Von Jürgen Fritz, So. 16.02.2025, Titelbild: ZDF-Screenshots
Diese Woche stellten sich die vier Kanzlerkandidaten in der ZDF-Sendung Klartext den Fragen der Zuschauer. Dabei wurde überdeutlich, nur einer der vier hat wirklich Kanzlerformat: Friedrich Merz, der die drei anderen doch weit überragte. Ein verheerendes Bild gab dagegen Alice Weidel ab.
Scholz und Habeck charakterlich beide sehr fragwürdig und politisch völlig gescheitert
Bei Scholz und Habeck, die die Bundesregierung als Kanzler und Vizekanzler mehr als drei Jahre lang anführten und zumindest die letzten zwei Jahren dabei eine derart desaströse Politik betrieben, wie keine Bundesregierung seit 1949 jemals zuvor, können wir uns kurz fassen: Olaf Scholz ist ein intelligenter Mann und besitzt in vielen Fachgebieten viel Detailkenntnisse. Dies wurde auch in der ZDF-Sendung bei den Fragen der Zuschauer deutlich. Er ist aber charakterlich vollkommen ungeeignet und politisch völlig gescheitert.
Robert Habeck ist schon intellektuell und fachlich nicht geeignet, charakterlich mindestens sehr fragwürdig und politisch ebenfalls völlig gescheitert. SPD und die Grünen dürften eigentlich nur noch Leute wählen, die sagen: Egal, was die SPD und die Grünen in der Regierung treiben, egal wie es dem Land und den Menschen in Deutschland unter Rot-Grün geht, ich werden immer SPD respektive immer die Grünen wählen, aus Prinzip. Interessanter war die Frage, wie Alice Weidel sich schlagen würde.
Weidel intellektuell und fachlich völlig überfordert
Frau Weidel wurde natürlich vom Grünen-Sender ZDF und seinem meist sorgsam ausgewählten Publikum wie üblich vollkommen unfair behandelt. Das war zumindest ein Stück weit zu erwarten. Das Überraschende war aber, dass Weidel schon rein intellektuell und fachlich in solchen Runden nicht annähernd mithalten kann. Ja, sie blamierte sich und ihre Partei regelrecht. Vom Charakterlichen wollen wir gar nicht erst sprechen. Aber für Alice Weidel (und ebenso Tino Chrupalla) sind solche Formate schon rein intellektuell-fachlich mehrere Klassen zu hoch. Sie wären unabhängig von ihren Positionen für jedes Ministeramt völlig ungeeignet. In der AfD, das konnte man wieder einmal sehen, hat ein Kompetenz- und Brain-Drain sondergleichen stattgefunden. Traurig, was aus der einstigen Professorenpartei geworden ist. Der Einzige, der intellektuell in der ersten Liga mitspielen könnte, wäre wohl Gottfried Curio.
Und inhaltlich und strategisch hat sich die AfD, die stark darin ist, bestimmte Dinge zu kritisieren, die unbedingt angesprochen werden müssen, völlig ins Abseits manövriert (EU-Position, NATO-Position, Russland-Position, Ukraine-Position, Israel-Position, Wiedereinführung der DM …). Und nun will die AfD auch noch die CDU zerstören! Damit zerstört sie sich inhaltlich und strategisch selbst als potentieller Koalitionspartner. Was für katastrophale Fehler in der Ausrichtung der Partei! Zum Schaden von ganz Deutschland, weil eine Mitte-Rechts-Partei, die aber nicht rechtsradikal oder gar extremistisch ist, ja durchaus sinnvoll wäre als Erweiterung der politischen Spektrums und ein eine Mitte-Rechts-Partei als möglicher Unions-Koalitionspartner das rot-grüne Machtmonopol ganz leicht brechen könnte.
Merz: der Einzige mit Kanzlerformat
Dann kommt Merz. Was für ein Unterschied zu den drei Vorgängern! Intellektuell, fachlich und charakterlich erstklassig, der Einzige von allen, der wirklich Kanzlerformat hat. (Scholz hätte das intellektuell und fachlich auch, aber charakterlich und politisch so gar nicht.) Und jetzt kommt das eigentlich Überraschende: Merz war bisher bei TV-Auftritten zwar kompetent, sehr oft aber etwas spröde, war kein großer Sympathieträger, versprühte wenig Charme. Vor ein paar Wochen schrieb ich sinngemäß mal Merz sei ein sehr seriöser und kompetenter Politiker und Söder sei ein sehr guter Wahlkämpfer. Merz kann nun plötzlich sogar Wahlkampf. So gelöst, so souverän, so humorvoll, so locker, so einnehmend habe ich ihn selten gesehen. Er kann mit Zuschauern und Bürgern im direkten Dialog richtig gut. Und er bezieht zum Beispiel in der Ukraine-Frage ganz klar Stellung. Ganz wichtig auch, er kann dies auch so begründen, dass Menschen es verstehen können. Welch ein Unterschied zu Scholz!
Merz brachte das Zustrombegrenzungsgesetz deswegen vor der Wahl ein, um die eigene Partei so auf seinen Kurs hin zu binden
Die CDU ist natürlich weiterhin eine problematische Partei (Günther, Wüst, Kai Wegner, Kretschmer, Voigt …), aber sie hat mit Merz und die CSU mit Söder zwei überragende Parteivorsitzende, die die Union sukzessive umsteuern können.
Der Merz-Move, die Anträge zur Migrationswende VOR DER WAHL in den Bundestag einzubringen, muss vor diesem Hintergrund gesehen werden. Das scheint kein Journalist bisher verstanden zu haben. Dieser Move richtete sich gegen die Günthers, Wüsts, Wegners in der eigenen Partei, weil Merz diese damit sehr raffiniert und unter hohem Risiko auf seinen Kurs einschwor. Aber offensichtlich war ihm diese klare inhaltliche Neuausrichtung der Partei wichtiger als der sichere, bequeme Wahlsieg. Denn damit zwang er die gesamte CDU, eine Selbstbindung vorzunehmen, hinter die sie nach der Wahl nicht mehr zurück kann. Er hat damit quasi die Brücke zurück eingerissen und damit den Merkelianern in der CDU den Rückweg weggesprengt. Damit hat er Günther, Wüst etc., die ganzen Merkel-Leute, in der Migrationspolitik Schachmatt gesetzt. Darum ging es ihm.
Deswegen tauchte Merkel sofort auf und versuchte, Merz mit aller Macht zu bekämpfen, ebenfalls vor der Wahl, weil sie dieses Manöver sofort durchschaute. Merkel ist damit aber offensichtlich gescheitert. Der eigentliche Machtkampf war der: Merz gegen Merkel und die letzten Merkelianer in der CDU. Und hier sieht es ganz danach aus, dass Merz Merkel ausmanövriert hat. Darum ging es ihm, nicht um einen möglichst hohen Wahlsieg, weil ihm der Richtungswechsel so wichtig ist. Er war bereit, dafür ein sehr hohes Risiko einzugehen und schaffte es, 94 Prozent der CDU/CSU-Fraktion hinter sich zu bringen und gegen Merkel (und 8 der 12 Abweichler treten bei der Wahl nicht mehr an). Sogar Merkels einstige Kronprinzessin Kramp-Karrenbauer stellte sich offen gegen Merkel und hinter Merz!
Merz hat es auch geschafft, Söder mit einzubinden, zusammen sind die zwei nicht zu schlagen
Überraschend auch: Söder kann plötzlich auch richtig loyal sein und mitkämpfen. Das hätte ich ihm so nicht zugetraut. Und das zeigt auch wiederum die Führungsstärke von Merz. Er weiß offensichtlich, wie man diesen schwierigen Söder anpacken muss, und hat es tatsächlich geschafft, diese sehr schwierige Persönlichkeit, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzt, mit einzubinden. Und Söder ist als Wahlkämpfer die absolute Nr. 1. Niemand kann es da mit ihm aufnehmen. Söder kann im persönlichen Duell jeden platt machen. Merz plus Söder ist ein absolutes Dreamteam.
Und Merz kann jetzt sogar das, was ihm nie so richtig lag, er kann plötzlich sogar Wahlkampf, was zeigt, dass er noch immer lernfähig ist. Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Und das ist immer schön, wenn Menschen einen positiv überraschen können.
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