Polizistenmord in Kusel: Pressekonferenz der Ermittler hier live

Von Jürgen Fritz, Di. 01. Feb 2022, Titelbild: SWR-Screenshot

Einen Tag nach dem gewaltsamen Tod zweier Polizisten im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz informieren die Ermittler über Einzelheiten der Tat. Hier kann die Pressekonferenz ab 14 Uhr live verfolgt werden.

Pressekonferenz der Ermittler

Nachtrag: Wichtige Aussagen aus der PK kurz zusammengefasst

Die beiden Morde machen alle fassungslos, sagte gleich zu Beginn der Pressekonferenz der Leiter des Polizeipräsidiums Westpfalz Michael Denne, dem seine persönliche Betroffenheit deutlich anzumerken war.

Michael Denne

tagesschau24-Screenshot

Die beiden später erschossenen Polizisten waren in der Nacht von Sonntag auf Montag im Rahmen der Bekämpfung von Eigentumskriminalität unterwegs, schilderte der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Westpfalz Heiner Schmolzi die Vorgänge der Tatnacht.

Heiner Schmolzi

SWR-Screenshot

Bei der Überprüfung des Täterfahrzeugs, das ihnen dubios vorgekommen war, haben die Beamten dann festgestellt, dass der ganze Kofferraum voller toter Wildtiere war, was sie noch per Funk an die Leitstelle durchgaben. Deswegen haben sie Unterstützung angefordert.

Das Letzte, was die Kollegen am Funk dann von den beiden Polizisten hörten, war, dass der 29-Jährige sagte „Die schießen. Komm schnell!“. Dann war ein Schuss zu hören. Als die Kollegen ca. zehn Minuten später eintrafen, lag ihre Kollegin vor dem Zivilpolizeifahrzeug tot auf dem Boden, der männliche Kollege schwer verletzt hinter dem Fahrzeug und nicht mehr ansprechbar (er starb noch am Tatort).

Neben der Kollegin wurde ein Führerschein und ein Bundespersonalausweis aufgefunden, ausgestellt auf den 38-jährigen Tatverdächtigen (Andreas Joachim S.).

Es wurden mehrere Kontaktpersonen des Verdächtigen ermittelt, der im Saarland wohnt, so dass auch die saarländische Polizei eingeschaltet wurde, die den 38-Jährigen dann kurz nach 17 Uhr festnehmen konnten. Kurz darauf konnte auch der zweite Verdächtige festgenommen werden, berichtete die saarländische Polizeisprecherin Melanie Mohrbach.

Melanie Mohrbach

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Bei beiden Tatverdächtigen wird Fluchtgefahr angenommen, so dass vorerst in Untersuchungshaft bleiben werden, schilderte Stefan Orthen von der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern. Im Haftbefehl wird weiter davon ausgegangen, dass sich die beiden Verdächtigen der Wilderei schuldig gemacht haben. Die geschossenen Tiere konnten in einem Kastenwagen sichergestellt werden. Der Richter ging dabei davon aus, dass die beiden Verdächtigen die Polizisten gemeinschaftlich getötet haben.

Stefan Orthen

SWR-Screenshot

Inzwischen liegen auch schon erste gerichtsmedizinische Befunde vor und man hat mehrere Waffen sichergestellt, darunter eine Schrotflinte und ein Jagdgewehr (Einlader). Das decke sich mit den Schussverletzungen an den beiden Polizisten, die von zwei Waffen her stammen. Die 24-jährige Polizistin wurde mit einer Schrotwaffe tödlich in den Kopf geschossen, der 29-jährige Polizist wurde viermal getroffen, einmal in den Kopf.

Die Behörden gehen davon aus, dass die Tötungsdelikte verübt wurden, um die Jagdwilderei zu verdecken, was ein verschärfendes Mordmerkmal nach § 211 StGB darstellt. Somit besteht kein Verdacht auf Totschlag nach § 212 StGB, sondern auf Mord im strafrechtlichen Sinne des StGB (der dortige Mordbegriff ist ein anderer als der im römischen Recht und im normalen Sprachgebrauch).

Der leitende Oberstaatsanwalt Udo Gehring drückte explizit seinen Respekt für die Arbeit der Polizei, so auch der beiden getöteten Beamten aus. Gehring stellte heraus, dass er bei der Polizei allgemein eine Kultur der Vernunft und der Höflichkeit sehe, was das Verhältnis zum Bürger betrifft. Und der Oberstaatsanwalt sprach auch den blinden Hass an, der der Polizei immer öfter entgegenschlage, was zu einem gesellschaftlichen Problem geworden sei. Dies sei aber nicht durch die Polizei verursachte, sondern habe eine andere Ursache, die angegangen werden müsse.

Udo Gehring-2

BILD-TV-Screenshot

Informationen, die sich aus den Fragen der anwesenden Journalisten ergaben

Frank Gautsche, der Leiter der Kriminaldirektion Kaiserslautern, sagte, dass die Frage nach Waffenbesitzkarten und Jagdberechtigungen noch nicht abschließend geklärt seien.

Frank Gautsche

SWR-Screenshot

Entgegen erster Medienberichte hat sich der 38-jährige tatverdächtige Andreas Joachim S. nicht über seine Anwältin bei der Polizei gestellt, sondern er wurde von der Polizei in einem günstigen Moment vor einem Haus auf der Straße festgenommen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass beide festgenommene Tatverdächtige tödliche Schüsse auf die beiden Polizisten abgefeuert haben, da anders kaum erklärbar wäre, wie eine Person so schnell auf zwei Beamte schießen konnte, noch dazu mit diesen Waffen. Bei den Ermittlungen seien nämlich eine Schrotflinte und ein Jagdgewehr (Einlader) sichergestellt worden. Die Schrotflinte könne aber nur mit zwei Patronen geladen werden und der Einlader sogar nur mit einer. Es müsse also nach jedem Schuss nachgeladen werden, was zwar recht schnell gehen könne bei entsprechender Übung, aber in der Dynamik des Tatgeschehens kaum so schnell.

Der 32 Jahre alte Tatverdächtige hat nach Darstellung der Staatsanwaltschaft die Wilderei inzwischen auch eingeräumt, ebenso die Polizeikontrolle und dass die Schüsse gefallen sind. Er gibt aber wohl an, er hätte nicht geschossen.

Gegen den 38-Jährige seien zuvor bereits polizeiliche Ermittlungen a) wegen Jagdwilderei und b) wegen einer Verkehrsunfallflucht anhängig gewesen. Gegen den 32-Jährigen gab es schon mal Ermittlungen wegen Betrugsdelikten. Beide seien aber noch nie rechtskräftig verurteilt worden, also nicht vorbestraft. Es gebe keinerlei Hinweise auf Reichsbürgerszene oder politische Motive.

Bei einer von mehreren Hausdurchsuchungen, hier im saarländischen Spiesen-Elversberg seien mehrere Schusswaffen sichergestellt worden (fünf Kurzwaffen, ein Repetiergewehr, zehn weitere Langwaffen, eine Armbrust sowie einen Schalldämpfer und jede Menge Munition).

Die Ermittler gehen davon aus, dass der festgenommene 38-jährige Tatverdächtige Zugang zu den Waffen hatte. Wie er an sie gelangte, sei Teil der Ermittlungen.

P.S.

Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes besitzt der tatverdächtige Andreas Joachim S. keinen gültigen Jagdschein mehr. Ihm sei bereits zweimal die waffenrechtliche Zuverlässigkeit aberkannt worden, zuletzt 2020.

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