Gläubige Globalisten verkünden seit Jahrzehnten: Das Ende ist nah

Ein Gastbeitrag von Michael J. Glück, Fr. 6. Jul 2018

Was treibt Deutschlands Bundeskanzlerin an? Woran orientieren sich ihre Kollegen und Kolleginnen in Paris, London, Madrid, Stockholm oder im sogenannten tiefen Staat von Washington? Welche Mission verfolgen sie mit ihrer „no border, no nations-policy“ und ihrem Umweltrigorismus? Für diese politische Gemeinsamkeit bedarf es einer verbindenden Grundeinstellung. Und die gibt es wohl auch. Jedenfalls wurde ein entsprechender Leitfaden schon vor Jahrzehnten für den Club of Rome verfasst, eine Art Bibel für gläubige Globalisten.

Das neu-westliche Glaubensbekenntnis

Doch für ein „America first“ oder Russlands politische Aufholjagd ist dieser vorwiegend von Denkern und Wissenschaftlern der USA vorgezeichnete Weg zu einer schönen, gerechten Welt der Gleichen zu schmal. Das haben Donald Trump und Wladimir Putin in den USA und in Europa zu spüren bekommen. Und ihre gläubigen Feinde lassen nicht locker. Denn die globalen Vorgaben der Pessimisten des Westens verlangen einen Stopp des exponentiellen Wachstums der Weltbevölkerung, der Weltwirtschaft, des weltweiten Ressourcenverbrauchs und der globalen Umweltverschmutzung.

Dieses neu-westliche Glaubensbekenntnis ist stark von den schriftlich fixierten Ängsten von Thomas Robert Malthus (1766 – 1834) beeinflusst, der als britischer Pfarrer seine berufliche Laufbahn startete und als Moralphilosoph und Nationalökonom beendete. Die Kernthese seiner Überlegungen: exponentielle Vermehrung der Menschheit, aber nur lineare Zunahme der Nahrungsmittel verheißen Hunger und Elend auf der Welt.

Die Entwicklungsländer bestätigten seine Sorgen, die Industriestaaten jedoch nicht. Zum Stopp des Bevölkerungswachstums empfahl Malthus – ganz Pfarrer – Keuschheit, was aber nirgendwo auf fruchtbaren Boden fiel. Lediglich in den USA wurde frühzeitig die Geburtenkontrolle propagiert. Und auch die Ein-Kind-Politik der Volksrepublik China dürfte Anleihen bei Malthus aufgenommen haben.

Ein altes und zwei neue Testamente

Doch die wahre Bibel für gläubige Globalisten entstand erst in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts. Die erste aufrüttelnde Hochrechnung und Wertung des exponentiellen Wachstums der Weltbevölkerung und ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten lieferte der Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, der in Deutschland 1972 unter dem Titel Die Grenzen des Wachstums erschienen ist. Dieser Bericht fußt auf den grundlegenden wissenschaftlichen Untersuchungen, die am Massachusetts Institute of Technology (MIT) über die Dynamik des Weltsystems begonnen wurden. Sie sollten weltweit fortgeführt werden.

Doch es kam anders als exponentiell hochgerechnet. So folgten auf das erste Testament  des Club of Rome zwei neue – ebenfalls aus den USA. Schon 1974 kam der 2. Bericht an den Club of Rome auf den Markt mit dem Titel Menschheit am Wendepunkt. Und 1992 erschien Die neuen Grenzen des Wachstums. Die Aussagen in diesen Fortsetzungen des Weltenuntergangs sind grundsätzlich vorsichtiger geworden. Vor allem der technische Fortschritt hat das erste Testament der Wachstumsskeptiker zumindest zeitlich widerlegt.

Das Ende der Rohstoffe und der Welt insgesamt sei mit den jüngeren Testamenten aber nur aufgeschoben, keineswegs aufgehoben, sofern keine radikale Einkehr der Menschheit erfolge. So wurden in Die neuen Grenzen des Wachstums weitere Gefahren eingeführt, wie das Ozonloch, der drohende Trinkwassermangel und der „Zerfall der Fischerei“. Daher sei jetzt die „ökologische Erneuerung“, eine regelrechte „Umweltrevolution“, gefordert. Nachhaltigkeit wurde zum allgemeinen Gebot für die Welt erklärt. Die Nutzung der Kernenergie erschien den Autoren gleichwohl wie ein faustischer Pakt. Und der Nationalstaat hat auch für die Neutestamentarier insgesamt keine Zukunft. Diese gebe es nur global.

Planwirtschaft zur Weltenrettung

Mit dem Kampf gegen den Klimawandel, gegen Kohle- und Kernkraftwerke, gegen Kunstdünger und die Automobilindustrie seien wir zwar in Deutschland auf dem richtigen Weg. Doch zeitlich hinken auch wir dem Plansoll hinterher. Vor allem aber wächst die Wirtschaft in den großen Industriestaaten unverändert weiter, wenn auch geruhsamer als in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damit aber müsse Schluss sein, um Platz zu schaffen für den wirtschaftlichen Aufholprozess der Entwicklungsländer.

Das verlangt eine Investitions- und Kapitallenkung im Weltmaßstab. Ohne diese seien global gleiche Lebensbedingungen, seien eine Verringerung des Hungers einerseits und des Überflusses andererseits illusorisch. Weltweite Planung sei auch für die Gewinnung von Rohstoffen angesagt, um Mangelerscheinungen an nicht regenerierbaren Ressourcen zu verhindern. Denn ohne drastische Einsparungen wären noch vor dem Jahr 2000 die Weltvorräte an Kupfer, Silber, Gold, Blei, Quecksilber, Zinn und Zink aufgebraucht. Gas- und Petroleumreserven wären noch deutlich früher alle, meinten die Verfasser des ersten Testaments von 1972.

Um den Verbrauch von Rohstoffen und die Schadstoff-Freisetzung, die mit exponentiellem Wirtschaftswachstum einhergehen, zu senken, empfahlen die frühen Untergangsdramaturgen daher, die Wertmaßstäbe der Gesellschaft stärker in Richtung von Dienstleistungen, wie Erziehung und Gesundheitswesen zu lenken und von Gebrauchsgütern abzulenken.

„Da diese Maßnahmen allein einen relativ niedrigen Stand der Nahrungsmittelproduktion zur Folge haben“, so die frühen Weltenretter, blieben noch viele Menschen unterernährt, sofern die traditionellen Ungleichheiten bei der Verteilung weiterhin bestünden. Daher müsse zusätzliches Kapital in die Nahrungsmittelproduktion geleitet werden, „selbst wenn dies unwirtschaftlich erscheint“.

Mehr beten zum Umweltschutz

Die angestrebte Gleichheit und Gerechtigkeit auf der Welt verbieteten auch unterschiedlich hohe Löhne und Gehälter. Diese seien in den  Industriestaaten zu hoch. Hier werde auch zu viel gearbeitet, was gleichen Lebensbedingungen der Menschheit zuwiderlaufed. Technische Innovationen sollten daher künftig nicht primär zu mehr wirtschaftlichem Wachstum und höheren Einkommen führen, sondern allen das Leben erleichtern.

Wenn beispielsweise eine Verbesserung bei der Nadelproduktion bei gleichem Kapital- und Personaleinsatz zu einer Produktionsverdoppelung führe, ohne dass die Nachfrage entsprechend zunähme, hieße das Arbeitslosigkeit für die Hälfte der Beschäftigten oder die halbe Arbeitszeit für alle in der Nadelproduktion. Nur Letzteres sei systemgerecht. Mehr unbezahlte Arbeit – ein Ehrenamt zum Beispiel – sei dagegen ganz im Sinne der Weltenrettung.

„Jede menschliche Tätigkeit, die keine großen Mengen unersetzbarer Rohstoffe benötigt oder Schadstoffmengen freisetzt und den Lebensraum schädigt könnte ohne Beschränkung und praktisch unendlich zunehmen“,

versichern die Autoren der ersten Wachstumsgrenzen.

„Vor allem jene Beschäftigungen, die viele als besonders erstrebenswerte und befriedigende Tätigkeiten einstufen wie Erziehung und Schulung, Ausübung von Musik, Religion, wissenschaftliche Grundlagenforschung, Sport und soziale Kontaktpflege könnten sich schrankenlos entwickeln“.

Wer also mehr betet als arbeitet, schont die Umwelt. So gesehen, wäre eine kräftige Immigration tief religiöser Muslime in die Industrieländer ein richtiger Schritt zur Rettung der Welt.

Aufruf zum Altruismus

All das verlange von den Bürgern in den wohlhabenden Industriestaaten, den Gürtel deutlich enger zu schnallen. Natürlich werde die Übergangsphase schmerzhaft sein, räumen unsere Retter auch ein. Doch der planende, regelnde Superstaat soll eben für weltweite Genügsamkeit und Gerechtigkeit sorgen und materiellen wie ideellen Wohlstand umverteilen, um den befürchteten Untergang der Menschheit zu verhindern.

Das erfordere eine kopernikanische Wende der Menschheit, heißt es im älteren Testament des Club of Rome. Globalistisches und altruistisches Denken seien gefragt. Auf Egoismen und Empfindungen einzelner Regionen, Völker oder Nationen dürfe keine Rücksicht genommen werden, heißt es darin apodiktisch.

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Zum Autor: Michael J. Glück, Jg. 1943, ist Wirtschaftsjournalist und Fachbuchautor. Geboren in Berlin, aufgewachsen in Stuttgart, Petróplis bei Rio de Janeiro und Cork in Südirland. Studium der Mathematik, Sprachen und Volkswirtschaft. Volontariat und mehrjährige Redakteurstätigkeit bei einer Tageszeitung in Süddeutschland. Anschließend 25 Jahre bei einem Wirtschaftsverband in Bonn und Berlin. Zuletzt Führung eines eigenen Pressebüros für Print- und Online-Berichterstattung zu Versicherungsfragen. Buchveröffentlichungen: Armut für alle, ECON-Verlag, Düsseldorf 1985, und Keiner verdient, was er bekommt, Sauer-Verlag, Heidelberg 1990.

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Titelbild: Pixabay, CC0 Creative Commons

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