Von Jürgen Fritz, Mo. 09. Dez 2019, Titelbild: ntv-Screenshot
Heute nachmittag gaben die ermittelnde Polizei und Staatsanwaltschaft im Polizeipräsidium Schwaben Nord eine Pressekonferenz zu dem Tötungsdelikt vom letzten Freitag an dem Feuerwehrmann. Die Ermittlungsbehörden sprachen dabei nicht, wie man hätte erwarten können, von einer Körperverletzung mit Todesfolge, sondern von Totschlag nach § 212 StGB. Das heißt, sowohl Polizei als auch Staatsanwaltschaft gehen von einer Tötungsabsicht respektive von Vorsatz nicht nur in Bezug auf die Körperverletzung, sondern auch in Bezug auf das Tötungsdelikt aus. Darüber hinaus wurden einige weitere Details bekanntgegeben.
Die Pressekonferenz
Teilnehmer der Pressekonferenz waren der Pressesprecher der Polizei Michael Jakob, der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Augsburg Gerhard Zintl, der Polizeipräsident Michael Schwald, der Leiter der Staatsanwaltschaft Augsburg der leitende Oberstaatsanwalt Rolf Werlitz.
Zunächst einmal muss den Ermittlungsbehörden ein großes Lob ausgesprochen werden, welche in weniger als 48 Stunden sämtliche sieben Tatverdächtigen a) ermittelt und b) festgenommen haben. Hier hat man offensichtlich mit Hochdruck und sehr professionell gearbeitet. Ob das in jedem Bundesland so gelungen wäre wie hier in Bayern, insbesondere in allen rot-grün regierten Ländern, erscheint zumindest fraglich. Nun zu den einzelnen Details:
- Um 22:43 Uhr ging der erste Notruf ein.
- Um 22:44 Uhr war bereits die erste Streife direkt am Tatort.
- Die Polizeibeamten haben sofort mit Reanimationsmaßnahmen begonnen. Das heißt, das Herz des Feuerwehrmanns hat zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr geschlagen.
Das Tatgeschehen
Aus den Videoaufnahmen vom Königsplatz konnte das Tatgeschehen wie folgt rekonstruiert werden.
- Die beiden späteren Opfer waren ins Gespräch vertieft und liefen ein Stück hinter ihren beiden Frauen, die sich ebenfalls unterhielten.
- Die zwei Männer trafen dann nicht direkt von vorne, sondern parallel laufend in spitzem Winkel auf die sieben männlichen Jugendlichen, die sich schon zuvor auffällig verhielten (JFB: wahrscheinlich herumkrakelten).
- Die beiden Männer waren an der Gruppe der Jugendlichen bereits vorbei und einige Meter weiter, dann hat sich der Feuerwehrmann umgedreht. Die Gruppe schaute zu ihm hin und gestikulierte dabei wohl auch.
- Dann lief der Feuerwehrmann, der sich die ganze Zeit vollkommen regelkonform verhalten hatte, zu den Jugendlichen zurück, die ihn sogleich zu siebt umringte.
- Als er mit einem oder mehreren, die vor ihm standen, sprach, verpasste ihm ein anderer der sieben von der Seite, für das Opfer vollkommen unerwartet einen sehr kräftigen Schlag gegen den Kopf, so dass der Getroffene sofort zu Boden ging. Die Behörden gehen dabei davon aus, dass schon der Schlag an den Kopf von der Seite tödlich war, nicht erst der Sturz.
- Derjenige, der von der Seite zuschlug, sei nicht sehr kräftig gebaut, habe aber mit voller Wucht zugeschlagen, vor allem aber für das Opfer völlig unerwartet. Und solche völlig unvermittelten und unerwarteten Schläge von der Seite an den Kopf wären durchaus nicht selten tödlich. Insofern wird man dem Täter hier wohl zumindest einen bedingten Vorsatz unterstellen, sprich dass er den Tod des Mannes billigend in Kauf genommen habe.
- Dass ein Gegenstand im Spiel gewesen ist, darüber gibt es bisher keinerlei Hinweise.
- Nun wollte sein Begleiter, ein 50-jähriger Mann, dem 49-Jährigen zu Hilfe eilen, worauf die Jugendlichen sofort auf ihn zugingen und auch ihn attackierten. Auch dieser Mann erhielt nun massive Schläge ins Gesicht, in seinem Fall sogar mehrere, was zu schweren Gesichtsverletzungen führte.
- Der ganze Ablauf dauerte nur wenige Sekunden, geschätzt maximal 20 Sekunden.
- Alle sieben Jugendlichen hatten dunkle Haare.
- Die Zeugenaussagen bezüglich der Täter waren sehr unterschiedlich. Einige meinten, es könnte sich um Sinti oder Roma gehandelt haben, was sich in keiner Weise bestätigte. Andere sagten, es seien Deutsche gewesen. Dritte sprachen von einem möglichen osteuropäischen Dialekt.
Festnahme der Tatverdächtigen
- In der Nacht von Samstag auf Sonntag erhielt die Polizei dann den entscheidenden Hinweis auf die Täter, so dass sie am Sonntag die Namen und Personen sukzessive identifizieren konnte.
- Am Sonntag konnten dann alle sieben Tatverdächtigen festgenommen werden. Einer stellte sich dabei freiwillig in anwaltlicher Begleitung, nachdem einige seiner Bekannten bereits festgenommen worden waren.
- Die Verdächtigen sind alle zwischen 17 und 20 Jahre alt.
- Gegen fünf der sieben Jugendliche ist vom Amtsgericht bereits ein Haftbefehl erlassen worden. Zwei weitere Haftbefehle werden noch eröffnet.
- Die sieben Jugendlichen kennen sich alle schon seit einiger Zeit: „mehr oder minder lang“.
Dringender Tatverdacht nicht wegen Körperverletzung mit Todesfolge, sondern wegen Totschlags bzw. Beihilfe zum Totschlag
- Zunächst hatte es geheißen und war auch davon auszugehen, dass die Ermittlungen wegen Körperverletzung mit Todesfolge laufen sollten. Seit heute Nachmittag steht aber fest, dass in Bezug auf das erste Opfer gegen alle sieben Verdächtigen wegen Totschlags beziehungsweise wegen Beihilfe zum Totschlag ermittelt wird. Das heißt, dem Haupttäter wird mindestens bedingter Vorsatz (das billingende Inkaufnehmen des Todes des Opfers) unterstellt.
- Ferner wird gegen alle sieben in Bezug auf das zweite Opfer wegen gemeinschaftlicher begangener gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
- Nicht alle, aber einige der sieben Verdächtigen sind polizeibekannt wegen verschiedener Delikte, bei zweien unter anderem wegen Körperverletzung.
- Der Haupttäter ist 17 Jahre alt und es gab in den letzten drei Jahren, seit er 14 und strafmündig ist, mehrere „jugendtypische Delikte“, unter anderem Körperverletzung.
Fünf von sieben haben einen türkischen Migrationshintergrund, einer einen italienischen
- Alle sieben Festgenommenen sind in Augsburg geboren. Sechs von ihnen haben die deutsche Staatsangehörigkeit, einer hat nur die italienische Staatsbürgerschaft.
- Fünf von den sieben haben aber einen türkische Migrationshintergrund und teilweise zusätzlich zur deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft. In einem Fall, bei dem mutmaßlichen Haupttäter, liegt sogar noch eine dritte, nämlich eine libanesische Staatsangehörigkeit, vor.
- Insgesamt haben also sechs der sieben Verdächtigen einen Migrationshintergrund: fünfmal türkisch (plus libanesisch), einmal italienisch.
Polizei und Staatsanwaltschaft geben Pressekonferenz zu dem Tötungsdelikt in Augsburg
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