Von der Unfähigkeit, hinter den Schleier zu schauen

Von Jürgen Fritz, Fr. 08 Okt 2021, Titelbild: Nikki Luijpers, Pixabay, CC0 Creative Commons

Wenn jemand einen Hund vergiftet, dabei aber ganz ruhig und sanft zu ihm spricht, ihn streichelt und das Gift in sehr leckeres Fleisch oder eine Wurst hineinspritzt, dieses sich im Geschmack auch nicht bemerkbar macht, so wird der Hund diesem, der ihn tötet, nicht böse sein, wird keinen Groll gegen ihn hegen, auch keine Angst vor ihm verspüren, während er bei dem, der ihn laut anschreit, …

„Der hat mir die Wurst weggenommen!“

… der mit bedrohlichen Gesten auf ihn zukommt, weil er ihn vor einer Gefahr und Schaden schützen will, großes Misstrauen, Vorsicht und negative Gefühle ihm gegenüber entwickeln wird. Ja es kann sogar sein, dass diese Person ihm gerade das Leben rettete, weil sie den Hund zum Beispiel vor vergiftetem Fleisch oder einer vergifteten Wurst weg scheuchte. Das Hundegehirn aber wird denken: „Der hat mir das leckere Fleisch / die leckere Wurst weggenommen“.

Das Erkennen und Durschauen von solchen Zusammenhängen ist dem Hundegehirn nicht möglich, schon gar nicht dann, wenn ihm immer nur ein bisschen Gift verabreicht wird, das sich nicht sofort bemerkbar macht, auch keine sofortige Übelkeit hervorruft, mit der Zeit aber ganz allmählich zum Tod führt.

Jenseits des Horizontes

Der Hund verlässt sich vor allem auf seine direkte Wahrnehmung, auf seine Instinkte, auf sein Bauchgefühl (Hirnstamm und Zwischenhirn) und einfache logische Zusammenhänge. So kann es sein, dass der Hund dem, der ihn vergiftet hat, selbst in seinen letzten Minuten bevor er verendet, seinem Vergifter sogar dankbar und ihm sehr gewogen ist, wenn dieser auch in den Sterbeminuten ganz ruhig und sanft zu dem Tier spricht und es in den von ihm vorsätzlich herbeigeführten Tod streichelt.

Dass jemand sich nach außen hin ganz anders gibt, als es seinen inneren Plänen entspricht, dass jemand andere so täuschen kann, ist für das Hundehirn schlicht nicht erfassbar. Das ist außerhalb seines Horizontes, das ist mit seinen Instinkten, seinem Bauchgefühl und seiner Gedankenwelt nicht zu greifen.

Um hinter den Schleier schauen zu können, muss man wissen, muss man sich vorstellen können, dass es einen solchen gibt

Das Hundehirn kann solche kausalen Zusammenhänge und Implikationen von Verhaltensweisen nicht erfassen, kann so etwas auch nicht untersuchen, weil es schon solche Fragen gar nicht stellen kann. Die Seele des Hundes geht ganz nach dem Äußeren, nach dem Augenschein, nach dem direkt Wahrnehmbaren und den Gefühlen, die dadurch unmittelbar evoziert werden. Der Geist dieses arglosen Tiers kennt keinen zweiten Blick, kennt kein hinter den Schleier schauen.

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