Zverev beschimpft Schiedsrichter als „fucking idiot“, schlägt mit dem Racket auf dessen Stuhl

Von Jürgen Fritz, Mi. 23. Feb  2022, Titelbild: YouTube-Screenshot

Bilder, wie man sie im Tennissport kaum kennt, bekamen die Zuschauer am Dienstagabend in Acapulco zu sehen. Nach einem engen Ball, den der Schiedsrichter zugunsten der Doppelgegner wertete, flippte Alexander Zverev völlig aus, beschimpfte den Schiri als „fucking idiot“ und donnerte nach dem Match seinen Schläger viermal mit fast voller Kraft gegen den Stuhl, auf dem der Schiedsrichter noch saß.

„Das ist deine verfickte Linie! Du verfickter Idiot!“

Gestern erst hatte Alexander Zverev in Acapulco für Schlagzeilen gesorgt, als er gegen den jungen, sehr starken US-Amerikaner Jenson Brooksby einen neuen Weltrekord aufstellte. Die beiden konnten auf Grund der späten Ansetzung und er beiden langen Begegnungen zuvor, die jeweils deutlich über drei Stunden dauerten, ihre Partie erst gegen 01:35 Uhr in der Nacht beginnen und spielten dann ebenfalls deutlich über drei Stunden (3:20 h), so dass das Match erst um 04:55 Uhr in der Früh endete. Das hatte es noch niemals zuvor gegeben. Und Zverev ging in der absolut hochklassigen Partie als Sieger vom Platz, sollte heute Abend sein Zweitrundenmatch gegen den Deutschen Peter Gojowczyk bestreiten. Doch dann passierte gestern am späten Dienstagabend folgendes.

Zverev trat mit seinem brasilianischen Doppelpartner Marcelo Melo gegen den Briten Lloyd Glasspool und den Finnen Harri Heliovaara an. Im dritten Satz ging ein Ball von Glasspool ganz knapp an die Linie, entweder diese gerade noch berührend oder ganz knapp ins Aus. Darüber entbrannte nun der Streit. Der Stuhlschiedsrichter gab den Ball der Gegner gut. Damit hieß es nun aus Zverevs/Melos Sicht 6:9 statt 7:8 im Match-Tiebreak, der bis 10 geht. Dies war also ein wichtiger Punkt, der Glasspool/Heliovaara drei Matchbälle einbrachte. 

Nun war Zverev völlig außer sich. „Der Ball ist aus. Der Ball ist weit im Aus“, schrie er. Zverev konnte sich nicht mehr beruhigen. Immer wieder forderte er den Schiedsrichter auf, den Abdruck anzusehen. Der Ball sei doch im Aus gewesen. Und dann wurde er ausfallend: „Das ist deine Linie. Das ist deine verfickte Linie (It’s fucking your line). Du verfickter Idiot (you fucking idiot).“ Das Publikum reagierte mit Pfiffen. Doch es sollte noch heftiger kommen.

fucking idiot (3)

YouTube-Screenshot

Zverev schlägt mit seinem Schläger viermal auf den Schiedsrichterstuhl, auf dem der Schiri noch sitzt

Nachdem Zverev und Melo das Match kurz darauf mit 2:6, 6:4, 6:10 verloren hatten, ging Zverev nachdem er den Gegnern kurz die Hand gegeben hatte, schnurgerade auf den Schiedsrichterstuhl los und schlug dreimal mit seinem Schläger mit fast voller Kraft gegen den Stuhl, auf dem der Unparteiische noch saß. Dabei prallte der Schläger nur knapp an dessen Füße und Beine vorbei auf den Stuhl, so dass dieser den Fuß hochzog. Das Publikum reagierte schockiert, fing an, Zverev auszubuhen.

Doch der konnte sich noch immer nicht beruhigen. Zverev setzte sich kurz auf seine Bank, stand aber gleich wieder auf und beschimpfte den Schiedsrichter weiter. Und als dieser dann gerade dabei war, von seinem Stuhl herunter zu kommen, schlug Zverev sogar noch ein viertes Mal mit dem Schläger gegen den Stuhl, wieder nur knapp am Schiri vorbei. So einen extremen Ausraster einen Spitzenspielers hat es wohl selten gegeben, wenn überhaupt jemals.

Schlag1

ATP Media-Screenshot

Schlag2

ATP Media-Screenshot

Schlag3

ATP Media-Screenshot

Die ATP disqualifiziert Zverev für das gesamte Turnier, auch im Einzel

Die Spieler-Organisation ATP reagierte sofort und schloss Zverev daraufhin wegen „unsportlichen Verhaltens“ vom weiteren Verlauf des Turniers komplett aus. Er darf somit auch im Einzel nicht mehr starten. In seinem Zweitrundenmatch heute Abend wäre er haushoher Favorit gewesen. Die Doppelpartie war eigentlich gar nicht besonders wichtig, im Grunde eher eine zusätzliche Trainingsmöglichkeit auf Wettkampfniveau.

Damit wird Zverev, der wie erwähnt Titelverteidiger war beim 500er Turnier in Acapulco (D-Kategorie), mindestens 90 Prozent seiner Vorjahrespunkte verlieren beziehungsweise sogar alle, wenn die ATP ihm auch die Punkte für den Sieg in der ersten Runde abziehen wird wegen der Disqualifikation. Mit dieser Aktion hat der 24-Jährige sich selbst also massiv geschadet, aber auch dem Tennissport, den er mit solch einer Aktion natürlich in kein gutes Licht rückt.

„Was stimmt mit dem nicht?“

Entsprechend fielen die Reaktionen der Fans im Internet aus. „Was stimmt mit dem nicht?“, fragt ein User auf Twitter. Ein anderer schreibt: „Wenn peinlich nicht mehr ausreicht…“ Ein dritter: „Da hätte er sich seinen Image-Auftritt bei ‚Klein gegen Groß‘ sparen können.“

Hier sieht man den Grund und Auslöser des Ausraters und man hört die verbalen Beschimpfungen deutlich:

Hier sieht man die Schläge gegen den Schiedsrichterstuhl genauer:

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