Von Jürgen Fritz, Mi. 16. Dez 2020, Titelbild: Worldometer-Screenshot
23.427 COVID-19-Todesfälle sind dem RKI bis zum 15. Dezember gemeldet worden. Doch wie hoch ist die Übersterblichkeit in Deutschland? Die Exzessmortalität lag am 15. November bei fast 15.000, gut 19 Prozent über der offiziellen RKI-Todesfallzahl. Mitte November ging die zweite Welle aber gerade erst richtig los. Inzwischen dürfte die Übersterblichkeit bei ca. 28.000 liegen und könnte bis Jahresende auf 37.000 steigen, eventuell auch mehr.
Bis zum 15. November hatte Deutschland bereits eine Übersterblichkeit von 14.947
Am 11. Dezember hat das Statistische Bundesamt eine Sonderauswertung der Sterbefallzahlen seit dem 1. Januar 2016 herausgegeben. Dieser ist folgendes zu entnehmen:
- Im gesamten Jahr 2016 starben in Deutschland insgesamt 910.899 Menschen.
- Im gesamten Jahr 2017 starben in Deutschland insgesamt 932.263 Menschen.
- Im gesamten Jahr 2018 starben in Deutschland insgesamt 954.874 Menschen.
- Im gesamten Jahr 2019 starben in Deutschland insgesamt 939.520 Menschen.
Für das Jahr 2020 lagen nur die Zahlen der ersten 46 Kalenderwochen, also bis zum 15. November 2020 vor. Bis dahin wurden aus den Standesämtern 835.106 Todesfälle gemeldet.
Wenn wir also wissen wollen, ob es bis zur Kalenderwoche 46 bereits eine Übersterblichkeit gegeben hat in Deutschland, so müssen wir diese Zahl (835.106) mit den ersten 46 Kalenderwochen in den Jahren 2016 bis 2019 vergleichen.
- 2016 starben in den ersten 46 Kalenderwochen 793.454 Menschen.
- 2017 starben in den ersten 46 Kalenderwochen 819.847 Menschen.
- 2018 starben in den ersten 46 Kalenderwochen 843.190 Menschen.
- 2019 starben in den ersten 46 Kalenderwochen 824.146 Menschen.
Im Durchschnitt (arithmetisches Mittel) starben in den ersten 46 Wochen eines jeden der letzten vier Jahre 820.159 Menschen. Vergleichen wir nun die 835.106 Todesfälle in 2020 mit denen des Durchschnitts der letzten vier Jahre, bezogen immer auf die ersten 46 Wochen des Jahres, so kommen wir bereits für diesen Zeitraum auf eine Übersterblichkeit von 14.947.
Die Exzessmortalität liegt gut 19 Prozent über den COVID-19-Todesfallzahlen des RKI
Das Robert Koch-Institut hat bis zum 15. November 23:59 Uhr aber nur 12.547 offizielle COVID-19-Todesfälle gemeldet bekommen (bei Worldometer, das meist etwas aktuellere Zahlen hat als das RKI, waren es mit Ablauf des 15. November 12.692 COVID-19-Todesfälle). Das heißt, die Übersterblichkeit war bereits Mitte November höher als die Zahl der vom RKI (bzw. von Worldometer) erfassten COVID-19-Todesfälle. Die Übersterblichkeit lag um gut 19 Prozent höher als die offizielle COVID-19-Todesfallzahl (um knapp 18 Prozent über der Worldometer-Todesfallzahl).
Ich hatte seit Monaten mehrfach darauf hingewiesen, dass wir davon ausgehen müssen, dass die tatsächlichen Todesfallzahlen wegen der Todesfalldunkelziffer eher höher sein dürfte als die offiziellen Zahlen, nicht niedriger. Siehe dazu: 86 bis 88 Prozent sterben nicht mit, sondern an COVID-19 plus Todesfalldunkelziffer und schon Mitte April: An oder mit SARS-CoV-2 gestorben?
Diese Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes bestätigt also genau die Vermutung und liefert erste Hinweise, in welcher Dimension a) eine Übersterblichkeit vorliegt und b) um wie viel die Exzessmortalität über den offiziellen COVID-19-Todesfallzahlen liegt. Nach jetzigem Stand ca. 19 Prozent über den RKI-Zahlen. Ganz genaue Angaben sind hier schwer zu machen, aber eine Abschätzung der Dimension – und darum geht es in einer Pandemie – ist damit schon mal möglich.
Fazit: Wir müssen nach jetzigem Stand mit einer Übersterblichkeit von ca. 37.000 für das Jahr 2020 rechnen
Halten wir also fest: Bereits Mitte November hatten wir in Deutschland verglichen mit den vier Jahren zuvor eine Übersterblichkeit von fast 15.000 (14.947). Zu diesem Zeitpunkt ging das Sterben in der zweiten Welle gerade aber erst richtig los, wie hier deutlich zu erkennen:
Vom 16. November bis zum 15. Dezember sind laut Worldometer in nur einem Monat zu den 12.692 COVID-19-Toten weitere 11.000 hinzu gekommen, so dass bis gestern, 15.12.2020, insgesamt 23.692 COVID-19-Todesfälle verzeichnet wurden.
Gehen wir wiederum davon aus, dass die Übersterblichkeit um ca. 18 Prozent höher liegen dürfte, so kämen wir bis zum 15. Dezember auf eine Exzessmortalität nicht von 23.692, sondern von fast 28.000.
Sollte das Sterben bis zum 31. Dezember so weiter gehen mit ca. 500 Corona-Toten pro Tag (plus ca. 18 bis 19 Prozent Todesfalldunkelziffer), dann würden bis zum Jahresende zu diesen bisherigen 28.000 nochmals ca. 8.000 bis 9.500 hinzu kommen. Wir müssen somit mit einer Übersterblichkeit von ca. 37.000 für das Jahr 2020 rechnen. 37.000 Menschen, die Silvester und Neujahr auf Grund einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 nicht mehr erleben werden.
*
Aktive Unterstützung: Jürgen Fritz Blog (JFB) ist vollkommen unabhängig und kostenfrei (keine Bezahlschranke). Es kostet allerdings Geld, Zeit und viel Arbeit, Artikel auf diesem Niveau regelmäßig und dauerhaft anbieten zu können. Wenn Sie meine Arbeit entsprechend würdigen wollen, so können Sie dies tun per klassischer Überweisung auf:
Jürgen Fritz, IBAN: DE44 5001 0060 0170 9226 04, BIC: PBNKDEFF, Verwendungszweck: JFB. Oder über PayPal – 3 EUR – 5 EUR – 10 EUR – 20 EUR – 50 EUR – 100 EUR