Von Jürgen Fritz, 05. Jul 2016, Titelbild: Youbube-Screenshot von Manfred Güllner (Forsa)
„Das Institut mit den präzisesten Prognosen in Deutschland“, so wirbt Forsa auf seiner eigenen Website. Von dieser präzisen Arbeit von Forsa würden Unternehmen, Medien, die Politik und die Wissenschaft sowie staatliche Stellen profitieren. Doch wie präzise und seriös ist dieses Institut wirklich?
Forsa in der Eigendarstellung und ihr Verhältnis zur AfD
„Das Institut mit den präzisesten Prognosen in Deutschland“, so wirbt Forsa auf seiner eigenen Website. Von dieser präzisen Arbeit von forsa würden Unternehmen, Medien, die Politik und die Wissenschaft sowie staatliche Stellen profitieren. Forsa sei zudem eines der wenigen in Deutschland noch nicht konzerngebundenen unabhängigen privaten Markt und Meinungsforschungsinstitute, so die Eigendarstellung weiter.
Gegründet wurde Forsa 1984 in Köln von Prof. Manfred Güllner, siehe Bild oben. Welche Gefühle Herr Güllner der AfD gegenüber hegt, ist seit langem bekannt. Auch Politiker anderer Parteien, so etwa Wolfgang Bosbach (CDU) ist das schon vor langem aufgefallen, wie hier systematisch gegen die AfD gearbeitet wird: Wolfgang Bosbach über Herr Güllner (Minute 1:06 bis 1:50).
Auch führende CSU-Politiker haben Mitte 2016 einen harten Vorwurf erhoben: Forsa soll Teil der Lügenpresse sein: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer über Forsa und den Stern (Minute 12:06 bis 16:05).
Das ist in der Tat harter Tobak wie Lanz meint. Doch prüfen wir, ob an dem Vorwurf etwas dran sein könnte. Wie hat Forsa zu dieser Zeit agiert?
Forsa-Werte im Vergleich mit anderen Instituten
Am 04.07.2016 hat Forsa eine Umfrage veröffentlicht bezüglich der Landtagswahl in Berlin, die am 18.09.2016, also gut zwei Monate später, stattfand. Laut Forsa sollte die AfD nur mit 8 Prozent der Stimmen rechnen dürfen. Doch wie sahen das andere?
Forsa am 29.04.: AfD in Berlin bei 7 %
Infratest dimap am 11.05.: AfD in Berlin bei 15 %
Prognos am 26.05.: AfD in Berlin bei 15 %
Forsa am 27.05.: AfD in Berlin bei 8 %
Infratest dimap am 15.06.: AfD in Berlin bei 15 %
Prognos am 16.06.: AfD in Berlin bei 16 %
PESM-Wahlbörse am 02.07.: AfD in Berlin bei 18 % (siehe Bild 1, unten)
Forsa am 04.07.: AfD in Berlin bei 8 % (siehe Bild 2, unten)
Wie seriös ist Forsa?
Kleine Abweichungen von 1 oder 2 Prozentpunkten sind natürlich immer möglich, bei nur tausend Befragten, vielleicht auch 3, aber nicht eine Abweichung von 7, 8 oder gar 10 Punkten. Das lässt also aufhorchen. Geht hier vielleicht etwas nicht mit rechten Dingen zu?
Nun lässt Forsa sich ja nicht in die Karten blicken, es ist aber allgemein bekannt, dass die meisten Umfrageinstitute nicht die Rohdaten, also nicht das, was tatsächlich erhoben wurde, veröffentlichen, sondern diese Rohdaten mit hauseigenen Formeln hochrechnen. Und da bestehen bekanntlich Spielräume. Die Frage, die sich stellt, lautet natürlich: Wer liegt da weit daneben?
Zum Einen fällt auf, dass die Forsa-Daten völlig aus dem Rahmen fallen. Wenn drei relativ dicht beieinander liegen, aber einer ganz weit von diesen Dreien entfernt, so liegt die Vermutung auf der Hand, dass der Eine völlig falsch liegt. Aber es konnten ja auch die Zahlen der drei Anderen viel zu hoch sein und nur die von Forsa realistisch. Um das zu beurteilen, könnte es ja vielleicht hilfreich sein zu schauen, wie es sich bei den letzten drei Landtagswahlen vor Juli 2016 verhielt. Vielleicht gibt das ja einen zweiten Hinweis.
Landtagswahl in Baden-Württemberg am 13.03.2016
Tatsächliches AfD-Ergebnis: 15,1 %
Infratest dimap: sah die AfD zuletzt bei 13 %
INSA: sah die AfD zuletzt bei 12,5 %
PESM-Wahlbörse: sah die AfD zuletzt bei 12,14 %
Forschungsgruppe Wahlen: sah die AfD zuletzt bei 11 %
Forsa: sah die AfD zuletzt bei 11 %
Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 13.03.2016
Tatsächliches AfD-Ergebnis: 12,6 %
PESM-Wahlbörse: sah die AfD zuletzt bei 10,48 %
Infratest dimap: sah die AfD zuletzt bei 9 %
INSA: sah die AfD zuletzt bei 9 %
Forschungsgruppe Wahlen: sah die AfD zuletzt bei 9 %
Forsa: sah die AfD zuletzt bei 9 %
Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 13.03.2016
Tatsächliches AfD-Ergebnis: 24,3 % (siehe Bild 1 unten)
PESM-Wahlbörse: sah die AfD zuletzt bei 19,01 %
Infratest dimap: sah die AfD zuletzt bei 19 %
INSA: sah die AfD zuletzt bei 19 %
Forschungsgruppe Wahlen: sah die AfD zuletzt bei 18 %
Forsa: sah die AfD zuletzt bei 18 % (siehe Bild 2 unten)
Letzte Forsa-Prognose für die Landtagswahl Sachsen-Anhalt 2016:
Auffälligkeiten
Zwei Dinge fallen auf: a) dass alle Institute immer auf viel zu niedrige Zahlen kamen bezüglich der AfD (dies hat sich inzwischen deutlich gebessert), b) dass Forschungsgruppe Wahlen, welches für das ZDF arbeitet, und Forsa, welches zumeist für den Stern und RTL tätig wird, immer am weitesten von der Wirklichkeit entfernt waren. Die 6 bis 7 Prozent, die in der Sachsen-Anhalt-Forsa-Umfrage bei der AfD fehlten, hatte übrigens genau die SPD gegenüber den Wahlergebnissen in der Umfrage zu viel.
Ende 2016 und 2017 wurden die Abweichungen von Forsa geringer, sind aber noch immer vorhanden. Bei der Landtagswahl in Berlin am 18.09.2016 landete die AfD schlussendlich bei 14,2 Prozent. Aber noch sieben Wochen vor der Wahl sah Forsa die Alternative für Deutschland bei 8 Prozent. Dann passte es in den Wochen vor Wahl die Zahlen allmählich allen anderen Instituten immer mehr an, blieb aber immer hinter diesen zurück. Noch drei Wochen vor der Wahl gab Forsa 10 Prozent an, während andere längst Werte von 14 bis 15 Prozent ermittelten.
2017
Auch in den aktuellen Umfragewerten bezogen auf die Bundestagswahl fällt Forsa nach wir vor etwas aus der Reihe. Während die sechs anderen Institute, die telefonische Umfragen durchführen oder über eine internetbasierte Befragung von ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool) arbeiten, Ende März / Anfang April AfD-Werte von 9 – 11 Prozent ermitteln, kommt Forsa als einziger auf 8 Prozent, Ende März sogar nur auf 7 Prozent.
Fazit
Dass mit Umfrageergebnissen selbst auch Politik gemacht wird, muss wohl nicht eigens betont werden. Ebenso wie die Tatsache, dass es Kräfte in unserer Gesellschaft gibt, die ein massives Interesse daran haben, diese neue Partei auf keinen Fall nach oben kommen zu lassen. Wo das Forsa-Institut hier einzuordnen ist, mag ein jeder für sich selbst beurteilen. Ich rate Ihnen nur das Eine: Beobachten Sie diese Entwicklung weiter. Behalten Sie insbesondere Forsa und sein Agieren etwas im Auge und vergleichen Sie die Forsa-Zahlen mit den tatsächlichen zukünftigen Wahlergebnissen.
P.S.
Der Forsa-Chef Manfred Güllner ist übrigens seit Jahrzehnten SPD-Mitglied.
P.P.S.: Kam es jemals vor, dass die Umfragewerte von Forsa höher waren als anschließend die tatsächlichen Wahlergebnisse? – Nein, kein einziges Mal. Bei keiner einzigen Wahl.
*
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Monique
Ich hoffe sehr, die Tendenziösität der Medien und deren Organe, hierarchisch von ganz oben gelenkt, wird den (kritischen) Menschen immer bewusster!
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Werner Maag
Seit ich das hier (s.u.) Anfang 2016 im Radio hörte, ist mir klar, wie ich Herrn Güllner und sein „Forsa-Institut“ einzuordnen habe. Ein Meinungsforscher mit Schaum vor dem Mund.
http://www.deutschlandfunk.de/afd-waehler-das-sind-wirklich-anti-demokraten.694.de.html?dram:article_id=341291
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