Lamya Kaddor erklärt den Deutschen, was es heißt, Deutscher zu sein

Von Daniel Matissek (jouwatch), Fr. 13. Dez 2019, Titelbild: ZDF-Screenshot

„Wann ist ein Deutscher ein Deutscher?“ fragt die „liberal-islamische“ Kolumnistin Lamya Kaddor auf t-online – und gibt selbst die Antwort: Deutsch ist jeder mit deutschem Pass. Und Nazi ist nach ihrer Logik jeder, der findet, dass etwas mehr dazu gehört. Daniel Matissek antwortet der t-online-Kolumnistin.

Um Deutscher zu sein, muss man zu Deutschland dazugehören wollen, unsere Sprache, Kultur, Rechts- und Werteordnung annehmen

Dass bei vielen Einheimischen das Gefühl des Fremdseins im eigenen Land nicht dadurch schwindet, dass marodierende Banden von Jungmigranten und Clankriminellen hierzulande offiziell als „deutsche Staatsbürger“ gelten – das ist für postnationalistisch-multikulturell besessene Politiker vermutlich ebensowenig zu verstehen wie für Journalisten mit Migrationshintergrund à la Kaddor, die von sich selbst auf alle hier lebenden Migrationsstämmigen schließen.

Kaddor, Tochter syrischer Einwanderer, ist gebildet (auch wenn ihre Kolumnen gelegentlich das Gegenteil vermuten lassen), Akademikerin, gilt als vorzeige-integriert, geriert sich als moderate Islamwissenschaftlerin und ist mit einem „Biodeutschen“ verheiratet. Was sie und viele andere Migranten im Land betrifft, so war und ist Zuwanderung inklusive Zuerkennung der deutschen Staatsangehörigkeit gewiss nie ein Problem. Denn das Zauberwort zur Integration heißt Konvergenz:

BEIDE Seiten, die autochtonen Deutschen UND die Zuwanderer, sind mit den Bedingungen der Aufnahme einverstanden. Konkret: Die Migranten müssen ihrerseits den klaren Willen aufbringen, zu Deutschland „dazuzugehören“, Sprache, Kultur, Rechts- und Werteordnung zu akzeptieren – und die Deutschen verschließen sich ihnen nicht.

Integrationsmärchen aus tausend und einer Nacht

Was auf Kaddor & Co. zutreffen mag, ist jedoch bei einer großen Zahl jener „schon länger hier Lebenden“, die familiär aus dem islamischen Kulturkreis abstammen, leider nicht geschehen. Denn anders als bei den idealisierten Vorzeige-Migranten des politischen oder künstlerischen Überraums malt die Realität der deutschen Gegenwartsmigration vor allem an der Basis ein ganz anderes Bild: Die Straßen, Shoppingmalls, Shisha-Bars, Discotheken und Schulhöfe sind voll mit vor allem türkischen und arabischen Jungmännercliquen, die sich freiwillig und ganz bewusst vom verachteten, verweichlichten, „ehrlosen“ deutschen Pack abgrenzen; die glauben, sich alles herausnehmen zu dürfen, und die keinen Respekt vor Ordnungsbehörden und „Kartoffeln“ haben.

Und so wie bei immer mehr jungen Muslimas das Kopftuch zum Symbol des antiintegrativen Protests geworden ist, ist es bei den Halbstarken ein extremer Machismo mit Kampfsport-Gewaltverherrlichung, latenter bis offener Frauenverachtung und trotzig zelebriertem „Kanak Pride“. Dass viele dieser nie Angekommenen hier geboren und offiziell „Deutsche“ sind, hat für sie selbst bezeichnenderweise die allergeringste Bedeutung (und gerade bei Türken kommt oft noch hinzu, dass viele Jugendliche der inzwischen dritten hier lebenden Generation schlechter integriert sind als ihre eigenen Eltern).

Wenn nun solche „Deutsche“ durch Bluttaten wie in Augsburg (wobei sich ähnliche Fälle tagtäglich und überall im Land ereignen, auch ohne dass es gleich Tote gibt!) schockierend drastisch unter Beweis stellen, wie wenig sie von der Kultur und Sozialisation ihres angeblichen “Heimatlandes“ für sich mitgenommen und verinnerlicht haben, dann ist es nur natürlich, dass Kritik an der Ausländer- und „Integrationspolitik“ der letzten Jahre laut wird.

Fragen, die gar niemand gestellt hat

Lamar Kaddor jedoch lenkt von dieser legitimen Frage listig ab – und unterstellt eine Geisterdebatte, die überhaupt niemand im Land ernsthaft führt: Sie bricht das reale Problem auf dümmlich-unterkomplexe Vorurteile herunter, wonach nicht etwa asozial-kriminelles Verhalten oder ein archaisch-vorderasiatisches Ehrverständnis Zweifel am Deutschsein wecken – sondern die fehlende Abstammungslinie. „Der Hinweis, dass die Täter deutsche Staatsbürger sind, reicht manchen Menschen nicht aus. Sie bestehen auf detailliertere genealogische Informationen.“ Und prompt kommt sie wieder mit dem uralten Klischee der elterlichen Abstammung um die Ecke:

„Wenn jetzt aber der eigene Vater, sagen wir mit Namen Gerhard Meier, eine jüdische Oma hat, ist er dann noch deutsch oder muss man das Jüdische benennen? Was, wenn die Mutter Hugenottin ist… Was ist mit Monika, Tochter von Russlanddeutschen, die nur Deutsch mit Akzent spricht? Ist sie deutsch? Und was ist mit Monikas Sohn Sascha, den sie mit einem deutschen Mann hat, muss man bei Sascha auch noch die russische Herkunft erwähnen oder ab wann wird diese Angabe hinfällig? Und wie sieht es gar mit künftigen Generationen aus? Mama und Papa sind in Deutschland geboren, heißen aber Canan und Mehmet. Sind ihre Kinder nun deutsch? Oder gilt hier plötzlich die Regel: Deutsch ist, wer deutsche Eltern hat, auf einmal nicht mehr?“

Kaddors Antwort auf all diese Fragen, die gar niemand außer ihr gestellt hat:

„Diese Blut-und-Boden-Ideologie hat nur Leid, Chaos und Willkür zur Folge. Ethnische Reinheit ist ein reines Konstrukt von Rassenfanatikern.“

Thema verfehlt, Frau Kaddor, Thema völlig verfehlt. Wir wissen natürlich, dass dieser haarsträubenden Nonsens dem Versuch dient, jede Kritik an migrations- und sozialpolitischen Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte als „völkisch“-reaktionäres Gedankengut zu markern, um so eine angebliche Breitenakzeptanz „rechtsextremer“ Positionen zu postulieren. Doch für so dumm lassen sich zum Glück immer weniger Zeitgenossen verkaufen; denn hier geht es nicht um den NPD-„Volks“– bzw. -Abstammungsbegriff der 1980er Jahre und früher. Nein, in Rede steht hier allein die Frage nach Erziehung, Wertevermittlung und – jawohl – der oft geschmähten „Leitkultur“, der sich viele, zu viele migrationsstämmige Deutsche und Ausländer im Land verweigern.

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Alleine das Bild zu Kaddors Kolumne ist eine bodenlose Frechheit, t-online-Screenshot

Wir reden nicht über „ius soli“ oder „ius sanguinis“; weder das Geburtsrecht des Bodens noch des Blutes interessieren uns, sondern wer sich zu Deutschland, seinen Gesetzen, seiner Toleranz und seinen Wertvorstellungen bekennt, darf hier gerne dazugehören – egal, woher er kommt. Gerade dies jedoch trifft auf etliche der früheren Ausländer, die man leichtfertig eingebürgert oder mit dem Doppelpass beglückt hat, NICHT zu; auch auf den „deutsch“-türkisch-libanesischen Haupttäter von Augsburg nicht.

Und wir sprechen ihnen das Deutschsein nicht ab, weil ihnen der große Ariernachweis fehlt, sondern weil sie sich hier so verhalten, als sei ganz Deutschland Klein-Bagdad, wo man für falsche Blicke oder kritische Worte „auf die Fresse“ kriegt; wo Frauen entweder „stolz verschleiert“ sind oder als westliches Schlampen-Freiwild gelten; wo Juden Ungeziefer oder „Kuffar“ Menschen zweiter Klasse sind.

Diskussionsverweigerung durch Standard-Phraseologie

Kaddor ignoriert diese Problematik völlig – für sie ist die Benennung des Problem allein Ausdruck von „völkischem Nationalismus“ und „identitärer Erregungszustände“. Doch seit fast 20 Jahren wird Türken, Arabern und anderen Volksgruppen – darunter gewiss viele säkular-aufgeklärte Menschen, aber eben auch etliche Vertreter einer offensichtlichen Problemmigration – ohne JEDE Vorbedingung eines Loyalitätsbekenntnisses zu diesem Staat, ohne irgendeinen Nachweises ihrer kulturellen Adaptionsbereitschaft die deutsche Staatsbürgerschaft nachgeschmissen.

Und wer dann angesichts wachsender Parallelgesellschaften und offensichtlicher Integrationsverweigerung kritisch hinterfragt und wissen möchte, wer heute inzwischen eigentlich so alles „Deutscher“ ist, wird in eine Reihe mit NS-Rassehygienikern gestellt. Eine überfällige und legitime Debatte mit solcher Begriffsklitterung und bösartiger Hetze zu desavouieren und vergiften: Das ist die reinste Volksverhetzung.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf jouwatch. Er erscheint hier mit freundlicher Genehmigung von jouwatch und des Autors.

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Zum Autor: Daniel Matissek, Jg. 1972, ist freier Journalist, Publizist und Unternehmer. 1990 bis 2004 gab er das regionale Monatsmagazin „t5 Journal“ für Saarland, Pfalz und Rhein-Neckar heraus und verlegte mehrere Theater- und Kulturpublikationen (u.a. „Rotunde“). Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit in den Bereichen Vertrieb, Kommunikation und Gastronomie ist er seit 25 Jahren sporadisch als freier Autor und Kolumnist für diverse Periodika, Tageszeitungen sowie als Gastautor für mehrere Online-Magazine tätig. Matissek betreibt einen politischen Facebook-Blog und war deshalb wiederholt von willkürlichen Sperren durch diese Plattform betroffen.

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