Von Jürgen Fritz, Mo. 28. Dez 2020, Titelbild: YouTube-Screenshot
Das ist ein weiterer Rückschlag für alle Federer-Fans. Und derer gibt es Millionen über Millionen. Gerade erst wurde der Schweizer zum 18. Mal in Folge zum beliebtesten Spieler der Welt gewählt. Und das obschon er 2020 nur ein einziges Turnier spielte, nämlich im Januar. Das zeigt, wie beliebt der Maestro noch immer ist und wie sehr die Tennisfans auf der ganzen Welt ihn vermissen. Doch der Grand-Slam-Rekordsieger muss nun auch die Australian Open 2021 absagen.
Federer zieht seine Meldung für die Australian Open zurück
Vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2020 ist Roger Federer 21 mal in Folge bei den Australian Open angetreten, erreichte dort 15 mal mindestens das Halbfinale, gewann das Turnier sechsmal. Doch erstmals seit 1999 wird er im Jahr 2021 nicht dabei sein, wenn das erste Grand Slam-Turnier des Jahres am 8. Februar starten wird.
Der Trainingsrückstand sei noch immer zu groß und er fühle sich nach den zwei Knie-Operationen im Frühjahr/Sommer 2020 noch immer nicht körperlich fit genug, um die Australian Open im Februar spielen zu können. Deswegen gab Federers Manager Tony Godsick heute Nacht bekannt: „Roger hat sich entschieden, die Australian Open 2021 nicht zu spielen.“ Der 39-Jährige habe zwar sowohl mit seinen Knien als auch mit seiner Fitness in den vergangenen Monaten große Fortschritte gemacht. „Trotzdem hat er nach Rücksprache mit seinem Team entschieden, dass es langfristig die beste Entscheidung für ihn ist, (erst) nach den Australian Open ins Profitennis zurückzukehren.“
Die Australian Open 2021 wurden wegen der Pandemie um drei Wochen nach hinten verschoben auf den 8. bis 21. Februar. Federer selbst hatte gehofft, dass ihm diese drei zusätzlichen Wochen helfen würden, doch noch rechtzeitig fit werden zu können. Daher hatte er sich vor wenigen Tagen erst für das Turnier angemeldet. Doch nun zieht er seine Anmeldung wieder zurück.
Über 55 Wochen kein Turnier, kein einziges Match gespielt
Am 30. Januar 2020 bestritt Federer im Halbfinale der Australian Open 2020 sein letztes Match gegen den anschließenden Turniersieger Novak Djokovic. Danach spielte er im Februar wegen seiner Kniebeschwerden kein Turnier mehr. Dann kam ab März die Corona-Pause und der 20-fache Grand Slam-Sieger ließ sich in dieser Pause zweimal am Knie operieren. Doch die Genesung verlief beide Male nicht so wie erhofft, wenngleich er nun nach dem zweiten Eingriff weiter auf dem Wege der Besserung sein soll. Seit der Spielbetrieb im August wieder aufgenommen wurde, trat der fünfmalige Weltsportler des Jahres bei keinem einzigen Turnier mehr an. Das aber heißt, Federer wird nun mindestens 55 Wochen lang kein einziges Turnier und kein Match mehr bestritten haben bis Ende Februar.
Im ATP-Ranking wird der Schweizer auf Grund der Corona-Sonderregeln (es werden alle Ergebnisse seit März 2019 voll weitergezählt statt die Ergebnisse nach 52 Wochen zu streichen) bislang weiter auf Rang 5 geführt. Im regulären 52 Wochen-Ranking, der wahren Weltrangliste 2020, ist Roger schon jetzt nicht mehr in den Top 20 und würde nach den Australian Open komplett aus der 52 Wochen-Weltrangliste herausfallen, weil er kein einziges Turnier, mithin keinen einzigen Punkt erspielt hat in den letzten zwölf, dann sogar fast 13 Monaten.
2017 gelang dem Maestro schon mal ein Comeback, das aber nach 27 Wochen Pause, nicht 55, und da war er noch vier Jahre jünger
Die Rückkehr in die Weltspitze dürfte damit, nach so einer langen Turnierpause, immer schwerer werden für den 39-Jährigen. Gleichwohl ist Federer ein absoluter Ausnahmesportler und Anfang 2017 gelang ihm ebenfalls nach einer längeren Verletzungspause schon mal ein unglaubliches Comeback, als er im Januar 2017 mit 35 das erste Mal seit viereinhalb Jahren wieder ein Grand Slam-Turnier gewann, in Melbourne seinen fünften Australian Open- und damit seinen 18. Grand-Slam-Titel holte .
Im Sommer krönte er sein unglaubliches Comeback dann mit seinem achten Wimbledon-Sieg und Anfang 2018 verteidigte er mit 36 Jahren nochmals seinen Australian Open-Titel und gewann sein 20. Grand Slam-Turnier. Die Verletzungspause von Juli 2016 bis Januar 2017 war damals aber mit 27 Wochen deutlich kürzer als jetzt (mindestens 55 Wochen) und Federer war damals noch vier Jahre jünger.
Die Hoffnungen ruhen nun ganz auf Wimbledon, Olympia und den US Open
Das Augenmerk des Schweizers gilt in dieser – vielleicht seiner letzten – Saison aber ohnehin vor allem drei Turnieren im Sommer: a) Wimbledon, wo er mit acht Titeln im Einzel Rekordsieger aller Zeiten ist, b) die Olympischen Spiele in Tokio, wo ihm die Goldmedaille im Einzel als einzig ganz großer Titel noch fehlt, und c) die US Open. Federer, der im August 40 Jahre alt wird, wird sich ganz auf diese Wochen fokussieren und die Monate davor ganz auf diese Zeit hin arbeiten, um da nochmals hundertprozentig fit zu sein und vielleicht den letzten ganz großen Wurf zu landen.
Ich drücke dem wohl Größten aller Zeiten ganz fest die Daumen, dass sein Comeback dieses Jahr gelingen wird und er seinen 103 Turniersiegen noch den ein oder anderen hinzufügen und sich selbst womöglich einen würdigen Abschluss seiner einzigartigen Karriere ermöglichen kann.
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