Die Neue Linke will nicht mehr Widerpart des Kapitalismus sein, sondern sein Parasit

Von Jürgen Fritz, Mi. 18. Dez 2019, Titelbild: YouTube-Screenshot

„Wahrscheinlich werde ich eines Tages bilanzieren: Ich habe das erste Drittel meines Lebens in einer Diktatur verbracht, das zweite Drittel in einer Demokratie, das dritte Drittel teils teils. Seit geraumer Zeit beschleicht mich nämlich die Ahnung, es könnte wieder in einer DDR enden. Einer DDR 2.0 sozusagen, einer smarteren, gewissermaßen upgedateten, in ein höheres Sein überführten DDR, aber eben doch einer semi-sozialistischen Erziehungsdemokratur auf rumpfmarktwirtschaftlicher Grundlage mit immer stärker levantinischem Antlitz.“ Michael Klonovsky mit einigen Anmerkungen zum realen Sozialismus 30 Jahre nach dem Fall der sozialistischen Mauer.

Die Partei, die früher auf jeden Flüchtling schießen ließ, fordert heute, dass jeder Flüchtling des Planeten nach Deutschland kommen soll

Wer hätte es 1989 für möglich gehalten, dass eine offene, unkontrollierte, tödliche Grenze mit ähnlichem Starrsinn und ähnlicher Wut verteidigt würde wie ehedem der Eiserne Vorhang, fragt Klonovsky. Laut Berliner Staatsanwaltschaft seien bislang 270 durch DDR-Grenzsoldaten oder Grenzschussanlagen unmittelbar zu Tode gekommene Menschen nachgewiesen – in vierzig Jahren! Laut BKA haben sogenannte „Flüchtlinge“ 2015 bis 2018, also in nur vier Jahren in Deutschland 234 Menschen getötet. Zählen wir die Opfer des laufenden Jahres hinzu, so Klonovsky, dürfte die Mord- und Totschlagsbilanz der „Geflohenen“ jene der Mauerschützen bereits übertroffen haben.

Natürlich sei jeder Hinweis auf solche Fakten bereits „rassistisch“, „fremdenfeindlich“ und „dunkeldeutsch“. Im offiziellen Slang der SED, also jener Partei, deren politische, juristische und finanzielle Erben heute im Bundestag sitzen, hieß die Knastmauer der DDR „antifaschistischer Schutzwall“. Die Partei, die früher auf jeden Flüchtling schießen ließ, fordert heute, dass jeder Flüchtling des Planeten nach Deutschland kommen solle. Und zwar aus denselben anti-kapitalistischen, anti-westlichen Motiven aus denen seinerzeit geschossen wurde.

Der Witzstaat DDR mauerte sich damals angeblich gegen den sogenannten Faschismus ein. Und heute beseitige der übrig gebliebene Witz von einem Staat namens Bundesrepublik seine Grenzen gegen den Rassismus. Die DDR schottete sich für den Weltfrieden ab. Die Bundesrepublik öffnet für die Ideologie der One-World aller Welt die Beine.

Der Begriff Sozialismus kam in der Rede des sozialistischen Bundespräsidenten über den sozialistischen Mauerstaat nicht vor

„Ist Ihnen aufgefallen, meine Damen und Herren“, fragt Klonovsky, „dass zum Jahrestag des Mauerbaus am 13. August vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht mehr erwähnt wurde, wer eigentlich diese Mauer gebaut hat und zu welchem Zweck? Und warum so viele DDR-Bürger ihren Staat verlassen wollten? Die Mauer halt war da und nu isse halt weg, wie eine nicht ganz ungefährliche deutsche Politikerin sagen würde.“ Und er fragt weiter: Haben Sie irgendwo gelesen, dass die Menschen damals vor dem Sozialismus weggelaufen sind? Ist irgendwo geklagt worden, dass die direkte Nachfolgerin der Mauerbaupartei heute im Bundestag sitzt, in vier Länderparlamenten mitregiert und in Thüringen sogar den Ministerpräsidenten stellt? Dass sie in den sogenannten neuen Bundesländern als Koalitionspartner der Partei Helmut Kohls im Gespräch ist?“

Im Gegenteil, der Jahrestag des Mauerbaus sei im Kampf gegen die rechte Opposition instrumentalisiert worden, wie auch der Jahrestag des Mauerfalls, auch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Sodann geht Klonovsky auf den deutschen Bundespräsidenten seine Rede im Schloss Bellevue und den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán ein und stellt ihren Werdegang recht aufschlussreich einander gegenüber. „Der Begriff Sozialismus kam in der Rede des sozialistischen Bundespräsidenten über den sozialistischen Mauerstaat nicht vor“, fasst Klonovsky zusammen.

Man will uns einreden, es gäbe keinen Unterschied zwischen seine Haustür abschließen, um selber zu entscheiden, wen man rein lässt, und jemanden in seinem Haus gefangen halten

In der anschließenden Fragerunde habe ein 16-jähriger Nachwuchsjournalist an die Adresse Steinmeiers gerichtet folgendes gesagt: „Wir haben heute viel gehört über die Lehren aus der DDR in Bezug auf AfD und Pegida, die DDR war aber eine sozialistische Diktatur. Müssen wir nicht die Lehre aus der DDR ziehen: Nie wieder Sozialismus?“ Eine Antwort auf seine Frage habe der junge Mann natürlich nicht bekommen. Aber dass heute Mut dazu gehöre, so eine Frage zu stellen, dass niemand sonst sie in der Runde gestellt habe und dass der junge Mann mit dieser Frage vielerlei Nachteils riskierte im Sinne einer journalistischen Karriere, aber auch im Sinne einer Wiedereinladung, das alles zeige, wie tief wir 30 Jahre nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus schon wieder im sozialistischen Sumpf waten.

Der neue Narrativ laute: Im Herbst 1989 gingen die Menschen für Weltoffenheit und gegen Abschottung auf die Straße. „Grenzen sind nämlich schlimm.“ Und die Rechtspopulisten würden heute wieder Mauern bauen wollen. Die Tagesschau habe es am 13. August fertig gebracht, den Stacheldrahtverhau um Honeckers Staatsgatter, an dem es, wenn du von drinnen ins Freie wolltest, den Fangschuss setzte, in einem Atemzug mit der israelischen Grenze und der amerikanischen Grenze zu Mexiko zu nennen – also zwei Grenzen, mit denen Staaten ihr Hoheitsgebiet vor illegaler Einwanderung, vor Kriminalität und – was Israel betrifft – vor Terrorismus schützen.

„Diese lustigen Gesellen vom Staatsfunk“, so Klonovsky wörtlich, „wollen uns also einreden, dass es keinen Unterschied gibt zwischen: niemand darf raus und nicht jeder darf rein. Dass es keinen Unterschied gibt zwischen einem Menschen, der seine Haustür abschließt, um selber zu entscheiden, wen er herein lässt, und einem anderen, der jemand in seinem Haus gefangen hält.“

Die DDR hat überlebt, weil sie als Staat zusammengebrochen ist

Und dann sagt Michael Klonovsky gleich den nächsten Schlüsselsatz: Die DDR habe nur deshalb überlebt, weil sie als Staat verschwunden sei. Denn was aus Ländern wurde, die sozialistische Staaten geblieben sind, könne man an Kuba, Venezuela oder Nordkorea sehen. Die DDR war tot, doch die marktwirschaftliche Frischblutzufuhr habe den Zombie wieder zum Leben erweckt. „Die Linke hat nämlich aus dem Zusammenbruch der linken Staaten, der realsozialistischen Staaten eine Lehre gezogen. Wenn jeder sozialistische Staat der Erde aus wirtschaftlichen Gründen kollabiert, dann gibt es offenbar keine funktionierende linke Wirtschaft.“

Die ins Staatspolitische übertragene Folgerung laute: „Lassen wir den Kapitalismus weiter leben, aber sorgen wir dafür, dass wir die kulturelle Hegemonie haben. Dass wir die Öffentlichkeit beherrschen, dass wir den Sozialstaat kontrollieren, dass die Steuern möglichst hoch sind, dass möglichst viel umverteilt wird, wobei natürlich wir diese Geldströme kontrollieren müssen, damit auch möglichst viel in unsere Taschen fließt.“

Die Neue Linke will nicht mehr Widerpart des Kapitalismus sein, sondern sein Parasit, denn ohne Wirtstier bringt sie nichts zustande

Die Linke habe begriffen, dass sie den Kapitalismus nicht stürzen muss, um zu herrschen, was schon ein gewisser Herr Hitler begriffen hatte. Die heutige Linke wolle nicht mehr der Widerpart des Kapitalismus sein, sondern sein Parasit. Die DDR konnte also genau deswegen überleben, weil sie als Staat zusammengebrochen ist. Sozialistische Politik sei der Weg über die Bevormundung anderer an das Geld anderer zu kommen – und es mit einem gewissen Mehrwert für die eigene Tasche umzuverteilen an seine jeweilige Klientel.

Diese Klientel sei dabei wandelbar. Konstant aber sei, dass die Linke im Namen des jeweiligen unmündigen Klintel Forderungen stelle. Zunächst im Namen der Proletarier, welches aber im Kapitalismus besser fuhr, weshalb die Linke sich neue Mündel suchen musste: die Frauen, die Homosexuellen, die Migranten, die Afrikaner, die Flüchtlinge. Und nun habe die Linke mit dem Weltklima das ultimative Mandat. Denn dieser Mandant könne sich weder äußern noch davonlaufen.

*

Teil 2 seiner Rede finden Sie hier ==> Bärbel Boley 1991: Man wird die Stasi-Strukturen genauestens untersuchen, um sie dann zu übernehmen.

**

Hier kann die komplette Rede „Das zweifache Überleben der DDR“ als Sonderdruck zum Nachlesen für 3,50 EUR käuflich erworben werden.

***

Michael Klonovsky: Ich komme aus der DDR, ich komme aus der Zukunft!

Sehen und hören Sie hier den kompletten Vortrag von Michael Klonovsky:

****

Aktive Unterstützung: Jürgen Fritz Blog (JFB) ist vollkommen unabhängig und kostenfrei (keine Bezahlschranke). Es kostet allerdings Geld, Zeit und viel Arbeit, Artikel auf diesem Niveau regelmäßig und dauerhaft anbieten zu können. Wenn Sie meine Arbeit entsprechend würdigen wollen, so können Sie dies tun per klassischer Überweisung auf:

Jürgen Fritz, IBAN: DE44 5001 0060 0170 9226 04, BIC: PBNKDEFF, Verwendungszweck: JFB. Oder über PayPal  5 EUR – 10 EUR – 20 EUR – 30 EUR – 50 EUR – 100 EUR