Warum Kapitalismus so gut und Sozialismus so schlecht ist

Von Jürgen Fritz, Do. 02. Mai 2019

Kevin Kühnert, der Vorsitzende der Jungsozialisten, der Jugendorganisation der SPD, möchte ihn zerstören und damit hinter das Godesberger Programm der SPD von 1959 zurückfallen. Doch was genau sind die Kennzeichen des Kapitalismus, was seine Vorzüge und Nachteile und warum tun sich viele Menschen mit ihm so schwer?

Kennzeichen des Kapitalimus

Kapitalismus ist eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die folgende vier Charakteristika aufweist:

1. Privateigentum an Produktionsmitteln: Es gibt also selbstständige Unternehmer, die ihre Produkte und Dienstleistungen am freien Markt anbieten, so dass die Menschen (Konsumenten) zwischen verschiedenen Angeboten auswählen können. Diese selbständigen Unternehmer stehen zueinander in Konkurrenz und das erzeugt einen Druck, eine Motivation, seine Angebote ständig zu verbessern und diese preisgünstiger als die Konkurrenten anzubieten, um diese so auszustechen. Von diesem Konkurrenzkampf profitieren die Konsumenten, die dadurch auch vor Phantasiepreisen geschützt werden. Zudem wird so meist dafür gesorgt, dass die Bedürfnisse relativ gut befriedigt werden, weil es immer clevere Leute gibt, die schnell erkennen, dass irgendwo Bedürfnisse vorhanden sind, die nicht adäquat befriedigt werden, so dass hier gute Gewinnaussichten locken, daraus eine Geschäftsidee zu entwickeln. Natürlich werden auch Bedürfnisse künstlich durch Werbung, Marketing etc. erzeugt, um dann seine neuen Produkte an den Mann bringen zu können.

2. Steuerung von Produktion und Konsum über den Markt, sprich freie Marktwirtschaft: Die Preise der Produkte und Dienstleistungen bilden sich über Angebot und Nachfrage. Was niemand haben möchte, dafür bekommt man keinen anständigen Preis, kann somit auch kaum oder gar keinen Gewinn erzielen oder fährt sogar Verluste ein und endet in der Insolvenz (unternehmerisches Risiko). Dinge, die sehr viele haben möchten, kann man dagegen enorm teuer verkaufen und dadurch richtig reichen werden, wenn man fleißig und geschickt ist.

3. Dadurch kommt es früher oder später immer zu einer Akkumulation des Kapitals bei den besonders Erfolgreichen, die ihr Vermögen dann meist auch noch vererben, so dass die Kinder und Enkel, so sie ebenfalls geschickt und fleißig sind, noch reicher werden. So können sich ganze Dynastien von Reichen entwickeln, es entsteht mit der Zeit das Großkapital, welches starken Einfluss nehmen kann auf Gesellschaft und Politik, vielleicht das größte Problem des Kapitalismus. Bei modernen Unternehmen wie Google, Amazon, Apple oder Facebook geht diese Entstehung von Großkapital bisweilen auch sehr schnell innerhalb von nur einer Generation, ja sogar innerhalb von ein, zwei Dekaden.

4. Die Menschen dürfen Unternehmen gründen, eigene Ideen umsetzen, ihre Produkte und Dienstleistungen anderen anbieten und sie dürfen dabei nach Gewinn streben, was einen enormen Antrieb für Innovation darstellt und dazu führt, dass das Niveau der gesamten Gesellschaft enorm angehoben wird, sowohl in wirtschaftlicher, wie auch wissenschaftlicher, technischer, technologischer Hinsicht und was den Lebensstandard der gesamten Gesellschaft anbelangt.

Die Entstehung von Wirtschaftswachstum

So etwas wie Wirtschaftswachstum, dass also mehr an Produkten und Dienstleistungen produziert wird als im Jahr, in der Dekade oder im Jahrhundert zuvor, gab es bis ins 18. beziehungsweise frühe 19.Jahrhundert quasi fast gar nicht. Dies entstand erst mit freien, kapitalistischen Märkten. Bis ins 18. Jahrhundert hinein spürten die allermeisten Menschen, egal wo auf der Welt, keinerlei Veränderung im Wohlstand während ihres gesamten Lebens. Das war quasi von der Geburt bis zum Tod immer gleich und auch die Kinder und Enkel hatten keinen anderen Lebensstandard als die Eltern und Großeltern, außer bei einigen wenigen. Dies ging dann aber auf Kosten von anderen, da das Ganze ein Nullsummenspiel war. Um reicher zu werden, musste man, da es ja kein Wirtschaftswachstum gab, anderen etwas wegnehmen.

Dies ist im Kapitalismus anders, was viele nicht verstehen, vor allem Kommunisten und Sozialisten, die von einem konstanten Kuchen ausgehen (statisches Modell), den sie nach ihren Wunschvorstellungen von möglichst wenig materieller Ungleichheit „gerecht“ verteilen möchten. Dies Ansatz geht von daher in die Irre, weil der Kapitalismus kein Nullsummenspiel ist. Das wirtschaftliche Gesamtniveau kann ständig und immer weiter steigen (dynamisches Modell), was dazu führt, dass der Lebensstandard, so man gewisse Umverteilungen mit staatlicher Gewalt vornimmt, fast aller steigt, das aber unterschiedlich schnell.

Das Paradoxon des Kapitalismus

Darunter leiden diejenigen, bei denen ihr Lebensstandard langsamer steigt als bei anderen, meist sehr stark, da sie sie ihre Lebensverhältnisse weniger mit ihren Eltern, Großeltern, Urgroßeltern vergleichen, sondern viel eher mit ihren Zeitgenossen, die mehr haben als sie selbst. Und nun setzt etwas sehr Verrücktes ein. Menschen, die mehr haben als vor zehn, zwanzig Jahren, aber jetzt deutlich weniger als ihre Nachbarn, sind meist unzufriedener als damals, obschon es ihnen deutlich besser geht als in dieser Zeit. Der Grund ist wiederum just dieser, dass Menschen viel eher dazu neigen, nicht mit anderen Zeiten zu vergleichen, sondern mit anderen Menschen in der gleichen Zeit.

Somit kommen wir zu dem Paradoxon, dass es sehr vielen Menschen in kapitalistischen Systemen materiell und was ihren Lebensstandard insgesamt anbelangt, zum Beispiel auch die Gesundheitsversorgung oder das Bildungs- und Medienangebot, sehr viel besser geht als ihren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, viele aber, die mit den besonders Erfolgreichen nicht mithalten können, zunehmend unzufrieden werden, weil sie sich anders als die Menschen in der Ständegesellschaft des Mittelalters und der frühen Neuzeit jetzt auch mit solchen vergleichen, die sehr viel mehr haben, da ja in einer freien, gleichen Gesellschaft eigentlich alle die Möglichkeit hätten, selbst etwas ganz Großes auf die Beine zu stellen.

Und schon betreten die Sozialisten die Bühne

Nun ist aber nicht jeder ein Bill Gates oder Mark Zuckerberg, ein Lionel Messi oder Christiano Ronaldo. Das heißt, die Menschen werden quasi damit konfrontiert, dass andere, welche die Natur mit besonderen Talente ausgestattet hat, die gerade gefragt sind, es zu sehr viel mehr bringen als sie selbst, obschon die Startbedingungen nicht sehr unterschiedlich waren. Das erzeugt ungute Gefühle wie Missgunst (negativer Neid), eine Störung des Selbstwertgefühls und Unzufriedenheit bis hin zu Hass. Es entsteht der Wunsch, anderen die Früchte ihres Erfolges mit Gewalt wegzunehmen.

Wenn dieser Wunsch bei sehr vielen entsteht, fangen nun sozialistische oder „sozialdemokratische“ Parteien an, diese Unzufriedenheit und diese Missgunst zu bündeln und zu einer politischen Gewalt zu machen. Zumeist sind dies Menschen, die irgendwie auch selbst von solchen Emotionen dominiert sind und sie dann bei anderen auch besonders gut anstacheln und so für ihre persönlichen Karrieren nutzen können.

Wenn Sie sich zum Beispiel Kevin Kühnert anschauen, können Sie schnell feststellen, dass der junge Mann mit fast 30 Jahren keinerlei Studien- oder Berufsabschluss hat, nichts, gar nichts. Über diese Instrumentalisierung der Unzufriedenheitsgefühle anderer versucht er seine gesamte Karriere aufzubauen und wird es damit wahrscheinlich wie vor ihm schon andere weit bringen. Ähnliches galt und gilt für Martin Schulz (Schulabbrecher), Andrea Nahles (Studium der Germanistik und Politikwissenschaft mit Magisterabschluss, Thema der Magisterarbeit „Die Funktion von Katastrophen im Serien-Liebesroman“, Promotion angefangen, dann abgebrochen) und viele andere.

Es darf vermutet werden, dass diese Leute etwas anderes auch gar nicht könnten und es ohne diese Unzufriedenheitskanalisierung und -instrumentalisierung auch zu nicht sehr viel bringen würden im Leben. Sie machen quasi das Anderen-Menschen-die-Früchte- ihrer-Arbeit-wegnehmen zu ihrem eigenen Geschäftsmodell und stecken bei dieser großen Umverteilung etliches in die eigene Tasche, siehe dazu insbesondere: Martin Schuld – der größte Abkassierer von allen?.

Es gibt keine Grenzen des Wachstums

Aber zurück zum Wirtschaftswachstum. Bei diesem gibt es, anders als viele meinen, keine „Grenzen des Wachstums“, weil die Innovationskraft unendlich ist. Die menschliche Phantasie kann immer neue Dinge erfinden, die auch nicht an höheren Ressourcenverbrauch gekoppelt sein müssen. Umgekehrt zeigt sich, dass alle Gesellschaften, die es ohne freie, kapitalistische Märkte versuchen, relativ schnell in große Armut zurückfallen.

Die größte Antriebsfeder solche neue Dinge zu erfinden, zu entwickeln, zu bauen und immer weiter zu verbessern, ist aber nun einmal der Anreiz, damit persönliche Gewinne erzielen zu können, wofür wiederum freie Märkte die optimale Voraussetzung sind. Das hat in den letzten vier Jahrzehnten sogar die kommunistische Partei in China erkannt (1978: „Vier Modernisierungen“ unter Deng Xiaoping), was zu einem unglaublichen Wirtschaftsaufschwung im Reich der Mitte führte und hunderte Millionen Menschen aus bitterster Armut herausholte und China, wahrscheinlich bald schon die größte Volkswirtschaft der Erde, aus der Dritten Welt herauskatapultierte. Die deutsche SPD scheint aber, so Kevin Kühnert zunehmend an Einfluss gewinnen sollte in der Partei, den umgekehrten Weg gehen zu wollen.

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Titelbild: YouTube-Screenshot von Kevin Kühnert

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