Von Jürgen Fritz, Di. 08. Mrz 2022, Titelbild: Vatican News-Screenshot
Am Sonntag gab Papst Franziskus seine bisher ausführlichste Stellungnahme zum russischen Angriff auf das Nachbarland ab. Darin macht er unmissverständlich deutlich, dass es sich nicht um eine „Militäroperation“ handelt, sondern um einen Krieg. Damit widerspricht der Papst klipp und klar der russischen Propaganda. Krieg sei Wahnsinn, so Franziskus, der zwei Kardinäle in die Ukraine entsendet.
Wladimir und Vitali Klitschko bitten die „geistlichen Führer der Welt“ nach Kiew
Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, steht seit Tagen unter Beschuss der russischen Streitkräfte, die nicht nur auf militärische Ziele schießen, sondern ihre Bomben und Raketen, wie schon in mehreren anderen Städten, auch auf zivile Ziele richten. Am Samstag hatte dann der Bürgermeister von Kiew Vitali Klitschko gemeinsam mit seinem Bruder die „geistlichen Führer der Welt“ um Hilfe gebeten:
- Papst Franziskus (Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche),
- Ahmed Mohamed el-Tayeb (ägyptischer Islamgelehrter, wichtige religiöse Autorität des sunnitischen Islams),
- den Dalai Lama (geistliches Oberhaupt der Tibeter),
- den Oberrabbiner von Israel David Baruch Lau und
- Patriarch Kirill I. (Patriarch von Moskau und der ganzen Rus und damit der Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche).
Wladimir und Vitali riefen diese fünf „spirituellen Führer“ dazu auf, nach Kiew zu kommen, um ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk zu bekunden, ihr Mitgefühl zu zeigen, und „sich im Geiste der Harmonie zu vereinen, die mein Land und die ganze Welt braucht“.
„Lassen Sie uns Kiew zur Hauptstadt der Menschlichkeit, der Spiritualität und des Friedens machen“, sagte Wladimir Klitschko. Und Vitali schloss die Botschaft der beiden Brüder mit den Worten: „Einigkeit ist unser Schlüssel für Freiheit“.
Franziskus entsendet zwei Kardinäle nach Kiew und bezeichnet die russische Invasion als einen Krieg
Bei seinem Angelusgebet in Rom mit Tausenden von Menschen am Petersplatz teilte Franziskus am Sonntag mit, dass zwei Kurienkardinäle in seinem Auftrag in die Ukraine reisen würden. Es handelt sich um den päpstlichen Almostenmeister Konrad Krajewski, einen Polen, sowie um den Kanadier Michael Czerny. Der Jesuit ist der Vatikanverantwortliche für Frieden und Entwicklung. Er sei der Ukraine nahe, so Franziskus, der den Krieg zum wiederholten Mal „Wahnsinn“ nannte.
Einmal mehr bekräftige der Papst, der Heilige Stuhl sei dazu bereit, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um zu einem Ende des Krieges beizutragen. Er dankte auch ausdrücklich allen Journalisten, die über die Ereignisse berichteten – oft unter Einsatz ihres Lebens.
Papst-Appell in vollem Wortlaut – in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan
„Liebe Brüder und Schwestern! Ströme von Blut und Tränen fließen in der Ukraine. Es handelt sich nicht nur um eine Militäroperation, sondern um einen Krieg, der Tod, Zerstörung und Elend mit sich bringt. Die Zahl der Opfer steigt, ebenso wie die Zahl der Menschen, die fliehen, insbesondere Mütter und Kinder. Der Bedarf an humanitärer Hilfe in diesem gepeinigten Land steigt stündlich dramatisch an.
Ich appelliere von ganzem Herzen, die humanitären Korridore wirklich zu sichern und den Zugang der Hilfsgüter zu den belagerten Gebieten zu gewährleisten und zu erleichtern, um unseren Brüdern und Schwestern, die von Bomben und Angst gepeinigt werden, lebenswichtige Hilfe leisten zu können.
Ich danke allen, die Flüchtlinge aufnehmen. Ich bitte vor allem darum, dass die bewaffneten Angriffe eingestellt werden und dass Verhandlungen und gesunder Menschenverstand die Oberhand gewinnen. Und eine Rückkehr zur Achtung des internationalen Rechts!
Und ich möchte auch den Journalisten danken, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um Informationen zu liefern: Danke, Brüder und Schwestern, für euren Dienst! Ein Dienst, der es uns ermöglicht, die Tragödie dieser Bevölkerung hautnah mitzuerleben und die Grausamkeit eines Krieges zu beurteilen.
Danke, Brüder und Schwestern. Lasst uns gemeinsam für die Ukraine beten: Wir haben ihre Fahnen hier vor uns. Beten wir gemeinsam, als Geschwister, zu Unserer Lieben Frau, der Königin der Ukraine. Ave Maria, …
Der Heilige Stuhl ist bereit, alles zu tun, um sich in den Dienst dieses Friedens zu stellen. In diesen Tagen haben sich zwei Kardinäle in die Ukraine begeben, um den Menschen zu dienen und zu helfen: Kardinal Krajewski, der Almosenverantwortliche, um den Bedürftigen zu helfen, und Kardinal Czerny, Präfekt [ad interim] des Dikasteriums für die ganzheitliche menschliche Entwicklung. Die Anwesenheit der beiden Kardinäle dort bedeutet nicht nur die Anwesenheit des Papstes, sondern die Anwesenheit aller Christen, die näherkommen und sagen wollen: Krieg ist Wahnsinn! Bitte, haltet ein! Schaut auf diese Grausamkeit!“
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