Von Jürgen Fritz, So. 18. Jul 2021, Titelbild: YouTube-Screenshot
„Wenn die oben die Formen achten, dann wird es das Volk nicht wagen unehrerbietig zu sein.“ – Konfuzius (551-479 v. u. Z.)
Laschet hat nicht das Format zum Staatsmann …
Was hatte ich nicht über Monate und Monate hinweg alles geschrieben, dass Armin Laschet der denkbar ungeeignetste Kanzlerkandidat ist. Jeder andere wäre besser gewesen: Merz, Söder, auch Röttgen. Aber die CDU-Parteifunktionäre entschieden wieder gegen alle, gegen die 246 Unionsabgeordneten im Bundestag , gegen die eigene Parteibasis (400.000 CDU- und über 140.000 CSU-Mitglieder), gegen die Unions-Wähler (12 bis 20 Millionen, je nachdem).
Nikolaus Blome und Ulrich Reitz haben Recht: Man möge sich fragen, ob Merkel so etwas auch unterlaufen wäre, mitten in so einer schrecklichen Katastrophe Witze zu reißen und zu kichern, während der Bundespräsident wenige Meter entfernt vorne spricht über diese schreckliche Katastrophe, die unvorstellbaren Schaden angerichtet und so vielen Menschen schier unermessliches Leid zugefügt hat. Man kann sich auch fragen, ob Merz, Söder oder Röttgen so etwas unterlaufen wäre. Die Antwort ist: Nein. „Laschet lacht, da er keinen Anstand, keine Klasse und nichts staatsmännisches besitzt“, schreibt jemand auf Twitter. Dem stimme ich zu.
Und Ulrich Reitz hat inzwischen im FOCUS kommentiert: „Diese Szene ist abstoßend, man kann es anders nicht sagen (…) Lustig sein im Angesicht einer Katastrophe, bei einer Art kleinem Staatsakt, was automatisch so ist, wenn der Bundespräsident an einen Trauerort kommt, um dort eine Rede zu halten? (…) Trauerstunden sind Repräsentationsstunden. Staatsstunden. Für Laschet aber ist es augenscheinlich keine Staatsstunde. Staatsmann? Er hat einfach nicht das Format dafür. (…) Uns tut es auch leid, feststellen zu müssen, dass nun nicht nur Laschets Verhalten, sondern auch noch seine so genannte Entschuldigung daneben war. Es tut ihm leid, dass der Eindruck entstanden ist? Im Ernst? Was war unpassend – etwa der Eindruck? Tut es ihm etwa nicht leid, dass er es war, der diesen Eindruck bei anderen erst hervorgerufen hat? Ist etwa in den Augen von Laschet gar nicht Laschet Schuld, sondern der, der den Eindruck bekommen hat, Laschet habe sich falsch verhalten? Was soll diese provinzielle Schwurbelei? Man kennt diese Sorte Politikerentschuldigung. Sie ist seltsam verhuscht. Und sie verdoppelt das Elend des Kandidaten. Hat der Kanzlerkandidat noch nicht einmal das Format zuzugeben, dass er einen Granatenmist gebaut hat?“
… und Steinmeier nicht zum Bundespräsidenten
Wenige Minuten später hat Steinmeier übrigens dann im Hintergrund seinerseits gekichert, während Laschet redete und auf Trauermine machte.

Hier entdeckt Steinmeiner offenbar etwas, was er sehr lustig findet und macht die Dame neben sich darauf aufmerksam, das geht also von ihm aus, YouTube-Screenshot

Dann ist auch er, Steinmeier, sicherlich vergnügt und kichert zusammen mit der Dame neben ihm, YouTube-Screenshot
Wer vorne steht, setzt immer die Trauer- und Betroffenheitsmiene auf, spricht tragende Worte, sobald er wieder hinten steht, werden Witzchen gemacht, wird sich amüsiert, wird gelacht, gekichert – mitten im Katastrophengebiet.
Herr Steinmeiner, treten Sie von Ihrem Amt als Bundespräsident zurück! Herr Laschet, ziehen Sie Ihre Kanzlerkandidatur zurück!
Über 140 Menschen sind in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auf schockierende Weise ums Leben gekommen, die Polizei befürchtet, dass noch weitere hinzukommen, und der deutsche Bundespräsident und der nordrheinwestfälische Ministerpräsident machen mitten im Ort des Geschehens, mitten in all diesem Leid Witze, kichern und lachen.
In vielen Ortschaften ist weiterhin das Strom- und Telefonnetz ausgefallen. Durch das Unwetter sind viele Straßen im Ahrtal weiterhin gesperrt oder nicht mehr befahrbar. Etliche Häuser sind verwüstet, schwer beschädigt, manche völlig eingestürzt. Manche Menschen haben fast all ihr Hab und Gut über Nacht verloren, und der deutsche Bundespräsident und der nordrheinwestfälische Ministerpräsident machen mitten im Ort des Geschehens, mitten in all diesem Leid Witze, kichern und lachen.
Für das Gebiet rund um die Steinbachtalsperre besteht weiterhin Überflutungsgefahr. Die Bezirksregierung Köln teilte mit, dass der Absperrdamm an der Steinbachtalsperre noch versagen könnte. Große Teile des Damms seien durch Überströmung weggebrochen, gleichzeitig laste ein enorm hoher Druck auf dem Damm. Die Gefahr ist noch nicht gebannt (!) und der deutsche Bundespräsident und der nordrheinwestfälische Ministerpräsident machen mitten im Ort des Geschehens, mitten in all diesem Leid Witze, kichern und lachen.
Im südlich von Köln gelegenen Erftstadt hat die über die Ufer getretene Erft zahlreiche Häuser unterspült und brachte diese ganz oder teilweise zum Einsturz. Es kam zu Erosionen, wodurch größere Bodenbereiche völlig wegbrachen und der deutsche Bundespräsident und der nordrheinwestfälische Ministerpräsident machen mitten im Ort des Geschehens, mitten in all diesem Leid Witze, kichern und lachen.
Viele Menschen werden noch immer vermisst, mindestens vier Feuerwehrleute sind bei den Hochwassereinsätzen in Nordrhein-Westfalen gestorben und der deutsche Bundespräsident und der nordrheinwestfälische Ministerpräsident machen mitten im Ort des Geschehens, mitten in all diesem Leid Witze, kichern und lachen.
Wie soll man sich von solchen Leuten repräsentiert fühlen? Die zwei wären besser weg geblieben.
Und hätten Sie Anstand, würden beide zurücktreten, Steinmeier als Bundespräsident und Laschet als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, vor allem aber als Unions-Kanzlerkandidat. Denn beide haben nicht das Format, unser Land an solch herausgehobenen Stellen zu repräsentieren.
Die unfassbare Sequenz in bewegten Bildern
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