AfD-Politiker über Tod des EU-Parlamentspräsidenten: „Endlich ist dieses Dreckschwein weg“

Von Jürgen Fritz, Mi. 12. Jan 2022, Titelbild: YouTube-Screenshot

Gestern verstarb im Alter von 65 Jahren der italienische Präsident des Europäischen Parlaments David Sassoli. Seit Tod mache alle betroffen, hieß es in der offiziellen Pressemitteilung der AfD aus Brüssel. In einer Chatgruppe schrieb der AfD-Abgeordnete Nicolaus Fest aber etwas völlig anderes.

David Sassoli starb gestern nach schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren

Bei der Europawahl 2009 wurde David Sassoli als Spitzenkandidat des Partito Democratico (PD) ins Europäische Parlament gewählt. Er gehörte der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) an und war 2009–2014 Sprecher der Gruppe der PD-Abgeordneten. Von 2014 bis 2019 war er einer der Vizepräsidenten des EU-Parlaments. Anfang Juli 2019 wurde er als Nachfolger seines Landsmannes Antonio Tajani zum EU-Parlamentspräsidenten gewählt.

Sassoli erkrankte an Leukämie. Wegen einer Schwächung seines Immunsystems wurde er seit dem 26. Dezember 2021 in einer onkologischen Fachklinik in Aviano behandelt, wo er gestern im Alter von 65 Jahren verstarb.

Jörg Meuthen (AfD): „Sein Tod ist ein großer Verlust für das Europäische Parlament“

Der Noch-Bundesvorsitzende der AfD und EU-Abgeordnete Prof. Dr. Jörg Meuthen schrieb gestern:

»Unser Mitgefühl gilt Familie und Freunden. Heute ist David-Maria Sassoli, Präsident des Europäischen Parlaments, gestorben. Jörg Meuthen kondoliert im Namen der Brüsseler AfD-Delegation:

„Der viel zu frühe Tod des EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli macht uns sehr betroffen. Sassoli war, über alle politischen Gräben hinweg, ein gerechter Parlamentspräsident und im persönlichen Umgang ein angenehmer Mensch. Sein Tod ist ein großer Verlust für das Europäische Parlament. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden.“«

Nicolaus Fest (AfD): „Endlich ist dieses Dreckschwein weg“

Ganz anders klag aber, was ein anderer EU-Abgeordneter der AfD verlautbaren ließ. In einer WhatsApp-Gruppe, in der sich die AfD-Abgeordneten im Europaparlament untereinander austauschen, hat Dr. Nicolaus Fest laut Bericht von Martin Schmidt, ARD-Hauptstadtstudio, geschrieben:

„Ein Antidemokrat, eine Schande für jede parlamentarische Idee. Endlich ist dieses Dreckschwein weg.“

Screenshots davon lägen dem ARD-Hauptstadtstudio vor. Auf Anfrage habe sich Fest von seinen Aussagen nicht distanziert. Er wolle sich in dieser Woche zu einem späteren Zeitpunkt nochmal ausführlich äußern, schreibt er und unterstellt Sassoli erneut, dessen Sitzungsleitung sei „oftmals skandalös parteiisch“ gewesen.

Meuthen zu der Bemerkung seines Kollegen: „verstörend, tief abstoßend und unentschuldbar“

Jörg Meuthen zeigte sich dagegen von den Aussagen seines Partei- und Parlamentskollegen dagegen schockiert. Gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio teilte er mit.:

„Eine solche Äußerung über einen nach schwerer Krankheit soeben verstorbenen Kollegen ist verstörend, tief abstoßend und unentschuldbar.“

Den Eintrag in der AfD-Chatgruppe soll Fest nach Aussagen einiger AfD-Abgeordneter mittlerweile aber zumindest gelöscht haben.

Fest ist seit 2019 für die AfD im EU-Parlament

Nicolaus Fest ist der Sohn des Zeithistorikers, FAZ-Herausgebers und Autors Joachim Fest und der Bruder des Verlegers Alexander Fest. Nicolaus Fest studierte und promovierte in Rechtswissenschaften, war dann im journalistischen Bereich unter anderem beim Verlag Gruner + Jahr tätig, später bei der Bild-Gruppe des Axel-Springer-Verlags. Dort war er Kulturchef der BILD und von Oktober 2013 bis September 2014 stellvertretender Chefredakteur der Bild am SonntagEnde 2014 verließ Fest die Zeitung. 2017 bewarb er sich vergeblich um ein Bundestagsmandat für die AfD.

Bei einem Bürgerdialog des AfD-Kreisverbandes Lüchow-Dannenberg/Lüneburg im Jahr 2018 forderte Fest, man müsse Bundeskanzlerin Angela Merkel „erlegen“. 2019 gelang ihm der Einzug ins EU-Parlament für die AfD. Von Januar 2020 bis März 2021 war Nicolaus Fest kommissarischer Chef (Notvorstand) der AfD-Berlin.

*

Aktive Unterstützung: Jürgen Fritz Blog (JFB) ist vollkommen unabhängig und kostenfrei (keine Bezahlschranke). Es kostet allerdings Geld, Zeit und viel Arbeit, Artikel auf diesem Niveau regelmäßig und dauerhaft anbieten zu können. Wenn Sie meine Arbeit entsprechend würdigen wollen, so können Sie dies tun per klassischer Überweisung auf:

Jürgen Fritz, IBAN: DE44 5001 0060 0170 9226 04, BIC: PBNKDEFF, Verwendungszweck: JFB und ggf. welcher Artikel Sie besonders überzeugte. Oder über PayPal – 3 EUR – 5 EUR – 10 EUR – 20 EUR – 50 EUR – 100 EUR