Zverev schlägt Alcaraz und zieht ins Halbfinale von Roland Garros ein

Von Jürgen Fritz, Mi. 01. Jun 2022, Titelbild: Roland Garros-TV-Screenshot

Sieben Jahre musste Alexander Zverev darauf warten, bis er einen Top Ten-Spieler bei einem Grand Slam-Turnier schlagen konnte. Gegen den 19-jährigen Carlos Alcaraz hat er es im Viertelfinale von Roland Garros endlich geschafft. Ab Montag ist Zverev im JFB Ranking erstmals die Nr. 1 der Welt.

Elf Niederlagen in Folge gegen Top Ten-Spieler bei Grand Slam-Turnieren

Aexander Zverev, seit April 25 Jahre alt, ist seit 2017 einer der besten Tennis-Spieler der Welt. Er gewann 19 Turniere, darunter Olympia (B), zweimal die ATP Finals (B) und fünf Masters 1000 (C), mehr als jeder andere Spieler unter 30. Aber eines gelang ihm bisher noch nicht: Er konnte noch nie eines der vier wichtigsten Events, eines der vier Grand Slam-Turniere (A) gewinnen, die anders als alle anderen über sieben Runden (128er Feld) in best of five statt best of three gespielt werden. Ja mehr noch, Zverev konnte noch niemals einen Top Ten-Spieler bei einem A-Turnier schlagen. Bis gestern. Bis dahin lautete seine Grand Slam-Bilanz gegen Top Ten-Spieler 0-11.

2014 versuchte Zverev sich erstmals für ein Grand Slam-Turnier zu qualifizieren und in Wimbledon 2015 war er mit 18 Jahren erstmals im 128er Hauptfeld spielberechtigt. Im Januar 2016 traf er bei den Australian Open erstmals bei einem A-Turnier auf einen Top Ten-Spieler. Gegen Andy Murray, damals die Nr. 2 der Welt, war er damals noch völlig chancenlos. In den nächsten Jahren folgten zehn weitere Niederlagen gegen Top-Spieler und das obschon Zverev schon seit Juli 2017 ununterbrochen zu den acht Besten der Welt gehört. Bei kleineren Turnieren schlug er sie alle, aber nie bei den A-Events.

Gestern traf Zverev nun auf das 19-jährige spanische Supertalent Carlos Alcaraz, der nach seinen vier Turniersiegen seit Februar neben Djokovic und noch vor Nadal und Tsitsipas als Top-Favorit auf den Turniersieg gehandelt wurde. Zverev ging als klarer Außenseiter von ca. 24-76 ins Match gegen die Nr. 6 der Welt, zumal er im Mai das Finale von Madrid (C) gegen Alcaraz sang- und klanglos in 62 Minuten mit 3-6, 1-6 verloren hatte. Doch das Viertelfinale gestern sollte einen gänzlich anderen Verlauf nehmen.

Im zwölften Anlauf schafft es Zverev endlich

Von Beginn an spielte Zverev hochkonzentriert, während Alcaraz nicht zu seiner gewohnten Form der letzten Wochen und Monate fand. Der Deutsche übte einen ungeheuren Druck mit seinen mächtigen Schlägen, sowohl Aufschlag als auch Vor- und Rückhand, aus und dominierte die ersten beiden Sätze, gewann diese mit 6-4, 6-4. Alcaraz fing an, auf dem Platz zu schimpfen, was man bei ihm äußerst selten sieht. Der junge Spanier merkte, dass er an diesem Dienstag ganz anders als in Madrid kein Rezept gegen diesen unglaublich stark spielenden Zverev fand.

Aber im dritten Satz kämpfte Alcaraz sich allmählich besser ins Match und war nun endlich auf Augenhöhe. Nun ging es hin und her. Bei 5-4 im dritten Satz gelang es dem 19-Jährigen endlich zum ersten Mal, das Service des mächtig aufschlagenden Deutschen zu durchbrechen und damit den dritten Satz mit 6-4 zu gewinnen. Im vierten Satz schaffte es Zverev zum dritten Mal im Match, Alcaraz zu breaken. Er ging mit 5-4 in Führung und schlug zum Matchgewinn auf. Aber Alcaraz schlug sofort zurück, breakte Zverev zum 5-5. Damit war Satz vier wieder offen. Bei 6-6 ging es in den Tiebreak und auch da ging es hin und her. Das Match war auf Messers Schneide. Bei 6-5 im Tiebreak hatte Alcaraz sogar Satzball, aber Zverev konnte diesen abwehren und den Tiebreak nach 3:18 Stunden mit 9-7 hauchdünn gewinnen und damit das Match mit 6-4, 6-4, 4-6, 7-6 (9-7). Im zwölften Anlauf der erste Sieg gegen einen Top Ten-Spieler bei einem Grand Slam-Turnier.

„Ich wusste, dass ich von Beginn an mein absolut bestes Tennis zeigen muss. Ich bin einfach nur glücklich, dass mir das gelungen ist“, sagte Zverev nach dem Match: „Ich hoffe, mir gelingt es, dieses Turnier zu gewinnen, bevor er anfängt, das sehr oft zu tun. Er ist ein unglaublicher Spieler.“

Zverev wird am Montag im JFB 52 Week Tennis World Ranking erstmals die Nr. 1 der Welt sein

Doch es kommt noch besser. Denn mit diesem Sieg steht Zverev am Freitag nicht nur im Halbfinale von Roland Garros gegen Rafael Nadal. Bedingt durch das frühe Ausscheiden Medvedevs schon im Achtelfinale und die Niederlage von Titelverteidiger Djokovic heute Nacht gegen Nadal im zweiten Viertelfinale, zieht Zverev im JFB 52 Week Tennis World Ranking an beiden vorbei und wird am Montag erstmals die neue Nr. 1 der Welt sein.

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(c) JFB

Zverev gewann im Juli/August 2021 die olympische Goldmedaille (B) in Tokio, dann direkt anschließend das Masters 1000 in Cincinnati (C), stand im Halbfinale der US Open (A), gewann in Wien (D) und dann im November 2021 die ATP Finals (B). 2022 ist er zwar bislang noch ohne Turniersieg, stand aber in Monte Carlo (C) im Halbfinale, in Madrid (C) im Endspiel, in Rom (C) im Halbfinale und nun in Roland Garros (A) erneut im Halbfinale.

Das Einzige, was Zverev noch fehlt, ist ein Grand Slam-Titel. Der scheint nach seinem Erfolg gegen den bärenstarken Alcaraz und seinem grandiosen Auftritt im Viertelfinale nun möglich. Dazu muss er allerdings zunächst am Freitag im Halbfinale der French Open den besten Sandspieler aller Zeiten und dreizehnfachen Turniersieger Rafael Nadal schlagen, der heute Nacht in 4:12 h den Weltranglistenersten Novak Djokovic ausschaltete. Das wird die nächste ganz große Herausforderung. Sollte er das auch noch schaffen, erscheint das Endspiel am Sonntag gegen Ruud, Rune, Rublev oder Cilic womöglich sogar die etwas leichtere Aufgabe.

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