Olaf Gersemann über die AfD-ler, Reitschusters und Homburgs dieser Welt

Von Jürgen Fritz, Mi. 23. Dez 2020, Titelbild: Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0&gt;, via Wikimedia Commons & YouTube-Screenshots

In den letzten sieben Tagen starben in Deutschland im Schnitt 650 Menschen jeden Tag infolge einer Infektion mit SARS-CoV-2, mehr als 4.500 in einer Woche. Gleichwohl gibt es noch immer solche, die sogar die Pandemie an sich leugnen. „Wie viele Menschen müssen jeden Tag sterben, damit dieses erbärmliche Kleingerede aufhört?“, fragt der Wirtschaftsresortleiter der WELT, Olaf Gersemann, und benennt drei Beispiele dieser erbärmlichen Kleinrederei.

„6, 60, 600, 6000? Wie viele Tote (pro Tag) müssen’s denn sein?“

„Als wir so bei sechs Corona-Todesfällen am Tag in Deutschland waren, zwischen Mitte Juli und Mitte September, habe ich mir für meine täglichen Fallzahl-Meldungen (und die Warnungen vor einer zweiten Welle) täglich Spott auf diesem Kanal abgeholt, auch und vor allem von diversen AfD-Parlamentariern, die hier mit Klarnamen und Häkchen unterwegs sind“, schreibt Olaf Gersemann gestern Abend auf Twitter und stellt beispielhaft einen Kommentar des AfD-Abgeordneten im Berliner Landesparlament Harald Laatsch (gelernter Speditionskaufmann und Kfz-Mechaniker, als Unternehmensberater tätig) ein:

Bild

Twitter-Screenshot

„Als wir bei zirka 60 Toten (pro Tag) angekommen waren, so Ende Oktober/Anfang November“, schreibt der WELT-Journalist weiter, „verstummten diese AfD-Politiker (in dieser Hinsicht, immerhin). Inzwischen ist die Zahl der (täglichen) Toten noch einmal um den Faktor zehn gestiegen: Jetzt sind wir bei 600 Toten (pro Tag) im Sieben-Tage-Schnitt. Damit ist Covid-19, wäre es ein eigenes ‚Kapitel‘ in der Statistik, die Nummer drei unter den Todesursachen in Deutschland, hinter Kreislauferkrankungen und nur knapp hinter Krebs.“

Hier eine Übersicht von Mitte/Ende November. Inzwischen sind wir nicht mehr bei ca. 215 COVID-19-Toten pro Tag in Deutschland, sondern diese Zahl stieg in den letzten vier bis fünf Wochen von 215 auf jetzt ca. 650 Tote pro Tag im Sieben-Tagemittel, hat also Krebs als Todesursache fast eingeholt. Gestern wurden dem RKI innerhalb von 24 Stunden 962 COVID-19-Todesfälle gemeldet, mehr als je zuvor an einem Tag, und die Gesamtzahl der COVID-19-Todesfälle in Deutschland stieg auf ca. 28.000 (plus Todesfalldunkelziffer).

Bild

Twitter-Screenshot

„Und dennoch, lange, nachdem es selbst den meisten AfDlern zu peinlich wurde, hören die Reitschusters und Homburgs dieses Kanals nicht auf, das Problem nach Kräften kleinzureden“ so Gersemann weiter.

Dies dokumentiert er wiederum beispielhaft mit zwei Tweets von Boris Reitschuster, ein gelernter Dolmetscher und Journalist, der von 1999 bis August 2015 das Moskauer Büro des FOCUS leitete und inzwischen „eine umstrittene, rechte Online-Plattform“ (Bayerische Staatszeitung) betreibt, um es vorsichtig zu formulieren, …

Bild

Twitter-Screenshot

… sowie des AfD-nahen Finanzwissenschaftlers Stefan Homburg, Professor für Öffentliche Finanzen und Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen der Leibniz Universität Hannover, der seit langem mit einer gewissen Begriffsstutzigkeit und kruden Thesen auffällt:

Bild

Twitter-Screenshot

Gersemann beendet sein Twitter-Posting mit den Worten:

»Ich frage mich wirklich: Wie verbohrt und empathiefrei kann und muss man dafür sein? Wie viele Menschen müssen jeden Tag sterben, damit dieses erbärmliche Kleingerede aufhört?«

*

Aktive Unterstützung: Jürgen Fritz Blog (JFB) ist vollkommen unabhängig und kostenfrei (keine Bezahlschranke). Es kostet allerdings Geld, Zeit und viel Arbeit, Artikel auf diesem Niveau regelmäßig und dauerhaft anbieten zu können. Wenn Sie meine Arbeit entsprechend würdigen wollen, so können Sie dies tun per klassischer Überweisung auf:

Jürgen Fritz, IBAN: DE44 5001 0060 0170 9226 04, BIC: PBNKDEFF, Verwendungszweck: JFB. Oder über PayPal – 3 EUR – 5 EUR – 10 EUR – 20 EUR – 50 EUR – 100 EUR