Von Jürgen Fritz, So. 09 Mai 2021, Titelbild: Youtube-Screenshot
Heute vor hundert Jahren, am 9. Mai 1921, wurde Sophie Scholl geboren. Am 22. Februar 1943 haben die Nationalsozialisten die 21-Jährige zusammen mit ihrem Bruder Hans und dem Kommilitonen Christoph Probst mit der Guillotine enthauptet. „So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln,“ sagte Sophie am Tag ihrer Hinrichtung.
Die weiße Rose
Als Weiße Rose benannte sich eine in ihrem Kern von Studenten dominierte, sich wesentlich auf christliche und humanistische Werte berufende deutsche Widerstandsgruppe gegen das totalitäre NS-Regime. Sie entstand in der Zeit des Zweiten Weltkriegs ab Juni 1942 in München. Zwischen Ende Februar und April 1943 wurde sie mit der Enttarnung, Verhaftung und schließlich der Hinrichtung ihrer prägenden Mitglieder nach Todesurteilen des Volksgerichtshofes unter dem Vorsitz Roland Freislers zerschlagen.
Den inneren Kreis der Weißen Rose bildeten die beiden Geschwister Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf sowie der Universitätsprofessor Kurt Huber (Philosoph, Psychologe und Musikologe).
Zitate von Sophie Scholl
„Man muß etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben. Dazu brauchen wir einen harten Geist und ein weiches Herz. Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur suchen wir sie zu wenig.“
„Das Gesetz ändert sich, das Gewissen nicht.“
„Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus meiner Handlungsweise erwachsen, auf mich nehmen.“ – Sophie Scholls Antwort auf die Abschlussfrage bei ihrer Verhörung
Kurt Huber bei seiner Verteidigungsrede vor dem Volksgerichtshof
„Ein Staat, der jegliche freie Meinungsäußerung unterbindet und jede, aber auch jede sittlich berechtigte Kritik, jeden Verbesserungsvorschlag als ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ unter die furchtbarsten Strafen stellt, bricht ein ungeschriebenes deutsches, germanisches Recht, das ‘im gesunden Volksempfinden’ noch immer lebendig war und lebendig bleiben muß.“
„Ich fordere die Freiheit für unser deutsches Volk zurück. Wir wollen nicht in Sklavenketten unser kurzes Leben dahinfristen, und wären es goldene Ketten eines materiellen Überflusses.“
„Ich habe mich im Sinne von Kants kategorischem Imperativ gefragt, was geschähe, wenn diese subjektive Maxime meines Handelns ein allgemeines Gesetz würde. Darauf kann es nur eine Antwort geben! Dann würde Ordnung, Sicherheit, Vertrauen in unser Staatswesen, in unser politisches Leben zurückkehren.“
„Rückkehr zu klaren sittlichen Grundsätzen, zum Rechtsstaat, zu gegenseitigem Vertrauen von Mensch zu Mensch; das ist nicht illegal, sondern umgekehrt die Wiederherstellung der Legalität.“
Sophie und Hans Scholl vor ihrer Hinrichtung
„So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln.“ – Sophie Scholl am Tag ihrer Hinrichtung
„Weil ich bestrebt sein wollte, als Staatsbürger dem Schicksal meines Staates nicht gleichgültig gegenüber zu stehen, entschloss ich mich, nicht nur in Gedanken, sondern auch in der Tat meine Gesinnung zu zeigen.“ – Hans Scholl
„Ich bin der Ansicht, dass in Deutschland in der Zeit von 1918-1933 und vor allem 1933 nicht zu sehr die Masse des Deutschen Volkes politisch versagt hat, sondern gerade diejenige Schicht, eines Staates, die ein Volk politisch führen sollte, die Intelligenz.“ – Hans Scholl bei seiner Verhörung, zwei Tage vor seiner Hinrichtung
„Es lebe die Freiheit!“ – Die letzten Worte Hans Scholls unmittelbar vor seiner Hinrichtung am 22. Februar 1943 auf dem Schafott
Ihr Biograf Robert M. Zoske über Sophie Scholl
„Eine ganz normale junge Frau, die erst durch die Umstände zu einer besonderen Frau gemacht wurde.“
Zunächst „eine 150-prozentige Nationalsozialistin“, vor der die Klassenkameradinnen „Angst gehabt hätten, weil sie so rigoros gewesen sei. So 150-prozentig war sie nachher gegen den Nationalsozialismus.“
„Sie hat mit dem Wort gekämpft, aber sie hätte auch zur Waffe gegriffen.“
Robert M. Zoske beschreibt Sophie Scholl als tiefgläubig und zweifelnd, willensstark, aber auch herrschsüchtig.
Freiheit, Pflicht und Glauben waren das Dreigestirn, das Sophie leiteten.
Sie politisierte sich nur langsam. Bis nach Kriegsbeginn bleibt sie im BDM (Bund deutscher Mädel), wenn auch nur aus Pflichtgefühl. Aber nach und nach distanziert sie sich vom Nationalsozialismus. Die Zweifel wachsen. Ihre Lieblingsdichter, wie Heine, gelten als „entartet“.
Der Nationalsozialismus zerbröckelt bei ihr als Ideal. An dessen Stelle tritt der christliche Glaube. Ohne diesen wäre sie nicht in den Widerstand gegangen, so Zoske.
In ihr letztes Lebensjahr wirft sie sich mit Leib und Seele, 150-prozentig eben. Sie schließt sich der weißen Rose an. Freiheit, Pflicht und Glauben haben ein neues, ein großes Ziel: den Krieg beenden, Hitler stürzen.
„Wenn ich könnte, würde ich den Hitler erschießen“, habe sie sogar gesagt.
„Freiheit“ ist ihr letztes Wort kurz vor der Hinrichtung auf einen Anwaltsbrief gemalt.

ttt-Screenshot
P.S.
Der Scharfrichter Johann Reichhart sagte später, er habe noch nie jemanden so tapfer sterben sehen wie Sophie Scholl.
Wie aus dem Vernehmungsprotokoll der Gestapo ersichtlich wurde, hat die 21-jährige Studentin bis zuletzt niemanden verraten und die anderen Mitglieder der Weißen Rose geschützt, indem sie sich und ihren Bruder Hans als die Hauptakteure der Widerstandsbewegung darstellte.
100. Geburtstag Sophie Scholl
*
Aktive Unterstützung: Jürgen Fritz Blog (JFB) ist vollkommen unabhängig und kostenfrei (keine Bezahlschranke). Es kostet allerdings Geld, Zeit und viel Arbeit, Artikel auf diesem Niveau regelmäßig und dauerhaft anbieten zu können. Wenn Sie meine Arbeit entsprechend würdigen wollen, so können Sie dies tun per klassischer Überweisung auf:
Jürgen Fritz, IBAN: DE44 5001 0060 0170 9226 04, BIC: PBNKDEFF, Verwendungszweck: JFB. Oder über PayPal – 5 EUR – 10 EUR – 20 EUR – 30 EUR – 50 EUR – 100 EUR