Von Jürgen Fritz, Do. 21. Nov 2019, Titelbild: Privatbild von Gregor S.
Ein Chefarzt wird, während er einen Vortrag hält, in seiner eigenen Klinik erstochen, ein LKA-Polizist, der dazwischen gehen und den Angreifer aufhalten will, schwer verletzt. Doch wer ist dieser Mann, der nach dem Stand der Ermittlungen schon mit einer Tötungsabsicht und mit einem eigens gekauften Messer bewaffnet aus Rheinland-Pfalz nach Berlin anreiste und dann mit diesem auf Fritz von Weizsäcker losging, es ihm in den Hals rammte, so dass dieser innerhalb kürzester Zeit verstarb? Und weshalb tat er dies überhaupt?
Der mutmaßliche Täter: Gregor S.
Wie gestern bereits berichtet, konnte der Angreifer von den bei dem Vortrag anwesenden Personen ergriffen und festgehalten werden, bis die Polizei eintraf, die ihn dann sofort festnehmen konnte. Inzwischen gibt es auch einige Erkenntnisse über den Mann. Es handelt sich um Gregor S., Jahrgang 1962, der in Berlin geboren wurde und im Norden von Rheinland-Pfalz lebt, in Andernach, einer 30.000 Seelen-Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz. Laut BILD soll er als Lagerist bei Amazon gearbeitet haben.
Gregor S. habe drei Geschwister, er sei der jüngste Sohn. Schon vor 30 Jahren wäre er aus der Familie verbannt worden, weil er nicht die religiösen Ansichten seiner anderen Familienmitglieder geteilt habe. Er hätte schon immer Probleme gemacht, soll eine Nachbarin gegenüber der BILD gesagt haben. „Er ist jung von zu Hause ausgezogen, hat mit keinem mehr Kontakt.“ Er hätte erzählt, dass er eine Frau in Thailand habe, sei jedes Jahr immer für ein paar Monate in das fernöstliche Land geflogen.
Ein anderer Nachbar beschreibt ihn laut RTL als „leicht reizbaren Menschen“. Kevin S. sagt, Gregor S. sei „introvertiert“ und „psychisch labil“ gewesen, habe „nicht viel Kontakt mit anderen Leuten gehabt“. Er sei „schnell wütend geworden“ und wäre oft „schnell aggressiv“ gewesen.
Welches Motiv hatte Gregor S.?
In der Vernehmung soll er laut B.Z. und auch anderer Medien angegeben haben, dass er ursprünglich den Vater des jetzt Ermordeten, also Richard von Weizsäcker habe töten wollen, der aber 2015 im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Weil dieser insofern nicht mehr greifbar war, habe er nun dessen Sohn getötet.
Dabei betonte Gregor S. seine Verbundenheit mit dem vietnamesischen Volk. Richard von Weizsäcker war aber von 1962 bis 1966 in der Geschäftsführung des Chemie- und Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim und die Firma unterstützte den amerikanischen Konzern Dow Chemical bei der Herstellung des Entlaubungsmittels Agent Orange, welches im Vietnamkrieg Hunderttausende Menschen vergiftete.
Richard von Weizsäcker selbst hatte angegeben, erst nach seinem Ausscheiden bei dem Chemie-Konzern von Agent Orange erfahren zu haben und dass er den Einsatz sehr bedauere. Wie glaubhaft das ist, sei dahingestellt, auf jeden Fall aber wollte Gregor S. eigentlich Richard von Weizsäcker, den er regelrecht hasste, nachträglich bestrafen und wich dann, da dieser bereits verstorben war, auf den Sohn aus, den er quasi in Sippenhaft nahm. Nach dem Motto: Wenn ich den Vater schon nicht mehr bestrafen kann, dann eben den Sohn. Deswegen also sollte Fritz von Weizsäcker dran glauben. Und dies setzte Gregor S. dann am Dienstagabend in die Tat um.
Was geschieht nun mit Gregor S.?
Den Ermittlern zufolge sei Gregor S. wohl psychisch krank und habe im Wahn gehandelt. Laut BILD soll er in der Vernehmung angegeben haben, schon länger mit dem Gedanken an einen Mord an dem Sohn gespielt zu haben.
Wie die Generalstaatsanwaltschaft Berlin am Mittwoch mitteilte, wolle man in Hinblick auf eine „akute psychische Erkrankung“ die Unterbringung des Täters in einer psychiatrischen Klinik beantragen.
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