Von Jürgen Fritz, Mi. 16. Dez 2020, Titelbild: © JFB
Gestern wurden in Deutschland 800 neue Todesfälle registriert. Da dem RKI aus Sachsen zusätzlich noch über 150 Todesfälle vom Montag nachgemeldet wurden, weist dieses für gestern sogar über 950 Todesfälle aus. Die letzten sieben Tage starben in Deutschland 3.500 Menschen nicht mit, sondern an COVID-19. Damit geht nun fast jeder fünfte Todesfall in Deutschland auf die Infektion mit SARS-CoV-2 zurück, Tendenz weiter steigend.
An Tschechien, Polen, Österreich und die Schweiz angrenzende Bundesländer und Landkreise scheinen besonders betroffen
Die Lage spitzt sich immer mehr zu. Fast ganz Deutschland ist inzwischen rot eingefärbt, siehe Titelbild. Besonders drastisch ist die Lage im östlichen Sachsen an der Grenze zu Polen und Tschechien und in Bayern ebenfalls zur tschechischen Grenze hin. Die Grenznähe zu anderen Staaten, die bezogen auf die Einwohner in den letzten Wochen teilweise noch erheblich höhere Infektions- und Todesfallzahlen hatten als Deutschland, dürfte sich hier massiv auswirken. Bundesländer und Landkriese weit im Norden, die an Dänemark oder ans Meer grenzen, scheinen insgesamt deutlich weniger belastet.
Hier die Länder Österreich, Polen, Schweiz und Tschechien im Vergleich zu Deutschland, was die Entwicklung der COVID-19-Gesamttodesfallzahlen pro eine Million Einwohner in den letzten drei Monaten anbelangt:
Erste Hinweise auf einen negativen Einfluss der Pandemie-Verharmloser in der AfD
Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner weist derzeit der Landkreis Bautzen in Sachsen auf mit über 631. Der Grenzwert liegt bei 50. Dieser Landkreis hat also den Grenzwert der Neuinfektionen bereits mehr als zwölffach überschritten. Wir erinnern uns: In Bautzen schrie der AfD-Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse, den seine Partei sogar zum Bundestagsvizepräsidenten machen wollte, im Mai auf einer Kundgebung ins Mikrofon: „Wo sind die ganzen Corona-Toten? Die sind nicht da. Erstunken und erlogen“.
Und noch Ende August sagte der AfD-Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag Björn Höcke im MDR-Intervier: „Corona ist vorbei und wird auch nicht wiederkommen“.
Auch gibt es erste Hinweise, dass es eine Korrelation geben könnte zwischen dem Anteil der AfD-Anhänger in einer Region und den aktuellen Neuinfektionen:
Man sieht hier deutlich: Je höher der Stimmanteil der AfD in einer Region, desto höher die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen pro 100.000. Man kann hier quasi sogar eine Linie durchziehen. Einen solchen Zusammenhang gibt es bei keiner anderen Partei, nur bei der AfD. Dies muss noch genauer untersucht werden, ob sich dieser Zusammenhang tatsächlich bestätigt, es würde aber insofern nicht sonderlich verwundern, weil nicht alle, aber doch etliche AfD-Politiker, sogar Parlamentarier in den Landtagen und im Bundestag die Pandemie seit Monaten systematisch verharmlosen.
800 Todesfälle an einem Tag, 3.500 in einer Woche
Insgesamt muss die Entwicklung in den letzten Wochen als sehr besorgniserregend eingestuft werden. Wir sehen hier in der Worldometergrafik, dass gestern in Deutschland erstmals über 800 COVID-19-Todesfälle an einem Tag registriert wurden – der Sondereffekt der Nachmeldung von über 150 Todesfällen in Sachsen nicht mitgerechnet. Auch ohne diesen Sondereffekt mit dem das RKI dann auf über 950 Todesfälle für den Dienstag kommt, gab es noch nie so viele Menschen, die in unserem Land innerhalb von 24 Stunden an den Folgen der Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind.
Das Sieben-Tages-Mittel der Todesfälle stieg nun laut Worldometer auf 504. Das heißt, in den letzten sieben Tage starben in Deutschland ca. 3.530 Menschen nicht mit, sondern an COVID-19. Tendenz weiter steigend.
Bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter, ganz extrem aber in Sachsen
Hinzu kommt, dass auch die Neuninfektionen noch immer nicht deutlich zurückgehen, sondern aktuell sogar noch ansteigen auf jetzt fast 180 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, statt auf unter 50, besser unter 25 zu fallen.
Dabei scheint in Sachsen (4,1 Mio. Einwohner) die Situation zunehmend außer Kontrolle zu geraten. Hier der Vergleich zu der ebenfalls extremen Lage in Berlin (3,7 Mio.) bezüglich der SARS-CoV-2-Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen: Berlin 7.083, Sachsen: 15.437 neue Fälle.
Zahl der Corona-Intensivpatienten steigt auf über 4.800
Auch die Zahl der COVID-19-Patienten, die in den Kliniken bereits auf Intensivstationen behandelt werden müssen, steigt immer weiter an auf jetzt schon über 4.800 zum Stand heute Mittag.
Deutschland aktuell bei den täglichen COVID-19-Todesfällen weltweit auf Platz vier
Das Sterben an COVID-19 wird die nächsten Tage und Wochen weitergehen. Die Frage wird sein: In welcher Größenordnung? Die letzten zwei Tage lag Deutschland, das lange Zeit im Vergleich zu vielen anderen Ländern zumindest halbwegs glimpflich durch die Corona-Krise kam, bei den täglichen Todesfallzahlen nun weltweit auf Platz vier. Bei uns sterben im Moment mehr Menschen an COVID-19 als in Russland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Indien mit fast 1,4 Mrd. Einwohnern sowie allen anderen Ländern der Erde, außer den USA, Brasilien und Italien.
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