Von Jürgen Fritz, Mo. 29. Aug 2022, Titelbild: Eurosport-Screenshot
Es ist nach Wimbledon das älteste, das traditionsreichste Tennisturnier der Welt: die US Open. Vor 141 Jahren, im Jahr 1881 wurden die U.S. National Championships der Herren erstmals ausgetragen (Wimbledon erstmals 1877). Heute gehen die US Open 2022 in Flushing Meadows in New York los.
Sears, Larned und Tilden gewinnen das Turnier bis 1929 jeweils sieben Mal
Bei der ersten Austragung 1881 war es natürlich noch keine Open-Veranstaltung im heutigen Sinne, weil es zu der Zeit noch keine Profis gab, sondern nur Amateure. Die ersten sieben Jahre von 1881 bis 1887 siegte jeweils Richard Sears. Ein Rekord, der bis heute anhält. Keiner schaffte jemals mehr Siege im Herreneinzel. William Larned konnte zwischen 1901 und 1911 ebenfalls sieben Einzeltitel erringen, ebenso der große Bill Tilden zwischen 1920 und 1929 (dann wechselte er zu den Profis), einer der herausragendsten und prägendsten Tennisspieler aller Zeiten. Aber acht Titel blieben bei den Herren für immer unerreicht.
Rekordsieger:
- sieben Titel: Richard Sears, William Larned und Bill Tilden
Connors, Sampras und Federer siegen in der Open Era jeweils fünfmal
In der Open Era ab 1968, als die amerikanischen Meisterschaften wie die anderen großen Turniere endlich auch für Profis geöffnet wurden, die es schon seit den 1920er Jahren gab und die regelmäßig spielstärker waren als die Amateure, brachten es drei Spieler auf fünf US Open-Titel: Jimmy Connors (1974-1983), Pete Sampras (1990-2002) und Roger Federer (2004-2008). John McEnroe (1979-1984) und Rafael Nadal (2010-2019) konnten das Turnier viermal gewinnen.
Rekordsieger in der Open Era:
- fünf Titel: Jimmy Connors, Pete Sampras und Roger Federer
- vier Titel: John McEnroe und Rafael Nadal
Rekordsiegerinnen bei den Damen sind Molla Mallory mit acht und Helen Wills Moody mit sieben Titeln
Der Damenwettbewerb wurde bereits 1887 erstmals ausgespielt. Die meisten Einzeltitel gewannen hier Molla Mallory: acht Siege zwischen 1915 und 1926 und die große Helen Wills Moody, die zwischen 1923 und 1931 siebenmal siegte.
Rekordsiegerinnen:
- acht Titel: Molla Mallory
- sieben Titel: Helen Wills Moody
In der Open Era siegen Chris Evert und Serena Williams je sechsmal
In der Open Era gewannen Chris Evert und Serena Williams sechsmal, Steffi Graf fünfmal. Margaret Smith Court, die Rekordhalterin mit 24 Grand Slam-Titeln insgesamt, gewann in New York zwischen 1962 und 1973 zweimal vor der Open Era bei den Amateurinnen und dreimal unter der Konkurrenz aller Spielerinnen, insgesamt also auch wie Graf fünfmal.
Rekordsiegerinnen in der Open Era:
- sechs Titel: Chris Evert und Serena Williams
- fünf Titel: Steffi Graf, Margaret Smith Court, davon drei in der Open Era und zwei davor
Von Newport bzw. Philadelphia über Forest Hills nach Flushing Meadows
Die ersten Austragungen der U.S. National Championships fanden noch nicht in New York statt, sondern bei den Herren im Newport Casino in Newport, Rhode Island. Die Damen trugen ihre Wettbewerbe dagegen im Philadelphia Cricket Club in Philadelphia aus.
Im Jahr 1915 wechselte der Austragungsort in den West Side Tennis Club in Forest Hills im New Yorker Ortsteil Queens. Lange Zeit spielte man das Turnier nicht wie heute auf Hardplatz. Bis einschließlich 1974 wurden die US Open wie Wimbledon bis heute auf Rasen ausgetragen. Dann wechselte man für drei Jahre auf Sandplätze, wie in Roland Garros, Paris. 1978 zog man dann schließlich von Forest Hills einige Kilometer weiter nach Flushing Meadows in Queens, New York. Und seither, also seit 44 Jahren, spielt man dort auf Hartcourt.
Die mit Abstand größte Tennisarena der Welt
Der Centre Court in Flushing Meadows, das Arthur Ashe Stadium, bietet 22.547 Zuschauern Platz. Es ist damit die mit Abstand größte Tennisanlage der Welt (vor dem Indian Wells Tennis Garden in Kalifornien mit Platz für 16.100 Zuschauer, dem Court Philippe Chatrier in Roland Garros, Paris, mit 15.166 Plätzen und dem Wimbledon Centre Court in London mit 15.000).
Seit 2016 besitzt der Arthur Ashe Court ein verschiebbares Dach, welches bei Regen geschlossen werden kann. Der Platz ist benannt nach dem ersten schwarzen Tennisspieler, der für das Davis-Cup-Team der USA nominiert wurde, 1968 die US Open und mit den USA den Davis Cup gewann, 1970 die Australian Open und 1975 Wimbledon.
2021: Medvedev vereitelt den ersten Kalender-Grand Slam bei den Herren seit 52 Jahren
Heute um 17 Uhr MEZ beginnen die US Open 2022. Titelverteidiger bei den Herren ist Daniil Medvedev, noch die Nr. 1 der Welt, der letztes Jahr Novak Djokovic im Finale besiegte und damit etwas vereitelte, was es in der Open Era nur einmal gegeben hatte: den Grand Slam, alle vier A-Turniere – Australian Open, Roland Garros, Wimbledon und die US Open – in einer Saison zu gewinnen. Dies war in der Open Era seit 1968 nur dem großen Rod Laver 1969 gelungen.
Novak Djokovic hatte nun 52 Jahre später die ersten drei Grand Slam-Turniere des Jahres 2021 gewonnen und stand dann im Endspiel der US Open, war nur ein Match von dem ganz großen Wurf entfernt, als erster seit Rod Laver den Grand Slam zu schaffen, brach jedoch unter diesem enormen Druck innerlich regelrecht zusammen, begann noch auf dem Platz zu weinen und war gegen den locker und befreit aufspielenden Medvedev an diesem Tag chancenlos, der sich dann seinen ersten Grand-Slam Titel holte.
Emma Raducanu schreibt bei den Damen Tennisgeschichte
Bei den Damen ist die Britin Emma Raducanu die Titelverteidigerin, der Shootingstar, der sich letztes Jahr als noch 18-Jährige im jüngsten Finale seit Jahrzehnten gegen die nur zwei Monate ältere Leylah Fernandez durchsetzen konnte und als erste Tennisspielerin in der Geschichte zehn Matches in Folge bei einem Turnier gewann, drei im Qualifikationsturnier (aufgrund ihrer niedrigen Weltranglistenposition war sie gar nicht direkt für das 128er Hauptfeld zugelassen) und sieben Matches im Hauptfeld. So etwas gab es weder bei den Damen noch bei den Herren jemals zuvor.
So könnten die Achtelfinale bei den Herren dieses Jahr aussehen: Medvedev und Kyrgios auf Kollissionskurs
Am Donnerstag fand in New York die Auslosung statt. Und so könnten die Achtelfinale (vierte Runde) bei den Herren dieses Jahr aussehen:
1. Medvedev – Kyrgios / Bautista Agut
2. Carreno Busta / de Minaur – Auger Aliassime
3. Tsitsipas – Berrettini
4. Fritz / Zandschulp – Paul / Ruud
5. Hurkacz – Sinner
6. Cilic / Evans – Coric / Alcaraz
7. Norrie – Shapovalov / Rublev
8. Schwartzman / Tiafoe – Kecmanovic / Nadal
Serena nimmt Abschied vom Turniertennis
Und eine feiert dieses Jahr bei den US Open 2022 ihren Abschied vom aktiven Tennissport: Serena Williams. Ende September wird sie 41 Jahre alt und hier in New York, in Flushing Meadows legte die US-Amerikanerin und sechsfache Titelträgerin den Grundstein zu ihrer großen Karriere. Anfang September 1999 gewann sie hier im größten Stadion der Welt mit noch nicht mal 18 Jahren ihren ersten Grand Slam-Titel überhaupt. 22 weitere sollten folgen. Damit belegt sie in der ewigen Rangliste bei den A-Turniersiegen Rang zwei. Mehr als 23 Major-Titel konnte nur Margaret Court Smith in der Übergangszeit der reinen Amateurturniere, ohne die spielstärkeren Profis, zur Open Era einsammeln. Court Smith gewann 24 Grand Slam-Turniere.
Nach ihrem 23. Major-Titel Anfang 2017 bei den Australian Open brachte Serena am 1. September 2017 mit knapp 36 Jahren ihre Tochter Alexis Olympia Ohanian jr. zur Welt. Seither gelang es ihr zwar noch viermal ein Grand Slam-Finale zu erreichen, zweimal in Wimbledon und zweimal hier bei den US Open 2018 und 2019, aber gewinnen konnte sie ab da keines mehr. Nun wird sie also das letzte Mal hier in Flushing Meadows aufschlagen. Damit geht eine ganz große Tenniskarriere zu Ende.
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