Von Jürgen Fritz, Mo. 10. Sep 2018
„Was ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigner Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln.“ – Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil
Der Geist der Zeit
Merkel ist zwar die mächtigste Frau der Welt, gleichwohl ist auch sie nur ein Rädchen in einem riesigen Getriebe. Und dieses Getriebe wird nicht von einer dunklen Macht gesteuert, wie manche meinen, auch keinem George Soros. Selbst der ist nur ein kleines, wenngleich natürlich viel wirkmächtigeres Rädchen als die meisten anderen.
Das riesige Getriebe wird auch nicht von „den Bilderbergern“, den Illuminaten, den Juden, den Freimaurern oder Goldmann Sachs gesteuert. Das Getriebe hat vielmehr seinen eigenen Geist. Diesen nennt man den Zeitgeist, der sich in Millionen und Abermillionen von Köpfen mit unterschiedlicher Intensität und Tiefe manifestiert. Und genau deswegen ist dagegen so schwer anzukommen.
Die Spitze auszutauschen, ist notwendig, jedoch nur ein erster Schritt
Manche Menschen sind nun geschickter als andere, wenn es darum geht, den Zeitgeist intuitiv zu erfassen, in sich aufzunehmen, zu erspüren und zu erkennen, wohin er will, wo er sich hin entwickelt. Diese sind dann am ehesten imstande, sich an seine Spitze zu setzen und ein klein wenig zu steuern, auf ihm zu reiten und zugleich die Richtung ein klein wenig zu beeinflussen. Aber nie in eine völlig andere Richtung! Das kann kein Mensch der Welt, auch kein Diktator, nicht einmal eine kommunistische Kaderpartei oder was auch immer.
Nimmt man nun den oder die, weche(r) sich an die Spitze setzte, weg, ist durchaus etwas gewonnen. Dies ist sogar oft gleichsam unerlässlich, der Zeitgeist dadurch aber noch lange nicht geändert. Denn dann wird sich schnell ein anderer an diese Stelle setzen und die Führung übernehmen, eventuell mit minimaler Kurskorrektur, eventuell etwas geschickter oder weniger geschickt, etwas raffinierter oder weniger raffiniert.
Das Problem ist, die Zeit läuft uns davon
Eine grundlegende Kurskorrektur, derer wir mehr denn je bedürfen, wenn wir als Nation, als Kultur und als Gesellschaft überleben wollen, muss viel tiefer ansetzen. Zu erkennen, wo sie ansetzen muss, dazu sind aber nur sehr wenige fähig. Diese müssen mithin die Hand an die Wurzel des Übels legen. Andere müssen das dann weitertragen und wieder andere noch weiter und wieder andere nochmals weiter, bis es schließlich ganz allmählich die Gesellschaft mehrheitlich durchdringt.
Das Problem dabei ist: dies braucht Zeit. Genau die jedoch rennt uns davon. Das heißt, wir befinden uns in einem Wettlauf mit der Zeit. Oberflächliche Kosmetik, hier ein neues Puder drauf, da ein neuer Lidschatten, löst aber nicht unser Problem.
Die letzte Hoffnung
Eine mögliche Strategie könnte sein: Im Moment geht es darum, Zeit zu gewinnen, zum Beispiel dergestalt, dass die Zuwanderung so sehr als irgendwie möglich gedrosselt wird. Mehr ist momentan nicht möglich. Ein völliger Umschwung derzeit noch nicht denk- und noch nicht durchsetzbar. Das kann aber in wenigen Jahren schon anders aussehen.
Die Hoffnung könnte sein, dass es zuerst ein anderes Land erwischt, welches im völligen Chaos versinkt, vielleicht Frankreich oder Schweden, so dass dieser konkrete Anblick, den man nicht völlig vertuschen können wird, einen heilsamen Schock bewirkt. Dann erst wird der Zeitgeist beginnen, sich in der Tiefe zu wandeln.
Die Zähigkeit des Zeitgeistes
Dies muss aber gleichsam gedanklich schon vorbereitet werden, so dass wir dann, wenn dies geschieht, zum einen nicht mit leeren Händen dastehen und die Menschen zum anderen gleich ein Deutungsmuster parat haben, um zu verstehen, was da gerade vor sich geht, wenn sie all die schrecklichen Bilder aus dem Land zu sehen bekommen, welches es als erstes erwischt, siehe dazu die Geschichte von den Studenten und dem Bären.
So schlimm dies für jenes Land dann sein wird, so kann dies doch auch etwas Positives bewirken für alle anderen im Sinne einer Schockwirkung. Ich fürchte, anders wird es nicht gehen, weil der Zeitgeist zu zäh ist, als dass er sich anders modifizieren ließe.
Es ist quasi wie in der Wissenschaftsgeschichte, eine Theorie, hier ein Welt- und Menschenbild, wird erst fallen gelassen, wenn man damit völlig scheitert. Dann erst entsteht die geistige Offenheit, grundlegend umzudenken. Bis dahin halten die Menschen an dem, was sie kennen, fest, selbst wenn eigentlich für jeden erkennbar sein müsste, dass es nicht mehr trägt.
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Titelbild: Pixabay, CC0 Creative Commons
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