Bärbel Bohley 1991: Man wird die Stasi-Strukturen genauestens untersuchen, um sie dann zu übernehmen

Von Jürgen Fritz, Do. 19. Dez 2019, Titelbild: YouTube-Screenshot

So vieles erinnere ihn längst wieder an die DDR, macht Michael Klonovsky im zweiten Teil seiner Rede deutlich. All die Rufe, die Steuern zu erhöhen, Verbote zu verhängen und in das Privatleben der Bürger einzugreifen: „Sie rufen nach Unfreiheit und totalitärer Staatsführung“Die Lagerbildung und Feindmarkierung, das flankierende Spitzel- und Denunziationswesen, das alles und vieles mehr stinke förmlich nach DDR. Vor 30 Jahren glaubte er, fortan in einem freien Land leben zu dürfen. Das sei naiv gewesen. Bärbel Bohley habe die Entwicklung schon damals weit klarer gesehen.

Zusammenfassung von Teil 1

In Teil 1 seiner Rede macht Michael Klonovsky deutlich, wie die Partei, die früher auf jeden Flüchtling schießen ließ, heute fordert, dass jeder Flüchtling des Planeten nach Deutschland kommen soll. Nirgendwo werde noch erwähnt, dass die Mauer 1961 gebaut wurde, damit die Menschen nicht mehr vor dem Sozialismus weglaufen konnten. Auch in der Rede des sozialistischen Bundespräsidenten zum Fall der sozialistischen Mauer sei der Begriff Sozialismus nicht einmal vorgekommen. Ganz im Gegenteil instrumentalisiere auch er, wie so viele, die heute an der Macht sind, die Fratze des linken Sozialismus für den sozialistischen Kampf gegen rechts.

Man wollen den Menschen doch tatsächlich einreden, es gäbe keinen Unterschied zwischen seine Haustür abschließen, um selber zu entscheiden, wen man rein lässt, und jemanden in seinem Haus gefangen halten. Die DDR sei untergegagen und habe gerade dadurch überlebt, weil sie als Staat untergegangen ist. Die Linke hat nämlich aus dem Zusammenbruch der linken Staaten, der realsozialistischen Staaten eine Lehre gezogen. Wenn jeder sozialistische Staat der Erde aus wirtschaftlichen Gründen kollabiert, dann gibt es offenbar keine funktionierende linke Wirtschaft.

Die Neue Linke wolle nicht mehr Widerpart des Kapitalismus sein, sondern sein Parasit, denn ohne Wirtstier bringt sie nichts zustande. Dafür finde sie immer neue unmündige Klientel, in deren Name sie (angeblich) kämpfe. Nach den undankbaren Proletariern seien es nun die die Frauen, die Homosexuellen, die Migranten, die Afrikaner, die Flüchtlinge. Und nun habe die Linke mit dem Weltklima das ultimative Mandat. Denn dieser Mandant könne sich weder äußern noch davonlaufen.

Ohne den Kapitalismus als Wirtstier bringe die sozialistische Linke nichts zustande

Doch auch in puncto Klimarettung seien die Resultate des realen Sozialismus verheerend. Die Umweltverschmutzung sei in der DDR um ein Vielfaches größer gewesen als im Westen Deutschlands. Auch hier gelte: Ohne den Kapitalismus als Wirtstier bringe die Linke nichts zustande. Johannes Gross habe das einmal in die reizende Tendenz gefasst: Erich Honecker mußte 17 Millionen Menschen unterdrücken, um einen Lebensstandard zu haben, wie ein westdeutscher Handwerksmeister mit 17 Angestellten.“

Auch die Linken, so viele nützliche Idioten in ihrem Umwelt umerschwirren, wollen letztlich nur: Geld, Macht, Immobilien und die besten Sexualpartner – nach oben rücken, bestimmen. Sie verschleierten das natürlich mit hochtrabenden moralischen Zielen. Sobald aber ihre Selbstsucht und ihre Heuchelei enttarnt würden, wenn der Verlust der ergaunerten Privilegien drohe, reagierten „die linken Humanisten mit zähnefletschender Aggressivität“. Dann schreckten sie „vor keiner Lüge, keinem Rufmord, keiner Hexenjagd, auch nicht vor Gewalt zurück.“ Genau das „erleben wir zur Zeit“.

So vieles erinnert an die DDR: Sie rufen nach Unfreiheit und totalitärer Staatsführung

Als ein in der DDR Augewachsener sehe er, Klonovsky, sich aus einem Walt von Deja vus umstellt.

  • So zum Beispiel wenn Kulturschaffende sich in öffentlichen Ergebenheitsadressen sich hinter die Politik der Staatsführung stellen und zum Kampf gegen die Opposition aufrufen.
  • Oder wenn konfirmistische Aktionen wie die Erklärung der vielen mit Geldern aus dem Kanzerlinnenetat bezuschusst würden.
  • Oder wenn eine Stasi-Zuträgerin wie Frau Kahane für ihre Bespitzelungs- und Denunziationsstiftungen unter anderem mit seinem Steuergeld alimentiert werde, also auf seine Kosten seine Freiheit unterwühle.
  • Wenn Kritiker der geduldeten und geförderten Einwanderung von überwiegend jungen männlichen Primär- und Sekundär-Analphabeten in der Medienöffentlichkeit behandelt werden wie in der DDR sogenannte „feindlich-negative Kräfte“, die am proletarischen Internationalismus und „Weltfrieden durch den Warschauer Pakt“ zweifelten.

Natürlich sei „im smarten Gesinnungsstaat BRD“ die Konsequenz „nur“ soziale Isolation und nicht gleich Isolationshaft.

  • Oder wenn die ehemalige SED-Genossin und DDR-Juristin Karola Wille, die vor der Wende gegen die aggressivsten und reaktionärsten Kräfte des Monopolkapitals anschrieb, 2016/17 Vorsitzende der ARD werde und ihr Job darin sähe, den Positionen der AfD den Boden zu entziehen.
  • Oder wenn diejenigen, die beim „Klimastreik“ der freien deutschen Klimajugend  nicht mitmachten, die sich vom sozialistischen Kollektiv ausschließen wollten, Probleme bekämen. Wie beim Original Mao Zedongs marschierten die Demonstranten für die Politik der Regierung und gegen die Opposition. „Diese Lärmer und Hüpfer, die nie gearbeitet haben, rufen den Staat dazu auf, die Steuern zu erhöhen, Verbote zu verhängen und in das Privatleben der Bürger einzugreifen.“ Das heiße: „Sie rufen nach Unfreiheit und totalitärer Staatsführung“. Was sei das anderes als der Ruf nach einer DDR 2.0, fragt Klonovsky.

Die Lagerbildung und Feindmarkierung, das flankierende Spitzel- und Denunziationswesen, das alles und vieles mehr stinkt nach DDR

Was früher der unerlaubte Westkontakt gewesen wäre, sei heute der unerlaubte AfD-Kontakt.

  • Oder wenn der kanzleramtsnahe Tagesspiegel ein Hotel unter Druck zu setzen versuche, indem er über den geplanten Kongress einer Gruppe von Klimawissenschaftler berichte, die Zweifel an der Menschengemachtheit des Klimawandels haben, schreibt: Auf die Frage des Tagesspiegels, ob die Positionen des Vereins bekannt seien, wollte sich die Hotelleitung nicht äußern, teilte aber über eine Sprecherin mit, man distanziere sich ausdrücklich von der politischen Botschaft: „Ein Leugnen des menschengemachten Klimawandels ist mit den Wertevorstellungen der … Hotelgruppe nicht vereinbar.“ – So wie früher ein Leugnen der Richtigkeit des Marxismus-Leninismus, fügt Klonovsky unter dem schallenden Gelächter der Zuhörer süffisant an.

Diese Konsens-Vollstreckungs-Geilheit, diese blöde, alternativlose Zukunftsgewissheit, diese ständige Massenmobilisierung, die Lagerbildung und Feindmarkierung, das flankierende Spitzel- und Denunziationswesen, das alles stinke nach DDR.

Auch könnten die Enteignungsphantasien von Kevin Kühnert angefügt werden, der also die Wende zurücknehmen wolle. Ebenso die Staatsquote, die Grunderwerbssteuer, die Zweitwohnsitzsteuer, Mietdeckelung, Wohnraumbeschlagnahm für Migranten, Meldepflicht beim Edelmetallkauf ab 2.000 Euro, schleichende Bargeldabschaffung, all das seien Indizien, dass das Land immer sozialistischer werde.

„Ich komme aus der DDR, ich komme aus der Zukunft“

Was Michael Klonovsky aber am meisten an damals, an die DDR-Zeit erinnere, sei der Gesinnungsdruck, die alltägliche moralische Erpressung, die feststehenden Schmähbegriffe für diejenigen, die früher Staatsfeinde oder Agenten des Kapitalismus hießen, die Welt der zwei Zungen: eine für daheim, eine für die Öffentlichkeit.

Wenn seine Kinder ihn fragen, was er über bestimmte politische Dinge denke, dann sage er ihnen meist, dass sie sich ihre Meinung bilden, dass sie selber denken sollen. Meist füge er noch hinzu, dass es nicht nötig ist, ihren Lehrern zu erzählen, was er darüber denke. Er sei nämlich von frühester Jugend darauf dressiert worden, dass es besser sei, wenn andere nicht von seiner Sicht der Dinge erfahren. „Ich komme aus der DDR, ich komme aus der Zukunft.“

„Wir wollen Meinungsfreiheit“

Irgendwann Mitte der 1970er Jahre, er war damals 13 oder 14, habe der Präsident der Akademie der pädagogischen Wissenschaften der DDR, Professor Gerhart Neuner, seiner Klasse eine Art Privataudienz, weil seine Tochter in die Klasse ging. Der Genosse Präsident erklärte, die Schüler könnten ihn alles fragen, was sie wollten. Niemand werde eine Frage übel genommen. Er werde versuchen, alles zu beantworten so gut er könne. Doch niemand, kein einziger fragte, warum das Reisen nicht erlaubt sei, warum da einer Mauer stehe und wie lange noch, warum in einem Land, in dem der Staatschef Dachdecker sei, so viele Dächer kaputt wären, warum die Versorgung mit Südfrüchten so miserabel und die mit Büchern so lückenhaft sei, also nach den wirklich mit Händen zu greifenden Übeln. Alle waren bestens konditioniert und fragten irgendwelches belangloses Zeug.

Er selbst traute sich nicht einmal, nach dem Verbleiben einer Rockband zu fragen, die er sehr mochte und „die von einem Tag auf den anderen aus der sozialistischen Öffentlichkeit verschwunden war“. Er hätte nur den Arm heben und fragen müssen, es würde doch keinen Ärger geben, hatte der Genosse Professor versichert. Doch der Arm blieb unten. Einige Zeit später kletterten Klonovsky und ein Freund über einen Zaun auf den Schulhof und dieser schrieb einen Spottvers auf den Schuldirektor auf eine Wand und er selbst ergänzte: „Wir wollen Meinungsfreiheit“. Tags darauf sei die Staatssicherheit in der Schule gewesen.

Zwei typische DDR-Geschichten resümmiert Klonovsky und fragt: „Aber könnten sie nicht auch in der Bundesrepublik heute passieren?“ Solches, dass man selbst etwas zu fragen wegen der kalkulierbaren Fragen lieber lässt, sei im besten Deutschland, das es jemals gab, plötzlich wieder Alltag. Mit einer einzigen falschen Bemerkung könne man sich heute wieder die Karriere verderben, den Studienplatz riskieren, den Job verlieren, den Bekanntenkreis halbieren, aber doch zumindest ein halbwegs bekannter Autor werden, der sich auf Veranstaltungen der einzig verbliebenen Oppositionspartei herumtreibt.

Man wird die Stasi-Strukturen genauestens untersuchen, um sie dann zu übernehmen – auch das ständige Lügen wird wiederkommen

Wenn er sich die Fragerunden der Bundeskanzlerin mit sorgfältig vorsortierten Bürgern ansehe, dann müsse er an sein Schweigen vor dem SED-Professor zurückdenken. Ein Schüler, der heute „Es lebe die AfD“ oder „Grenzen schließen“ an eine Schulwand schriebe, bekäme erhebliche Schwierigkeiten. „Greta for president“ oder „Refugees welcome“ ginge dagegen gut durch. Vor 30 Jahren, nach dem Fall der Mauer, glaubte er, fortan in einem freien Land leben zu dürfen. Das sei naiv gewesen. Bärbel Bohley habe die Entwicklung schon damals weit klarer gesehen:

„Alle diese Untersuchungen, die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen. Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen.

Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derer, die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“

Bärbel Bohley 1991.

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Hier kann die komplette Rede „Das zweifache Überleben der DDR“ als Sonderdruck zum Nachlesen für 3,50 EUR käuflich erworben werden.

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Michael Klonovsky: Ich komme aus der DDR, ich komme aus der Zukunft!

Sehen und hören Sie hier den kompletten Vortrag von Michael Klonovsky:

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