Französischer Außenminister und britischer Verteidigungsminister: Ukraine kann den Krieg gewinnen

Von Jürgen Fritz, Mi. 09. Mrz 2022, Titelbild: LCI-Screenshot und Sky News-Screenshot

Am Sonntag sagte der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian bereits, er gehe davon aus, dass sich die Ukraine am Ende gegen die russische Invasion durchsetzen werde. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam am Dienstag nun auch der britische Verteidigungsminister Ben Wallace. Das ukrainische Volk werde die russischen Streitkräfte zermürben, so Wallace.

Französischer Außenminister: „Ich denke, die Ukraine wird gewinnen“

„Ich denke, die Ukraine wird gewinnen“, sagte Jean Yves Le Drian im TV-Sender France 5 am Sonntagabend. „Zum einen hat sich Russland international in komplette Isolation gebracht“, sagte der französische Außenminister. Zum anderen verwies Le Drian auf die Folgen der Sanktionen, die mit der Zeit noch stärker spürbar würden. „Der Preis für den Krieg wird untragbar werden“ – so dass Präsident Wladimir Putin vor der Wahl stehen werde, massive Folgen für die Funktionsfähigkeit Russland in Kauf zu nehmen oder in Verhandlungen einzusteigen.

Le Drian betonte auch den starken Widerstand der Ukrainer und warnte zugleich vor dramatischen Folgen des Krieges für die Bevölkerung. Dies werde insbesondere der Fall sein, wenn die russischen Streitkräfte zu einer „Belagerungslogik“ übergingen, sagte der Minister und verwies auf die hohen Opferzahlen in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny und der syrischen Stadt Aleppo. In der Ukraine sei dies bereits auch der Fall: „Ich denke, was man in Mariupol vorfinden wird, wenn der Krieg vorbei ist, wird schrecklich sein.“

Britischer Außenminister: „Das ukrainische Volk kann die russischen Streitkräfte so weit zermürben, dass es für einen Sieg oder zumindest ein Patt ausreicht“

Zu einer ähnlichen Einschätzung kam am Dienstag der britische Verteidigungsministers Ben WallaceDie Ukraine kann nach seinen Worten den Krieg gegen Russland gewinnen oder zumindest ein Patt erreichen. „Das ukrainische Volk kann, wenn es so weitermacht wie bisher, die russischen Streitkräfte so weit zermürben, dass es für einen Sieg oder zumindest ein Patt ausreicht“, sagte Wallace dem Sender Times Radio gestern. Voraussetzung sei die richtige Ausrüstung. Einen großen Vorteil der Ukrainer sieht Wallace darin, dass sie im Bewusstsein kämpften, das Recht auf ihrer Seite zu haben.

Der Konflikt zeige, dass gerade junge Menschen in der Ukraine und ganz Europa an ihre Werte glaubten, meinte der Verteidigungsminister. Diese „moralische Komponente“ mache es für Putin sehr schwer, mit der Invasion Erfolg zu haben. Einer ukrainischen Zeitung zufolge ist der Wille der einheimischen Bevölkerung ungebrochen. 78 Prozent glauben demnach an einen Sieg.

Und gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte der Verteidigungsminister: „Das wird Putins Ende sein.“ Was auch immer passiere, „Präsident Putin ist eine verbrauchte Kraft in der Welt und er ist erledigt“, so Wallace. „Er hat seine Armee erschöpft, er ist verantwortlich für den Tod Tausender russischer Soldaten, verantwortlich für den Tod unschuldiger Menschen.“ Zudem zerstöre er die russische Wirtschaft. Dafür müsse er Verantwortung übernehmen.

Russischer Geheimdienstler sieht die eigene Lage bereits als aussichtslos an: „Es gibt keine Optionen für einen möglichen Sieg, nur Niederlagen.“

In russischen Geheimdienst scheint man entsetzt zu sein, wie dieser Krieg verlaufe. In einem geleakten Rapport eines russischen Spions, der als authentisch angesehen wird, heißt es: „Niemand [vom FSB, JFB] wusste, dass es einen solchen Krieg geben würde, sie haben es vor allen verheimlicht.“ Außerdem sei „niemand“ auf westliche Sanktionen in diesem Ausmaß vorbereitet gewesen, wie sie nun verhängt worden sind.

„Der Blitzkrieg ist gescheitert.“ Es sei unmöglich, die russischen Ziele jetzt noch zu erfüllen, schreibt der russische Agent. Der Plan, die Ukraine schnell zur Kapitulation zu zwingen, hätte nur aufgehen können, wenn das russische Militär den ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj und seine Regierung innerhalb der ersten drei Kriegstage festgenommen hätte.

Der FSB-ler spricht von einem „Totalversagen“. Russlands aktuelle Lage sei vergleichbar mit dem Niedergang Nazideutschlands. Für Russland gebe es „keinen Ausweg mehr“. Denn: „Es gibt keine Optionen für einen möglichen Sieg, nur Niederlagen.“

„Unsere Lage ist wie die Deutschlands zwischen 1943 und 1944 – nur, dass es unser Startpunkt ist“

Selbst dann, wenn eines von Putins Hauptzielen – die Ermordung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj – erreicht werde, hätte die Russische Föderation keine Chance, die Ukraine zu besetzen„Selbst mit minimalem Widerstand der Ukrainer bräuchten wir mehr als 500.000 Mann, Nachschub und Logistik noch nicht eingerechnet. Woher sollen wir so viele Menschen nehmen?“

Weiter prognostiziert er einen wirtschaftlichen Zusammenbruch Russlands. Hinzu komme, dass der Hass auf Russland inzwischen so groß sei wie in Tschetschenien. In der Ukraine zeichne sich erneut eine brutale russische Kriegstaktik ab, wie auch schon im Syrienkrieg. Das Bombardement von Zivilisten und Evakuationskorridoren, um möglichst großen Schaden beim Gegner anzurichten und ihn zu demoralisieren. Das aber habe zur Folge, dass „sogar diejnigen, die uns gegenüber loyal waren, jetzt gegen uns sind.“

Somit kommt der Geheimdienstler zu dem Fazit„Unsere Lage ist wie die Deutschlands zwischen 1943 und 1944 – nur, dass es unser Startpunkt ist.“

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