Von Stefan Groß-Lobkowicz, Mo. 07. Dez 2020, Titelbild: © JFB
Die nächste Generation von Journalisten bei ARD und Deutschlandradio wählt zu 92,2 Prozent Grüne, Linkspartei und SPD. Dürften nur sie wählen, würde die Union an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, FDP und AfD sowieso. Dies ist das Ergebnis einer Befragung von ARD-Volontären unter dem Journalistennachwuchs des Rundfunkverbundes und dem Deutschlandradio. Stefan Groß-Lobkowicz berichtet.
Der spürbare Linksdrall in den deutschen M-Medien
Seit Gründung der Bundesrepublik ist ein spürbarer Drall nach links in den Medien zu verzeichnen. Diesen Trend hatte auch die Flüchtlingskrise und die Corona-Pandemie nicht gravitätisch verändern mögen. Nach wie vor verfängt im Gewand des Journalismus des 21. Jahrhunderts der gute alte Geist der 68er. Er weht gleichsam progressiv wie veränderungswütig, oft einseitig und borniert, durch die Reihen des publizistischen sowie journalistischen Nachwuchses.
Diese hohe Affinität zu Rot-Rot-Grün (genauer: Grün-Dunkelrot-Rot, JFB), so Publizistik-Professor Gregor Daschmann, hatte eben seine Anfänge im Revoluzzer-Geist der Studentenrevolution der Nachkriegsära. Das Gros der damaligen Linken war, wenn es nicht Hörsäle stürmte, Barrikaden aufrichtete oder Autos der gehassten Springerpresse anzündete, damals mit der Überzeugung in den Journalismus gegangen, die Welt zu verändern – und dies am besten mit Tinte und Schreibmaschine, die links intellektuelle Weltrevolution vor Augen.
60 Prozent der künftigen Medienmacher sind weiblich, 30 Prozent haben einen Migrationshintergrund
Selbst nach fünfzig Jahren hat sich diese Einstellung nicht verändert – dieser Idealismus ist immer noch tief im Journalismus verankert. „Es ist wohl vor allem das Berufsbild der öffentlich-rechtlichen Journalist*innen, das eher Menschen mit einer linken und grünen Haltung anzieht“, heißt es im Journalist.
Gerade junge Journalisten der Öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sind es im Jahr 2021, die sich politisch immer mehr in Richtung grün ausrichten. 60 Prozent der künftigen Medienmacher sind weiblich, 30 Prozent haben einen Migrationshintergrund. Die meisten von ihnen, 95 Prozent, bringen einen Studienabschluss mit und kommen aus einem Akademikerhaushalt. Die Journalisten von morgen sind zudem keine Landeier, sondern rekrutieren sich aus den Großstädten mit über 100.000 Einwohnern, vorzugsweise aus Berlin oder München.
Über 92 Prozent würden Grün-Dunkelrot-Rot wählen, die Union würde an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern
Laut Umfragen von WELT und Journalist verortet sich die neue Generation an den Schreibtischen der Redaktionen eindeutig politisch grün-links. Junge Volontäre von ARD und Deutschlandradio würden mehrheitlich, immerhin mit 57,1 Prozent die Grünen wählen. Die LINKE schläge mit 23,4 Prozent und die SPD mit 11,7 Prozent zu Buche, also 92,2 Prozent wäre demnach grün-links.
Dies steht im Gegensatz zur mittlerweile 15 Jahre andauernden Regentschaft der CDU unter Angela Merkel. Für die Partei der Kanzlerin, ja für CDU und CSU zusammen liegt der Stimmenanteil nur bei 2,6 Prozent. Die Liberalen kommen gar auf 1 Prozent. Säßen die jungen Journalisten im Parlament wäre ein grün-dukelrot-rotes Bündnis der Favorit. Damit liegen die Volontäre weit über dem Durchschnitt einer vergleichbaren Altersgruppe. Laut Infratest Dimap würden nur 27 Prozent aller 19- bis 39-Jährigen die Grünen wählen.
Erläuterung von JFB
Soweit Stefan Groß-Lobkowicz. Hier noch einige Erläuterungen, wie dieses Ergebnis zustande kam. Im April 2020 wurden alle 150 Volontäre befragt, die derzeit von den Landesrundfunkanstalten, der Deutschen Welle (DW) und dem Deutschlandradio ausgebildet werden. ZDF und SR hatten zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Jahrgänge. Gefragt wurde nach Geburtsort, Migrationshintergrund, Bildungsabschluss, politischer Orientierung. Insgesamt haben 86 Nachwuchsjournalisten geantwortet, bei der Frage nach der politischen Orientierung respektive Wahlabsicht waren es 77. Was man in der Grafik sieht, ist das Ergebnis dieser Antworten.
Die Zahl von 3,0 Prozent für CDU/CSU, die in vielen Medien zu lesen war, ist nicht richtig. Hier handelte es sich um einen Rechen- oder Übertragungsfehler. Deswegen war die Summe auch nicht 100,0, sondern fälschlich 100,4 Prozent. Tatsächlich sind es sogar nur 2,6 Prozent für die Union (2 von 77).
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Dieser Artikels erschien zuerst auf The European. Er erscheint hier mit freundlicher Genehmigung des Autors Stefan Groß-Lobkowicz, der zugleich Chefredakteur des The European ist.
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Zum Autor: Dr. Dr. Stefan Groß-Lobkowicz studierte Philosophie, Theologie, Kunstgeschichte und Germanistik in Jena, München, Valladolid, Nizza und Madrid. Nach dem Studium wurde er in Jena und Madrid promoviert. Er war Lehrbeauftragter für Philosophie an der Universität Jena. Stationen seines Lebens waren Cicero, die Friedrich-Schiller Universität, die TU München u.a. – Seit drei Jahren arbeitet Stefan Groß für die Weimer Media Group – zuerst als Chef vom Dienst, stellvertretender Chefredakteur und nun als Chefredakteur und Textchef für die Print- und Online-Ausgabe des The European. Er ist Autor mehrerer Bücher.
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