschichten als auch der Charakter selbst ausgereizt. Deshalb folgte ein messerscharfer Schnitt. Reboot – alles auf Anfang! Und mit einem Schlag war Bond auf das schmerzlichste modernisiert. Alte Zöpfe wurden abgeschnitten, 007 stand plötzlich wieder am Beginn seiner Karriere – alles Gewesene war vergessen. Die Produzenten haben sich aller Anachronismen, die sich über die Jahre angesammelt hatten, entledigt … keine übertriebenen Gadgets oder unsichtbare Autos mehr. Selbst die berühmte Gunbarrel-Sequenz rutschte vom Anfang an das Ende des Prologs – das wird bei ‚Ein Quantum Trost‘ beibehalten. Diesmal fielen zwei andere Heiligkeiten der Rationalisierung zum Opfer: ‚Bond, James Bond.‘ 007s legendärer Auftritt fehlt komplett und in Sachen Sex zeigt sich der sonst so freizügige Agent im Auftrag ihrer Majestät auch eher zugeknöpft.
Storytechnisch ist ‚Ein Quantum Trost‘ auf der Höhe der Zeit. Die Welt kämpft erbittert um verbliebene Ressourcen… Auch wenn Bonds 22. Einsatz größtenteils die One-Man-Show des Daniel Craig ist, steht ihm mit Mathieu Amalric doch ein gut besetzter Bösewicht gegenüber. Der Franzose strahlt eine unangenehm-bedrohliche Präsenz aus, ohne durch irgendwelche körperlichen Antagonisten-Merkmale gebrandmarkt zu sein, was dem allgemeinen Realismus, der wieder in die Reihe Einzug gehalten hat, entspricht.
Ein Quantum Trost ist State of the Art bis an die Schmerzgrenze. Wer sich auf diesen neuen 007 einlässt, wird mit einem Action-Abenteuer-Inferno entlohnt, das auf die Vergangenheit pfeift und Bond endgültig in der Neuzeit verankert. Daniel Craig überzeugt als primitiver Berserker, der zwischen alle Fronten gerät und Amok läuft. Marc Forster inszeniert Ein Quantum Trost als Action nonstop, komprimiert auf 103 atemlos-grimmige Minuten.“
Filmstarts-Bewertung: 3,5 von 5 Sternen (bzw. 7 von 10).
9. Der Morgen stirbt nie (Tomorrow Never Dies, 1997)
Pierce Brosnan zweiter Einsatz, Regie führte zum ersten und letzten Mal Roger Spottiswoode.
Budget: 110 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 347 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 551 Mio.).
Moviepilot: „Dafür dass die Pierce Brosnan-Filme schon bei Erscheinen als etwas veraltet galten, wirkt die Story eines Medienmoguls, der die Weltpolitik zu seinen Gunsten beeinflusst, über 20 Jahre später erstaunlich zeitgemäß. … bietet außerdem ein großartiges, ebenbürtiges Bond-Girl (Michelle Yeoh), einige erinnerungswürdige Actionszenen (Stichwort: Motorradjagd) und eine gelungene Mischung aus Brosnan-Zynismus und Spaß am Schwachsinn.“
Filmstarts sieht diesen Bond deutlich negativer: „‚Der Morgen stirbt nie‘ ist ein in jeder Hinsicht typischer Bond-Film, der den Erwartungen durchaus gerecht wird… Dass ‚Der Morgen stirbt nie‘ trotzdem nicht zu den Topfilmen der Bond-Reihe gehört, liegt keinesfalls am Einsatz des irischen Hauptdarstellers. Der gibt alles und lässt sich sogar vom deutschen Gegenspieler bei einer verunglückten Stunt-Prügelei eine deutlich sichtbare Narbe an der Oberlippe zufügen… Auch die Bondgirls, angefangen bei der dänischen Nachhilfelehrerin, sind eine Augenweide und erfüllen alle Standards der Vorgänger…
Leider kann das Bewertungskriterium Bösewicht und perfider Plan bei diesen Vorgaben nicht mithalten… sein Motiv ist mehr als dürftig, man kann sich auch bei der Verteufelung der Vierten Gewalt kaum vorstellen, dass jemand für (noch dazu von sich selbst) schwammig in Aussicht gestellte Satellitenrechte in China mal eben den Dritten Weltkrieg ins Rollen bringt. Carver ist ein viel zu stereotyp gezeichneter, flacher und von dämlichen Vorurteilen über Medienmanager geprägter Fiesling. In Sachen Drehbuch bekleckert sich ‚Der Morgen stirbt nie‘ tatsächlich nicht mit Ruhm, viel zu oft kommt die Geschichte nicht in Fahrt und die Protagonisten verheddern sich in platten Dialogen. Selbst nach ‚GoldenEye‘ … ist dieser Film handlungstechnisch noch ein Abstieg. Doch was an Drehbuch vorhanden ist, wird herrlich in Szenenbild umgesetzt. Die Sets sind ein Beweis der Hingabe ihres Designers…
Was bleibt also unterm Strich? Eine stattliche Menge an Explosionen und ein engagierter Hauptdarsteller, der für seine Rolle durch Himmel und Hölle marschiert. Für einen kalten Winterabend … sicher ein guter Filmtipp, wenn man Wert auf solide Action und gute Sprüche statt ausgefeilter Handlung legt.“
Filmstarts-Bewertung: 3,0 von 5 Sternen (bzw. 6 von 10), Pressekritiken: 3,5 Sterne (7 von 10).
10. Der Spion, der mich liebte (The Spy Who Loved Me, 1977)
Roger Moore übernimmt zum dritten Mal die Rolle des Geheimagenten, Regie führte zum zweiten Mal Lewis Gilbert.
Budget: 14 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 187 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 789 Mio.).
Moviepilot: „Der mit Abstand coolste Moment ist jener, in dem Bond bei seinem Lotus Esprit den Tauchgang einlegt. Die Szene fasst die Roger Moore-Ära pointiert zusammen. Hier gibt es etwas zu Entdecken und etwas zum Staunen. Der Moment wirkt unglaublich und lässig zugleich. James Bond ist komplett im Abenteuer-Modus angekommen …“.
Für Filmstarts einer der besten Bond-Filme überhaupt: „Phoenix aus der Asche. Nachdem die beiden Vorgängerfilme versucht hatten, auf die Blaxploitation- und die Kung-Fu-Welle aufzuspringen und damit kläglich gescheitert waren, musste ein Befreiungsschlag her. Und was für einer! Alles, was bis dahin bei den Moore-Bonds nicht richtig gelaufen war, gelingt nun spielerisch. Zunächst wurde die Figur des James Bond von Regisseur Lewis Gilbert neu positioniert. Moore hatte den Charakter von Anfang an anders gesehen, als die Autoren. Er interpretierte Bond als einen Gentleman, der zwar fähig ist zu töten, dies aber nicht gern tut. Das, was Connerys Bond so anziehend gemacht hatte, wirkte bei Moore aufgesetzt. Stattdessen verlieh man ihm mit „Der Spion der mich liebte“ eine gewisse Leichtigkeit und Selbstironie. Die Dialoge wirken geschliffener als bei den Vorgängerfilmen. Charmanter Witz hat Einzug gehalten. Und siehe da: es funktioniert… Wie Connery fand auch Moore (und später Brosnan) mit dem dritten Film zu seiner ganz eigenen Form.
‚Nobody does it better‘, singt Carly Simon und interpretiert eines der besten Titellieder des Franchise. Die Musik, inspiriert von den Bee Gees und Mozart (!), stammt von Marvin Hamlisch, der für ‚Der Clou‘ und ‚So wie wir waren‘ Oscars gewonnen hatte und Mitschöpfer von ‚A Chorus Line‘ war. Insgesamt zählt ‚Der Spion, der mich liebte‘ zu den Highlights der Serie. Moore meinte später, dies sei sein Lieblingsfilm. Zu Recht. Roger Moores bester Film. ‚Nobody does it better‘ (Titelsong). Fürwahr.“
Filmstarts-Bewertung: 5,0 von 5 Sternen (bzw. 10 von 10).
11. Die Welt ist nicht genug (The World Is Not Enough, 1999)
Pierce Brosnans dritter Einsatz, Regie führte erst- und letztmals Michael Apted.
Budget: 135 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 390 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 597 Mio.).
Moviepilot: „… gewinnt schon mit seiner Eröffnungssequenz. Pierce Brosnan rast einmal quer durch London und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung – der perfekte Auftakt für einen Bond-Film, der sich nicht zu sehr ernst nimmt und trotzdem zu jeder Sekunde zu vermitteln weiß, was auf dem Spiel steht.“
Filmstarts: „Die Produzenten unterzogen dem Fossil James Bond einer weiteren Frischzellen-Kur. Nach seinem blassem Auftritt in ‚GoldenEye‘ und verbessertem Spiel in ‚Der Morgen stirbt nie‘ hat Pierce Brosnan jetzt seinen Stil gefunden. Die Mischung zwischen Härte, Verletzlichkeit und Ironie stimmt. Sein einziges Manko: Die Hälfte des Films ist nicht Brosnan, sondern sein Stuntdouble zu sehen.
Mit Regisseur Michael Apted haben die Produzenten einen Action-Neuling verpflichtet, der die Bond-Reihe um neue Facetten bereichert. So darf Sophie Marceau in einer fast schon differenzierten Frauenrolle überzeugen und auch auf eine richtige Handlung wurde diesmal nicht verzichtet. Der charismatische Schotte Robert Carlyle macht als Bösewicht ebenfalls eine gute Figur. Die rasanten Action-Szenen sind ironisch überzogen – genauso wie der Zuschauer es erwartet und gewohnt ist.“
Filmstarts-Bewertung: 4,0 von 5 Sternen (bzw. 8 von 10).
12. Feuerball (Thunderball, 1965)
Sean Connerys vierter Einsatz, Regie führte wie in den beiden ersten Filmen Terence Young. Inflationsbereinigt der zweiterfolgreichste Bond-Film von allen, sogar noch erfolgreicher als sein Vorgänger im Jahr zuvor Goldfinger. Nur Skyfall spielte umgerechnet an den Kinokassen noch mehr ein.
Budget: 11 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 141 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 1.142 Mio.).
Moviepilot: „Auf dem vierten Bond und direkten Nachfolger von Goldfinger lastete ein gewisser Spektakeldruck, den Regisseur Terence Young mit vielen Gadgets (Wasserwerfer am Aston Martin, Raketenrucksack, Armbanduhr mit Geigerzähler) und ewig langen Actionszenen einzulösen versuchte. Der als Highlight von Feuerball markierte Unterwasserkampf ist vor allem sehr langsam und unübersichtlich inszeniert. Insgesamt ein routinierter, etwas zäher, aber immerhin actionreicher Bond.„
Filmstarts kommt zu einer minimal besseren Bewertung: „Mit Feuerball weitete sich die Bonditis, die seit Goldfinger herrschte, zum weltweiten Phänomen aus. Und das zurecht, denn nach wie vor ist der Film Inbegriff all dessen, was die Bond-Reihe ausmacht…
‚Feuerball‘ fällt eine deutliche Nummer größer aus als sein unmittelbarer Vorgänger. Die Schauplätze sind prächtiger, Bond ist cooler, die Frauen sind schärfer und die Action ausgefeilter. Dazu gibt es zum ersten Mal einen „typischen“ Maurice-Binder-Vorspann mit nackten Frauen als Schattenriss. Dies sollte ab jetzt neben dem Blick durch den Pistolenlauf zu Beginn zum optischen Markenzeichen der Reihe werden. Ein ganzes Viertel des Films spielt zudem unter Wasser. Gerade letzterer Aspekt nimmt dem Film allerdings viel an Tempo… ‚Feuerball‘ ist zusammen mit ‚Goldfinger‘ das Fundament des Franchise. Ein guter Cocktail, den man immer wieder stilvoll genießen kann, und ein echter Klassiker dazu. Von einigen leichten Schwächen abgesehen.„
Filmstarts-Bewertung: 4,5 von 5 Sternen (bzw. 9 von 10), Pressekritiken: 3,8 Sterne (7,6 von 10).
13. Moonraker – Streng geheim (Moonraker, 1979)
Roger Moore spielt zum vierten Mal 007, Regie führte Lewis Gilbert. Mit Produktionskosten von 34 Millionen US-Dollar mehr als doppelt so teuer wie alle seine Vorgänger und erstmals wurde an den Kinokassen die 200 Millionen-Dollar-Grenze überschritten.
Budget: 34 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 210 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 739 Mio.).
Moviepilot: „Schon die Eröffnungssequenz ist pures Adrenalin. Wenn der Film sich schließlich mit einer Rakete in den Weltraum bewegt, testet er hingebungsvoll die Grenzen des Reihe und liefert den ultimativen Spaß-Bond ab. Dieser abgefahrenen Mission, die mit ihrem Drang zum puren Eskapismus heute noch Actionfilme wie die jüngsten Fast & Furious-Teile beflügelt, kann man nicht böse sein.“
Filmstarts: „… bei aller Albernheit gehört ‚Moonraker‘ zu den unterhaltsameren Filmen der Serie. Der Plot – größenwahnsinniger Milliardär will die Menschheit ausrotten und noch mal von vorn beginnen – ist vom Vorgänger quasi eins zu eins übernommen und dient ersichtlich nur als Vehikel, um möglichst viel auf die Leinwand zu bringen. Und zu sehen gibt es sehr viel. Das beginnt mit der großartigen Pre-Title-Sequence, in der sich Bond im freien Fall und verfolgt von Beißer um den einzig verfügbaren Fallschirm prügeln muss. Das Ergebnis ist auch aus heutiger Sicht atemberaubend und kaum zu toppen …
Der Film strotzt nur so vor großartigen Schauwerten … Hinzu kommen abermals die unschlagbaren Kulissen von Ken Adam, angefangen beim Zentrifugen-Raum, über den sogenannten Mondrian-Raum – das Kontrollzentrum in Südamerika – bis hin zur Raumstation im All. Alles wirkt bewusst over the top, und genau danach verlangt dieser Streifen auch … ‚Moonraker‘ ist als Agentenfilm untauglich, kann aber als blankes Unterhaltungskino ohne größeren Anspruch überzeugen. Mehr von dieser Art Filmen hätten das Franchise sicher kaputt gemacht, aber als Elseworld-Geschichte verstanden geht der Film in Ordnung.“
Filmstarts-Bewertung: 3,5 von 5 Sternen (bzw. 7 von 10).
14. Liebesgrüße aus Moskau (From Russia with Love, 1963)
Sean Connerys zweiter Einsatz und Terence Youngs zweite Bond-Regiearbeit.
Budget: 2,5 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 79 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 658 Mio.).
Moviepilot: „… wirkt noch Jahrzehnte später erfrischend hart und abwechslungsreich … weicht in vielerlei Hinsicht vom berühmten Bond-Schema ab und konzentriert sich lieber auf schnörkellose Agenten-Action mit einer deftigen Prise Kalter Krieg … begeistert weil er gleichzeitig ein echter Bond ist (mit einem tollen Bond-Girl)“.
Filmstarts: „Die 007-Reihe hat bekanntlich ihr ganz eigenes Genre etabliert, das irgendwo zwischen Science-Fiction, Abenteuerfilm und Agententhriller anzusiedeln ist. In „Liebesgrüße aus Moskau“ liegt der Schwerpunkt eindeutig auf letzterem, dem Spionage-Alltag wird mehr Platz eingeräumt als in den späteren Filmen der Reihe. Insbesondere im einleitenden Istanbul-Drittel wird das Tagesgeschäft der Agenten – beobachten und verfolgen, täuschen und entwischen – viel authentischer beleuchtet als bei den Bond-Filmen mit Roger Moore oder gar Pierce Brosnan …
Trotz der dominierenden Spionage-Elemente fehlt die bondsche Mischung aus Exotik, Action und Sex natürlich auch in ‚Liebesgrüße aus Moskau‘ nicht … Trotz kleiner Schönheitsfehler überzeugt ‚Liebesgrüße aus Moskau‘ als einer der besten Connery-Bonds, beginnend bei der einfallsreichen Pre-Title-Sequenz bis hin zum actiongeladenen Showdown vor den Toren Venedigs.“
Filmstarts-Bewertung: 4,0 von 5 Sternen (bzw. 8 von 10).
15. Lizenz zum Töten (Licence to Kill, 1989)
Timothy Daltons zweiter und letzter Einsatz und zugleich das letzte Mal, dass John Glen Regie führte. Inflationsbereinigt der am wenigsten erfolgreiche Bond-Film von allen (in Deutschland sahen nur 2,4 Millionen Zuschauer den Film im Kino, so wenige wie bei keinem Bond-Film zuvor oder danach), der aber gleichwohl seine Produktionskosten fast fünffach hereinholte und der die Kritiker sehr viel mehr überzeugte als die Kino-Fans.
Budget: 32 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 156 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 321 Mio.).
Moviepilot: „Nach seinem starken Debüt in Der Hauch des Todes schießt er sich in Lizenz zum Töten mit gewohnter Härte durch ein rasantes Action-Abenteuer und vergisst dabei die dramatischen Facetten seines Geheimagenten nicht. Besonders der Kraftakt im Finale setzt ein schönes Ausrufezeichen ans Ende seiner Bond-Karriere.“
Filmstarts sieht Dalton noch positiver: „Timothy Dalton als James Bond. Das ist ein einziges Missverständnis. Das Kinopublikum nahm den Wechsel vom alternden Roger Moore zum kantigen Waliser nie an. Und das, obwohl Dalton in seinen zwei Auftritten erstklassige, völlig unterschätze Filme ablieferte, die erst in der späteren Betrachtung größere Würdigung erfuhren. Dalton verkörpert einen eigenständigen Bond-Charakter, der sich vor allem von seinem Vorgänger sowie seinem Nachfolger abgrenzt. In John Glens „Lizenz zum Töten“ (1989), der auf „Der Hauch des Todes“ (1987) folgte, ist Bond so hart und ernst wie nie zuvor. Der knallharte Agenten-Action-Thriller ist ein heimliches Highlight des weltberühmtesten Franchise …
Die Actionszenen und Verfolgungsjagden sind satt und kraftvoll, natürlich over the top, aber nicht so sehr, wie die Bondianer es bisher gewohnt waren. Härte ist auch hier die oberste Maxime … Die Schauwerte sind phantastisch, gedreht wurde in Florida (u.a. auf dem atemberaubenden Overseas Highway), Mexiko und England … Dazu darf dieser Teil für sich beanspruchen, einen der besten Bond-Titelsongs der gesamten Reihe hervorgebracht zu haben. Gladys Knights ‚Licence To Kill‘ bringt alles, was den Stil der Serie ausmacht, auf den Punkt. Ein Highlight ist ebenso die umwerfende Eröffnungssequenz. ‚Lizenz zum Töten‘, dieses beherzte Action-Spektakel, ist einer der unbequemsten Bond-Filme, vielleicht aber gerade deshalb einer der besten.“
Filmstarts-Bewertung: 4,5 von 5 Sternen (bzw. 9 von 10).
16. Der Mann mit dem goldenen Colt (The Man with the Golden Gun, 1974)
Roger Moores zweiter Einsatz, unter der Regie von Guy Hamilton, mit Christopher Lee als Bösewicht.
Budget: 13 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 98 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 505 Mio.).
Moviepilot: „Der Mann mit dem goldenen Colt schickt James Bond in ein sagenhaftes Spiegelkabinett und hat sich allein deswegen seinen Platz in den Geschichtsbüchern verdient. Auch wenn Roger Moores zweite Mission oft als eine seiner schwächsten angesehen wird, folgt hier ein ikonischer Moment (der spiralförmige Autosprung!) auf den anderen.“
Filmstarts kommt zu einem etwas negativeren Fazit: „Dass ‚Der Mann mit dem goldenen Colt‘ nie mit den besten Filmen der Reihe mithalten kann, ist abgesehen von der müden Jagd nach dem Solex auch den Nebenfiguren geschuldet, die für 007-Verhältnisse ziemlich harmlos ausfallen … Für köstliche Szenen sorgt hingegen der zweite Auftritt von Sheriff J.W. Pepper (Clifton James), der dank seiner sympathischen Rolle in ‚Leben und Sterben lassen‘ ein weiteres Mal mitmischen darf und James Bonds legendären Schraubensprung über den Fluss auf dem Beifahrersitz eines roten Sportflitzers miterlebt.
Das ändert aber wenig daran, dass ‚Der Mann mit dem goldenen Colt‘ beim Blick auf die Gesamtreihe eher als Atempause vor dem überragenden Nachfolger ‚Der Spion, der mich liebte‘ nachwirkt und dem Zuschauer außer einem charismatischen Bösewicht und der berühmten Miniaturwaffe wenig in Erinnerung bleibt.“
Filmstarts-Bewertung: 3,0 von 5 Sternen (bzw. 6 von 10).
17. Der Hauch des Todes (The Living Daylights, 1987)
Timothy Daltons erster Einsatz unter der Regie von John Glen.
Budget: 40 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 191 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 429 Mio.).
Moviepilot: „Verschwunden sind die verspielten Albernheiten und übertriebenen Actionszenen. Stattdessen gibt es eine knallharte Agentengeschichte und ein kühles Gesicht, das durch diese führt. Ohne Daltons starke Vorarbeit wären Daniel Craigs-Filme niemals möglich gewesen.“
Filmstarts bewertet den Streifen sogar noch besser: „Nachdem Roger Moore mit „Im Angesichts des Todes“ seine Abschiedsvorstellung in der James-Bond-Reihe gegeben hatte, wartete die Welt gespannt auf die Wachablösung. Und sie kam…und wie! … Was für ein Debüt! Timothy Dalton ist nicht nur ein exzellenter Schauspieler, er verleiht der Figur auch endlich die Dynamik, die dem alternden Kettenraucher Roger Moore mit der Zeit abhanden gekommen war … Dalton führte einen Großteil seiner Stunts persönlich aus (genau hinschauen bei der Jeep-Szene auf Gibraltar: Es ist wirklich Dalton, der dort hängt), und das tut dem Film wirklich gut.
Auch der Charakter bekam ein Update. Daltons Bond ist ähnlich dem Original-Charakter aus Flemmings Büchern ein prinzipiell gebrochener, ausgebrannter Mann. Er hält sich nur widerwillig an seine Instruktionen und sieht einer unehrenhaften Entlassung aus dem Staatsdienst gelassen entgegen. Er ist rauer und insubordinativer als seine Vorgänger. Und in den Action-Szenen kommt er deutlich glaubwürdiger rüber als es Moore je getan hatte … Die Action ist im Vergleich mit den unmittelbaren Vorgängern deutlich explosiver.
„Der Hauch des Todes“ gehört zu den unterschätzten Filmen der Reihe. Aus einem nicht nachvollziehbaren Grund akzeptierte das Publikum Dalton nie als Bond und reagierte außerdem irritiert auf den Ausbruch aus dem Erzählschema des Superschurken mit Weltuntergangsplänen … Mehr Filme von dieser Qualität würden dem Franchise gut tun.“
Filmstarts-Bewertung: 4,5 von 5 Sternen (bzw. 9 von 10).
18. Diamantenfieber (Diamonds Are Forever, 1971)
Sean Connerys sechster Einsatz unter der Regie von Guy Hamilton, der bereits Goldfinger drehte und dann auch die zwei ersten Einsätze von Roger Moore.
Budget: 7,2 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 116 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 731 Mio.).
Moviepilot: „Mit einem sündhaften hohen Gehalt wurde Sean Connery zur Rückkehr bewegt, nachdem George Lazenby zuvor mit Im Geheimdienst Ihrer Majestät seine einzige Mission absolvierte. Unfassbar viele Drehorte … machen Diamantenfieber zu einer kurzweiligen Angelegenheit.“
Filmstarts: „Für eine für damalige Verhältnisse astronomische Gage (die er angeblich spendete), eine Beteiligung an den Einspielergebnissen und die Zusage, zwei Nicht-Bond-Filme des Schotten zu finanzieren (die heute vergessen sind), brach der Star sein Versprechen, nie mehr als Agent Ihrer Majestät zurückzukehren. Mit ihm zurück kam auch Regisseur Guy Hamilton (James Bond 007 – Goldfinger). Der hatte ja schon einmal gezeigt, dass er 007 richtig positionieren konnte. Dieses Mal drehte er noch mehr an der Spaßschraube…. Trotz leichten Mängeln hat der Film seine Momente. Beachtlich ist zum Beispiel die Autoverfolgungsjagd auf den Boulevards von Las Vegas …
Hübsch ist auch die Auseinandersetzung mit den zwei Bewacherinnen von Whyte in dessen Wüstendomizil („Bambi und Klopfer“). In Erinnerung bleibt noch die Prügelei zwischen James Bond und Peter Franks in einem Aufzug in Tiffanys Wohnhaus, die roh und direkt rüberkommt und ein echter Bond-Moment ist. Weniger gut sind die Schurken getroffen. Die vorangegangenen Blofelds (Donald Pleasence und Telly Savalas) waren sinistere Schurken, während Charles Gray dandyhaft und arrogant daherkommt und damit nicht richtig bedrohlich wirkt. Auch nicht befriedigend ist sein Ende, denn ob Bond ihn am Schluss endlich zu seinen Ahnen schickt oder nicht, ist nicht mit letzter Sicherheit auszumachen … Aber Connery ist – das muss man eingestehen – im siebten Film der Reihe so lässig und cool wie nie zuvor. ‚Diamantenfieber‘ bietet insgesamt gute Unterhaltung, wenn auch weniger als Thriller denn Abenteuerfilm.“
Filmstarts-Bewertung: 3,5 von 5 Sternen (bzw. 7 von 10).
19. In tödlicher Mission (For Your Eyes Only, 1981)
Roger Moores fünfter Einsatz, erstmals unter der Regie von John Glen.
Budget: 28 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 203 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 569 Mio.).
Moviepilot: „In tödlicher Mission ist nicht der auffälligste Bond, dafür aber ein grundsolider Eintrag in die Reihe.“
Filmstarts sieht Moores fünften Bond-Einsatz ein wenig positiver: „Bei all den Veränderungen im Stil ist ‚In tödlicher Mission‘ noch immer ein klassischer Bond und bleibt somit der konsequenten Action-Linie treu: An wechselnden Schauplätzen, quer durch Europa, wird ohne Ende geschossen, geprügelt, Mordpläne werden ausgeheckt, Sprengsätze gezündet, es wird gejagt, geflohen und gestorben… Zu den Highlights der immer wieder gefährlichen Stunts gehört neben einer perfekt getimten Skiabfahrt in Cortina, vor allem die rasante Verfolgungsjagd im örtlichen Eiskanal hinter einem Bob… Der Plot um den gesunkenen ATAC ist zwar ähnlich absurd, wie vieles andere aus der Bond-Welt, den Schwachpunkt bildet jedoch weniger die fehlende Logik, als vielmehr Ideenlosigkeit im Design. Weder der an eine Schreibmaschine erinnernde Computer, noch die seelenlos gezeichneten Charaktere der Gegenseite können die in dieser Hinsicht verwöhnten Bond-Fans vom Hocker reißen und trüben somit das sonst so stimmige Gesamtbild…
Im Charisma Vergleich mit der Größe eines Gert Fröbe alias Goldfinger hat Julian Glover nicht den Hauch einer Chance… Für den Briten Roger Moore war es der fünfte Einsatz als Agent in britischen Diensten. Im Bond internen Darstellervergleich hat Sean Connery zwar noch immer die Nase vorn, an Moores Leistung gibt es allerdings nichts zu beanstanden. Ab und zu ein knackiger Einzeiler … sowie deutlich mehr Härte machen Bonds Charakter wesentlich ausgeglichener als zuvor, ohne dabei zu große Sprünge zum Einsatz in ‚Moonraker‘ zu machen… Glen verzichtete auf alle unnötigen Spielereien und vertraute der altbewährten Formel aus einem übermächtigen Schurken, grandiosen Stunts, scharfen Bond-Girls und dem smarten Agenten. Obwohl ‚In tödlicher Mission‘ mit ‚Goldfinger‘ oder ‚Der Spion der mich liebte‘ (1977) nicht ganz mithalten kann, zeigt sich dennoch was mit bodenständiger Action alles möglich ist. Für Fans der Serie ohnehin ein Muss.“
Filmstarts-Bewertung: 4,0 von 5 Sternen (bzw. 8 von 10).
20. Man lebt nur zweimal (You Only Live Twice, 1967)
Sean Connerys fünfter Einsatz unter der Regie von Lewis Gilbert, nachdem Connery keine Lust mehr hatte auf die Rolle. Der Film konnte an den Kinokassen nicht mehr ganz an die übergroßen Erfolge von Goldfinger und Feuerball anknüpfen.
Budget: 9,5 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 112 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 853 Mio.).
Moviepilot: „… der erste ‚letzte Connery-Bond‘ und das merkt man ihm an. Connery trägt den Agentenprunk mit seinem Charme, eine grundsätzliche Lustlosigkeit ist aber kaum zu übersehen.“
Filmstarts: „… der fünfte Bond-Film sollte endgültig der letzte für Sean Connery sein. Der Schotte hatte den Spaß am Agentendasein verloren und wollte sich endlich anderen Filmprojekten widmen. Leider ist dem Hauptdarsteller, der als James Bond zur internationalen Berühmtheit avanciert war und sich in der Rolle zunehmend unterfordert fühlte, die Lustlosigkeit auch deutlich anzumerken: Seine Darstellung wirkt in ‚Man lebt nur zweimal‘ so gelangweilt wie in keinem anderen 007-Film. ‚Man lebt nur zweimal‘ hat mit dem klassischen Agententhriller – einem Muster, dem der vier Jahre zuvor entstandene ‚Liebesgrüße aus Moskau‘ noch recht genau entsprach – nicht mehr viel zu tun. Während sich Bond einst beim Kampf gegen Oberst Klebb (Lotte Lenya) und den hünenhaften Red Grant (Robert Shaw) noch mit einem simplen Trick-Koffer zufrieden gab, fliegt der Geheimagent Ihrer Majestät in ‚Man lebt nur zweimal‘ seine eigene Ein-Mann-Propeller-Maschine, die sich binnen Minuten zusammenbauen lässt: ‚Little Nellie‘, in der sich 007 einen spektakulären Luftkampf liefert, zählt zu den berühmtesten Erfindungen des Tüftlers Q überhaupt.
Auch die brillant inszenierte Eröffnungssequenz schrieb Filmgeschichte und wurde später neu interpretiert: Das glänzend arrangierte „Verschlucken“ der Raumkapseln im All findet in ‚James Bond 007 – Der Spion, der mich liebte‘ auf den Weltmeeren seine Entsprechung… Trickreiche Action und asiatische Kampfkunst statt spannender Agentenstory mit Herzblut – ‚Man lebt nur zweimal‘ zählt zu den schwächeren 007-Filmen mit Sean Connery, reiht sich beim Blick auf die Gesamtreihe aber dennoch im guten Mittelfeld ein.“
Filmstarts-Bewertung: 3,5 von 5 Sternen (bzw. 7 von 10).
21. Octopussy (1983)
Roger Moores sechster Einsatz unter der Regie von John Glen gilt als unterdurchschnittlicher Bond-Film. Erstmals überhaupt wurde an den Kinokassen inflationsbereinigt weniger als eine halbe Milliarde US-Dollar eingespielt. Doch mit den nächsten drei Filmen, Moores letztem Einsatz und den beiden Dalton-Streifen sollte es finanziell noch schlimmer kommen.
Budget: 27,5 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 187,5 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 480 Mio.).
Moviepilot: „Was bei Im Angesicht des Todes nicht mehr zu ignorieren war, kündigte sich bereits in Octopussy. Der Charme und die Lässigkeit der Roger Moore-Ära sind hier in großen Teilen gar nicht vorhanden. Stattdessen breitet sich vor aufwendigen Kulissen gepflegte Langeweile aus.“
Filmstarts: „‚Octopussy‘ ist kein typischer Bondfilm. Das liegt zunächst daran, dass zur gleichen Zeit und in direkter Konkurrenz zu diesem Titel ein weiterer Bondstreifen (‚Sag niemals nie‘) entstand, in dem der Original-007 Sean Connery wieder den Helden mimte. Ausgangspunkt war ein heftiger Streit um die Drehbuchrechte an Ian Flemings Goldgrube des Agentenfilms. So entstand ‚Octopussy‘ nicht ohne Erfolgsdruck gegenüber dem als Nachahmung verschrienen ‚Sag niemals nie‘ von Irvin Kershner.
Vielleicht geht der verstärkte Einsatz von Humor und Klamauk in John Glens Bond auch auf diese Konkurrenzsituation zurück. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Roger Moore als Top-Agent an einer Liane zum Original-Tarzanschrei durch den indischen Dschungel schwingt. Was immer auch die Ursache für derartige Ausflüchte ist, sie kommt bei Bondfans sicher nicht gut an. Bond muss einem deutschen Ehepaar im Wagen beim unangenehmen Streiten zuhören und kann sich auch in anderen Situationen nicht mehr seriös und mit gewohntem Stil aus der Affäre ziehen. Dadurch entsteht eine peinliche Grundtendenz, welche auch die satte Action nicht mehr auffangen kann.
Aber in Sachen Action steht dieser Bond den Vorgängern wenigstens in nichts nach… Wie auch Routinier Roger Moore in seinem vorletzten Auftritt als 007 machen die Damen ihre Sache wieder perfekt und lassen echtes Bondfeeling aufkommen… Trotz der Einschränkungen durch den platten, klamaukigen Humor ist ‚Octopussy‘ einer der letzten echt klassisch inszenierten Bonds. Vor der Verjüngungskur des Geheimagenten am Ende der 80er Jahre durch Timothy Dalton darf Roger Moore hier noch einmal alles geben und seinen Charme spielen lassen.“
Filmstarts-Bewertung: 3,0 von 5 Sternen (bzw. 6 von 10).
22. James Bond jagt Dr. No (Dr. No, 1962)
Der erste Bond-Kinofilm mit Sean Connery konnte nur bedingt überzeugen.
Budget: 1,2 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 60 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 503 Mio.).
Moviepilot: „Wir beobachten, wie Connery sich mit der Rolle arrangiert (auch wenn er erst später ihr Potenzial ausschöpft), wir sehen die frühen Ansätze fantastischer Action (die erst später zur Blüte gebracht werden) und wir erahnen die ikonischen Elemente, die die Reihe ausmachen (etwa beim leider schwachen Bösewicht).“
Filmstarts: „Mit der Romanfigur hat Connerys Bond nicht viel gemein. Der wirkt deutlich lädierter, hat schon seine besten Zeiten hinter sich und diverse Narben auf der Haut. Kettenraucher soll er sein und Trinker ebenfalls. Wenn es drauf ankommt, muss er zuweilen auch erst mal trainieren und das Rauchen einschränken. Und die Frauen rennen ihm auch nicht so nach wie dem Kerl aus den Filmen… Da ist der Film-Bond ein ganz anderes Kaliber. Hinzu kommt als optisches Schmankerl die Schweizerin Ursula Andress, deren Bikini-Auftritt Geschichte geschrieben hat und im bislang letzten Teil „Stirb an einem anderen Tag“ von Halle Berry überaus ansehnlich zitiert wird…
Zugegeben, was den Reiz des Films ausmacht, erschließt sich mit heutigen Augen nicht sofort. Viele Dinge, die das Franchise so berühmt gemacht haben, fehlen… Allerdings wird schon jetzt Bonds promiskuitiver Lebensstil vorgeführt. Mehr noch: Die Frauen laufen ihm nach. Er muss sie nicht aufreißen, mit ihnen im Smoking Karten spielen reicht schon. Wenn er nach Hause kommt (wir werden seine Wohnung nur noch einmal von innen sehen), warten sie schon auf ihn, vorzugsweise bereits entkleidet, was für einen Mann im Zeitdruck äußerst praktisch ist. „Dafür ist immer Zeit“ murmelt er, weiß er doch Prioritäten zu setzen. Damit wird klar, dass – bewusst oder unbewusst – ein neuer Archetyp eines Helden seinen ersten Auftritt hat: der des maskulinen, omnipotenten Profis, dem die Frauen nachrennen und der ein Leben auf der Überholspur lebt. Schwächen zeigt 007 in seinem ersten echten Auftritt keine…
Ein guter Held braucht einen großartigen Gegner, und mit Dr. No hat der Film einen durchaus passablen Gegenspieler im Gepäck. Der wirkt zwar steif und zurückgenommen und auch seine Motive werden nicht wirklich plausibel, aber für damalige Verhältnisse war Joseph Wisemans Interpretation des ‚mad scientists‘ wirklich erstaunlich erwachsen. Alles in allem also ein respektabler Einstand für den Mann mit der Doppel-Null.“
Filmstarts-Bewertung: 3,5 von 5 Sternen (bzw. 7 von 10).
23. Spectre (2015)
Daniel Craigs vierter und vorletzter Einsatz. Regie führte wie in Skyfall Sam Mendes. Der Film konnte Moviepilot nicht überzeugen, war aber an den Kinokassen auch inflationsbereinigt einer der erfolgreichsten von allen.
Budget: 245 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 881 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 948 Mio.).
Moviepilot: „Spectre ist der schwächste und ärgerlichste Bond mit Daniel Craig. Spectre ist letztlich ein typischer, beliebiger Bond-Zwischenschritt.“
Filmstarts sieht es etwas anders: „Zum offiziell 24. Mal zieht der Geheimagent ihrer Majestät in Sam Mendes‘ bombastischem Action-Thriller ‚Spectre‘ in den Kampf, um böse Schurken, die nach der Weltherrschaft greifen, aufzuhalten. Der überwältigende Erfolg des Vorgängers ‚Skyfall‘ (weltweites Einspielergebnis: 1,1 Milliarde Dollar) ermöglichte ein Budget von 245 Millionen Dollar – und jeder Cent dieser gigantischen Summe ist auf der Leinwand sichtbar. Neben einem Feuerwerk an aufwändigen Actionsequenzen bietet ‚Spectre‘ einen Daniel Craig in Bestform, knackig-scharfzüngige Dialoge und zynisch-spaßige Oneliner. Die Story allerdings bleibt episodenhaft und die beliebig wirkende Motivation des bösen Gegenspielers steht auf tönernen Füßen. Dennoch schließt sich mit ‚Spectre‘ ein erzählerischer Kreis: Was in ‚Casino Royale‘ begonnen und mit ‚Ein Quantum Trost‘ fortgeführt wurde, was danach in ‚Skyfall‘ einen emotionalen Höhepunkt fand, das wird mit ‚Spectre‘ zu einem befriedigenden Ende gebracht…
Das Spektakel funktioniert über weite Strecken ganz prächtig und macht eine Menge Spaß. So ist die Eröffnungssequenz in den Straßen von Mexiko-Stadt während des Fests der Toten der bombastischste Auftakt, der bisher in einem Bond-Film zu sehen war: Tausende von Statisten, einstürzende Gebäude, ein Todeskampf im Hubschrauber – das ist einfach großes Kino. Von diesen gigantischen Actionnummern hat „Spectre“ gleich ein halbes Dutzend zu bieten…
Einmal mehr bietet der blonde Brite eine Top-Leistung, die Rolle ist ihm inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Jede Geste und jeder Oneliner sitzt mit größter Selbstverständlichkeit – ganz wie zu Zeiten von Sean Connery und Roger Moore… Mit dem zweifachen Oscarpreisträger Christoph Waltz tritt ein hochdekorierter Schauspieler in die große Tradition der Bond-Bösewichte ein. Der schillernde Deutsch-Österreicher passt sich gut ein, launig wie eh und je pendelt er zwischen Genie und Wahnsinn. Die Motivation für die monströsen Pläne seiner Figur wirkt jedoch altbacken und an den Haaren herbeigezogen, nur durch Waltz‘ unwiderstehliches Charisma wird dieser seltsame Franz Oberhauser letztlich zu einem würdigen 007-Gegner.
Fazit: Sam Mendes‘ ‚Spectre‘ ist ein erzählerisch etwas holpriger, aber höchst unterhaltsamer und überaus spektakulärer Agenten-Action-Thriller.“
Filmstarts-Bewertung: 4,0 von 5 Sternen (bzw. 8 von 10).
24. Stirb an einem anderen Tag (Die Another Day, 2002)
Der vierte und letzte Einsatz von Pierce Brosnan, Regie Lee Tamahori, hat zwar gute Ansätze, kann aber letztlich nicht wirklich überzeugen.
Budget: 142 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 456 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 647 Mio.).
Moviepilot-Fazit: „Am Schluss hatte der Film aber so viel von allem, dass er mehr wie eine überzogene Parodie auf James Bond wirkte.“
Filmstarts: „‚Stirb an einem anderen Tag‘ ist sogar weit ironischer als die ersten drei Brosnan-Filme. Doch genau da schleichen sich erste Ungereimtheiten ein, denn die oft übertriebene Ironie mit zahllosen Selbstzitaten steht in krassem Gegensatz zu dem Rachefeldzug, den Bond eigentlich führt. Mal abgesehen davon, dass der unterschätze Timothy Dalton im wahrscheinlich ernstesten und härtesten Bond-Film, ‚Lizenz zum Töten‘, diese Motivation besser transportierte. Im Jahr 2002 zählt nur noch Entertainment bis an die Schmerzgrenze.
Die Stunts sind so rasant und spektakulär wie nie, doch auch hier wollen die Macher manchmal zu viel. Vieles ist einfach zu sehr over the top. Natürlich spielt Logik in einem Bond-Film keine Rolle, aber auf die Szene des auf einem Autodach surfenden 007 hätte man besser verzichtet. Das ist nicht nur tricktechnisch unzureichend gelöst, sondern wirkt in hohem Maße lächerlich. Ähnliches gilt für die Flugzeug-Sequenz, die sich über alle physikalischen Gesetze hinwegsetzt oder den hanebüchenen Super-Mega-Laser-Satelliten, der das militärische Kräfteverhältnis der Welt aus den Angeln heben soll. Technisch perfekt gestaltet sich allerdings der Rest der Action – ob Verfolgungsjagden per Luftkissenboot, Auto oder Hubschrauber.
Brosnan hat längst seinen eigenen Stil gefunden, deshalb gibt er auch einen akzeptablen Bond ab. Nicht so gut wie Sean Connery, aber mit Roger Moore, Timothy Dalton (und George Lazenby) kann sich der Ire schon messen. Mit Oscarpreisträgerin Halle Berry hat Brosnan sogar eine fast gleichberechtigte Mitspielerin. Allerdings sieht Berry zwar umheimlich sexy aus, aber so recht will man ihr die Rolle der knallharten NSA-Agentin nicht abnehmen. Außerdem wird ihr ein ums andere Mal von Neuentdeckung Rosamund Pike als eisige Mrs. Frost die Schau gestohlen.
Was bleibt, ist nahezu perfekt gestyltes Action-Entertainment, das ganz dem Geist der heutigen Filmindustrie entspricht… Das Problem dabei ist nur, dass ‚Stirb an einem anderen Tag‘ dadurch etwas seelenlos wirkt, nur Schauwerte bietet, keine wirkliche Substanz aufweist. Aber das alles halt auf hohem Niveau.“
Filmstarts-Bewertung: 3,0 von 5 Sternen (bzw. 6 von 10).
25. Im Angesicht des Todes (A View to a Kill, 1985)
Der siebte und letzte Einsatz von Roger Moore, Regie John Glen, landet bei Moviepilot auf dem letzten Platz. Auch an den Kinokassen kam der Film nicht sehr gut an. Inflationsbereinigt der zweitschwächste von allen (nur Timothy Daltens zweiter Bond spielte inflationsbereinigt noch weniger ein).
Budget: 30 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 158 Mio. US-Dollar (inflationsbereinigt: 374 Mio.).
Moviepilot: „Bei keinem anderen Bond war das Ende so überfällig wie bei Roger Moore. In jeder Faser … kommt die Erschöpfung des Hauptdarstellers und der ganzen Reihe zum Vorschein. Nicht einmal die Energie von Grace Jones und Christopher Walken konnten darüber hinwegtäuschen. Nach Moores siebter Mission war klar, dass eine Generalüberholung des Kinohelden James Bond dringend notwendig war. Bei keinem anderen Bond war das Ende so überfällig wie bei Roger Moore.“ – Zwei Jahre später folgte Timothy Dalton als neuer Bond-Darsteller, mit dem die Rolle völlig neu angelegt wurde.
Filmstarts: „Stolze 57 Jahre war Roger Moore alt, als ‚Im Angesicht des Todes‘ 1985 in den Kinos startete. Damit ist Moore der älteste James-Bond-Darsteller aller Zeiten, und in mancher Szene sieht man dem gebürtigen Londoner seine Jahre doch an. Aber der dritte von John Glen inszenierte Bond-Film hat andere Stärken: einen charismatischen Bösewicht, eines der außergewöhnlichsten Bond-Girls aller Zeiten, eine große Portion britischer Selbstironie und nicht zuletzt die spektakulär fotografierten Sequenzen auf der weltberühmten Golden Gate Bridge…
Mit Max Zorin trifft 007 wie immer auf einen ebenbürtigen Gegenspieler: Christopher Walken … verleiht Zorin ein eiskaltes, zugleich aber auffallend humorvolles Profil… Trotz Walkens großartiger Performance bleibt die schillerndste Figur des 14. Bond-Abenteuers aber zweifellos Zorins muskelbepackte Handlangerin Mayday: Disco-Queen und Frisurenwunder Grace Jones, die sich wenige Wochen vor dem Kinostart von ‚Im Angesicht des Todes‘ nackt im deutschen Playboy hatte ablichten lassen und ihrem damaligen Lebensgefährten und späteren Actionstar Dolph Lundgren zu seiner ersten kleinen Nebenrolle verhalf, zählt dank ihres extravaganten und eindrucksvollen Auftritts bis heute zu den eindrucksvollsten Bond-Girls überhaupt.
Fazit: ‚Im Angesicht des Todes‘ lässt bei den Actionsequenzen manchmal die nötige Dynamik etwas vermissen, punktet aber mit einem starken Bösewicht und einer in jeder Hinsicht denkwürdigen Grace Jones als Profikillerin Mayday.
Filmstarts-Bewertung für den letzten Roger Moore-Einsatz: 3,5 von 5 Sternen (bzw. 7 von 10).
Außerhalb der offiziellen Filmreihe: Sag niemals nie (Never Say Never Again, 1983)
Der Film wurde nicht von Eon Productions produziert, wartet aber unter der Regie von Irvin Kershner ein letztes Mal mit dem Ur-Bond Sean Connery als Agent 007 auf. Es handelt sich um eine Neuverfilmung des 1965 erschienenen Bond-Films Feuerball. Dem Film gingen diverse Rechtsstreitigkeiten zwischen dem Executive Producer dieses Films, Kevin McClory, und der Produktionsfirma der offiziellen Bond-Reihe, Eon Productions Ltd., voraus. Da der Film nicht von EON Productions produziert wurde, konnten u. a. das 007-Pistolenlogo und das James-Bond-Thema nicht verwendet werden. M, Q und Moneypenny wurden durch ungewohnte Schauspieler besetzt. Außerdem fehlt die berühmte Gun Barrel Sequence zu Beginn des Filmes. Die Idee zu dem Titel stammt angeblich von Sean Connerys Ehefrau. Als Connery nach Diamantenfieber (1971) zu ihr sagte, er werde nie wieder James Bond spielen, soll diese erwidert haben „Sag niemals nie!“. In der letzten Filmszene wird auf den Titel Bezug genommen. Als Bond gefragt wird, wann er zum Geheimdienst zurückkehre, antwortet er: „Nie wieder“ und zwinkert dabei in die Kamera.
Budget: 36,0 Mio. US-Dollar. Einspielergebnis: 160 Mio. US-Doller (inflationsbereinigt: 410). Damit ist Sag niemals nie finanziell einer der am wenigsten erfolgreichen Bond-Filme von allen. In der offiziellen Film-Reihe spielten inflationsbereinigt nur Im Angesicht des Todes mit dem 57-jährigen Roger Moore in seinem letzten Einsatz und Lizenz zum Töten mit Timothy Dalton noch weniger ein.
Filmstarts: „Alle 007-Darsteller haben einen Beitrag zum Bond-Mythos geleistet und kaum jemand hat das Bild des Superagenten so geprägt wie Sean Connery. Nach einem recht lustlosen Abschied 1971 mit ‚Diamantenfieber‘ kehrte der Schotte 1983 mit ‚Sag niemals nie‘ noch einmal zurück – und verlor den von der Presse als ‚Bond vs. Bond‘ titulierten Wettbewerb mit dem im selben Jahr in ‚Octopussy‘ auftretendem Roger Moore an der Kinokasse. Auch bei Bondianern genießt das Werk von Regie-Routinier Irvin Kershner nicht den besten Ruf. Produzent Kevin McClory hatte nach einem zähen juristischen Streit die Rechte erhalten und realisierte das Projekt ‚Sag niemals nie‘ wohl vor allem aus purem Trotz.
Dabei sind seine Trumpfkarten vor allem ein unerwartet gut aufgelegter Connery sowie einige höchst vergnügliche selbstreflexive Gags – schweißtreibende Action-Sequenzen sind angesichts des Alters des Hauptdarstellers dagegen rar gesät. Zudem enttäuscht der österreichische Bühnen- und Filmstar Klaus Maria Brandauer als Schurke, wogegen Barbara Carrera sich neben Famke Janssen in GoldenEye als eines der wenigen bösen Bond-Girls auf Augenhöhe mit ihrem Gegenüber profiliert.
Agierte Connery im zwölf Jahre zuvor entstandenen ‚Diamantenfieber‘ gelegentlich etwas desinteressiert, so ist er hier ein Ausbund an Spielfreunde. Ausgestattet mit einem schier unendlichen Arsenal an Onelinern, ist er sichtlich in seinem Element und verabschiedet sich würdig von der Figur, die ihn unsterblich machte… Zur Selbstironie des Schotten gesellt sich die Selbstbezüglichkeit des Films, es gibt kein zweites Bond-Abenteuer, in dem so eindeutig auf die eigene Fiktionalität hingewiesen wird. Der vorübergehende Ruhestand des Agenten verweist auf die jahrelange Unlust des Schauspielers, wieder in seine Paraderolle zu schlüpfen, dazu kommen eingestreute Seitenhiebe auf das Alter des Protagonisten und auch die Eigenheiten der Bond-Figur an sich werden immer mal wieder aufs Korn genommen…
Eine erneute Verfilmung von ‚Feuerball‘ war sicher nicht zwingend nötig, aber auch für die Kenner des ersten Films bietet ‚Sag niemals nie‘ gelungene Unterhaltung, zumal hier nicht Flemings Roman als Vorlage diente, sondern der erste Skript-Entwurf für die Version von 1965. Bei seinem letzten Auftritt als Geheimagent im Dienste ihrer Majestät erleben wir den streitbaren schottischen Nationalhelden Sean Connery in Topform, dazu kommen traumhafte Drehorte sowie die gewohnten Bond-Kalauer. Eine derartige Mischung ist alles andere als ein trüber Schwanengesang und bringt vor allem eines: Spaß für Liebhaber von – im allerbesten Sinne – altmodischer Unterhaltung.“
Filmstarts-Bewertung: 3,5 von 5 Sternen (bzw. 7 von 10).
Zusammenfassung Moviepilot-Ranking
Und hier das Ganze nochmals im Überblick. So bewertet Moviepilot die 25 offiziellen von Eon produzierten Bond-Filme:
- Goldfinger (1964, mit Sean Connery)
- Casino Royale (2006, mit Daniel Craig)
- GoldenEye (1995, mit Pierce Brosnan)
- Skyfall (2012, mit Daniel Craig)
- Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969, mit George Lazenby)
- Leben und sterben lassen (1973, mit Roger Moore)
- Keine Zeit zu sterben (2021, mit Daniel Craig)
- Ein Quantum Trost (2008, mit Daniel Craig)
- Der Morgen stirbt nie (1997, mit Pierce Brosnan)
- Der Spion, der mich liebte (1977, mit Roger Moore)
- Die Welt ist nicht genug (1999, mit Pierce Brosnan)
- Feuerball (1965, mit Sean Connery)
- Moonraker – Streng geheim (1979, mit Roger Moore)
- Liebesgrüße aus Moskau (1963, mit Sean Connery)
- Lizenz zum Töten (1989, mit Timothy Dalton)
- Der Mann mit dem goldenen Colt (1974, mit Roger Moore)
- Der Hauch des Todes (1987, mit Timothy Dalton)
- Diamantenfieber (1971, mit Sean Connery)
- In tödlicher Mission (1981, mit Roger Moore)
- Man lebt nur zweimal (1967, mit Sean Connery)
- Octopussy (1983, mit Roger Moore)
- James Bond jagt Dr. No (1962, mit Sean Connery)
- Spectre (2015, mit Daniel Craig)
- Stirb an einem anderen Tag (2002, mit Pierce Brosnan)
- Im Angesicht des Todes (1985, mit Roger Moore)
Und hier zum Vergleich noch zwei andere Ratings und Rankings von Rotten Tomatoes und Metacritic.
Rotten Tomatoes Ranking
Rotten Tomatoes bewertet die Bond-Filme wie folgt (Maximum ist 100 %):
- Goldfinger (1964, mit Sean Connery): 99 %
- Liebesgrüße aus Moskau (1963, mit Sean Connery): 95%
- James Bond jagt Dr. No (1962, mit Sean Connery): 95 %
- Casino Royale (2006, mit Daniel Craig): 94 %
- Skyfall (2012, mit Daniel Craig): 92 %
- Feuerball (1965, mit Sean Connery): 87 %
- Keine Zeit zu sterben (2021, mit Daniel Craig): 82 %
- Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969, mit George Lazenby): 81 %
- Der Spion, der mich liebte (1977, mit Roger Moore): 80 %
- GoldenEye (1995, mit Pierce Brosnan): 79 %
- Lizenz zum Töten (1989, mit Timothy Dalton): 78 %
- Der Hauch des Todes (1987, mit Timothy Dalton): 74 %
- Man lebt nur zweimal (1967, mit Sean Connery): 73 %
- In tödlicher Mission (1981, mit Roger Moore): 73 %
- Sag niemals nie (1983, mit Sean Connery): 70 %
- Leben und sterben lassen (1973, mit Roger Moore): 65 %
- Ein Quantum Trost (2008, mit Daniel Craig): 64 %
- Diamantenfieber (1971, mit Sean Connery): 64 %
- Spectre (2015, mit Daniel Craig): 63 %
- Moonraker – Streng geheim (1979, mit Roger Moore): 60 %
- Stirb an einem anderen Tag (2002, mit Pierce Brosnan): 56 %
- Der Morgen stirbt nie (1997, mit Pierce Brosnan): 56 %
- Die Welt ist nicht genug (1999, mit Pierce Brosnan): 52 %
- Octopussy (1983, mit Roger Moore): 43 %
- Der Mann mit dem goldenen Colt (1974, mit Roger Moore): 39 %
- Im Angesicht des Todes (1985, mit Roger Moore): 38 %
Metacritic-Ranking
Und Metacritic kommt zu diesen Bewertungen (Maximum sind 100 Punkte):
- Goldfinger (1964, mit Sean Connery): 87
- Liebesgrüße aus Moskau (1963, mit Sean Connery): 83
- Skyfall (2012, mit Daniel Craig): 81
- Casino Royale (2006, mit Daniel Craig): 80
- James Bond jagt Dr. No (1962, mit Sean Connery): 78
- Keine Zeit zu sterben (2021, mit Daniel Craig): 70
- Sag niemals nie (1983, mit Sean Connery): 68
- Moonraker – Streng geheim (1979, mit Roger Moore): 66
- GoldenEye (1995, mit Pierce Brosnan): 65
- Feuerball (1965, mit Sean Connery): 64
- Octopussy (1983, mit Roger Moore): 63
- Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969, mit George Lazenby): 61
- Man lebt nur zweimal (1967, mit Sean Connery): 61
- Spectre (2015, mit Daniel Craig): 60
- Der Hauch des Todes (1987, mit Timothy Dalton): 60
- Diamantenfieber (1971, mit Sean Connery): 59
- Ein Quantum Trost (2008, mit Daniel Craig): 58
- Lizenz zum Töten (1989, mit Timothy Dalton): 58
- Die Welt ist nicht genug (1999, mit Pierce Brosnan): 57
- Stirb an einem anderen Tag (2002, mit Pierce Brosnan): 56
- Der Spion, der mich liebte (1977, mit Roger Moore): 55
- Leben und sterben lassen (1973, mit Roger Moore): 55
- In tödlicher Mission (1981, mit Roger Moore): 54
- Der Morgen stirbt nie (1997, mit Pierce Brosnan): 52
- Der Mann mit dem goldenen Colt (1974, mit Roger Moore): 43
- Im Angesicht des Todes (1985, mit Roger Moore): 40
P.S.
Soweit also die Filme im Einzelnen. Nun zu den Hauptdarstellern. Lesen Sie hier, warum Daniel Craig der beste Bond-Darsteller war, den es bisher gab.
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