Das war nicht gespielt: Will Smith schlägt Chris Rock bei Oscarverleihung ins Gesicht

Von Jürgen Fritz, Mo. 28. Mrz 2022, Titelbild: Guardian News-Screenshot

Heute Nacht fand in Los Angeles die 94. Oscarverleihung statt. In Erinnerung wird wohl vor allem eine Szene bleiben. Während in der Ukraine die Gewalt die Regie übernommen hat, der erste Angriffskrieg in Europa seit 1945 tobt, steht Will Smith mitten in der Veranstaltung auf, geht auf die Bühne und schlägt dem anmoderierenden Chris Rock wegen eines Scherzes mit voller Kraft ins Gesicht.

Chris Rock macht zunächst einen Scherz über Jada Pinkett Smiths Glatze

Seit Jahren hat die Oscarverleihung mit abnehmendem Zuschauerinteresse zu kämpfen. Dieser Trend scheint sich weiter fortzusetzen. Für Aufsehen sorgte heute Nacht im Dolby Theatre in Los Angeles vor allen Dingen eine Szene.

In der dritten Stunde der Show trat der Schauspieler, Komiker und Regisseur Chris Rock, der die Oscarverleihung 2005 und 2016 moderierte, auf die Bühne, um die Kategorie für den Besten Dokumentarfilm zu präsentieren. Rock begann wie üblich damit, ein paar Witze über die Zuschauer zu machen, zunächst über das spanische Ehepaar Penélope Cruz und Javier Bardem, die beide für den Oscar als Beste Hauptdarsteller nominiert waren, dann über Will Smiths Frau Jada Pinkett Smith. Diese ist selbst ebenfalls eine Schauspielerin und Sängerin.

Jada Pinkett Smith ist seit 2018 krankheitsbedingt (Alopecia) von Haarausfall betroffen, weshalb sie in der Zeit danach anfing, eine Glatze zu tragen. Chris Rock, der bekannt ist für seine scharfzüngigen Witze, scherzte nun mit Blick auf Jada Pinkett Smith: „G.I. Jane 2 – ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.“ Dies war eine Anspielung auf den Film „G.I. Jane“ von 1997. In diesem Film spielte Demi Moore die Hauptrolle, die sich als Soldatin den Kopf rasierte.

Dann kommt es zum Eklat

Zunächst lachte Will Smith noch darüber, während seine Frau das Gesicht verzog. Dann stand er von seinem Platz auf und ging auf die Bühne und kam auf Chris Rock zu. Dieser erkannte jetzt, dass Will Smith sauer war wegen der Bemerkung und dachte wohl, Smith würde ihm jetzt etwas ins Gesicht sagen, doch mit dem, was dann geschah, hatte er offensichtlich überhaupt nicht gerechnet.

Ohne jede Vorwarnung schlug Smith ihm mit voller Wucht mit der flachen Hand ins Gesicht, dass Rock der Kopf nur so wegflog. Das Geräusch, als die Hand auf sein Gesicht traf, war deutlich zu hören. In der US-Ausstrahlung wurde wohl der Ton nun schnell abgedreht, in anderen Ländern lief dieser jedoch weiter. Will Smith drehte sich daraufhin um und ging zurück zu seinem Platz, Rock war zunächst mal konsterniert, konnte nur zweimal „Wow!“ sagen, machte dann noch eine Bemerkung über Will Smith.

Viele Zuschauer dachten zu dem Zeitpunkt noch, das ganze sei Teil der Show und lachten, anderen aber war sofort klar, dass dies nicht gespielt war.

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„Keep my wife’s name out of your fucking mouth!“

Doch als Will Smith, der nun wieder neben seiner Frau saß, anfing laut hineinzurufen „Halte den Namen meiner Frau aus deinem verfickten Mund!“ („Keep my wife’s name out of your fucking mouth!“), wurde klar, dass dies nicht gespielt, sondern ganz echt war. Smith konnte sich gar nicht mehr beruhigen, schrie noch einmal, noch aggressiver: „Halte den Namen meiner Frau aus deinem verfickten Mund!“

Chris Rock versuchte sich wieder zu fangen, scherzte noch: „Das war die größte Nacht in der Geschichte des Fernsehens“ und machte dann weiter.

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Sky News Australia-Screenshot

Besonders bizarr: Keine 45 Minuten später erhält Will Smith den Oscar als bester Hauptdarsteller

In der nächsten Werbepause versuchten dann mehrere Kollegen Will Smith zu beruhigen, so seine Frau, aber auch Denzel Washington, Tyler Perry, Sean Combs und Bradley Cooper.

Besonders bizarr war dann, dass ausgerechnet der Schläger Will Smith keine 45 Minuten später mit dem Oscar als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde. Ohne den Vorfall direkt anzusprechen entschuldigte er sich bei der US-Filmakademie und den anderen Nominierten – nicht jedoch bei dem, dem er auf offener Bühne ins Gesicht geschlagen hatte: Chris Rock.

„Du musst Deine Familie beschützen“, sagte er, so wie seine Filmfigur Richard Williams das mit den Töchtern Venus und Serena gemacht habe. Die Kunst imitiere manchmal das Leben, ergänzte er mit einem Lächeln, während ihm Tränen über die Wangen liefen.

„Ich wirke wie der verrückte Vater“ – etwas, was Richard Williams auch vorgeworfen worden sei. Dabei wolle er ein Botschafter der Liebe und Fürsorge sein. „Ich entschuldige mich bei der Akademie und meinen Mitnominierten. Ich hoffe, die Academy lädt mich wieder ein.“ Dabei musste er selbst lachen – und die Oscar-Gäste mit ihm. Dann erhielt er sogar noch Standing Ovations der Gala-Gäste.

WS-Finger

Sky News Australia-Screenshot

Chris Rock will wohl keine Strafanzeige erstatten – In Dortmund widerfährt dem Komiker Oliver Pocher etwas ganz Ähnliches

Nach dem Ende der Show veröffentlichte der US-Sender ABC eine Mitteilung der Polizei von Los Angeles, wonach diese von einem Vorfall bei der Verleihung wisse, bei dem eine Person eine andere geohrfeigt habe. Der Angegriffene habe es jedoch abgelehnt, den Vorfall anzuzeigen.

Inwieweit dieser Vorfall angesichts all der Gewalt, die gerade in der Ukraine Tag für Tag tobt, das richtige Zeichen war, sei dahingestellt.

Ein ganz ähnlicher Vorfall ereignete sich zudem am Samstagabend in der Dortmunder Westfalenhalle am Rande des Boxkampfs von Felix Sturm. Dort wurde der Komiker Oliver Pocher von einem Mitglied der Rapszene ebenfalls attackiert und ohne jede Vorwarnung mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen und anschließend noch weiter bedroht. Kein/e einzige/r, die außen herum saßen, stand dabei auf und ging dazwischen, stellte sich schützend vor Pocher. Nicht eine/r.

Die Szene, als Will Smith Chris Rock ins Gesicht schlägt, hier unzensiert

P.S.: Das Versagen der Verantwortlichen für die Oscar-Show

Richtig wäre gewesen, Will Smith mit dem Sicherheitsdienst sofort aus dem Saal zu führen, ihn von der Veranstaltung auszuschließen (Disqualifikation) und ihm keinen Oscar zu verleihen, sondern den Preis für den Besten Hauptdarsteller sofort dem Zweitplatzierten zu verleihen. Das hätte selbst die ATP hinbekommen, die bei Gewalt auf dem Tenniscourt gegen Personen in den letzten Wochen und Monaten mehrfach versagt hat. Die Verantwortlichen für die Oscar-Show haben dagegen völlig versagt.

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