Wer wird der neunte Vorsitzende der CDU in 75 Jahren?

Von Jürgen Fritz, So. 03. Jan 2021, Update: 15. Jan 2021, Titelbild: © JFB

Wer wird nach 75 Jahren CDU ihr neunter Parteivorsitzender? Dies wird auf dem 33. Parteitag am 16. Januar entschieden, der erstmals in der Geschichte online durchgeführt wird. Die Entscheidung wird fallen zwischen: Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. The European hat sich bei den 1.001 Delegierten, die den neuen Vorsitzenden wählen, umgehört und eine Sondierungsanaylse durchgeführt. Diese zeigt einen klaren Trend.

1.001 CDU-Delegierte wählen den neuen Parteivorsitzenden am 16. Januar

Nach mehr als achtzehneinhalb Jahren an der Spitze der CDU gab Angela Merkel Ende Oktober 2018 bekannt, dass sie den Parteivorsitz in Kürze abgeben werde. Fünf Wochen später, Anfang Dezember 2018, wählten die Delegierten dann in der Stichwahl Annegret Kramp-Karrenbauer mit 51,8 zu 48,2 Prozent hauchdünn vor Friedrich Merz zur neuen CDU-Vorsitzenden. Doch nach nur 14 Monaten gab Kramp-Karrenbauer, die in dem Amt sichtlich überfordert war, am 10. Februar 2020 auf und kündigte ihren Rückzug vom Amt als CDU-Chefin an. Außerdem gab sie bekannt, dass sie sich nicht um eine Unionskanzlerkandidatur bewerben werde.

Eigentlich sollte dann bereits am 25. April 2020 auf einem zusätzlichen Parteitag ein neuer Vorsitzender gewählt werden, aber auf Grund der COVID-19-Pandemie musste dieser mehrfach verschoben werden. Nun soll die Wahl des neuen Bundesvorsitzenden der CDU auf dem 33. Parteitag am 15./16. Januar durchgeführt werden, wobei dieser Parteitag wegen der Pandemie erstmals online stattfinden wird. Dabei wird sich die Wahl zwischen drei Kandidaten entscheiden: Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Gewählt wird der CDU-Vorsitzende, der mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit dann auch der Unions-Kanzlerkandidat wird, von 1.001 CDU-Delegierten.

Ostdeutsche Landesverbände, BW, Niedersachsen, HH, Mittelständler, JU, Wertkonservative, Wirtschaftsflügel tendieren alle zu Merz

The European hat sich nun unter diesen 1.001 Delegierten umgehört und eine Sondierungsanaylse vorgenommen, welche einen recht deutlichen Trend zeigt. Die Vorbereitungen für den Digital-Parteitag laufen derzeit auf Hochtouren. Aktuell werden die Delegierten telefonisch kontaktiert und gefragt, ob sie über eine ausreichende Ausstattung verfügen oder Unterstützung benötigen. Wenige Tage vor dem Parteitag soll dann ein Probelauf mit allen 1.001 Delegierten stattfinden, um zu testen, ob alles funktuioniert. Anschließend sind zwei Servicetage vorgesehen, bei denen Delegierte Fragen über eine Hotline stellen können.

Normalerweise finden bei Parteitagen Sondierungen und Hintergrundabsprachen in persönlichen Gesprächen statt. Dies ist nun aber nicht möglich. Daher finden derzeit intensive Telefon-Sondierungen statt. Die drei unterschiedlichen Lager – Laschet, Röttgen, Merz – telefonieren Delegiertenlisten durch und tasten mögliche Gefolgschaften ab. Genau das Gleiche hat nun auch die The European-Redaktion getan und ermittelte so ein aktuelles Stimmungsbild. Hier die Ergebnisse:

  • Friedrich Merz hat deutlichen Rückhalt in den ostdeutschen Landesverbänden.
  • Außerdem hat er eine Mehrheit in Baden-Württemberg, Niedersachsen sowie Hamburg.
  • Zum Lager von Merz gehören außerdem weitgehend die Mittelständler, die Junge Union, Wertkonservative und der Wirtschatsflügel.
  • Armin Laschet hat einen klaren Rückhalt in Schleswig-Holstein, im Saarland und in Rheinland-Pfalz.
  • Die Arbeitnehmerschaft sowie die Frauen-Union neigen ebenfalls eher zu Laschet.
  • Die Landesverbände Hessen und Nordrhein-Westfalen sind gespalten.

Summiert man die derzeitige Stimmungslagen und Gefolgschaften so kommt man laut The European zu folgendem Ergebnis:

Ende Januar hat die CDU ihren neunten Bundesvorsitzenden seit Gründung der Bundesrepublik

Friedrich Merz kann demnach schon jetzt mit rund 380 Delegiertenstimmen halbwegs sicher rechnen. Hinter Armin Laschet versammeln sich laut The European Anfang Januar etwa 260 latente Stimmen. Norbert Röttgen dagegen kann trotz seines Aufschwungs in Umfragen lediglich etwa 60 Delegierte halbwegs sicher mobilisieren. Etwa 300 Delegierte sind noch unentschieden oder wollten ihre Neigung nicht äußern. Für eine absolute Mehrheit der 1.001 Delegierten sind 501 Stimmen notwendig. Friedrich Merz hätte demnach schon über 75 Prozent davon recht sicher und geht damit wohl als klarer Favorit in den Parteitag.

Im Anschluss an den digitalen Parteitag werden die Wahlergebnisse dann nochmals per Briefwahl schriftlich und rechtssicher bestätigt. Am Freitag, den 22. Januar 2021 wird dann schließlich das Ergebnis der Briefwahl bekanntgegeben und die CDU hat seit der Gründung der Bundesrepublik nach

  1. Konrad Adenauer (03/1946 – 03/1966),
  2. Ludwig Ehrhard (03/1966 – 05/1967),
  3. Kurt Georg Kiesinger (05/1967 – 10/1971),
  4. Rainer Barzel (10/1971 – 06/1973),
  5. Helmut Kohl (06/1973 – 11/1998),
  6. Wolfgang Schäuble (11/1998 – 02/2000),
  7. Angela Merkel (04/2000 – 12/2018) und
  8. Annegret Kamp-Karrenbauer (12/2018 – 01/2021)

ihren neunten Bundesvorsitzenden in 75 Jahren.

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