Trumps Kristallnacht! Schwarzenegger: der schlechteste Präsident aller Zeiten

Von Jürgen Fritz, Mo. 11. Jan 2021, Titelbild: YouTube-Screenshot

Leider gibt es noch immer viel zu wenige Republikaner, die sich gegen den abgewählten faschistischen Präsidenten Trump stellen. Ganz anders Arnold Schwarzenegger, der Gouverneur von Kalifornien (2003-2011). In einem Video findet Schwarzenegger, der den Sturm auf das Kapitol mit der Kristallnacht im November 1938 vergleicht, deutliche, aufrüttelnde Worte und beschwört die Demokratie und die amerikanischen Ideale: Democracy first!

Schwarzenegger vergleicht den Sturm aufs Kapitol mit der Kristallnacht, die Proud Boys mit den Nazis

In einer Stellungnahme zum Sturm auf das Kapitol vergleicht Schwarzenegger die Ereignisse mit den Novemberpogromen im Dritten Reich, der sogenannten „Reichskristallnacht“, wie die Nationalsozialisten die Progromnacht euphemistisch nannten, und die Proud Boys vergleicht er mit den Nazis.

Schwarzenegger gehört selbst seit vielen Jahren der republikanischen Partei an. Von Trump hielt er aber noch nie viel. Nach Veröffentlichung der Tonaufnahmen mit sexistischen Äußerungen von Trump 2016, äußerte Schwarzenegger, dass er zum ersten Mal seit seiner Einbürgerung im Jahr 1983 nicht für die Republikaner stimmen würde. Zudem bekräftigte er, dass er selbst kandidiert hätte, wäre er in den USA geboren worden.

Nun bezieht der in Österreich geborene und aufgewachsene ehemalige Bodybuilder, Filmstar und Gouverneur in einem siebeneinhalbminütigen Video klar Stellung zu Trump und den Ereignissen um den Sturm auf das Kapitol, die die ganze Welt erschütterten.

Die Trump-Anhänger, die das Kapitol stürmten, zertrampelten die Prinzipien, auf denen das Land gegründet wurde

Als ein US-amerikanischer Immigrant möchte er ein paar Worte zu seinen amerikanischen Landsleuten und zu all den Freunden der USA in der Welt sagen zu den Ereignissen der letzten Tage. So beginnt der Republikaner seine Videobotschaft. Er sei in Österreich aufgewachsen und sei sich sehr bewusst, was in der sogenannten „Kristallnacht“ (im November 1938) geschah, der Nacht des zerbrochenen Glases. Es war ein Amoklauf gegen die Juden gewesen, ausgeführt durch die Nazis, dem Äquivalent zu den Proud Boys, so Schwarzenegger.

Der letzte Mittwoch war der Tag des zerbrochen Glases in den USA, im Kapitol. Der Mob habe aber nicht nur die Fenster des Kapitols zertrümmert, sie „erschütterten die Ideen, die wir für selbstverständlich hielten. Sie zertrampelten die Prinzipien“, auf denen das Land gegründet wurde.

Auch damals begann alles mit Lügen, Lügen und Lügen, mit Egoismus und Zynismus

Er selbst sei – geboren 1947, zwei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg – in den Ruinen eines Landes aufgewachsen, welches darunter litt, seine Demokratie verloren zu haben. Aufgewachsen in einem Land, in dem er umgeben war von gebrochenen Männern, die ihre Schuld am Mitwirken des schlimmsten Regimes in der Geschichte wegtranken. Nicht alle seien tollwütige Antisemiten und Nazis gewesen. Viele hätten einfach mitgemacht. Dies seien für ihn schmerzliche Erinnerungen, über die er öffentlich selten spreche. Sein Vater wäre jede Woche ein-, zweimal betrunken nach Hause gekommen, habe die Kinder geschlagen und seiner Frau Angst eingejagt. Und er sei kein Einzelfall gewesen.

All das habe auch damals begonnen mit Lügen, Lügen und Lügen. Und mit Intoleranz. Als Europäer habe er mit eigenen Augen gesehen, wie Dinge völlig außer Kontrolle geraten können. Derzeit bestehe die Angst in den USA, so etwas könne nun auch dort geschehen. Er selbst glaube nicht, dass dies geschehen werde, aber er glaube, dass „wir uns der schrecklichen Folgen von Egoismus und Zynismus bewusst sein müssen“.

Trump versuchte, das Ergebnis einer fairen Wahl umzudrehen, er wird in die Geschichte eingehen als der schlechteste Präsident aller Zeiten

Trump habe versucht, das Ergebnis einer Wahl umzudrehen – einer fairen Wahl. Er versuchte einen Putsch, indem er das Volk mit Lügen in die Irre führte. Sein Vater und die Nachbarn wurden ebenfalls mit Lügen in die Irre geführt. Und er wisse, wo solche Lügen hinführen. Trump sei ein gescheiterter Leader. „Er wird in die Geschichte eingehen als der schlechteste Präsident aller Zeiten.“ Das Gute daran sei, er werde bald schon so irrelevant sein wie ein alter Tweet. Aber was ist mit gewählten Beamten, die seine Lügen und seinen Verrat ermöglicht haben, fragt Schwarzenegger.

Patriotismus meine, zu seinem Land zu stehen. Es bedeute nicht, zum Präsidenten zu stehen. John F. Kennedy habe ein Buch geschrieben mit dem Titel „Profiles in Courages“. Eine Reihe von Mitgliedern seiner eigenen Partei werden ob ihrer Rückgratlosigkeit ihre Namen nie in einem solchen Buch zu lesen bekommen. Sie seien mitschuldig am dem selbstgerechten Aufruhr im Kapitol

Die US-Demokratie aber habe standgehalten. Repräsentantenhaus und Senat hätten innerhalb von Stunden den gewählten Präsidenten Biden zertifiziert. „Was für eine großartige Leistung der Demokratie!“, so der Republikaner Schwarzenegger.

Einer Sache dienen, die größer ist als man selbst, höheren Idealen, auf denen die USA gegründet wurden

Als katholisches Kind habe er eines gelernt: was es heißt zu dienen. Einer Sache zu dienen, die größer ist als man selbst. Was die USA jetzt brauchen, sei ein solches Herz, das dem Volk dient. „Wir brauchen Staatsdiener, die einer Sache dienen, das größer ist als ihre eigene Macht oder ihre eigene Partei. Wir brauchen Staatsdiener, die höheren Idealen dienen. Nämlich solchen Idealen, auf denen die Vereinigten Staaten von Amerika gegründet wurden. Ideale zu denen andere Länder aufschauen. 

Viele besorgte Freunde hätten ihn diese Tage angerufen, eine Frau habe geweint. Es seien wundervolle Tränen des Idealismus gewesen darüber, was Amerika sein sollte. „Solche Tränen sollten uns daran erinnern, was Amerika für die Welt bedeutet“, so Schwarzenegger weiter. So herzzerreißend es sei, was diese Tage passiere, so sei er doch sicher: Amerika werde von diesen dunklen Stunden zurückfinden ins Licht. 

„Wir müssen die Leute, die uns an diesen unverzeihlichen Punkt gebracht haben, zur Rechenschaft ziehen“

Das Schwert aus dem Film Conan in die Kamera haltend erläutert der Gouvernator sodann: Je mehr man ein Schwert härtet, je öfter man es mit dem Hammer bearbeite, ins heiße Feuer und ins kalte Wasser halte, desto stärker und robuster werde es. Und mit dieser Metapher macht er klar: „Unsere Demokratie ist wie der Stahl dieses Schwertes“. Je mehr auf sie eingeschlagen werde, desto stärker wird sie werden.

Die amerikanische Demokratie habe schon so vieles überstanden, Kriege, Ungerechtigkeiten, Aufruhr, auch dieses Mal „werden wir stärker aus dem Ganzen hervorgehen, weil wir nun wissen, was wir zu verlieren haben“. Natürlich seien Reformen notwendig, dass solches nie wieder geschehen könne. „Wir müssen die Leute, die uns an diesen unverzeihlichen Punkt gebracht haben, zur Rechenschaft ziehen.“

Democracy first

In einem eindringlichen Appell fährt das Mitglied der republikanischen Partei fort: „Wir müssen über uns selbst, unsere Parteien und Unstimmigkeiten hinwegsehen und die Demokratie an die erste Stelle setzen (democracy first).“ Und man müsse gemeinsam heilen von dem Drama, das gerade passierte. Heilen nicht als Republikaner und Demokraten, sondern als Amerikaner.

Als erstes sei dazu notwendig, zusammen zu sagen: „President-elect Biden, wir wünschen dir großen Erfolg als unser Präsident. Wenn du Erfolg hast, dann hat auch unsere Nation Erfolg. Wir unterstützen dich von ganzem Herzen, wie du dich bemühst, uns wieder zusammen zu bringen.“

„Alle, die meinen, sie könnten die Verfassung der Vereinigten Staaten kippen, sollen wissen: Ihr werdet niemals gewinnen!“

Sodann schließt Schwarzenegger mit den Worten: „Und alle, die meinen, sie könnten die Verfassung der Vereinigten Staaten kippen, sollen wissen: Ihr werdet niemals gewinnen. President-elect Biden, wir stehen zu dir heute, morgen und für immer, um unsere Demokratie zu verteidigen gegen die, die sie bedrohen.“

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