Die Dilemmata der marxistisch-sozialistisch orientierten Parteien

Von Jürgen Fritz, So. 07 Mrz 2021, Titelbild: Andreas RiedelPixabay, CC0 Creative Commons

Nachdem alle marxistisch-sozialistischen Systeme auf diesem Planeten gescheitert sind, haben die Neuen Linken einen Weg gefunden, marxistische Ideen doch noch zu retten. Man versucht nicht mehr, da man dann immer verliert, strenger Widerpart des „Kapitalismus“, genauer: der Marktwirtschaft zu sein, sondern nistet sich in marktwirtschaftliche Gesellschaften ein und höhlt diese gleichsam von innen immer mehr sozialistisch aus. Warum auch das nie lange gut geht.

Das Grundprinzip der marxistischen „Umverteilung“ in marktwirtschaftlichen Systemen

Alle irgendwie marxistisch orientierten Parteien in marktwirtschaftlichen Systemen leben letztlich davon, dass sie die Staatsgewalt, sobald sie diese irgendwie auch nur zum Teil in die Finger bekommen, dazu benutzen, Menschen zwar ihre unternehmerische und auch sonstige Freiheit ein Stück weit zu lassen, ihnen aber systematisch von den Früchten ihrer Arbeit und ihres Unternehmertums immer mehr wegzunehmen, sie quasi legalisiert auszurauben, und von der so gemachten Beute einen Teil für sich selbst einstecken, womit die eigene Existenz gesichert wird, und einen Teil an jene „umverteilen“, die weniger haben.

Dieses System des legalisierten Ausraubens anderer Menschen führt in demokratisch organisierten Gesellschaften wohl, zumal wenn es mehrere marxistisch orientierte Parteien gibt, über kurz oder lang in einen Überbietungswettbewerb nach dem Motto: „Wählt uns, dann bekommt ihr noch mehr, weil wir den anderen noch mehr wegnehmen!“. So entsteht quasi eine schiefe Ebene, gegen die man mit der Zeit kaum noch ankommt. Sobald dann die Mehrheit von solchen „Umverteilungen“, dem mit Staatsgewalt abgesicherten legalisierten systematischen Ausrauben einiger profitiert oder sogar zu einem immer größeren Teil vollständig davon lebt, ist quasi ein Kipppunkt überschritten und es gibt kein Zurück mehr.

Die gegenseitige Abhängigkeit der sozialistischen Wähler und Parteien

Zunächst entsteht in diesen Systemen eine gegenseitige Abhängigkeit der marxistisch orientierten Politiker und ihrer Wähler. Etliche Wähler brauchen die „Umverteilungen“, brauchen die von der Staatsgewalt gemachte Beute, welche dann zum Teil weitergereicht wird, zunächst zum Leben, dann zum Leben auf dem Niveau, auf dem Lebensstandard, an den man sich schließlich mit der Zeit gewöhnt hat.

Und diese Politiker brauchen diese Leute, die von diesen „Umverteilungen“ leben, damit sie gewählt werden, ihren Teil von der Beute für sich nehmen können, was ihnen die wirtschaftliche Existenz sichert und ihnen zugleich eine Lebensaufgabe, einen Daseins-Sinn verschafft. Solche Systeme haben in der Geschichte der Menschheit niemals auch nur ein Jahrhundert lang funktioniert, geschweige denn wie andere Gesellschaftssysteme viele Jahrtausende. Sie sind aber seit einiger Zeit sehr beliebt. Insbesondere versucht man so nach dem Scheitern aller marxistisch-sozialistischer Gesellschaften die Grundideen irgendwie doch noch zu retten.

Es reicht, ein Mensch zu sein, man muss sonst gar nichts tun

Meist kommen diese marxistisch orientierten Parteien und Politiker recht schnell auf den Gedanken dieses „Umverteilungssystem“ auszuweiten. Das ist eigentlich naheliegend, weil Marxisten nicht national, sondern international denken und agieren. Für sie gibt es nicht primär Bürger, sondern Menschen und Klassen, wobei die ausschließliche Sympathie immer der unteren Klasse gehört und die oben völlig verdinglicht und entmenschlicht, quasi zum Futtertrog der anderen degradiert werden. Hier zeigt sich die Menschenrechtsfeindlichkeit der Marxisten.

In ihrer Sicht aber gilt: Die Grundidee – „Kommt lasst uns zusammen per Staatsgewalt Beute machen und dann untereinander verteilen! Ihr müsst uns nur wählen, dann lassen wir euch jeden Monat einen Teil der Beute zukommen“ – soll ja doch für alle Menschen gelten. Jeder soll privilegiert, jeder ein Adliger sein, einfach weil er ein Mensch ist, weil die Natur ihn als Homo sapiens adelte. Es reicht, ein Mensch zu sein, man muss sonst gar nichts tun. Und weil man es aber nicht schafft, aus eigener Kraft einen solchen Lebensstandard für alle zu erzeugen, muss dies durch Wegnehmen bei denen, die mehr haben, kompensiert werden, selbst wenn sie das durch eigene Arbeit erzeugt haben.

Jede materielle Ungleichverteilung wird als ungerecht empfunden, egal wie sie zustande kam

Dies können sich Marxisten allerdings oft nicht vorstellen, dass dies überhaupt sein kann, weil ja doch alle gleich sind, was Sozialisten so interpretieren: alle gleich oder zumindest doch ähnlich fähig, klug, fleißig etc. Daher vermuten sie insgeheim meist, dass jeglicher Reichtum nur durch Diebstahl gegenüber anderen entstanden sei, was ihnen als Rechtfertigung dient, es diesen Leuten wenigstens zum Teil wieder wegzunehmen.

Das empfinden sich nur als gerecht, jede deutlich Ungleichverteilung aber als ungerecht. Und ihre Lebensaufgabe sehen sie darin, diese Ungerechtigkeit der Ungleichverteilung abzubauen. Und weil das ja eine sehr edle Arbeit ist, haben sie auch reichlich Entlohnung dafür verdient, denken Marxisten. Martin Schulz wurde so sogar zum Millionär, rein aus dem, was anderen per Staatsgewalt weggenommen und ihm zugeteilt wurde.

Die zwangsläufige Ausdehnung der großen „Umverteilung“: vom Bürger zum Menschen

Weil es aber schon reicht, einfach ein Mensch zu sein, deshalb müssen die marxistisch orientierten Parteien a) die Grenzen auch für andere öffnen. Denn in anderen Ländern und Erdteilen gibt es ja auch Menschen, die von diesem Beute-machen ohne selbst direkt stehlen zu müssen gehört haben, das für sich auch gerne in Anspruch nehmen würden, da gerne mitmachen und als zusätzlicher Profiteur der großen „Umverteilung“ gerne partizipieren möchten. Warum soll da der Eine davon profitieren, nur weil er zufällig in Deutschland oder Frankreich geboren wurde, der andere aber nicht, nur weil er das Pech hatte in Afrika oder in Syrien geboren worden zu sein, fragen sich Sozialisten? Also muss jeder kommen dürfen, der will. Die Erde gehört jedem Menschen, einfach weil er ein Mensch (Adliger von Geburt) ist.

Und die marxistisch orientierten Parteien müssen ferner b) ein immer größeren Teil der so gemachten Beute auch nach außen in andere Länder transferieren, in andere EU-Länder, nach Afrika, ja sogar nach China, um die Ungleichheiten auch weltweit abzubauen. Das sind ja auch nur Menschen dort, die nichts dazu können, in China geboren worden zu sein. Durch die offenen Grenzen plus ständigen Transfers nach außen droht das große Umverteilungssystem ab einem bestimmten Punkt natürlich instabil zu werden.

Das Problem der Begrenztheit der Beute, die verteilt werden kann, ist den meisten bewusst

Zudem gefällt das natürlich den bisherigen Profiteuren des Umverteilungssystems nicht so gut. Denn einerseits kann ja jeder erbeutete Euro nur einmal einem anderen zugeteilt werden. Wenn er weg ist, ist er weg. Und man kann materielle Güter nicht einfach so herbeizaubern, ohne sie meist in aufwendigen, anstrengenden Arbeitsprozessen herzustellen, auch wenn manche das inzwischen für möglich halten („Das Wasser kommt aus der Leitung, der Strom aus der Steckdose, das Geld vom Amt respektive vom ‚Staat‘ und die Waren kommen vom Aldi. Das ist doch alles da!“).

Und wenn die Gruppe der Profiteure immer größer wird und nun sogar noch durch Zuzug von außen und Beute-Transfer nach außen immer mehr vergrößert wird, senkt das entweder den eigenen Teil der Beute oder man muss noch mehr rauben respektive „den Reichen“ wegnehmen. Dass die Beute von begrenztem Umfang ist, wissen die meisten noch immer instinktiv (einige wissen freilich schon das nicht mehr, aber das ist doch eine Minderheit). Und die Mehrheit weiß auch, dass dieses Spiel nicht endlos so weiter und immer noch mehr überdehnt werden kann.

Fremde Inseln mitten in der großen Umverteilungsgemeinschaft und zusätzliche Konkurrenz auf dem Wohnungs-, Arbeits-, Partnermarkt

Außerdem konkurrieren diejenigen, die nun neu dazukommen, weil sie die große Umverteilung attraktiv finden, mit „denen, die schon länger da sind“, auf dem Wohnungs-, Arbeits-, Heirats- und Partnermarkt. Letzteres wird übrigens vollkommen unterschätzt, ist aber ein Schlüssel zum Verständnis des Ganzen.

Und die, die jetzt auch da sind und eine „Migrationsgeschichte“ vorweisen können im Gegensatz zu den langweiligen Ansässigen, verändern die Gesellschaft nach und nach. Einige errichten ihre Heimat, zum Beispiel das anatolische Dorf oder den arabischen Clan, einfach im Kleinen im Land der großen Umverteilung, errichten mithin, wenn sie das Land, seine Kultur und Geschichte außer der großen Umverteilung sonst gar nicht so sehr interessiert, Parallelgesellschaften, genauer: fremdartige Inseln mitten in der großen Gemeinschaft, welche sie quasi ein Stück weit aussaugen, so dass die anderen, „die, die schon länger da waren“, ihr Land bald gar nicht wiedererkennen, was nicht allen gefällt, möglichst aber nicht geäußert werden sollte, weil dies nicht dem Marxismus-orientierten verordneten Neusprech entspräche.

Die doppelte Identitätskrise der marxistisch orientierten Wähler und Parteien und ihre zunehmende Entfremdung

So kommt es, dass das Bündnis der marxistisch orientierten Parteien und Politiker und derer, die sie wählten, weil sie im Gegenzug regelmäßig Teile der Beute zugeteilt bekamen, ins Wanken gerät. Dies führt zu einer doppelten Identitätskrise: a) bei den Wählern dieser Parteien, weil die sich irgendwie verraten und alleine gelassen fühlen, zumal diejenigen, die sie immer gewählt haben, sich mit der Zeit immer mehr um andere kümmern, quasi ein neues bevorzugtes Klientel gefunden haben: „die unterdrückten Frauen“, „die unterdrückten Nicht-Heterosexuellen“, diejenigen, die weder Männer noch Frauen sind, „die benachteiligten Migranten“ und die Nicht-Weißen, wobei der letzte Punkt inzwischen wohl der wichtigste ist. Damit rücken natürlich alle heterosexuellen weißen Männer ohne Migrationsgeschichte schon mal in die zweite, dritte oder vierte Reihe, so sie nicht völlig aus dem Blick der marxistisch orientierten Parteien verloren werden. Und auch die weißen Frauen rücken weit zurück, sind jetzt quasi maximal noch Klientel zweiter oder dritter Klasse.

Und es führt b) zu einer Krise bei diesen Parteien selbst, vor allem der SPD, weil ihnen ihr Klientel zum Teil abhanden kommt, damit aber der Zugang zu diesen Fleischtöpfen, die zu verteilen sie sich zur Lebensaufgabe gemacht haben. Daher müssten sie eigentlich das Wahlrecht möglichst schnell ändern. Ideal wäre für Linkspartei, SPD und Grüne, wenn nicht nur Einheimische, sondern auch schon diejenigen in Afrika und Asien ein Wahlrecht hätten, die kundtun, dass sie auch kommen wollen. Aber das lässt sich technisch und juristisch nicht leicht umsetzen. Machbar ist kurzfristig höchstens das Wahlalter immer weiter abzusenken, da man die Schüler über die Lehrer weitgehend unter ideologischer Kontrolle hat.

Konkurrierende Vorstellung, wer von der Beute profitieren soll: die nationalen Sozialisten

An der Stelle betritt dann eine neue marxistisch-sozialistische Partei das Spielfeld, nun aber eine nationale. Diese verspricht, die Beute im Lande zu lassen und zwar bei denen, die „dazu gehören“, was sie oft über die Abstammung definieren wollen. Dadurch soll die Gruppe der Profiteure der großen „Umverteilung“ überschaubar gehalten werden, was bei nicht wenigen auf Sympathie trifft, weil dadurch die große „Umverteilung“ natürlich zu retten wäre.

Nun gibt es also Konkurrenz bei den Ideen und Vorstellungen, wie man die Beute verteilen sollte, wer überhaupt eine Zugangsberechtigung als möglicher Profiteur haben soll.

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