Du sollst keine anderen Bösewichte neben dem Nazi haben

Von Jürgen Fritz, Fr. 25. Jan 2019, Titelbild: Bundesarchiv, Bild 102-10541 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)%5D

Die Aussage, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht relativiert, also zu rein gar nichts in Bezug gesetzt werden dürfen, sie vielmehr eine Singularität in der gesamten Menschheitsgeschichte darstellen, daher mit keinen anderen Verbrechen auch nur verglichen werden dürfen, egal wie schlimm diese auch gewesen sein mögen, zeigt, dass hier in einem quasireligiösen Akt das absolut Böse geschaffen werden sollte. 

Die Bestimmung des Guten über das absolut Böse

Dieses absolut Böse soll sodann als absoluter Bezugspunkt für alles dienen, ein moralischer archimedischer Punkt quasi, anhand dessen man ein Koordinatensystem aufspannt, über welches man sich und die ganze Welt definiert und bestimmt. Aus dem „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ wird das neue erste Gebot: „Du sollst keine anderen Bösewichte neben dem Nazi haben. Es gibt nur den einen und mit ihm ist nichts vergleichbar“.

In der Tiefenstruktur sehen wir hier das alte monotheistische Denken eines absoluten Bezugspunktes weiter wirken, der wie der eine und einzige Gott ebenfalls nicht in Frage gestellt werden darf, sehen mithin ein neues Dogma, nun aber nicht eines, welches das absolut Gute bestimmt, sondern das absolut Böse.

Ein neuer Schöpfungsakt muss vollzogen werden

Dieses absolut Böse aber wird in Deutschland, im Deutschen an sich lokalisiert, woraus dann natürlich die Sehnsucht geboren wurde, sich von diesem lösen zu wollen, das absolut Böse in sich zu nichten, indem man die Nationalsozialisten bekämpft, um sich selbst und der Welt zu beweisen, dass dieses absolut Böse nicht in einem selbst vorhanden ist. Denn sonst würde man die Nazis ja nicht bekämpfen, wenn das in einem selbst wäre. Der Kampf gegen diese soll mithin dem Beweis gleichkommen, nicht von diesem absolut negativen Bezugspunkt erfasst zu sein, sondern zur Gegenseite zu gehören.

Da aber kaum noch Nationalsozialisten real anzutreffen sind, müssen neue Nazis in einem imaginären Schöpfungsakt hergestellt werden, weil man sie ja braucht, um sich selbst überhaupt erst als den Guten definieren zu können.

Diese tiefe Sehnsucht wissen die Nationalstaat-Überwinden-Woller natürlich für sich zu nutzen, sprich zu instrumentalisieren. Menschen, die in solchen geistigen Welten leben, sind ja meist relativ leicht steuerbar, können quasi wie Eisenspäne durch das Hinhalten eines Magneten schlagartig alle gleich ausgerichtet werden.

Die Neubestimmung des Seelenheils

So wie also der Monotheist in den Himmel zu seinem imaginierten absolut guten Gott hin will, welcher zugleich seiner Welt auch im Diesseits eine Ordnung verleiht, so will der psychopathologisch gestörte Postmoderne, der im gleichen Denkschema gefangen bleibt, welches er nur ins Negative spiegelt, von diesem absolut Bösen weg, welches auch ihm hilft, sich in der Welt zu orientieren, welches seinem Weltbild eine Ausrichtung und damit seinem Leben auch einen tieferen Sinn verleiht.

Und so wie der naive Monotheist sich das Heil in der Bewegung hin zu seinem imaginierten Gott erhofft, so erhofft sich der naive psychopathologisch gestörte Postmoderne das Heil in der Bewegung weg vom Nazi. Man müsse nur diesen aus der Welt schaffen, dann wird alles gut werden, so die Vorstellung.

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