Annika Schleu, das Pferd und die Sozialistengehirne

Von Jürgen Fritz, Sa. 07. Aug 2021, Titelbild: sportschau-Screenshot

Eine der größten Tragödien von Tokyo 2020 spielte sich mit schrecklichen Bildern im Modernen Fünfkampf ab. Annika Schleu ging als Führende und als große Goldfavoritin in den vorletzten Wettbewerb, das Springreiten. Dort spielte sich dann ein Drama ab, wie man es sich schlimmer kaum vorstellen könnte. Dies löste gerade in den Sozialen Medien Reaktionen aus, die hier beleuchtet werden sollen.

Annika Schleu führt nach dem Fechten und nach dem Schwimmen, hat exzellente Chancen auf olympisches Gold

Ins Leben gerufen wurde der Moderne Fünfkampf bereits von Pierre de Coubertin, dem Initiator der Olympischen Spiele der Neuzeit. Die Disziplinen waren hierbei:

  1. Pistolenschießen,
  2. Degenfechten,
  3. Schwimmen (früher 300 m, heute 200 m Freistil),
  4. Springreiten und
  5. Querfeldeinlauf.

Das Pistolenschießen (1) und der Querfeldeinlauf (5) werden seit 2009 in einer kombinierten Disziplin zusammengefasst, so dass es nur noch vier Wettbewerbe sind:

  1. Fechten
  2. Schwimmen
  3. Springreiten
  4. Laserlauf.

Das Springreiten ist also nunmehr die dritte und vorletzte Disziplin. Bei dieser wird ein 350 bis 400 m langen Parcours mit 12 bis 15 Hindernissen durchritten. Ein fehlerfreier Ritt ergibt die Maximalpunktzahl von 300 Punkten. Pro Abwurf werden jeweils sieben, pro Verweigerung oder Sturz werden jeweils 10 Punkte abgezogen. Beendet ein Teilnehmer den Parcours nicht, muss er vier Verweigerungen oder zwei Stürze hinnehmen, erhält er 0 Punkte („Elimination“).

Also selbst wenn ein Reiter den Parcours mit drei, vier, fünf oder sechs Abwürfen beendet, erhält er immer noch 258 bis 279 von den maximal möglichen 300 Punkte, verliert dann also 21 bis 42 Punkte auf einen Reiter mit null Abwürfen. Und Annika Schleu hatte beim Fechten einen neuen olympischen Rekord aufgestellt, ging als Führende ins Springreiten mit 24 Punkten Vorsprung auf die russische Athletin Juliana Bataschowa, die beim Reiten auf 293 Punkte kam, und Schleu gilt bei der abschließenden Disziplin Laserlauf als ausgesprochen stark. Annika Schleu, die beim Fechten Erste wurde und beim Schwimmen ihre Position halten konnte, hatte also exzellente Medaillenchancen, wäre selbst mit vier Abwürfen immer noch als Führende in den Laserlauf gegangen.

Doch dann wird ihr Saint Boy zugelost

Doch dann wurde der Deutschen das Pferd Saint Boy zugelost. Beim Modernen Fünfkampf treten die Athleten nämlich nicht mit ihren eigenen Pferden an, sondern mit fremden solchen, die ihnen vor dem Wettkampf zugelost werden. Und das erst 20 Minuten vor dem Wettkampf, so dass sie kaum Zeit haben, sich mit dem Tier vertraut zu machen. Reiter und Tier kennen sich also gar nicht, haben keine Beziehung zueinander und dies kann in so kurzer Zeit natürlich auch schwerlich aufgebaut werden, zumal wenn das Tier bereits stark verunsichert und sehr unruhig ist.

Saint Boy wollte aber von Anfang an nicht auf den Spring-Parcours gehen. Er bockte schon vor Betreten der Arena, war zu kaum einem Schritt zu bewegen, ging immer wieder rückwärts, wollte aus dem Parcour raus. Annika Schleu hatte aber keine Möglichkeit, das Pferd zu wechseln, obschon Saint Boy zuvor bei der russischen Reiterin Gulnas Gubaidullina schon dreimal den Sprung verweigert hatte. Aber erst bei vier Verweigerungen kann ein Pferd laut Reglement ausgetauscht werden. Zur vierten Verweigerung kam es aber bei der russischen Reiterin nicht mehr, weil die maximale Zeit abgelaufen war, so dass sie gar kein Hindernis mehr anreiten konnte.

Saint Boy

Saint Boy mit Gulnas Gubaidullina, Eurosport-Screenshot

Möglichkeiten zum Protest gab es aber nicht für das deutsche Team. Das Regelwerk gibt das schlicht nicht her. So kam es also zu diesen für Mensch und Tier schrecklichen Szenen. Saint Boy war von Anfang an schon kaum dazu zu bewegen, sich überhaupt einen Schritt vorwärts zu bewegen. Die Verzweiflung in Annika Schau wurde von Sekunde zu Sekunde größer, weil sie merkte, dass sie das Tier nicht dazu bewegen konnte, das zu tun, was es eigentlich kann. Denn im Training hat auch Saint Boy diesen Parcour bereits betreten und gemeistert. Es lag also „nur“ an der Tagesform des Tieres.

Annika Schleus langjährige Trainingspartnerin Lena Schöneborn, die 2008 in Peking die Goldmedaille im Modernen Fünfkampf holte, hatte bei den Olympischen Spielen 2016 Ähnliches, wenn auch nicht ganz so drastisch erlebt. Sie war als Europa-, Weltmeisterin und Weltranglistenerste eine der großen Favoritinnen für die Goldmedaille, fiel dann aber auf Rang 32 zurück, nachdem das zugeloste Pferd Legende mehrmals verweigerte und sie das Springreiten mit Disqualifikation und null Punkten beenden musste. Mit jeder anderen Punktzahl (außer null) hätte man Annika keine Medaille mehr nehmen können, meinte Schöneborn. Annika Schleu hätte in diesem Wettbewerb nur durchkommen müssen und wäre selbst mit vier oder fünf Abwürfen noch in Führung gewesen. So aber fiel Schleu weit zurück und all ihre Medaillenhoffnungen waren irreversibel dahin. Null Punkte in einer Disziplin können in einer anderen natürlich nicht mehr wettgemacht werden.

Annika Schleu 2

Annika Schleu, Eurosport-Screenshot

Die sozialistisch ge-(oder ver-)formte Seele

Doch nun passierte insbesondere in den Sozialen Medien etwas Bemerkenswertes. Statt Mitgefühl für die Athletin brach nun ein wahrer Shitstorm über Annika Schleu herein. Von Tierquälerei war die Rede. Was dabei auffällt: Dem sozialistisch geformten Gehirn fällt es um Lichtjahre leichter, sich in ein Pferd (nach unten) einzufühlen, welchem ein paar leichte Schläge versetzt werden, um es in Bewegung zu setzen, als in eine Hoch-LEISTUNGs-Sportlerin (nach oben), die Jahre lang auf ein einmaliges Sportereignis hin arbeitete und deren wohlbegründeten gesamten Hoffnungen auf olympisches Gold innerhalb von wenigen Sekunden in sich zusammenstürzen, weil dieses Pferd, welches den Parkour im Training bereits erfolgreich absolvierte und auch beim Einreiten keine Probleme hatte, an diesem Tag in dieser Arena aber, aus welchen Gründen auch immer, einfach nicht will und sich verweigert, was natürlich für beide tragisch und traumatisch ist. Diese genannten Gehirne sind aber nicht fähig, sich in beide, Tier und Reiterin, einzufühlen.

Beim islamischen Opferfest, bei dem ich mir lieber erspare zu beschreiben, was bei diesem mit tausenden Tieren gemacht wird – da geht es nicht um drei, vier leichte Schläge, um ein Tier in Bewegung zu versetzen, sondern um gänzlich Anderes, wer Bilder davon auf Sozialen Medien einstellt, muss mit sofortiger Sperrung rechnen -, da empfinden die gleichen Gehirne (weil es sich nicht gegen oben richtet) nicht annähernd das Gleiche, bringen nicht ansatzweise eine ähnliche Sensibilität auf, echauffieren sich zumindest nicht annähernd in der gleichen Intensität, was wohl zeigt, wie sehr jedes Maß abhanden gekommen ist. Das sagt zugleich sehr viel über die menschliche Natur aus, noch mehr aber über das Wesen der sozialistisch ge- respektive verformten Seele.

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