Von Jürgen Fritz, Sa. 10. Jun 2017, Titelbild: YouTube-Screenshot
Bazon Brock, „der Jahrhundertmensch“, macht deutlich, wer die gefährlichsten Feinde Europas sind: nicht die Moslems oder „Islamisten“ aus allen Herren Länder, sondern die ahnungslosen Begriffsstutzer und humanistischen Selbstbeweihräucherer, die geschichtsvergessenen, aufklärungsfeindlichen Antikolonialisten, die hiesigen Machthaber, die Grundrechte und Rechtsstaat sukzessive ruinieren.
Bazon Brock, der Jahrhundertmensch
Peter Sloterdijk, der populärste und vielleicht auch größte Denker unserer Ära, verehrt ihn wie kaum einen anderen und nannte ihn „einen Jahrhundertmenschen“. Der kauzige 81-Jährige war Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung an der Bergischen Universität Wuppertal, ist Künstler und Kunsttheoretiker sowie Philosoph. Und geistig rege wie eh und je.
Auf der Kasseler ‚documenta 4‘ richtete er 1968 erstmals eine Besucherschule ein, die den Besuchern der documenta das Verständnis für Kunstbetrachtung nahebringen und Aneignungstechniken für zeitgenössische Kunst vermitteln sollte. Als zeitgemäße Weiterentwicklung der Besucherschule initiierte er unter dem Rektor Peter Sloterdijk, der das Projekt selbst unterstützte und mitwirkte, an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe die Studienlehrgänge ‚Der professionalisierte Bürger‘. Für Bürger aller Altersgruppen gab es kostenlose Ausbildungsangebote für „Diplom-Rezipienten, Diplom-Patienten, Diplom-Konsumenten, Diplom-Bürger und Diplom-Gläubige“. Ende 2011 eröffnete Brock zusammen mit Sloterdijk und anderen als Ergänzung die ‚Denkerei‘ in Berlin-Kreuzberg.
Für Michael Leys Buch Der Selbstmord des Abendlandes: Die Islamisierung Europas schrieb er das Vorwort, einen wunderbaren Aufsatz mit dem Titel: Europa muss fallen! Ein Projekt ausgleichender Gerechtigkeit. Dieser Aufsatz wird im folgenden vorgestellt.
Der absurde Vorwurf des Eurozentrismus
So gut wie jeder Hinweis auf den Selbstbehauptunswillen von Europäern enthalte den Vorwurf des Eurozentrismus, so Bazon Brock. Es werde behauptet, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Sozialstaat, unantastbare Würde (Selbstbestimmungsfähigkeit) der Individuen, Freiheit von Presse, Kunst und Wissenschaft sowie Religionsfreiheit als universelle Werte darzustellen, wäre Allmachtsanmaßung zur Durchsetzung eines europäischen Dogmas.
Hier wird, wie Bazon Brock ganz richtig feststellt, eine völlig falsche Kontrastierung und Zuordnung vorgenommen. Denn wie könne etwas eurozentristisch, dogmatisch, ja fundamentalistisch genannt werden, das in Europa über Jahrhunderte von den einen Europäern bis aufs Blut bekämpft, von anderen in heftigsten Kämpfen erfochten worden ist.
Womit wir es hier in Wahrheit zu tun haben, ist eine völlig falsche, künstliche Frontstellung: Europa versus Nichteuropa statt Aufklärung versus Verdunkelung und Despotie. Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in Deutschland, Russland, Spanien, Italien gerade nicht anerkannt, was heute als eurozentristisch diffamiert werde. Hitler, Stalin, Franco und Mussolini, alles Europäer, waren weder Freunde der Demokratie noch der Rechtsstaatlichkeit, der Menschenwürde und der Freiheitsrechte. Es sei geradezu pervers, im Namen der Opfer des Kolonialismus die Opfer der Sicherung von Rechts- und Sozialstaat als Eurozentristen abzuqualifizieren!
Universelle Werte gegen globale Gleichheit des Scheiterns
Wer das sogar noch in humanistischer Selbstbeweihräucherung immer wieder tue, habe keinerlei historische Kenntnisse. Es sei kein Wunder, dass sich solch Ahnungslosen mit dem Konzept der Globalisierung abspeisen lassen, weil sich endlich überall auf dem Erdball die gleichen Zustände gescheiterter Hoffnung einstellten, anstatt auf Universalität eben jener hochwertigen universellen Kriterien zu bestehen. Universelle Werte gegen globale Gleichheit des Scheiterns, das sei die Aufgabe: Europäische Standards für die Welt durchzusetzen statt sie nach unten zu nivellieren!
Die größten Feinde des Abendlandes sind die hiesigen ahnungslosen Antikolonialisten
Gerade die Ahnungslosigkeit gegenüber dem, was Aufklärung heißt, erlaube manch einem, seine Dummheit so gnadenlos zu demonstrieren. Er rechnet gar nicht mehr mit Einwänden durch historische Fakten. Für ihn sei die Willkür kenntnisloser Behauptungen im Namen politischer Korrektheit allein Tugend genug.
Diese Lügenbarone in höherem Auftrag kämen ganz ohne islamistische Intervention aus. In keiner anderen Hinsicht ließe sich die Furcht vor der Islamisierung als Untergang des Abendlandes begründen als mit den bedenkenlos kriminellen Dummheiten europäischer Selbsterhöher. Zu fürchten sei nicht der Islam, sondern seine hiesigen Wegbereiter in welterlösender Mission im Namen des Antikolonialismus.
In Europa dürfen nicht die Zustände hergestellt werden, vor denen die Menschen gerade fliehen
Den hiesigen Begriffsstutzern müsse zugemutet werden, dass man mit der Aufnahme von Flüchtlingen in Europa nicht eben jene Zustände herstellen dürfe, vor denen die Menschen gerade geflohen sind. Die Forcierung des Gottesstaates auf Erden sei erst recht nicht akzeptabel, wenn sie als Durchsetzung von Religionsfreiheit maskiert werde. Im Namen solcher Freiheit die Unfreiheit zu fördern, sei Masochismus, der für die individuelle Sexualstimulierung hinnehmbar sein mag, nicht aber als Programm sozialer Kollektive. Tugendterror, den uns vor allem Saint-Just und Robespierre nahebringen wollten, sei den Europäern nach den Erfahrungen im 20. Jahrhundert in keiner Hinsicht verordenbar, nicht einmal mit der Autorität von Mohammed.
Die Islamisierung Europas ist das Resultat europäischer Geschichtsvergessenheit
Wenn er das derartig betone, versuche er seine Zweifel daran zu beruhigen, dass die europäischen Akteure in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft dem Tugendterror tatsächlich radikal widerstehen wollen. Er begründe seine Zweifel damit, dass die in dieser Hinsicht von ihm bei jeder Gelegenheit angesprochenen Persönlichkeiten keineswegs über die historischen Kenntnisse verfügen, um für eine realistische Einschätzung der anstehenden Probleme gerüstet zu sein.
Dabei wären es nicht die Islamisten die uns diese Sinnleere aus Denkfaulheit aufnötigten. Wir sollten sie deshalb nicht mit Vorwürfen traktieren, die wir uns selbst zu machen haben. Die Islamisierung Europas sei nicht als Projekt des Islam zu fürchten, sondern ein Resultat europäischer Geschichtsvergessenheit.
Der Antiislamismus wird von den Charakterlosen als neuer Antisemitismus stigmatisiert
Eine erstaunliche Anzahl der schwachen Charaktere in Europa behaupte lauthals und auf allen Ebenen wie in allen Medien, bei uns grassiere ein bedenklicher Antiislamismus. Und Antiislamismus sei der neue Antisemitismus. Wie einst den Juden grundlos Weltherrschaftspläne unterstellt wurden, so jetzt den Moslems.
Wolle man das nicht für blanken Hohn oder gar intentionale Rebarbarisierung beziehungsweise Rekriminalisierung der Politiker halten, bliebe nur eine Erklärung: Deutsche Parlamentarier bewundern das Machtbewusstsein, die Glaubensstärke sowie die Opferbereitschaft zur geforderten Unterwerfung unter unabdingbare Gebote, wie sie für Moslems mit dem Begriff Islam vorgegeben seien. Diese Westler ahnten, dass sie im täglichen Opportunismus der Anpassung ihr Mandat nicht zu erfüllen vermögen. Auch sie möchten endlich in der Unterwerfung gerechtfertigt sein, statt der Charakterlosigkeit bezichtigt zu werden.
Wie der Rechtsstaat allmählich ausgehöhlt wird
Die Rechtfertigung werde reichlich geboten, wenn selbst das deutsche Verfassungsgericht bei Entscheidungen für Deutschland, den „Empfehlungen des Islamischen obersten Religionsrates der Türkei“ folge; wenn allenthalben Parallelgerichtsbarkeiten errichtet oder geduldet würden wie in der stillschweigenden Akzeptanz von Scharia-Regeln für zivilrechtliche Auseinandersetzungen oder bei der Etablierung von Sondergerichtsbarkeiten für die Wirtschaft entsprechend dem TTIP-Abkommen.
Die Grundrechte werden ruiniert durch unsere eigenen Machthaber
Die Selbst- wie Fremdachtung schwinde. Es seien nicht Moslems oder gar Islamisten aus aller Herren Länder, die deutsche Grundrechte ruinieren, sondern hochmögende Herrschaften hiesiger Machtverhältnisse. Die grundrechtliche Zusicherung, politisch Verfolgte genießen Asyl, haben sie aufgehoben, indem sie alle Zuwanderungsmotive als politische darstellten, sodass die geforderte Unterscheidung zwischen politisch Verfolgten und Wirtschaftsmigranten diskreditiert würde.
Für die aus dieser Grundgesetzsabotage resultierenden Folgen interessierten sie sich nicht. Sie nehmen diejenigen in ihre „Willkommenskultur“ auf, die für die Aufrechterhaltung der Produktion in Deutschland nötig seien. Unerwünschte gäbe es gar nicht, wenn man endlich ein Einwanderungsgesetz verabschiedete, das alles regele. Das bezeichne den wahren Anlass aller Befürchtungen um das Ende des Abendlands.
Die Hoffnung: der naive Wortwörtlichkeitsfanatimus der Muslime verschwindet zugunsten der Einsicht, dass auch Heilige Bücher nur Menschenwerk sind
Selbst unfrommste Europäer hätten den frommen Wunsch, die innerislamischen Konflikte könnten ein Beweis dafür sein, dass auch Moslems ein Heiliges Buch als Menschenwerk zu akzeptieren bereit sind. Der naive Wortwörtlichkeitsfanatismus werde durch die streitbaren Interpretationen der Koran-Texte ganz von allein verschwinden. Was bis dahin in angemaßter Autorität des Gotteswortes geschehe, müsse jeden Kundigen beängstigen, aber, so schließt Bazon Brock in seinem grandiosen Vorwort zu einem ebenso grandiosen Buch von Michael Ley: „die Hoffnung auf Einsicht geben wir nicht auf.“
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