Köln: Schwerer Anschlag auf einen Wahlstand der Grünen

Von David Berger, Mi. 01. Mai 2019

Gerade erst haben Die Grünen, die voller Hoffnung sind für anstehende EU-Wahl, ihren Wahlkampf eröffnet und in den Städten ihre ersten Stände aufgestellt, da müssen sie schon einen schweren Anschlag verkraften, der, so ist aus vertraulichen Quellen zu hören, die gesamte Partei tief erschüttert haben soll. Der Angriff ereignete sich am Montagnachmittag in Köln an einem kurz zuvor erst aufgebauten Grünen-Wahlkampfstand. Zum Glück kam niemand ums Leben, aber der Schock sitzt tief. David Berger, der direkt vor Ort war, berichtet aus erster Hand.

Drei Burkas, noch mehr „Bruda“

Ausnahmesweise gibt es hier für meine Leser einmal meinen Tagebucheintrag von Montagabend. Ich bitte die für den Blog hier ungewohnte Diktion zu entschuldigen.

Köln, Montag später Nachmittag, Fußgängerzone. Burka 1 läuft neben Burka 2. Neben ihr wankt Burka 3. Bei dieser handelt es sich unzüchtigerweise um eine etwas jüngere Kölnerin, nur ein Hijab verdeckt ihre Haare und den Hals. Als sie sich umdreht um mit Burka 1 zu reden, sehe ich fast ihr komplettes Gesicht. „Muslimisches FKK“ denke ich mir noch.

Hinter uns mehrere Salafistenbärte von Anfangszwanzigern. Auftrainiert (McFit!). Im Unterschied zum gewöhnlichen Rheinländer tiefe Stimmen (toxische testo-gesättigte Töne). Ausgerüstet mit Tüten von Footlooker. Sehr laut. Ich überlege, was nun die gängige Anrede ist, die das Coolsein unterstreicht: „Alda“ oder „Bruda“. Gehe davon aus, dass sich „Bruda“ durchsetzen wird.

„Kommt der Mut, geht der Hass“

Ob wir wollen oder nicht, da können die Arme-Sünder-Klöckchen der protestantischen Kirche gegenüber von C&A noch so laut und grell aufheulen. Davor haben die Kölner Grünen, bekannt durch Politiker wie Volker Beck (erstaunlicherweise sieht man hier kaum Meth-Opfer, ganz anders als am Nolli in Berlin), einen Wahlkampfstand zur EU-Wahl aufgebaut: „Kommt der Mut, geht der Hass“ lese ich.

Lila Halstuch, graue Professorinnenfrisur, über 60, will aber nicht mit Hassan und seine Brüda sprechen. Nein, sie stürmt zielgerichtet durch die Menge auf mich und meinen Begleiter zu. Als hätte sie seit Tagen nur auf uns zwei spießige Homos mit Deutschkenntnissen gewartet.

„Als Schwule ist doch klar, was wir wählen!“

„Bald ist Europawahl! Wisst ihr schon, was ihr wählt?“, ruft sie uns zu. Die Merkelschen Speichelfalten werden zu einem krampfhaften Lachen verzogen. Ich bleibe stehen, während mein Begleiter schon einige Schritte weiter ist, dann auch stehen bleibt und zurückkommt. Sie steht nun zwischen uns beiden.

„Als Schwule ist doch klar, was wir wählen!“ entgegne ich ihr. Nun wird das Lächeln entspannter. „Zwei unserer lieben Schoßhündchen“, denkt sie sich vermutlich. „Trotzdem, damit ihr’s nicht vergesst“, sagt sie und drückt jedem von uns einen Flyer in die Hand (irgendwie schon latent homophob – wir könnten ja auch ein Paar sein mit gemeinsamer Flyerbibliothek): „Europa ist die beste Idee, die Europa je hatte“ steht drauf. Intellektueller Supergau, denke ich mir.

„… mit Angst vor der Scharia natürlich AfD!“

Ich schaue drauf und spiele Entsetzen: „Ach du sch**e, das war jetzt ein Missverständnis“. Verwirrter Blick bei der Grünen. „Wir wählen als Homos mit Angst vor der Scharia natürlich AfD!“

Es dauert bis sie realisiert, was ich gerade gesagt habe, währenddessen Kichern bei meinem Begleiter. Dann noch eine Schrecksekunde, in der sie wie angewurzelt vor uns steht – sie dreht sich um – ergreift fast panikartig die Flucht. Zurück zum grünen Rudel.

Ob der Staatsschutz schon ermittelt, steht noch nicht fest

Wie die Mitarbeiterin wieder aufgebaut wurde und ob sie nach diesem rechtsextremen Angriff überhaupt noch im EU-Wahlkampf weiter eingesetzt werden kann, bekommen wir nicht mehr mit. Meldungen, dass sie kurz darauf ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, können wir daher auch nicht bestätigen. Auch nicht, ob man beim Staatsschutz angefragt hat, ob er in der Sache nicht ermitteln möge.

Wir gehen weiter, Shopping mit vielen Plastiktüten. „Besser als wenn der Kunststoff im Meer rumschwimmt“, sage ich zu meinem Begleiter.

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Diese Satire erschien zuerst auf Philosophia perennis und erscheint hier mit freundlicher Genehmigung von PP und dessen Betreiber David Berger.

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Zum Autor: David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch Der heilige Schein über seine Arbeit im Vatikan als homosexueller Mann. Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Homomagazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritk. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die ZeitJunge Freiheit, The European). Seine Bibliographie wissenschaftlicher Schriften umfasst ca. 1.000 Titel.

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Titelbild: BR-YouTube-Screenshot

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