Grün-Rot-Dunkelrot fällt unter 42 Prozent: So würden die Deutschen heute wählen

Von Jürgen Fritz, So. 15. Nov 2020, Titelbild: © JFB

Nach wie vor dominiert das Thema COVID-19-Pandemie die politische Agenda. Für ca. 80 Prozent der Bürger ist die Coronakrise zurzeit das wichtigste Problem in Deutschland. 54 bis 58 Prozent halten die beschlossenen Maßnahmen für gerade richtig, einige halten sie für übertrieben, andere meinen, sie müssten härter ausfallen. Und so würden die Deutschen im Falle von Bundestagswahlen heute votieren.

So würden die Deutschen heute wählen

Betrachten wir zunächst, wie die Bundesbürger im Falle von Bundestagswahlen aktuell votieren würden. Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute,  die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Dies waren insgesamt sechs. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser sechs einbezogenen Institute (für jedes Meinungsforschungs-Institut wurde die jeweils neueste Umfrage herangezogen) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller sechs Werte:

  1. CDU/CSU: 34,5 – 37 % ==> 35,9 %
  2. GRÜNE: 17,5 – 20 % ==> 19,1 %
  3. SPD: 15 – 16 % ==> 15,3 %
  4. AfD: 912 % ==> 10,0 %
  5. LINKE: 78 % ==> 7,4 %
  6. FDP: 57 % ==> 5,8 %
  7. Sonstige: 67 % ==> 6,5 %

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Die Erhebungen dieser Institute wurden ausgewertet

Die sechs Institute, die (bezogen auf den mittleren Tag der Befragung) in den letzten drei Wochen Erhebungen durchführten, welche ausgewertet wurden, waren:

  • GMS, mittlerer Tag der Befragung: 06./07.11.2020, telefonische Befragung von 1.007 zufällig ausgewählten Personen
  • INSA, mittlerer Tag der Befragung: 07./08.11.2020, internetbasierte Befragung von 2.030 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools
  • Kantar, mittlerer Tag der Befragung: 08.11.2020, telefonische Befragung von 2.405  zufällig ausgewählten Personen
  • Infratest dimap, mittlerer Tag der Befragung: 10.11.2020, telefonische Befragung von 1.504 zufällig ausgewählten Personen
  • Forschungsgruppe Wahlen, mittlerer Tag der Befragung: 11.11.2020, telefonische Befragung von 1.347 zufällig ausgewählten Personen
  • Forsa, mittlerer Tag der Befragung: 11.11.2020, telefonische Befragung von 2.502 zufällig ausgewählten Personen

Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), hat damit eine recht breite Datenbasis von insgesamt 10.795 Befragten.

Mögliche Regierungskoalitionen: Die Reise scheint weiter klar in Richtung Schwarz-Grün zu gehen

Für eine Mehrheit der Sitze im Bundestag wären (wegen der 6,5 Prozent für sonstige Parteien, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, nicht über 50, sondern) ca. 46,8 Prozent der Stimmen notwendig. Folgende Koalitionen wären zu erwarten und kämen auf …

  • SchwarzGrün: 55,0 %
  • SchwarzRot: 51,2 %
  • GrünRotDunkelrot: 41,8 %
  • SchwarzGelb: 41,7 %
  • GrünRotGelb (Ampel): 40,2 %

Derzeit hätte also sowohl Schwarz-Grün als auch Schwarz-Rot deutlich über 46,8 Prozent der Stimmen und damit eine klare Mehrheit der Sitze im Parlament. Grün-Rot-Dunkelrot, Schwarz-Gelb und Grün-Rot-Gelb wären derzeit recht deutlich von einer Mehrheit entfernt.

Da die SPD kaum ein Interesse hegen dürfte, noch ein viertes Mal in fünf Legislaturen in eine schwarz-rote Koalition einzutreten, was sie von über 34 nun in den Bereich von 15 Prozent brachte, deutet mithin alles auf eine kommende schwarz-grüne Bundesregierung hin. Siehe dazu meine Erläuterungen in: Deutschland wird ab 2021 noch grüner werden. Da man bedingt durch die enorme Stärke der Grünen die FDP inzwischen nicht mehr benötigt für eine Mehrheit und die Grünen lange schon ganz scharf darauf sind, endlich auch im Bund wieder mitregieren zu dürfen, scheint dem nichts mehr im Wege zu stehen, zumal die Union sich seit Jahren – wohl auch aus strategischen Gründen – immer mehr auf die Grünen zubewegt und diese sich auf die Union.

Die Mehrheit hält die aktuellen Corona-Maßnahmen für angemessen bzw. gerade richtig

Laut ZDF-Politbarometer (Forschungsgruppe Wahlen) gaben aktuell 80 Prozent aller Befragten diese Woche geben an, „dass Corona zurzeit das wichtigste Problem in Deutschland ist“. Gemäß dem ARD-Deutschlandtrend antworten die repräsentativ Befragten auf die Frage „Sind die bisherigen Corona-Maßnahmen ausreichend?“ wie folgt:

  • sind angemessen: 54 %
  • gehen zu weit: 26 %
  • gehen nicht weit genug: 18 %

Das ZDF-Politbarometer kommt zu etwas noch höheren Zustimmungswerten und dort überwiegen sogar diejenigen, die sich härtere Maßnahmen wünschen. Auf die FrageAktuell geltende Corona-Maßnahmen sind (im Vergleich zu Oktober) …“ antworteten:

  • gerade richtig: 58 %
  • müssten härter ausfallen: 26 %
  • übertrieben: 14 %.

Während die Zustimmungswerte also zumindest recht ähnlich sind – einmal 54, einmal 58 Prozent – gibt es bei der Meinung „gehen zu weit“ beziehungsweise „sind übertrieben“ eine seltsame Abweichung, obschon die ZDF-Erhebung nur einen Tag später stattfand. Laut ARD findet mehr als jeder Vierte die Maßnahmen schon jetzt als zu weit gehend, beim ZDF aber nicht mal jeder Siebte. Umgekehrt wünscht sich laut ARD nur knapp jeder Fünfte eine Verschärfung der Maßnahmen, laut ZDF aber mehr als jeder Vierte. Eine solche Abweichung ist etwas ungewöhnlich. Damit ergibt sich im Moment zumindest noch kein klares Bild, ob die Bevölkerung eher zu einer Verschärfung der Maßnahmen tendiert oder gar zu einer Lockerung.

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