Zu Habecks Plagiatsaffäre

Von Jürgen Fritz, Mi. 12. Feb 2025, Titelbild: X-Screenshots von Stefan Weber und Robert Habeck

Hat Robert Habeck bei der Erstellung seiner Dissertation wie Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan systematisch und vorsätzlich gedankliche Leistungen vorgetäuscht, die er in Wirklichkeit gar nicht erbrachte? Diese Frage steht seit Montag im Raum. Der Plagiatsgutachter Dr. Stefan Weber führt dafür 128 Belege ins Feld.

Dr. Stefan Weber scheint eine etwas dubiose Person zu sein, das heißt aber nicht, dass seine Recherchen falsch sind

Ich habe den gut geschriebenen und gut dokumentierten Artikel von Felix Perrefort auf NIUS Hat der grüne Kanzlerkandidat seine Philosophen etwa gar nicht selbst gelesen? Plagiatsvorwürfe gegen Habecks Doktorarbeit sorgfältig gelesen und auch die Stellungnahme der Universität Hamburg und mir das Statement von Robert Habeck vom Montag, 11:32 Uhr, angehört sowie einiges andere in umstrittenen linksradikalen Massenmedien dazu gelesen, wo man Habeck in Schutz zu nehmen versucht, und schließlich auch das am Montag erschienene Gutachten von Dr. Stefan Weber.

Mein erster Eindruck: Der österreichische Kommunikationswissenschaftler und Plagiatsgutachter Dr. Stefan Weber mag als Person nicht unumstritten sein. Er soll finanzielle Probleme haben, wurde schon mal wegen übler Nachrede verurteilt und musste hierfür 4.000 Euro Entschädigung zahlen. Das hatte aber nichts mit einem Gutachten zu tun. Und er neigt sicherlich ein wenig zur Dramatisierung. Das heißt aber nicht, dass das, was Weber schreibt, belegt und recherchiert hat, deswegen automatisch alles falsch ist und nicht stimmt. Seine Recherchen gelten zwar als sehr akribisch, aber durchaus korrekt. Ich vermute, Weber dramatisiert zwar auch in diesem Fall etwas – das ist wahrscheinlich sein Geschäftsmodell und entspricht vielleicht auch seinem Charakter -, aber da scheint mir durchaus etwas Wahres dran zu sein, um es sehr vorsichtig zu formulieren.

Die Grünen-nahen linken Massenmedien werden versuchen, Habeck zu schützen, insbesondere per genetischem Fehlschluss

Die Strategie der linksradikalen Massenmedien, die Habeck schützen wollen, dürfte klar sein: Sie versuchen Dr. Weber als Person und Mensch zu diskreditieren, um seine Glaubwürdigkeit generell in Frage zu stellen und so auch sein Gutachten bezüglich der Doktorarbeit von Habeck in Zweifel zu ziehen. Man kennt das von Strafverteidigern, die Zeugen, deren Zeugenaussage ihren Klienten schwer belasten, in die Mangel nehmen, nicht in Bezug auf ihre Beobachtung zur Tat, sondern als Person.

Wichtig erscheint mir an der Stelle die philosophische Unterscheidung zwischen Genese und Geltung. Bei einem genetischen Fehlschluss wird rein aus den Ursprungs- und Entstehungsumständen, die zu einer Aussage führten, also aus ihrer Genese, auf deren Wahrheit oder Falschheit geschlossen. Hierbei gilt: der Entdeckungszusammenhang (die Genese), inklusive der Motivation des Entdeckers, warum er sich überhaupt mit dieser Thematik beschäftigt hat, spielt für die Geltungsfrage, für den Begründungs- bzw. Rechtfertigungszusammenhang keinerlei Rolle. Wenn etwas wahr (oder falsch) ist, dann ist es wahr (falsch) und es spielt für die Geltungsfrage keine Rolle, weshalb jemand sich für dieses Sujet interessierte, wie er diese Wahrheit entdeckte oder warum er sie ins Feld führt, welches Ziel er damit verfolgt. Der genetische Fehlschluss, also die Vermengung von Genese und Geltung, wird auch gerne strategisch eingesetzt, um sich der Sachkritik zu entziehen respektive um die Sachebene zu umgehen. Man attackiert dann die Person statt das von dieser Person Gesagte und Vorgetragene, was ein sehr übles Diskursverhalten darstellt. Näheres dazu siehe hier.

Es gibt massive Hinweise, dass Habeck vielfach die Lektüre von Literatur vorgaukelte, die so gar nicht stattgefunden hat

Habeck hat, so die Vermutung, für die Weber 128 Belege zusammengetragen hat, in seiner Doktorarbeit (Dissertation), die er ab Oktober 1996 anfertigte, für die er 24 Monate lang ein Stipendium erhielt und dann im Jahr 2000 mit seiner literaturwissenschaftlichen Arbeit unter dem Titel Die Natur der Literatur. Zur gattungstheoretischen Begründung literarischer Ästhetizität abschloss und dann zum Dr. phil. promoviert wurde, sehr viel Literatur angegeben und behauptet, er habe diese gelesen und ausgewertet. Tatsächlich aber, so die Behauptung von Dr. Weber, hat Habeck in etlichen Fällen die Bücher gar nicht gelesen und ausgewertet, sondern hat Sekundärliteratur benutzt und die Zitate, die er angab, gar nicht aus der Primärliteratur, sondern aus der Sekundärliteratur abgeschrieben, ohne das anzugeben!

Das „ohne das anzugeben“ ist hierbei wichtig. Man darf auch in einer Doktorarbeit aus der Sekundärliteratur zitieren, dann muss man aber nicht nur ab und zu mal, sondern wirklich in jedem einzelnen Fall dazu schreiben: „zitiert nach“. Denn ohne diese Angabe „zitiert nach“ erweckt man ja den Eindruck, dass man sich mit dem Originalwerk auseinandergesetzt hat. Wenn man dieses aber überhaupt nicht herangezogen, überhaupt nicht gelesen hat, sondern nur das, was andere, die sich damit auseinandersetzten, heranzog, so ist das natürlich etwas vollkommen anderes. Und es gibt in Habecks Dissertation wohl sehr viele Hinweise, dass er hier quasi etwas vorgetäuscht haben könnte, was er gar nicht geleistet hat.

Dr. Weber listet 128 Quellen-, Zitats- und Textplagiate auf

Dr. Weber fiel das wohl unter anderem daran auf, weil Habeck zum Beispiel Rechtschreibfehler, die in der Sekundärliteratur zu finden sind, nicht aber in den Originalwerken, mit übernommen hat. Habeck dreht dann daraus, es wären nur ein paar Rechtschreibfehler in der Arbeit. Darum geht es aber nicht. Sondern es geht darum, dass die übernommenen Rechtschreibfehler zeigen, dass er die Zitate aus der Sekundärliteratur übernommen hat und nicht aus den Originalen.

Wie dramatisch die Fehlleistungen von Habeck waren, ob ihm deswegen der Doktorgrad aberkannt werden müsste, kann ich nicht beurteilen. Dazu fehlt mir die Expertise. Klar ist aber, dass es nicht nur einige wenige Hinweise gibt, sondern wirklich viele, dass Habeck hier nicht nur nicht korrekt arbeitete, sondern womöglich sogar systematisch täuschte beziehungsweise betrogen haben könnte. Ob diese Fehler aus Fahrlässigkeit oder grober Fahrlässigkeit passierten oder ob sie von Habeck sogar vorsätzlich in Täuschungsabsicht begangen wurden, kann ich nicht beurteilen. Das muss eine genaue Untersuchung zeigen. Hierei dürfte die Anzahl, wie oft das in der Arbeit zu finden ist, auch eine Rolle spielen.

Wenn einem solche falschen Angaben beim Zitieren fünf- oder zehnmal passieren, ist es eher glaubwürdig, dass dies nur Versehen waren (Schlamperei) als wenn es 50 oder 100 mal passiert. 128 mal ist auf jeden Fall nicht wenig. Wie dramatisch die Fehlleistung von Habeck war, ob man zu dem Ergebnis kommen wird, dass hier vorsätzlich und systematisch getäuscht wurde, ob ihm tatsächlich der Doktorgrad entzogen werden wird, ist derzeit offen. Klar scheint aber zu sein, dass er nicht sauber, nicht seriös gearbeitet hat und zumindest der Verdacht besteht, dass er systematisch betrogen oder getäuscht hat.

Habecks Strategie: Vernebeln

Was Habeck jetzt macht, ist, dass er diese Verfehlungen vollkommen herunterspielt („Ungenauigkeiten in den Fußnoten“) und die Anschuldigungen verfälscht nach dem Prinzip: vernebeln. Bei der Strafanzeige gegen den Rentner, der einfach nur ein Meme retweetete, auf dem unter Habecks Bild „Schwachkopf PROFESSIONAL“ stand, machte Habeck es genauso. Als eine Frau Habeck bei einem Bürgerdialog eine kritische Frage stellte„Sie sind der Minister, der die meisten Anzeigen gestellt hat.“ (Habeck erstattete als Bundeswirtschaftsminister in 2,9 Jahren tatsächlich 805 Strafanzeigen!, mehr als jeder andere Minister). Diese Anzeigen würden doch die Polizei und die Justiz zusätzlich belasen. Der Steuerzahler müsse das denn finanzieren, so die Frau weiter. (Die Richterin Dr. Clivia von Dewitz sprach hier sogar von: einer Flut von Strafanträgen von Politikern wegen Bagatellfällen, denen die Justiz nachgehen zu müssen meint, als handele es sich hierbei um schwerwiegende Verbrechen, bedeute einen Missbrauch der Justiz, der einer Demokratie unwürdig ist). Und dann fragte die Frau in dem Bürgerdialog ganz konkret: „Warum versuchen Sie auf diese Art und Weise die Meinungsfreiheit mit Lappalien einzuschränken?“ Darauf antwortete Habeck doch tatsächlich, er meine, „dass schwere Beleidigungen und Gewaltaufrufe keine Meinungsfreiheit“ wären.

Das Retweeten eines Meme, auf dem man seinen Kopf sieht und unter dem „Schwachkopf PROFESSIONAL“ steht soll eine „schwere Beleidigung“ oder ein „Gewaltaufruf“ sein? Diese Masche ist mir bei Habeck schon oft aufgefallen. Der grüne Spitzenkandidat liebt es, Dinge zu vernebeln. Das wird er nun wohl auch bei dieser Plagiatsaffäre versuchen. Dafür gibt es schon jetzt erste Hinweise. Die Vernebelungsstrategie setzen Leute dann gerne ein, wenn sie a) etwas gefragt werden, die Antwort darauf nicht wissen, das nicht zugeben wollen, dass sie die Antwort nicht wissen, und dann davon ablenken wollen, oder b) wenn sie die Antwort zwar wissen, diese aber nicht geben wollen, weil sie vermuten, dass eine ehrliche Antwort kein gutes Licht auf sie werfen würde, oder c) wenn sie etwas gemacht haben, von dem sie nicht wollen, dass dies herauskommt.

Habeck wird viele berechtigte Fragen beantworten müssen und das wird ihn und die Grünen belasten

Das Ganze deckt sich mit meinen Eindrücken, die ich seit Jahren von Habeck habe. Habeck ist schon ein gebildeter, belesener Mann, hat einen ordentlichen Studienabschluss und sogar einen Doktorgrad, also ganz anders als Baerbock. Aber er ist auch ein Blender und Schwätzer, der immer dann, wenn es unangenehm für ihn zu werden droht, vernebelt, ablenkt und schwafelt, wo er nur kann. Bei dem Grünen-Politiker ist deutlich weniger dahinter, als er vorgibt zu sein. Und: Habeck ist, so mein Eindruck, kein ehrlicher Mensch, siehe beispielsweise auch hier, wo er entweder dermaßen drastische intellektuelle-fachliche Probleme offenbart, dass man es kaum fassen kann, oder aber bewusst und gezielt den eigenen Parteianhängern die wildesten Lügengeschichten erzählt: Was redet Habeck da über die Baltic Pipe als Ursache der Wirtschafskrise?

Bei seiner Ehefrau Andrea Paluch sollen die Fehler, Betrügereien oder Täuschungen in ihrer Doktorarbeit laut Weber sogar noch viel schlimmer sein als bei Habeck. Sie habe riesige Textpassagen komplett abgeschrieben, ohne korrekte Angaben. Paluch und Habeck haben zusammen zig Bücher geschrieben und veröffentlicht. Das hätten sie ja auch ohne Doktortitel machen können. Ich denke immer, wenn man so einen wissenschaftlichen akademischen Grad erwerben will, dann soll man es doch auch ordentlich machen, ohne zu betrügen, ohne etwas vorzutäuschen. Es zwingt einen ja niemand, einen Doktorgrad zu erwerben. Ob Habeck der Doktorgrad entzogen wird, kann ich wie gesagt nicht beurteilen, aber ganz so einfach wird er aus dieser Nummer trotz massiver Unterstützung der grüngefärbten Massenmedien nicht herauskommen. Er wird da viele berechtigte Fragen beantworten müssen und das wird ihn und die Grünen belasten. Ich werde an dem Fall dranbleiben. In Kürze mehr dazu.

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