Über 19.000 neu registrierte COVID-19-Fälle am Freitag

Von Jürgen Fritz, Sa. 31. Okt 2020, Titelbild: RKI-Screenshot

Seit Donnerstag ist Deutschland als Ganzes ein Super-Hotspot mit mehr als 100 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Am Freitag wurden erstmals überhaupt mehr als 19.000 Neuinfektionen an einem Tag registriert. Doch in anderen Ländern sieht es noch viel dramatischer aus. SARS-CoV-2 breitet sich nicht nur immer weiter aus, es tut dies derzeit von Tag zu Tag immer schneller.

Die Realität übertrifft Merkels Modellrechnung bei weitem

Als Angela Merkel Ende September davor warnte, wir würden bis Weihnachten 19.200 registrierte Neuinfektionen pro Tag haben, wenn das exponentielle Wachstum so weiter ginge wie die Wochen zuvor, hielten das nicht wenige für absurd und konnten sich das nicht vorstellen. Doch Merkels Modellrechnung wurde nicht nur bewahrheitet, sondern in den letzten viereinhalb Wochen weit überboten. Das exponentielle Wachstum setzte sich nicht nur fort, sondern es beschleunigte sich sogar nochmals deutlich (!). Es dauerte keine drei Monate, um mehr als 19.000 Neuinfektionen pro Tag zu registrieren, sondern kaum mehr als ein Monat. Der ein oder andere vermag sich vielleicht vorzustellen, was dies bedeuten würde, setzte sich diese immer schnellere Verbreitung des Virus die nächsten Wochen und Monate fort.

Twitter-Screenshot Olaf Gersemann (WELT)

Die Inzidenz geht nicht zurück, sondern steigt an und das sogar zunehmend

Wie sehr die Inzidenz, also die tägliche Zunahme der Infizierten, in den letzten vier Wochen immer weiter ansteigt, können Sie der folgenden Graphik entnehmen. Die Inzidenz stieg vom 1. bis zum 29. Oktober (Donnerstag) von ca. 15 auf nun 104,9 am Donnerstag und 110,9 am Freitag. Das heißt, es kommen nicht nur jeden Tag immer neue Infizierte hinzu, sondern es kommen jeden Tag mehr Neuinfizierte dazu als am Tag zuvor. 

Twitter-Screenshot Olaf Gersemann (WELT)

Seit Anfang September nimmt zugleich der Anteil älterer Personen unter den COVID-19-Fällen wieder zu. Die 7-Tage-Inzidenz bei Personen über 60 Jahre betrug am Donnerstag bereits 67,8 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Über 80 Prozent der Kreise in Deutschland waren am Donnerstag schon Hot-Spots

Dabei war das Ziel, dass in keinem Kreis die Zahl von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen überschritten werden sollte. Doch inzwischen wird diese Grenze nicht nur bundesweit überschritten, sondern bundesweit sogar mehr als doppelt überschritten (deutlich über 100). Deutschland insgesamt ist schon am Donnerstag zum Super-Hotspot mit mehr 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen geworden. Für die Gesundheitsämter ist es daher schon lange nicht mehr möglich, die Kontakte der Infizierten nachzuverfolgen.

Schon am Donnerstag waren über 80 Prozent der Kreise in Deutschland Hot-Spots:

Twitter-Screenshot Olaf Gersemann (WELT)

Die Anzahl der Kreise mit einer erhöhten Sieben-Tage-Inzidenz von insgesamt über 25 Fälle pro 100.000 Einwohner steigt immer weiter an, auf mittlerweile 397 Stadt- und Landkreise am Donnerstag. Hiervon lag die Inzidenz

  • in 163 Kreisen bei mehr als 50 bis zu 100 Fälle pro 100.000 Einwohner (rot),
  • in 166 Kreisen sogar bereits bei über 100 Fälle pro 100.000 Einwohner (dunkelrot) und
  • in 18 Kreisen lag sie am Donnerstag schon bei über 200 Fälle pro 100.000 Einwohner.

RKI-Screenshot

Zielsetzung

Dabei ist es das Ziel, zumindest wieder in den gelben Bereich zu kommen, die Zahl der registrierten Neuinfektionen pro Woche und pro 100.000 Einwohner also mindestens unter 50 zu senken, damit eine Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter wieder möglich wird. Noch besser wäre natürlich eine Inzidenz von unter 25, was aber vorerst unerreichbar scheint.

Twitter-Screenshot Olaf Gersemann (WELT)

Intensivmedizinisch zu behandelnde COVID-19-Fälle verzehnfachen sich fast in knapp zwei Monaten

Auch die Zahl der intensivmedizinisch behandelten COVID-19-Fälle hat sich in den vergangenen zwei Wochen von 730 Patienten am 17.10.2020 auf 1.839 Patienten am 30.10.2020 mehr als verdoppelt, seit Anfang September fast verzehnfacht:

Twitter-Screenshot Olaf Gersemann (WELT)

Twitter-Screenshot Olaf Gersemann (WELT)

Die Zahl der Todesfälle beginnt schon jetzt deutlich anzusteigen

Und auch die Zahl der Todesfälle steigt deutlich an. Dem RKI sind am Freitag 103 Todesfälle gemeldet worden. Die Zahl ist damit erstmals seit dem 14. Mai wieder dreistellig. Die letzten sieben Tage starben in Deutschland 400 bis 500 Menschen an oder mit COVID-19.

Twitter-Screenshot Olaf Gersemann (WELT)

In anderen Ländern ist die exponentielle Verbreitung des Virus noch deutlich extremer

Und dabei sieht es in anderen Ländern noch sehr viel schlimmer aus. Hier die Zahl der gestern registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner nicht in sieben Tagen, sondern innerhalb von nur 24 Stunden, siehe die Veröffentlichung von Worldometer. Der kritische Grenzwert wäre hier bei ca. 7,1 (50 : 7):

  • Deutschland: 19.367 insgesamt ==> 23,1 pro 100.000 Einwohner
  • USA: 101.461 insgesamt ==> 30,6 pro 100.000 Einwohner
  • Großbritannien: 24.405 insgesamt ==> 35,9 pro 100.000 Einwohner
  • Italien: 31.084 insgesamt ==> 51,4 pro 100.000 Einwohner
  • Spanien: 25.595 insgesamt ==> 54,7 pro 100.000 Einwohner
  • Polen: 21.629 insgesamt ==> 57,2 pro 100.000 Einwohner
  • Österreich: 5.627 insgesamt ==> 62,4 pro 100.000 Einwohner
  • Niederlande: 11.119 insgesamt ==> 64,8 pro 100.000 Einwohner
  • Frankreich: 49.215 insgesamt ==> 75,3 pro 100.000 Einwohner
  • Schweiz: 9.207 insgesamt ==> 106,1 pro 100.000 Einwohner
  • Tschechien: 13.605 insgesamt ==> 127,0 pro 100.000 Einwohner
  • Belgien: 23.921 insgesamt ==> 206,1 pro 100.000 Einwohner

Der Grenzwert von ca. 7,1 (50:7) wird in Deutschland also bereits um das Mehrfache überschritten, lag gestern fast 3,3 mal so hoch. In Frankreich aber ist der erreichte Inzidenzwert schon mehr als zehnmal so hoch, in Tschechien fast 18 und in Belgien 29 mal so hoch.

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