Von Jürgen Fritz, Di. 21. Sep 2021, Titelbild: WELT-Screenshot
Idar-Oberstein: Ein 49-Jähriger hat gestanden, am späten Samstagabend dem Kassierer einer Tankstelle, ein junger Student, der dort als Aushilfe jobbte, „gezielt von vorne in den Kopf“ geschossen zu haben, weil dieser ihn zweimal auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte.
Die Tat: Gezielt von vorne in den Kopf geschossen
Die unfassbare Tat ereignete sich am Samstagabend in einer Aral-Tankstelle in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz.
Im Verkaufsraum dieser Tankstelle geschah das Verbrechen:
Nach den bisherigen Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft soll ein 49-Jähriger gegen 19.45 Uhr den Verkaufsraum der Tankstelle zunächst ganz ohne Maske, in einem dunklen T-Shirt betreten haben und wollte zwei Sechserpack Bier kaufen, welche er auf den Tresen an der Kasse stellte. Der junge Kassierer wies den Mann auf die Maskenpflicht hin. Die Maske hatte er vergessen, sagte der geständige Täter später. Die Bemerkung des 20-jährigen Kassierers soll den 49-jährigen aber derart erzürnt haben, dass er die Tankstelle ohne das Bier mit drohend erhobener Hand wieder verließ.
Der Mann soll sich dabei über die Zurückweisung derart geärgert haben, dass er nach Hause fuhr, sich dort immer mehr aufregte und schließlich eine Schusswaffe (einen Revolver) einsteckte und damit bewaffnet – nun in einem weißen T-Shirt – erneut zur der Aral-Tankstelle fuhr. Gegen 21.25 Uhr, also eineinhalb bis eindreiviertel Stunden später, betrat der Tatverdächtige erneut den Verkaufsraum, diesmal mit angelegter Mund-Nasen-Bedeckung. Dort habe er den 20-jährigen Verkäufer gezielt provoziert, berichtete der Oberstaatsanwalt Kai Fuhrmann die Einlassungen des Tatverdächtigen wiedergebend.
Der Mann habe zunächst eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen, habe sich wieder ein Sechserpack Bier genommen und sei damit zur Kasse gegangen. Dort habe er den Mund-Nasen-Schutz dann abgesetzt, um den Kassierer herauszufordern. Dieser habe den 49-Jährigen dann in der Tat erneut auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen. Daraufhin habe der Täter seine extra geholte Waffe gezückt und den jungen Mann getötet. Dabei habe er dem Opfer „gezielt von vorne in den Kopf“ geschossen. Anschließend sei er zu Fuß geflüchtet. Das Opfer, ein junger Student, der als Aushilfe an der Tankstelle jobbte, sei sofort tot gewesen.

WELT-Screenshot
Die Fahndung nach dem Täter
Aufgrund von Aufzeichnungen der Überwachungskameras konnten die polizeilichen Ermittler schnell ein Foto des Tatverdächtigen veröffentlichen und eine Öffentlichkeitsfahndung initiieren. Aufgrund der anzunehmenden Gefahr, die von dem flüchtigen und mutmaßlich bewaffneten Tatverdächtigen ausging, warnte die Polizei darüber hinaus davor, im Raum Idar-Oberstein Anhalter mitzunehmen.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag fahndete die Polizei in der Nacht mit starken Kräften nach dem Flüchtigen. Dabei wurden die Beamten des Polizeipräsidiums Trier von Spezialkräften und einem Polizeihubschrauber unterstützt. Es gingen zahlreiche Hinweise ein, denen die Polizei allen nachging. Darunter waren auch mehrere sehr konkrete Hinweisen auf einen 59-jährigen Mann aus Idar-Oberstein. Dieser konnte noch in der Nacht in einer Gaststätte lokalisiert werden. Die Überprüfung ergab aber, dass der Tatverdacht gegen ihn nicht erhärtet werden und dieser Mann als Täter ausgeschlossen werden konnte. Die weitere, intensive Ermittlungsarbeit und Fahndung führte zunächst nicht zur Identifizierung des Tatverdächtigen.
Gegen 8.40 Uhr am Sonntag erschien der Tatverdächtige dann aber schließlich in Begleitung einer Frau vor der Dienststelle der Polizeiinspektion Idar-Oberstein, wo er sich wohl freiwillig stellen wollte und von Spezialkräften sofort festgenommen wurde. Bei dem Tatverdächtigen handele es sich um einen 49-Jährigen, der in Idar-Oberstein lebe. Der Mann sei bisher polizeilich nicht in Erscheinung getreten.
Das Motiv: Er lehne die Corona-Maßnahmen ab und habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt
Die mutmaßliche Tatwaffe, sowie weitere Waffen und Munition seien bei einer Hausdurchsuchung bei dem Tatverdächtigen von der Polizei gefunden und sichergestellt worden. Eine waffenrechtliche Erlaubnis besitze der 49-Jährige hierfür aber nicht. Die Herkunft der Waffen müsse noch aufgeklärt werden, so der Oberstaatsanwalt.
Der Tatverdächtige wohne in Idar-Oberstein, bestätigte Fuhrmann nochmals. Weitere Angaben zur Person wollte der Oberstaatsanwalt zunächst nicht machen. Da würden noch Ermittlungen laufen, sagte er. Ein Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes nach § 211 StGB aus niedrigen Beweggründen sei bereits ergangen. Der Verdächtige befinde sich in Untersuchungshaft in einer Haftanstalt.
Der 49-Jährige habe die Tat bereits gestanden. Zum Motiv soll er angegeben haben, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne. Die Situation der Pandemie würde ihn stark belasten. Er habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und „keinen anderen Ausweg gesehen“. Mit seiner Tat habe er ein Zeichen setzen wollen. Der junge Kassierer sei ihm hierbei für die Gesamtsituation mitverantwortlich erschienen, da er „die Regeln durchgesetzt habe“, schilderte Staatsanwalt Kai Fuhrmann die Angaben des Verdächtigen aus dem polizeilichen Verhör.
Am Sonntagmorgen war der Tatverdächtige, wie erwähnt, auf dem Gelände der Polizei in Idar-Oberstein festgenommen worden. „Wir gehen davon aus, dass er sich stellen wollte“, sagte Triers Polizeipräsident Friedel Durben. Das sei „auf jeden Fall ein besonderer Fall: Wir haben weder im Polizeipräsidium Trier noch im Land Rheinland-Pfalz eine solche Tat gehabt, die einen Zusammenhang zu Corona vermuten lässt.“
*
Aktive Unterstützung: Jürgen Fritz Blog (JFB) ist vollkommen unabhängig und kostenfrei (keine Bezahlschranke). Es kostet allerdings Geld, Zeit und viel Arbeit, Artikel auf diesem Niveau regelmäßig und dauerhaft anbieten zu können. Wenn Sie meine Arbeit entsprechend würdigen wollen, so können Sie dies tun per klassischer Überweisung auf:
Jürgen Fritz, IBAN: DE44 5001 0060 0170 9226 04, BIC: PBNKDEFF, Verwendungszweck: JFB und ggf. welcher Artikel Sie besonders überzeugte. Oder über PayPal – 3 EUR – 5 EUR – 10 EUR – 20 EUR – 50 EUR – 100 EUR