Tatjana Festerling zur Demo für freies Infizieren: Ich möchte mit diesen Leuten nichts mehr zu tun haben

Von Jürgen Fritz, Sa. 29. Aug 2020, Titelbild: YouTube-Screenshot

„Den Menschen in Deutschland, aber nicht nur dort, vermutlich im gesamten Westen, ist die Fähigkeit abhanden gekommen, überhaupt echte, reale Gefahren erkennen und einschätzen zu können“, konstatiert Tatjana Festerling sehr treffend. Und dies gilt nicht nur für die marxaußen, sondern genauso für die rechtsaußen. Bezüglich derer, die zu der Demo für freies Infizieren heute in Berlin aufrufen, hat Festerling eine klare Botschaft.

Bürgerrechte gelten für alle Staatsbürger, nicht nur für jene, deren politische Auffassungen einem persönlich genehm sind

Eines vorab: Das Verbot der heutigen Demonstration „Berlin invites Europe – Fest für Freiheit und Frieden“ durch die Berliner Polizeibehörde und das noch schlimmere Statement des schrecklichen Innensenators Andreas Geisel (SPD) hielt ich von Anfang an für grundverkehrt. Nicht weil ich diese Demonstration der Corona-Extremverharmloser in irgendeiner Art und Weise inhaltlich unterstützen würde. Nein, aus einem anderen Grund:

Weil ein liberale, rechtsstaatliche Demokratie sich nicht aussuchen kann, wann sie Grund- und Bürgerrechte zugesteht und wann nicht, je nachdem, ob es etwas Sinnvolles oder etwas Abstruses ist, wofür Menschen Partei ergreifen und wofür sie demonstrieren wollen. Das steht weder den staatlichen Organen noch sonst jemand zu, hier nach dem Inhalt und Ziel der Demonstrationen zu urteilen, sofern dies sich innerhalb des Rahmens bewegt, der durch Verfassung und Gesetze vorgegeben ist und diese auf legitime Weise zustande kamen.

Oder wie Rainer Zitelmann vorgestern, nach dem Verbot der Berliner Demo, noch vor der Aufhebung durch das Verwaltungsgericht, schrieb:

»Ich halte absolut nichts von Verschwörungsspinnern, und es ist in der Tat zu erwarten, dass sich viele davon bei der Demonstration eingefunden hätten. Aber ich halte sehr viel vom Demonstrationsrecht – und das sollte sowohl für linke Antikapitalisten wie auch für rechte Zuwanderungskritiker gelten – und auch für Verschwörungsspinner und für Menschen, die immer noch nicht begriffen haben, dass Corona keine Erfindung, sondern eine gefährliche Krankheit ist.«

Genau so sehe ich es auch und genau so muss es jeder liberale, rechtsstaatliche Demokrat sehen. Wer es anders sieht, ist kein liberaler Demokrat und steht damit nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, sprich: er steht nicht auf dem Boden unserer Verfassung.

Oder wie Voltaire (François-Marie Arouet, 1694-1778) es in seinem Plädoyer für Toleranz formulierte:

»Es ist klar, dass ein Individum, das ein anderes, seinen Bruder, verfolgt, weil es nicht seine Meinung teilt, ein Monster (un monstre) ist.«

… und 1765 in seinem Plädoyer gegen Zensur:

»Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist das Recht eines jeden freien Menschen, das man nicht leugnen kann, ohne die abscheulichste Tyrannei auszuüben.«

Soweit zur formalen Ebene, nun zur inhaltlichen, also zur Frage, wofür diese Bürger von ihrem verfassungsrechtlich garantierten Demonstrationsrecht Gebrauch machen.

Tatjana Festerling über die Demo für freies Infizieren

Diese Verschwörungsspinner haben wie gesagt, wie jeder andere deutsche Staatsbürger auch, „das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln“, wie es in Artikel 8 des Grundgesetzes heißt. Sie haben aber kein Recht darauf, dass man sie hierfür nicht kritisieren darf. Was für Leute, zu dieser abstrusen Demonstration aufgerufen haben, habe ich hier in diesem Artikel versucht aufzuzeigen.

Tatjana Festerling schreibt dazu:

»Jürgen Fritz DANKE für diesen Artikel!

DANKE, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, die führenden Köpfe dieses absurden Sumpfes zu benennen. Ich habe es nicht geschafft, zu groß ist noch mein Entsetzen über diese unfassbare „Querfront“, die sich da gebildet hat und die GESAMTE politische Opposition in Deutschland auf einen Schlag pulverisiert hat. Wer soll diese Leute von der AfD je wieder ernst nehmen? Wenn das so geplant war, dann ist es ein strategisches Meisterstück, vor dem ich meinen Hut ziehe.

Und natürlich zählen zu dieser „Querfront“ noch viel mehr, sogar Intellektuelle, die sich diesen Schwachköpfen insofern anschließen, in dem sie das Anliegen öffentlich unterstützen, gegen eine angebliche „Hygiene-Diktatur“ polemisieren (Broder) oder zur Teilnahme an der Demo für freies Infizieren aufrufen: Vera Lengsfeld, Angelika Barbe, Jürgen Elsässer, Ken Jebsen, Heiko Schrang, der Silberjunge, leider auch Frauke Petry, Matthias Matussek, Daniel Matissek und so viele andere.

Es ist unfassbar enttäuschend zu sehen, wie einstige Mitstreiter gegen die Islamisierung und Zensur nun völlig freidrehen, sich von der Logik verabschieden und die Pandemie benutzen, um sich narzisstisch aufzuwerten und von denen beklatschen zu lassen, die nicht mehr bereit sind, sich freiwillig selber zu beschränken, die sich zu Gesundheit und einem Virenausbruch lautstark mit einer „Meinung“ zu Wort melden und die sich nicht mal durch den weltweit geführten Kampf gegen das Virus auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigen können.

Ich möchte mit diesen Leuten – auch wenn es frühere Weggefährten sind – NICHTS mehr zu tun haben

Und über die Verschwörungsgläubige „Miriam Hope“, eine derer, die zu Berlin2908 aufgerufen hat, schreibt Festerling:

»Ob sich die Mitarbeiter eines Dienstes oder die Jungs vom „Zentrum für politische Schönheit“ wohl schon bei der Namensauswahl vor Lachen brüllend auf die Schenkel schlugen? „Miriam Hope“ – das Namensbranding im „Widerstand“ ist ähnlich kreativ wie das in der Pornobranche(Mir fiel spontan „(Va)Gina Wild“ ein.)

Soweit Tatjana Festerling, die über die Gabe verfügt, Dinge hart, aber ungemein treffend genau auf den Punkt zu formulieren.

Fazit

Unsere liberale Demokratie ist in akuter Gefahr. Und das lange schon. Sie wird bedroht von völlig intoleranten, auf diffizile, subtile, aber doch klar zu erkennende Art Zensur ausübenden Neomarxisten – Monstern, wie sie Voltaire nannte. Der „Widerstand“ der Querfrontler aber ist, man muss das so deutlich sagen, oftmals geradezu lächerlich.

Damit aber schaden diese „Widerständler“  und jene, die das für sich persönlich nutzen, um ihren Reibach mit diesem Schwachsinn zu machen – man ahnt förmlich, wie die Euronen hier nur so rollen -, jeder vernünftigen, ernst zu nehmenden Opposition, die unser Land und die gesamte westliche Welt so dringend bräuchte. Leider aber ist noch immer kein neuer Voltaire in Sicht.

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