Bundestagswahl: vorläufiges Ergebnis – Was nun?

Von Jürgen Fritz, Mo. 27. Sep 2021, Titelbild: © JFB

Deutschland hat gewählt. Mehr als 46,8 Millionen Bürger sind dem Aufruf gefolgt und haben an der Bundestagswahl teilgenommen (Wahlbeteiligung: 76,6 %). Über 46,4 Millionen haben eine gültige Zweitstimme abgegeben. Hier das vorläufige amtliche Ergebnis und Erläuterungen, was dies für die Regierungsbildung bedeutet.

So haben die Deutschen gewählt

61.168.234 Personen waren wahlberechtigt, 76,6 Prozent (46.837.084, +0,4%) haben von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, 46.337.975 (98,9 %) haben eine gültige Erststimme, 46.417.797 (99,1 %) haben eine gültige Zweitstimme abgegeben. Diese 46.417.797 gültigen Zweitstimmen verteilten sich dabei wie folgt auf die einzelnen Parteien (auf zwei bzw. drei Stellen nach dem Komma gerundet):

  1. SPD: 25,74 %
  2. CDU/CSU: 24,07 %
  3. GRÜNE: 14,75 %
  4. FDP: 11,45 %
  5. AfD: 10,345 %
  6. LINKE: 4,89 %
  7. Sonstige: 8,74 %

Auf eine Stelle nach dem Komma gerundet sieht dies wie folgt aus:

Vorl. Ergebnis

(c) JFB

Gewinne und Verluste

Die Grünen, SPD, die Kleinparteien in der Summe (Sonstige) und die FDP konnten sich gegenüber der letzten Bundestagswahl 2017 verbessern, die AfD, Die Linke und CDU/CSU haben deutliche Verluste zu verzeichnen.

  1. GRÜNE: + 5,8 %
  2. SPD: + 5,2 %
  3. Sonstige: + 3,7 %
  4. AfD: – 2,3 %
  5. LINKE: – 4,3 %
  6. CDU/CSU: – 8,8 %

Die Grünen können gegenüber 2017 deutlich zulegen, gemessen an ihren Umfrageergebnissen der letzten Wochen, Monate und Jahre sind 14,8 Prozent allerdings ein sehr schlechtes Ergebnis. Anfang Mai lagen die Grünen nämlich noch bei über 26 Prozent und unter 15 Prozent sah man sie zuletzt 2018.

Die SPD erlebte dagegen nach jahrelangen schwachen Werten von teilweise unter 15 Prozent die letzten zwei Monate vor der Wahl einen wahren Höhenflug, stieg erstmals seit mehr als vier Jahren wieder über 25 Prozent. Dabei haben die Sozialdemokraten diesen Erfolg vor allem ihren Spitzenkandidaten Olaf Scholz zu verdanken. 48 Prozent der SPD-Wähler gaben in einer Befragung an, die Partei wegen Scholz gewählt zu haben.

Die AfD verliert gegenüber 2017 mehr als ein Sechstel ihrer Wähler, kann sich aber wenigstens im zweistelligen Bereich halten.

Sehr hohe Verluste verzeichnet dagegen Die Linke, die fast die Hälfte ihrer Wähler verloren hat und sogar unter die Fünf-Prozent-Hürde gefallen ist. Nur dank der Drei-Direktmandate-Regel kann sie überhaupt in Fraktionsstärke mit 39 und nicht nur mit den drei Direktmandaten (zwei in Berlin, eines in Leipzig) in den Bundestag einziehen. Ein Direktmandat weniger und sie hätte nur zwei Abgeordnete im Parlament.

Hohe Verluste müssen auch CDU und CSU hinnehmen, die von knapp 33 auf gut 24 Prozent fallen und damit ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis seit Bestehen der Bundesrepublik hinnehmen müssen. Angesichts der extrem schlechten Umfrageergebnisse der letzten Wochen, kam die Union aber noch mit eineinhalb blauen Augen davon. In den letzten zwei Wochen vor der Wahl konnten CDU/CSU die Trendwende einläuten, schafften es zwar nicht mehr ganz die SPD noch einzuholen, kamen ihr jedoch sehr nah, so dass sie noch eine Chance haben, mit den Grünen und der FDP eine Jamaika-Koalition zu bilden.

Drei realistische und zwei wahrscheinliche Regierungskoalitionen

Nach heutigem Stand ergibt sich damit folgende Sitzverteilung im neuen Bundestag:

Sitzverteilung

Bei 735 Sitzen sind 368 Mandate notwendig für eine Mehrheit im Parlament. RotGrünDunkelrot kommen aber nur auf 363 Sitze und haben damit trotz der Drei-Direkt-Mandate-Sonderregel keine Mehrheit. Damit kommen realistischerweise nur drei mögliche Regierungskoalitionen in Frage:

  1. eine rote Ampel (SPD + Grüne + FDP): 416 Sitze
  2. eine Jamaika-Koalition (CDU/CSU + Grüne + FDP): 406 Sitze
  3. eine rote GroKo (SPD + CDU/CSU): 402 Sitze
Mögliche Koalitionen

ZDF-Screenshot

Eine rote GroKo gilt als sehr unwahrscheinlich, da die Union wenig Interesse haben wird, als Juniorpartner der SPD in solch ein Bündnis zu schließen, um Olaf Scholz zum Bundeskanzler zu wählen. Damit deutet zur Stunde alles auf eine rote Ampel oder eine Jamaika-Koalition hin.

Das heißt, die Grünen und die FDP haben jetzt das Zepter voll und ganz in ihrer Hand. Sie werden wohl bestimmen, wer der neue Kanzler und wie sich die neue Bundesregierung zusammensetzen wird.

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