Befinden sich Muslime mehrheitlich noch auf der mythischen Bewusstseinsstufe?

Ein Gastbeitrag von Marc Sieberg

Vor zweieinhalb Jahrtausenden fand in Europa, genauer in Griechenland etwas statt, das als die erste Aufklärungswelle der Menschheitsgeschichte bezeichnet werden kann: der Übergang vom mythischen zum kritischen Bewusstsein. Für jenes ist es charakteristisch, dass es noch keine Unterscheidung zwischen Sein und Schein kennt, ja auch noch keine zwischen Welt und ihrer Deutung. Dass der Mythos eine Weltdeutung bietet, dass diese wahr oder falsch sein kann, ist immer nur jenseits des Horizonts des mythischen Bewusstseins ersichtlich. Ist die Entdeckung, dass Homer lügen könnte, einmal gemacht, ist die Fähigkeit des Zweifelns entstanden und eine Rückkehr in die Naivität für immer versperrt. Marc Sieberg erörtert die Frage, ob die Mehrzahl der Muslime den Schritt vom mythischen zum kritischen Bewusstsein vielleicht noch immer nicht vollzogen hat.

Das Nichterkennen der Differenz zwischen religiösem Glauben und Wissen

Was mir in den zahllosen Debatten mit Muslimen auch aufgefallen ist, und worin sie sich
wesentlich von anderen Gläubigen unterscheiden: Sie halten Gott für so real, wie ich den
Tisch, an dem ich schreibe!

Andere Fromme wissen meist, dass sie sich irgendwann dazu entschlossen haben, an ein übernatürliches Wesen zu glauben, ohne sich dessen gewiss sein zu können. Ihnen ist bewusst, dass es – entgegen aller nicht zu verdrängenden Zweifel – ihre eigene Entscheidung war, sich für Gott zu entscheiden, und meistens wissen sie auch Gründe für diesen Willensakt vorzutragen, welche dann immerhin eine Diskussionsbasis bieten. Aber wie diskutiert man mit jemandem, der sich ganz sicher ist, da stünde ein Stuhl, wo keiner ist? Und wenn man ihn auffordert, sich darauf zu setzen, tut er halt so als ob. Oder er erfindet Gründe, warum das misslingt: Er sei angesägt worden oder man habe ihn böswillig weggezogen!

Primitive Abwehrmechanismen gegen Vernunft und Kritik aus geistiger Hilflosigkeit

Nun, überdurchschnittlich viele Muslime meinen zu wissen und sind sich überhaupt nicht bewusst, dass sie bloß glauben. Darum können sie auch keine Gründe für ihren Glauben anführen, und stattdessen halten sie jeden für verrückt, der ihnen widerspricht, wo doch die Wahrheit so offensichtlich sei. Auf die Idee, dass sie einfach nur von kleinstauf massiv indoktriniert wurden, dass um sie herum stets so getan wurde, als ob dieser Gott da wäre wie ein Familienmitglied, kommen sie erst gar nicht. Denn wenn sie darauf kämen, müssten sie sich für leichtgläubige Deppen halten, die über gar kein wirkliches Selbst verfügen. Was immer eine sehr schmerzliche Erkenntnis ist, egal, auf welchem Besen man gerade zu reiten glaubt.

Die abgrundtiefe Furcht, abzustürzen und zum Gespött derer zu werden, welche die
Wirklichkeit erkennen können, ist so groß, dass man mit allen Waffen herumfuchteln muss, die man gerade parat hat: Todes-, und Gewalt- und Vergewaltigungsandrohungen, sowie geistlosen Beleidigungen unterster Kajüte, die offenbar deswegen jeglicher Kreativität entbehren, da alle Neuronen für die Phantasie bereits ausgelastet sind.

Und je heftiger die Kritik, desto heftiger die Gegenreaktion, so als ob der Fromme hoffe, dass in der tobenden Balgerei die empfindlichen Nadelstiche der Vernunft nicht mehr spürbar seien! Und wer nun glaubt, diese Abwehrmechanismen seien bei allen Gläubigen – gleich welcher Konfession – ebenso ausgeprägt, dem sei die Probe aufs Exempel angeraten, nämlich den Diskurs mit den entsprechenden Gruppen zu suchen.

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Zum Autor: Marc Sieberg studierte Philosophie und Volkswirtschaftslehre. Er hat die Politik- und Wirtschaftssimulation „Ars Regendi“ ins Leben gerufen. Blüte des Zweifels ist seine erste Buchveröffentlichung.

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Bild: Pixabay, CC0 Creative Commons

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15 Antworten auf „Befinden sich Muslime mehrheitlich noch auf der mythischen Bewusstseinsstufe?

  1. anvo1059

    Wenn man das tiefe Mittelalter als „mystische Hochzeit“ bezeichnen will, kommt die Überschrifte hin…..😀😀😀

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    1. Jürgen Fritz

      Mythisch, nicht mystisch. Das ist etwas anderes. Das mythische Bewusstsein lebt noch ganz im Mythos und kennt noch keine strenge Trennung zwischen Innen- und Außenwelt, zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Welt und ihrer Deutung. Es fühlt sich ganz in der Welt und nimmt sich selbst als Subjekt noch weniger wahr, fühlt sich vielleicht auch geborgener.

      Mystisch meint dagegen dunkel, geheimnisvoll, rätselhaft, unergründlich.

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      1. *Joseph Campbell*

        oder siehe auch —> „Odysseus und Oidipus“. (Buch Ingeborg Clarus)
        Vom Unbewußten zum Bewußten bzw. umgekehrt.

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  2. truckeropa66

    Da ist was dran!
    Und wenn man dann noch daran denkt, das ein mysthischer Mrnsch leichter zu steuern ist, wie riner der such Zweifel haben kann, dann ergibt vieles ein Bild!

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  4. Marlene Ott

    ein imam hat folgendes erklärt, der islam wäre schon längst untergegangen, wenn auf das verlassen dieser ideologie nicht die todesstrafe stünde – das hat mohammed raffiniert eingefädelt

    daneben hat jede ideoloigie, die verheisst – man sei etwas besseres auf bestimmte gestalten eine unwiderstehliche anziehungskraft

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    1. gilbert808

      Was Mohammed da produziert hat, ist noch wesentlich subtiler. Ziel war (und ist es heute leider immer noch), Soldaten ohne jegliche Todesfurcht zu produzieren. Gewann man eine Schlacht, war man Herr über viele ungläubige Sklaven, ließ man dabei sein Leben, gab es die 72 Jungfrauen im Paradies. Ein Moslemsoldat konnte nicht verlieren. Hinzu kommen weitere Tricks.

      Diese Art von ideologischer Gehirnwäsche findet man woanders auch, aber selten so perfekt wie bei Mohammed.

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  5. EinFragender

    So stimmt das nicht. Alle gläubige Menschen sind sehr wohl der Meinung das Gott real ist … was sich auch durchaus erlebbar macht. Gott zu beweisen geht natürlich nicht, aber Gott beweist sich. Und das macht ihn real, was ich als ehemaliger Atheist nur bestätigen kann.

    Trotzdem, oder sogar gerade deshalb, gibt es keinen Wiederspruch zwischen Glauben und Wissen, wenn man der richtigen Religion angehört, ist beides kein Problem, sondern sogar eine Selbstverständlichkeit: Die Naturwissenschaften erklären das wie, die Theologie das warum.

    Denn Gott macht keinen Sinn, wenn man ihn widerlegen kann. Aber das kann man nicht.

    PS: Ich bin Christ.

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    1. Sigrid Ebert

      (…) wenn man der richtigen Religion angehört (…) – verzeihen Sie, doch es hat den Anschein, dass Sie nicht nur den Artikel von Jürgen Fritz nicht verstanden haben, sondern insgesamt nichts verstehen!

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      1. JPSG

        Das „…wenn man der richtigen Religion angehört…“ für sich stehend wäre natürlich vermessen. Wenn man den Satz fertig liest und mitdenkt, wird klar, was EinFragender sagen will: Es gibt, saubere christliche Theologie vorausgesetzt, keinen Widerspruch zwischen Glauben und Wissenschaft. Beispiel: Die Wissenschaft versucht zu klären, WIE die Welt entstanden ist und die Religion will beantworten, WARUM sie entstanden ist. Die Wissenschaft hat nämlich keine Antwort auf die Sinnfrage. Wir sprechen hier von unterschiedlichen Fragedimensionen. Und wer z. B. die Bibel zur Klärung wissenschaftlicher Fragestellungen missbraucht, kann ebenso die Physik zur Klärung der Sinnfrage heranziehen. So macht es der mythisch steckengebliebene Mensch – den man übrigens in jeder Religion und gewiss auch unter den Nichtreligiösen finden kann.

        JPSG
        (ein katholischer Christ mit evangelischen, koptischen, evangelikalen, charismatischen, pfingstlichen baptistischen, atheistischen, muslimischen, alevitischen, usw. usf. Freunden und Kollegen, der vor einiger Zeit aus einem jahrzehntelangen politischen Halbschlafzustand erwacht ist)

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  6. JPSG

    Übrigens sagen mir meine koptischen Freunde, von denen ein Germanist schon lange in D lebt und die anderen erst vor drei, vier Jahren aus Ägypten zu uns geflohen sind: Ihr Deutschen habt keine Ahnung, was auf euch zukommt, wenn ihr so weiter macht. Ihr habt nicht ansatzweise verstanden, wie die Anhänger der Friedensreligion ticken und macht euch da eine Menge vor. Würde Frau Merkel lieber mal die Kopten fragen,wir haben 1400 Jahre Erfahrung. Gleichzeitig berichten sie, dass sie, weil sie eben arabisch aussehen, in der Stadt gelegentlich mal fremdenfeindlich angemacht werden und die Flachhirne eben nicht gleich erkennen, dass sie es mit Christen zu tun haben..
    Spannendes Experiment: Eines der fremdenfreundlichsten Länder auf Erden fördert durch unkontrollierte Einwanderung und mangelnde Abschiebung Inländerhass und daraus folgend Fremdenhass und bekämpft gleichzeitig nur den Fremdenhass. Und die vor echter Gewalt geflohenen echten Opfer werden hier aufeinmal von zwei Sorten Ablehnung in die Zange genommen.
    Weil’s mir gerade einfällt: Da hat jemand im Kanzleramt offenbar versucht aus der Perspektive der Kernphysik Sinnfragen zu klären, was ja nicht geht (Siehe meinen Kommentar weiter oben). Scheitern vorprogrammiert, kann aber noch lange vor sich hinscheitern, weil es letztendlich mythisch ist, Merke: Der Mythos war nie und ist doch immer, wie mir ein Mönch mal beim Kaffeetrinken sagte…
    Mein Fazit: Es sieht für das Übermorgen in dem Land, in dem wir alle gut und gerne lebten, nicht gut aus. Wohl dem, der eine Hoffnung hat,die über diese Welt hinaus geht!

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  7. gilbert808

    Bliebe noch anzumerken, dass es sich bei der Kaaba um das Heiligtum des Gottes Hubal handelt, die arabische Version des Zeus oder Jupiter. Von Mohammed geklaut.

    Außerdem sind die Voraussetzungen des Juden-/Christen-/Mohammedanertums schon falsch. Jahwe war mit einer gewissen Aschera verheiratet (Fruchtbarkeitsgöttin), die aus militärtaktischen Gründen verschwinden musste. Die Juden haben dafür mit Hosea sogar einen speziellen Propheten, der (ganz modern) Aschera Ehebruch unterstellte, worauf Gott sie vertrieb. Monotheismus – glatte Fälschung.

    Wenn man berücksichtigt, dass die Benennung solcher und anderer Fakten am falschen Ort ganz schnell strafrechtlichen Konsequenzen haben kann, weil man „den Glauben anderer nicht achtet“, kommt man zu dem Schluss, dass unsere Gesellschaft auch nicht wesentlich weniger bekloppt ist.

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